Der Artikel
trägt eine Fülle von Informationen über die Geschwindigkeit des Reisens in alter Zeit zusammen. Tatsächlich setzen Angaben über Reisezeiten erst mit den alten Griechen und Römern ein. Da ist aber nie ganz sicher, welche Routen gewählt wurden für die angegebenen Reisezeiten. Daher sind alle frühen Angaben mit großer Vorsicht zu genießen. Ich entnehme diesem Text nur die Normalreisezeiten. In Ausnahmefällen war natürlich immer auch ein Vielfaches möglich (wie z. B. beim ersten Marathonläufer oder bei Kurieren mit 235 km/Tag).
Fazit
Abgesehen von Schiffen oder Flößen stromabwärts konnte kein Verkehrsmittel Lasten so weit pro Tag transportieren, wie ein Fußgänger. Ein Ochse konnte zwar fast dreimal so viel transportieren – er brauchte aber auch doppelt so lang. Wägen mit Zugtier waren genauso langsam, wie ein Saumtier – dafür schafften sie noch mehr Kilogramm. Aber Wägen benötigten befestigte Wege.
Damit waren Fußgänger ganz klar die Preis-Leistungs-Gewinner.
Und Fußwege waren somit bis zum Bau der Eisenbahn durchaus bedeutsame Lastenrouten.
Eisenzeit
(Bei diesen Angaben ist nicht ganz klar, ob es nur um die keltische (somit Spät-Hallstatt oder Latène) oder auch um die römische Eisenzeit geht.)
Verkehrsmittel | Geschwindigkeit pro Arbeitstag [km/h] | Tagesstrecke [km] | maximale Last [kg] |
Pferd im Gespann | 4 – 5 | 20 | 200 |
Pferd als Saumtier | 4 – 5 | 20 – 30 | 100 |
Ochs im Gespann | 2 – 3 | 15 | 300 |
Ochs als Saumtier | 3 | 15 | 120 |
Esel im Gespann | 4 | 15 | 100 |
Esel als Saumtier | 4 | 20 – 25 | 60 – 70 |
Maultier im Gespann | 5 | 30 | 150 |
Maultier als Saumtier | 5 – 6 | 30 – 40 | 100 |
Mensch zu Fuß | 4 – 5 | 25 – 40 | 50 |
Reitpferd | 6 – 9 | 35 – 50 | 0 |
Reitpferd (Kurierpost im 19. Jhr.) | 12 | 250 | 0 |
Schiff – stromabwärts | 12 | 60 – 180 | je nach Größe |
Schiff – stromaufwärts | 2 – 3 | 15 – 20 | je nach Größe |
Römisches Reich
Fortbewegung | km/Tag |
Zivilist zu Fuß ohne Last | 30 – 37 |
Militär mit 20 kg Ausrüstung | 30 – 37 |
Im Wagen | 35 |
Reitender Kurier | 60 – 80 |
Frachtverkehr in der Flußschiffahrt abwärts | 50 – 60 |
Frachtverkehr in der Flußschiffahrt aufwärts | 15 – 17 |
Mittelalter
Fortbewegung | km/Tag |
Zivilist zu Fuß ohne Last | 25 – 40 |
Militär mit 20 kg Ausrüstung | |
Im Wagen | 30 – 45 |
Laufender Kurier | 50 – 65 |
Reitender Kurier | 50 – 80 |
Frachtverkehr in der Flußschiffahrt abwärts | 100 |
Frachtverkehr in der Flußschiffahrt aufwärts | 10 |
Frühe Neuzeit
Fortbewegung | km/Stunde |
Zivilist zu Fuß ohne Last | |
Militär mit 20 kg Ausrüstung | |
Im Wagen | 7,4 |
Laufender Kurier | |
Reitender Kurier | 13 |
Frachtverkehr in der Flußschiffahrt abwärts | |
Frachtverkehr in der Flußschiffahrt aufwärts |
Ein paar Eckdaten
Reitende Boten schafften über die Jahrtausende immer nur etwa 15 km/h. Alle 15 – 25 km mußte immer das Pferd gewechselt werden.
Ausgebaute Fußwege steigern die Geschwindigkeit (nur) um 60 % von 3 auf 5 Stundenkilometer. Gepflasterte Wege können die Geschwindigkeit sogar senken. Gepflegte, ausgebaute Wege waren vor allem für die Wägen wichtig, weil der Rollwiderstand dadurch deutlich sinkt. Spätestens ab der Latènezeit (450 v. Chr. bis Christi Geburt) waren ausgebaute Wege vermutlich der Normalfall in der Ebene. Im Gebirge gab es vermutlich ausschließlich Fußpfade.
Bei der Betrachtung von Entfernungen werden in archäologischen Artikeln offenbar oft Luftlinie-Entfernungen genannt. Tatsächlich müssen Straßen oft große Umwege um Sümpfe, Seen und Berge nehmen. Auch die Flüsse mäandrierten ständig anders (und früher noch mehr), was die Flußkilometer schwer meßbar macht. Zudem werden die Originalquellen nicht immer korrekt zitiert, was zu beträchtlich abweichenden Transportwegen führt.
Die Leistungsfähigkeit der Zugtiere ist kaum abzuschätzen: Rinder waren früher bedeutend kleiner und wieviel ein römisches Pferd tragen konnte ist schwer zu sagen.
Stundenleistungen darf man nicht einfach hochrechnen. Ochsen können überhaupt nur 5 Stunden am Tag laufen. Mittelalterliche Reiter legten nach 5 – 6 Reisetagen immer einen Erholungstag ein. Auch die römische Infanterie pausierte jeden vierten Tag. Römische Soldaten machten zudem nach jeder Marschstunde 10 Minuten Pause.
Erst ab der Römerzeit wird ein organisiertes Netz von Wechselstationen vorausgesetzt. Das gestattet es mehrere Tagesetappen eines Tieres in Folge zu absolvieren. So steigt die Reisegeschwindigkeit. Da es aber für die vorrömischen Gallier/Kelten auch Berichte über sehr schnelle Kuriertransporte gibt, scheinen die Kelten auch schon eine solche Organisation gehabt zu haben.
Im Winter und Frühjahr waren die Zugtiere schlecht ernährt und die Wege matschig. Das bremste den Transport vermutlich deutlich.