von Ulrich Bähr
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Mit dem „Reisebüchlein“ von Jörg Gail von 1563 liegt uns das erste umfangreiche Buch vor, das Reiserouten durch ganz Europa aufzählt. Es liefert detaillierte Hinweise auf alte Wege und ist eine wichtige Quelle für Ortsnamen-Belege. Auch durch den Landkreis Fürstenfeldbruck und seine Nachbargemeinden führten Wege des „Reisebüchleins“.
-
Jörg Gails Raißbüchlin
Dokumentation der Wege, die im Reisebüchlein von Jörg Gail von 1563 beschrieben sind und den Raum Fürstenfeldbruck berühren.

Abbildung 1 [Erstellt mit Dall-E/Bing nach einem Prompt von Ulrich Bähr. CC BY-SA]
Das Raißbüchlin
Itinerare
Die Welt ist groß und wer nur gelegentlich reist, geht darin schnell verloren. Und wenn man nicht genau weiß, wie weit man in eine andere Stadt unterwegs ist, kann man schlecht planen.
Also hat es schon mindestens seit den Römern Itinerare gegeben. Das sind Stationenverzeichnisse auf dem Weg von A nach B, meist auch mit Angaben über die Distanzen zwischen den Stationen.

Abbildung 2 Itinerar des Münchner Verkehrsverbundes – graphisch aufbereitet [Stand 2023]
Römische Itinerare
Für das Gebiet des Landkreises Fürstenfeldbruck sind zwei römische Itinerare relevant:
- Das graphisch aufbereitete Itinerar, das uns als „Tabula Peutingeriana“ überliefert ist. Tatsächlich sind dort nur die Stationen 86150 Augsburg und 82131 Gauting in der Nähe des Landkreises Fürstenfeldbruck. Die Römerstraße durch Schöngeising wird darin nicht erwähnt.
- Das “Itinerarium Provinciarum Antonini Augusti”, das immerhin die Route Isinisca (85653 Großhelfendorf oder 82041 Deisenhofen?), Ambre (82296 Schöngeising) und Augusta Vindelicum (86150 Augsburg) enthält.
Mittelalterliche Itinerare
Die meisten Itinerare des Mittelalters waren handschriftliche Gebrauchs-Listen. Sie zerfledderten auf den Reisen und wurden irgendwann weggeworfen. Ganz selten haben sich Pilger-Itinerare erhalten für die Wege nach Rom, Santiago oder diversen näher liegenden Wallfahrtsorten.
Später kamen Itinerare auf, die mehrere Routen sammelten und sich auch an Handelsreisende richteten:
- Zweite Hälfte 14. Jahrhundert: Brügger Itinerar
- 1500 / 1501: Straßenkarten von Erhard Etzlaub mit sehr wenigen Routen
Abbildung 3 Etzlaub: Romwegkarte, ca. 1500 – hier ist die Karte noch nicht als Straßennetz dargestellt, Bayerische Staatsbibliothek,
[CC BY-NC-SA 4.0]
- 1563: Jörg Gail: „Ein neuwes nützliches Raißbüchlin“, Augsburg[1]
- nach 1563: Hans Rogels Augsburger Meilenscheibe basiert weitgehend auf Angaben von Gails Raißbüchlin
Jörg Gail
Jörg Gail wurde zwischen 1520 und 1528 geboren – vermutlich während sein Landsknecht-Vater von Schlacht zu Schlacht zog. So lernte er schon früh Europa kennen. Später betrieb er eine private Rechen-Schule und arbeitete als Notar. Finanziell war er wohl vor allem in späteren Jahren knapp bei Kasse – da half ihm sein populäres „Raißbüchlein“ offenbar nicht ausreichend. 1584 starb er in Augsburg. Er wurde also nur 56 bis 64 Jahre alt.
Jörg Gails Raißbüchlin
Beschreibung
Das Itinerar von Jörg Gail von 1563 besteht aus 272 Seiten.
Der Titel lautet:
„Ein newes nützliches Raißbuechlin der fürnemesten Land unnd Stett. Durch mich Joerg Gail Burger zue Augspurg in truck verfertiget.
Mit Roe.Kay.May.Privilegia in zehen Jaren nit nachzuetrucken.“
Es enthält 283 bedruckte Seiten in einem sehr kleinen, reisefreundlichen Format von etwa 11,5 x 8 cm.
Die angegebenen 161 Routen und 2400 Etappenorte decken grob das ehemalige Heilige Römische Reich der Stauferzeit ab: Von der Südspitze Italiens bis nach Stockholm und Moskau.

Abbildung 4 Titelblatt von Jörg Gails Raißbüchlin mit Bildnis Kaiser Ferdinand I.
Meilenangaben
Jörg Gail verwendet meist „thüt Meyl“ (also Deutsche Meilen). Für die Deutsche Meile wird im 19. Jahrhundert 7,532,5 km/Meile angegeben. Andererseits saß der Autor Jörg Gail in Baiern, wo vor 1811 die „Bayerische Meile“ (7,414975 km/Meile) verwendet wurde. In den Tabellen in diesem Text wird die Bayerische Meile angenommen. Welche Meile Jörg Gail tatsächlich verwendet hat, ist vermutlich müßig zu diskutieren, da die Längenmessung sicherlich ohnehin nicht derart genau war.
Gelegentlich weist Jörg Gail auch „Welsche Meilen“ aus. Zu Welschen Meilen liest man leider sehr viele Umrechnungsfaktoren[2]. Zum Beispiel, daß 4 – 5 Welsche Meilen einer deutschen Meile entsprächen (also 1,5 bis 1,9 km/Welsche Meile).
Paläographie
Schriftarten
Das Titelblatt ist für die Zeit eher schmucklos. Ein Portrait des Kaisers verdeutlicht noch einmal das erlangte 10jährige Urheberrechts-Privileg.
Das Buch verwendet nur zwei Schriften, die sich nur in der Größe unterscheiden. Es ist eine schlichte Fraktura. Die Vielfalt der Typenvarianten läßt vermuten, daß das Buch von Hand geschrieben wurde und so gestochen wurde. „K“ und „R“ sind schwer zu unterscheiden.
Das Silbenend-„s“ verwendet Gail kaum. Fast alle „s“ sind das lange „s“: ƒ
Es kommt auch das scharfe „ß“ vor. Bei den Großbuchstaben sehen wir auch das kursive .
Etwas verwirrend ist das Druckbild von . Die ersten drei Buchstaben lassen sich eindeutig als „Bar“ lesen. Der vierte Buchstabe ist eigentlich eine Form des „r“. Warum dann aber zwei unterschiedliche Formen des „r“ aufeinanderfolgen und ob mit diesem Wort tatsächlich der heutige Ort „Paar“ gemeint ist, ist unklar.
Gelegentlich wurde die Druckplatte nicht ausreichend mit Farbe eingestrichen und es gibt Fehlstellen.
Zahlen
Die arabischen Ziffern sind sehr gut lesbar. Sie entsprechen völlig unseren modernen Ziffern.
½
½ wird durch die übereinander gestellten Ziffern „1“ und „2“ dargestellt (ohne Bruchstrich dazwischen). Das ist ein wenig unglücklich, da manchmal nicht klar ist, welcher Zeile diese Ziffern zuzuordnen sind.
Strecken, die den Raum Fürstenfeldbruck berühren
Strecken
Druckblatt |
Originalroutenname |
Strecke in diesem Text |
3r – 4 |
Von Augspurg gen Inßpruckh |
Augsburg-Innsbruck |
7 |
Von Augspurg gen München und Saltzburg |
Augsburg-Salzburg |
8 – 8r |
Von Augspurg gen Landtshüt |
Augsburg-Landshut |
9r – 10 |
Von Augspurg gen Kopfstain in Bayrn |
Augsburg-Kufstein |
11r – 13 |
Von Wien gen Augspurg |
Wien-Augsburg |
Die Strecke Augsburg-Salzburg
Faksimile[3]

Abbildung 5 Druckblatt 7 mit der Route “Von Augspurg gen München und Salzburg”
Route
Von diesem Ort |
Zugeordnet |
Meilen laut Gail |
|
|
|
zu Fuß |
Delta |
Augspurg |
86150 Augsburg |
|
|
|
| ||
D Mitelsteten |
82293 Mittelstetten |
2 |
( |
14,8 |
km) |
23km |
-55% |
M Bruck |
82256 Fürstenfeldbruck |
3 |
( |
22,2 |
km) |
16km |
28% |
S München |
80331 München-Marienplatz |
4 |
( |
29,7 |
km) |
27km |
9% |
D Zorneting |
85604 Zorneding |
1 |
( |
7,4 |
km) |
20km |
-170% |
D Ebersperg |
85560 Ebersberg |
3 |
( |
22,2 |
km) |
12km |
46% |
S Wasserpurg |
83512 Wasserburg a.Inn |
3 |
( |
22,2 |
km) |
23km |
-3% |
Alten marcke |
83352 Altenmarkt a.d.Alz |
3 |
( |
22,2 |
km) |
28km |
-26% |
Wagin |
83329 Waging a. See |
3 |
( |
22,2 |
km) |
19km |
15% |
Prethausen |
83395 Brodhausen (Freilassing) |
1 |
( |
7,4 |
km) |
21km |
-183% |
S Saltzburg |
A-5020 Salzburg |
4 |
( |
29,7 |
km) |
10km |
66% |
Summa thüt Meyl |
Summe |
27 |
( |
200,2 |
km) |
199,0 |
1 % |
Bewertung der Strecke
Die angegebenen Etappen lassen sich in jeweils ½ bis 1 Tag gut bewältigen. Die klassische Tagesetappe war für Fußgänger ohne Gepäck 25 – 40 km pro Tag. Tatsächlich scheint Gail den Reitweg zu beschreiben, wo Tagesetappen von 50 km möglich waren.
Die Gesamtstrecke gibt Gail mit 27 Meilen (200 km) an, was frappierend nahe an die tatsächliche Gesamtdistanz von 199 km herankommt. Eigenartigerweise werden die Einzeletappen sehr ungenau angegeben. Möglicherweise lagen die klassischen Herbergen nur in der Nähe der angegebenen Orte – hier wurde die Ortsmittelpunkte als Etappenenden herangezogen.
Die Route bis München entspricht der von „Augsburg-Kufstein“.
Vergleich mit Rogels Meilenscheibe
Der Augsburger Hans Rogel[4] publizierte – auch mit Hilfe von Jörg Gails Raißbüchlin – die Augsburger Meilenscheibe. Aus Platzgründen mußte er oft Etappenorte auslassen gegenüber den Routen von Jörg Gail. Nicht so bei dieser Route Augsburg-Salzburg. Hier ist Rogel detaillreicher: Zwischen Augsburg und München gibt Rogel 7 zusätzliche Etappenorte an.
Und es gibt an einer Stelle eine klare Routenabweichung: Rogels Route führt nicht über Mittelstetten.

Abbildung 6 Wegweiser aus der Zeit der Ersterwähnungen von Friedberg, Hügelhart und Rederzhausen um 1200 [Ulrich Bähr, Lizenz CC BY-SA]
Mittelstetten oder Vogach?

Abbildung 7 Radwegweiser südöstlich von Ottmaring [Ulrich Bähr, CC BY-SA]
Gail gibt eine Route über Mittelstetten an, während Rogel Vogach als Etappenziel angibt. Wir wissen bislang nicht wirklich, wie die frühneuzeitlichen Routen verlaufen sind. So läßt z. B. die knappe Etappenangabe Augsburg-Ottmarin bei Rogel einige Fragen offen.
- Es kann sein, daß Gail und Rogel die selbe Route beschreiben. Immerhin dürfte Augsburg-München für die beiden Augsburger Bürger eine wohlbekannte Strecke gewesen sein, die sie gut kannten.
Dann wäre eine Route über Kissing-Ried-Tegernbach-Mittelstetten-Glon-Vogach-Unterschweinbach denkbar.
Allerdings ist in der Uraufnahme zwischen Mittelstetten und Glon nur ansatzweise eine Straße ausmachbar. Und eigentlich wäre es kürzer über Ried-Baindlkirch-Vogach zu gehen. Letztlich führt Gail die Route jedoch über Fürstenfeldbruck und nicht – wie Rogel – über Maisach. - Wahrscheinlicher ist, daß Gail den „Hufschlag“[5] nach Jakob Groß[6] beschreibt, während Rogel den „Gangsteig“ nach Jakob Groß darlegt. Ob Gail dann also auch eine Route über Kissing im Sinn hatte, wissen wir nicht.
Abbildung 8 Gelb-Orange die Strecke Augsburg-München nach der Rogelschen Meilenscheibe.
Rot der Hufschlag nach Jakob Groß.
Grün die Verbindung Mittelstetten-Vogach.
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]
Die „Hufschlag“- und „Gangsteig“-Routen berührten sich aber offenbar zwischen Ried und Baindlkirch bei einem Flurstück mit dem treffenden Namen „Straßfelder“.

Abbildung 9 Uraufnahme mit dem Flurstück “Straßfelder” zwischen Ried und Baindlkirch
Gelb-Orange die Strecke Augsburg-München nach der Rogelschen Meilenscheibe.
Rot der Hufschlag nach Jörg Gail und Jakob Groß.
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]
Die Strecke Augsburg-Innsbruck über Mittenwald[7]
Faksimile[8]

Route
Die Buchstaben vor den Orten stehen für „S“tadt, „D“orf, „M“arkt und „K“loster.
Diese Strecke ist die ehemalige römische VIA RAETIA und war im Mittelalter die wichtigste Verbindung zwischen Augsburg und Venedig. Zudem hatten die Fugger in Innsbruck eine Faktorei. Um 1500 gewann die Kesselbergstraße an Bedeutung – dafür nahm der Verkehr zu dem neuen Kloster Seefeld zu. 1487 bis 1679 fand der „Bozener Markt“ in Mittenwald statt, der natürlich für zusätzlichen Verkehr sorgte.
Von diesem Ort |
Zugeordnet |
Ist die Entfernung laut Gail |
|
|
|
Laut Google-Maps [km] |
|
Delta |
tatsächliche Meilen | |
Augspurg |
86150 Augsburg |
|
|
|
| |||||
Stadel ain ainödin |
86836 Schwabstadl (Obermeitingen |
4 |
( |
29,7 |
km) |
27,0 |
km |
9% |
3,6 |
-10% |
S Landtsperg |
86899 Landsberg a.Lech |
2 |
( |
14,8 |
km) |
12,5 |
km |
16% |
1,7 |
-19% |
D Leder |
86925 Leeder (Fuchstal) |
2 |
( |
14,8 |
km) |
15,1 |
km |
-2% |
2,0 |
2% |
S Schongaw |
86596 Schongau |
2 |
( |
14,8 |
km) |
15,8 |
km |
-7% |
2,1 |
6% |
K RotenbFch |
82401 Rottenbuch |
1,5 |
( |
11,1 |
km) |
13,0 |
km |
-17% |
1,8 |
14% |
D Soya |
82435 Bayersoien |
0,5 |
( |
3,7 |
km) |
5,3 |
km |
-43% |
0,7 |
30% |
D Amberg |
82487 Oberammergau |
2 |
( |
14,8 |
km) |
13,6 |
km |
8% |
1,8 |
-9% |
K Eethal |
82488 Ettal |
1 |
( |
7,4 |
km) |
4,7 |
km |
37% |
0,6 |
-58% |
M Parthakirch |
82467 Partenkirchen |
1 |
( |
7,4 |
km) |
12,0 |
km |
-62% |
1,6 |
38% |
M Mitewald |
82481 Mittenwald |
3 |
( |
22,2 |
km) |
17,6 |
km |
21% |
2,4 |
-26% |
Seefeld ein weiler[9] |
A-6100 Seefeld in Tirol |
2 |
( |
14,8 |
km) |
15,5 |
km |
-5% |
2,1 |
4% |
D Zierl |
A-6170 Zirl |
1 |
( |
7,4 |
km) |
9,7 |
km |
-31% |
1,3 |
24% |
S Inßpruckh |
A-6010 Innsbruck |
2 |
( |
14,8 |
km) |
13,4 |
km |
10% |
1,8 |
-11% |
Summa thuet Meyl: |
Summe |
24 |
( |
178,0 |
km) |
175,2 |
km |
2% |
23,6 |
-2% |
Bewertung der Route
Die Gesamtlänge wird frappierend genau angegeben. Die Teilstrecken müßte man noch genau auf der Karte untersuchen. Vermutlich sind die Segementenden nicht in jedem Fall in der Ortsmitte. Wir sehen hier jedenfalls sowohl zu kurz angegebene Teilstrecken, als auch zu hoch angegeben Teilstrecken.
Die Strecke Augsburg-Kufstein
Faksimile[10]

Route
Die Buchstaben vor den Orten stehen für „S“tadt, „D“orf, „M“arkt und „K“loster.
Die Route entspricht zu Beginn der Route „Augsburg-Salzburg“.
Von diesem Ort |
Zugeordnet |
Ist die Entfernung laut Gail |
|
|
|
Laut Google-Maps [km] |
|
Delta |
tatsächliche Meilen | |
Augspurg |
86150 Augsburg |
-10% | ||||||||
D Mittelstetten |
82293 Mittelstetten |
2,0 |
( |
14,8 |
km) |
23,2 |
km |
36% |
3,1 |
-19% |
M Bruckh |
82256 Fürstenfeldbruck |
3,0 |
( |
22,2 |
km) |
16,2 |
km |
-37% |
2,2 |
2% |
S München |
80331 München |
4,0 |
( |
29,7 |
km) |
27,6 |
km |
-7% |
3,7 |
6% |
Beiß |
85653 Peiß (Aying) |
3,0 |
( |
22,2 |
km) |
25,6 |
km |
13% |
3,5 |
14% |
Feldtkirch |
83620 Feldkirchen(-Westerham) |
2,0 |
( |
14,8 |
km) |
8,3 |
km |
-79% |
1,1 |
30% |
Aybling |
83043 Bad Aibling |
1,0 |
( |
7,4 |
km) |
13,4 |
km |
45% |
1,8 |
-9% |
S Roßenhaim[11] |
83022 Rosenheim |
1,0 |
( |
7,4 |
km) |
9,3 |
km |
20% |
1,3 |
-58% |
Vischbach |
83126 Flintsbach a.Inn |
2,0 |
( |
14,8 |
km) |
16,8 |
km |
12% |
2,3 |
38% |
S Kopfstain[12] |
A-6330 Kufstein |
2,0 |
( |
14,8 |
km) |
18,2 |
km |
19% |
2,5 |
-26% |
Summa Meyl: |
Summe |
20 |
( |
148,3 |
km) |
158,6 |
km |
-7% |
21,4 |
-2% |
Bewertung der Route
Die Gesamtlänge wird sehr genau angegeben. Die Teilstrecken müßte man noch genau auf der Karte untersuchen. Vermutlich sind die Segementenden nicht in jedem Fall in der Ortsmitte. Wir sehen hier jedenfalls sowohl zu kurz angegebene Teilstrecken, als auch zu hoch angegeben Teilstrecken.
Die Route bis München entspricht der von „Augsburg-Salzburg“.
Die Strecke Augsburg-Landshut
Faksimile[13]

Route
Von diesem Ort |
Zugeordnet |
Ist die Entfernung laut Gail |
|
|
|
Laut Google-Maps [km] |
|
Delta |
tatsächliche Meilen |
Augspurg |
86150 Augsburg | ||||||||
Fridberg |
86316 Friedberg |
1 |
( |
7,4 |
km) |
7,8 |
km |
5% |
1,1 |
Pars |
86316 Paar (Friedberg) |
0,5 |
( |
3,7 |
km) |
4,2 |
km |
12% |
0,6 |
Zeydelbach |
85250 Unterzeitlbach (Altomünster) |
2 |
( |
14,8 |
km) |
19,7 |
km |
25% |
2,7 |
Innerßdorff |
85229 Markt Indersdorf |
0,5 |
( |
3,7 |
km) |
10,4 |
km |
64% |
1,4 |
Kamerberg |
85777 Kammerberg (Fahrenzhausen) |
0,5 |
( |
3,7 |
km) |
12,0 |
km |
69% |
1,6 |
Krantzsperg |
85402 Kranzberg |
0,5 |
( |
3,7 |
km) |
9,5 |
km |
61% |
1,3 |
Freysing |
85354 Freising |
1 |
( |
7,4 |
km) |
10,1 |
km |
27% |
1,4 |
Mospurg |
85368 Moosburg a.d.Isar |
3 |
( |
22,2 |
km) |
17,4 |
km |
-28% |
2,3 |
Landtshüt |
84028 Landshut |
3 |
( |
22,2 |
km) |
19,6 |
km |
-13% |
2,6 |
Summa Meyl: |
Summe |
12 |
89,0 |
km) |
110,7 |
km |
-24% |
14,9 |
Bewertung der Route
Der erste Teil der Route entspricht der Strecke „Wien-Augsburg“. Einzig Heretshausen fehlt hier im Itinerar.
Eigenartigerweise gibt Gail hier für identische Segmente abweichende Meilenangaben an: Kammerberg-Markt Indersdorf ist hier z. B. 1 Meile, während das selbe Segment nach Wien nur ½ Meile sein soll.

Die Strecke Wien-Augsburg
Faksimile

Route[14]
Von diesem Ort |
Zugeordnet |
Meilen laut Gail |
zu Fuß |
Delta | |||
Wien |
A-1210 Wien-Floridsdorf[15] | ||||||
D Enngersdorff |
A-2102 Klein-Engersdorf[16] |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
11,0 |
33% |
S Kar Neuburg |
A-3400 Klosterneuburg |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
7,1 |
-4% |
M Stockhera |
A-2000 Stockerau |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
15,2 |
2% |
D Haußleüten |
A-3464 Hausleiten |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
9,5 |
22% |
D Apstorff |
A-3462 Absdorf |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
10,6 |
30% |
? Granenwerde |
A-3484 Grafenwörth |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
16,8 |
12% |
S Khrembs |
A-3500 Krems an der Donau |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
14,6 |
49% |
S Stain |
A-3500 Stein an der Donau |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
2,0 |
-271% |
D Dürnstain |
A-3601 Dürnstein |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
5,6 |
-32% |
M Weissen kirchen |
A-3610 Weißenkirchen in der Wachau |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
5,5 |
-35% |
D Spitz |
A-3620 Spitz |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
5,3 |
-40% |
D Agspach |
A-3641 Aggsbach Markt |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
8,0 |
7% |
D Em[..]storff |
A-3644 Emmersdorf an der Donau |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
8,0 |
7% |
Marbach |
A-3671 Marbach an der Donau |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
14,6 |
-2% |
M Bsenbug |
A-3680 Persenbeug |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
6,8 |
-9% |
S Grein |
A-4360 Grein |
3 |
( |
22,2 |
km ) |
19,7 |
-13% |
Uber ain Wald die Spergga genannt |
A-4352 Sperken (?) | ||||||
S Berg |
A-4320 Perg |
3 |
( |
22,2 |
km ) |
20,0 |
-11% |
S Mchausen |
A-4310 Mauthausen |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
9,8 |
24% |
S Linntz |
A-4010 Linz |
3 |
( |
22,2 |
km ) |
21,3 |
-4% |
Aickhofen |
A-4072 Alkoven |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
16,4 |
10% |
M Defertingen |
A-4070 Eferding |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
7,7 |
4% |
D Waldkirchen |
A-4730 Waizenkirchen (?) |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
13,5 |
-10% |
M Beurbach |
A-4722 Peuerbach |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
7,6 |
2% |
Sant Wilpoldt |
A-4762 St. Willibald |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
7,1 |
-4% |
D Sigartingen |
A-4771 Sigharting |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
8,2 |
10% |
Taufkirchen |
A-4775 Taufkirchen an der Pram |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
11,5 |
36% |
S Schrding |
A-4780 Schärding |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
11,5 |
36% |
Rothof |
94086 Rotthof (Bad Griesbach im Rottal) |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
10,6 |
30% |
Karchhaim |
94086 Karpfham (Bad Griesbach) (?) |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
8,5 |
13% |
S Pfarrkirchen |
84347 Pfarrkirchen |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
21,2 |
30% |
M Eggenfelden |
84307 Eggenfelden |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
15,0 |
1% |
M Gnckhofen |
84140 Gankofen |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
17,1 |
13% |
M Vilßbiburg |
84137 Vilsbiburg |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
17,5 |
15% |
M Geiselhausen |
84144 Geisenhausen |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
8,2 |
10% |
S Lanndtsht |
84028 Landshut |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
12,8 |
42% |
S Mospurg |
85368 Moosburg a.d.Isar |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
19,6 |
24% |
S Freising |
85354 Freising |
2 |
( |
14,8 |
km ) |
17,4 |
15% |
D Crantßsperg |
85402 Kranzberg |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
10,1 |
27% |
D Kamerberg |
85777 Kammerberg (Fahrenzhausen) |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
9,5 |
22% |
D Innerstorff |
85229 Markt Indersdorf |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
12 |
38% |
D Zeidelbach / Zeidibach[17] |
85250 Unterzeitlbach[18] (Altomünster) |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
10,4 |
29% |
D Heretzhausen |
86559 Heretshausen[19] (Adelzhausen) |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
10,4 |
29% |
D Barr[20] |
86316 Paar (Friedberg) [21] |
1,5 |
( |
11,1 |
km ) |
9,3 |
-20% |
S Fridberg[22] |
86316 Friedberg |
0,5 |
( |
3,7 |
km ) |
4,2 |
12% |
S Augspurg |
86150 Augsburg |
1 |
( |
7,4 |
km ) |
7,8 |
5% |
Summa thuet Meil: |
Summe |
62 |
( |
460 |
km) |
522 |
12% |
Bewertung der Strecke
Gail rundet offensichtlich alle Teilstrecken ab. Die Meilenangabe im Raster von 0,5 Meilen ist ohnehin recht grob. Es wirkt, als ob er die Nachkommastellen einfach streicht und nicht auf die nächste halbe Meile rundet.
Darüberhinaus gibt es Meilenangaben, bei denen Gail nicht einmal bis zur nächsten ½ Meile abrundet: Karpfham-Pfarrkirchen wäre 2,9 Meilen und er gibt 2 Meilen an. Geisenhausen-Landshut wäre 1,7 Meilen und er gibt nur 1 Meile an. Oberzeitbach-Friedberg wäre 2,1 Meilen und er gibt nur 1 Meile an. (Wobei die Angaben nahe an Augsburg ohnehin fehlerhaft zu sein scheinen.)
Das führt dazu, daß Gail alleine im deutschen Streckenanteil 5,7 Meilen (42,2 km) zu wenig angibt. Das ist eine ganze Tagesetappe und beeinträchtigt die Reiseplanung durchaus.

Abbildung 10 Die Route Wien-Augsburg nach Jörg Gail [Google-Maps, GeoBasis DE/BKG]
Klosterneudorf paßt gar nicht in die Route. Möglicherweise meint es die Donaustelle, wo Klosterneuburg auf der anderen Donauseite zu sehen ist. Ansonsten bleibt die Route auf der linken Donauseite und quert die Donau erst in Linz. Bei Linz (Donau), Schärding (Isar) und Kranzber (Amper) fallen jeweils zackenartige Abweichungen von der direkten Linie auf – man mußte ganz offensichtlich einen Umweg gehen bis zur geeigneten Brücke. Offenbar gestattete die Geographie aber keine direkten Wege zu den Brücken. Das ist ein Phänomen, das man bereits bei römischen Flußübergängen beobachten kann (PONS AENI am Inn, Baierbrunn/Grünwald an der Isar).
Die alternative Routenführung wäre über München-Mühldorf-Braunau-Wels-St. Pölten gegangen. Das könnte darauf hindeuten, daß sich die Route über Linz schon etabliert hat, ehe München bedeutsam wurde.
Literatur
Groß, Jakob. Chronik von Fürstenfeldbruck. Fürstenfeldbruck: J. B. Miller, 1877. https://books.google.de/books?id=qLAtYJIXO-gC&hl=de.
Herbert Krüger. „Oberdeutsche Meilenscheiben des 16. und 17. Jahrhunderts als strassengeschichtliche Quellen“. Jahrbuch für fränkische Landesforschung, 1963.
Krüger, Herbert. Das älteste deutsche Routenhandbuch: Jörg Gails „Raissbüchlin“. Graz: Akadem. Druck- u. Verlagsanst, 1974.
Reitzenstein, Wolf-Armin. Lexikon bayerischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung; Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz. München: Beck, 2006.
Krüger, Das älteste deutsche Routenhandbuch. ↑
Es ist nicht einmal sicher, ob die „Welsche Meile“ mit der „milliare italicum“ identisch ist. ↑
Krüger, Das älteste deutsche Routenhandbuch, 363 Druckblatt 7. ↑
Herbert Krüger, „Oberdeutsche Meilenscheiben des 16. und 17. Jahrhunderts als strassengeschichtliche Quellen“. ↑
https://geschichte-ffb.de/jakob-gross-alte-strassen ↑
Groß, Chronik von Fürstenfeldbruck. ↑
Krüger, Das älteste deutsche Routenhandbuch, 48 Faksimile S. 361. Druckblatt 3r – 4. ↑
Krüger, 361. ↑
Der „Weiler“ hatte seit 1332 das Niederlagsrecht und ein Ballenhaus. Am Südende des Dorfes befand sich der Zoll – das dürfte das Segmentende sein. ↑
Krüger, Das älteste deutsche Routenhandbuch, 46 Faksimile Seite 364, Druck-Blatt 9r f. ↑
Die Schreibweise läßt die Rösser anklingen, von denen der Ortsname teilweise abgeleitet wird. Reitzenstein, Lexikon bayerischer Ortsnamen, 234. führt ihn aber auf die Person „Roso“ oder auf die Rose zurück. ↑
Der Ort wurde womöglich noch /kchopfstein/ gesprochen. Womöglich war diese Schreibweise damals aber bereits antiquiert. Sie geht wohl auf ahd. „chuofa“ (Faß) und „stein“ (für den Felsrücken, der heute noch „Kopfstoa“ heißt) ↑
Krüger, Das älteste deutsche Routenhandbuch, 363 Druckblatt 8 und 8r. ↑
In Krüger, 365. als Faksimile abgedruckt (Blatt 11 ff.) „Von Wien gen Augspurg“ – wurde aber nicht als Tabelle erfaßt ↑
Um 1500 wurde bei Floridsdorf eine Donaubrücke gebaut (Taborbrücke). Das würde sich anbieten als Segmentende für Wien. ↑
Über Klein-Engersdorf ergibt die Route nur Sinn, wenn der Startort am Ostrand Wiens war. ↑
Die Oberlängen fehlen im Druck teilweise. Gail druckt im Stile eines „Schusterjungen“ am Seitenende ein Teilwort des Beginns der Folgeseite. Der „Schusterjunge“ lautet hier „Zeidel-„ Die Folgeseite beginnt dagegen mit „Zeidibach“ (wegen der teilweise fehlenden Druckfarbe könnte es auch „Zeidlbach“ heißen.) ↑
Es käme auch Oberzeitlbach in Frage. ↑
Die Distanz zwischen Paar-St. Baptist und Heretshausen St. Laurentius beträgt 9,3 km. Tatsächlich würden die Meilenangaben besser harmonieren, wenn das Segementende in 86453 Zieglbach (Dasing) wäre anstelle von Heretshausen. ↑
Für den Fluß „Paar“ gibt es bis 1295 Belege für die Schreibung mit Doppel-r: „aput fluvium Parram“ bzw. „Parr“ [ Reitzenstein, Lexikon bayerischer Ortsnamen, 203.] Somit könnte mit dem „Barr“ hier tatsächlich „Paar“ gemeint sein. ↑
Von Harthausen bis Augsburg gibt Gail 4 Meilen an (29,5 km). Tatsächlich sind es aber nur 1,5 Meilen (genauer: 12,7 km). Ganz offensichtlich gibt Gail hier 2,5 Meilen zu viel an. Selbst wenn man die Zeile mit dem unerklärlichen Dorf „Barr“ streichen würde, käme man noch auf 2,5 Meilen (18 km). Irgendwo wäre dann noch eine Meile zu viel angegeben. Die Meilenangaben von Freising bis Harthausen passen ganz gut – da kann man die Segementenden nicht wirklich um 18,5 km verschieben. ↑
Die Entfernung von etwa einer Meile zeigt, daß mit „Fridberg“ tatsächlich die Stadtmitte gemeint war. Andererseits wäre die Distanz zwischen Paar-St. Baptist und Friedbergs Kirche Herrgottsruh exakt 4,2 km (ab dem Friedbergs Osttor wären es 5,0 km). Das spräche für den Osten Friedbergs als Segmentende. ↑