Hohlwege vermessen – Praxistest

Im Januar wurde in diesem Blog das Verfahren von Bernd Hofmann vorgestellt, um die ursprüngliche Breite eines Hohlweges zu ermitteln.

Wie bewährt sich das Verfahren in der Praxis? Bernd Hofmann ist mit einer Teleskopstange und Wasserwaage unterwegs. Hier dagegen genügten ein 11 cm langer Laserentfernungsmesser und zwei Zollstöcke.

Verfahren, um Hohlwege mit dem Laserpointer zu vermessen

Zuerst wird das Laub und die vermoderte Schicht darunter an einer Stelle des Bodens zur Seite geschoben. Recht bald kommt ziemlich fester Boden, der nicht angekratzt wurde.

Abgeschobener Boden über dem Grund eines Hohlweges

In diesem Fall war die Moder-Laub-Schicht 11 cm dick.

Auf den Hohlweggrund stellt man einen Zollstock auf, so daß man 20 cm über Grund anpeilen kann.

Dann wird in der Schräge der linken Hohlwegflanke auch das Laub weggeschoben (dessen Schicht hier deutlich dünner war) ungefähr 20 cm über dem Hohlwegboden – also sehr weit unten. Dieser Hohlweghang kann recht unregelmäßig sein (in einem Fall befand sich ein altes Kaninchenloch unter dem Laub). Um das auszugleichen, kann man einen Stab auf die freigeschobene Erde legen (dessen Dicke man bei der späteren Messung natürlich wieder abziehen muß).

Linke Hangseite freigeschoben und mit Stab belegt.

Dann auf der rechten Hohlwegseite auch das Laub abschieben, um eine Auflagefläche für den Laserpointer zu schaffen.

Rechte Hangseite freigeschoben

Ggf. muß man nun noch einige Blätter und Äste entfernen, damit der Laserstrahl freie Schußbahn hat.

Nun bringt man den Laserpointer an der rechten Hohlwegflanke in eine waagrechte Position (was diese Geräte gut anzeigen) und zielt mit dem Laser auf den Zollstock. Mit etwas Rauf- und Runterrutschen am Hang findet man die Position, an der der Laserstrahl waagrecht auf die 20-cm-Markierung des Zollstocks trifft. Jetzt zielt man knapp am Zollstock vorbei auf die linke Hohlwegflanke (falls vorhanden auf die dort abgelegte Holzleiste). Auf dem Display sieht man die Hohlwegbreite in 20 cm Höhe.

Laserpointer an rechter Hohlwegflanke 0,2 ° abweichend von der Waagrechten

Es hat sich gezeigt, daß man so eine Messung recht gut und zügig alleine durchführen kann (sofern nicht zu viele Stechmücken im Wald sind).

Konkrete Messungen

Bei einer früheren Exkursion wurden die Hohlwege der Römerstraße zwischen Schöngeising und Holzhausen nummeriert:

Hohlwege zwischen Schöngeising und Holzhausen

Beim Hohlweg #1 wurden zwei Messungen durchgeführt (eine am unteren Ende bei einem querliegenden Baum und die zweite etwa auf halber Länge).

Messung Nr.gemessene Breiteursprüngliche Breite
1.11,69 m0,96 m
1.21,84 m1,11 m

Nach der Bernd-Hofmann-Formel war der Hohlweg somit ursprünglich durchschnittlich 1,04 m breit (+- 7 cm). Die Abweichung vom Mittelwert übersteigt deutlich die +-3,5 cm, die Bernd Hofmann als Toleranz der Wagenräder angibt. Die errechnete Breite entspräche einer Palmus-Breite von 13 – 14 und wäre nur für einachsige Karren geeignet, was nur bis 1.200 n. Chr. üblich gewesen sei.

Fazit

Ob sich mit dem Bernd-Hofmann-Verfahren tatsächlich die ursprüngliche Hohlwegbreite ermitteln läßt, kann hier nicht verifiziert werden. In jedem Fall ist es ein praktikables Verfahren, um den aktuellen Zustand eines Hohlwege zu dokumentieren.

Definitiv sollte man noch sehr viel mehr Messungen durchführen. Würde die Annahme von Bernd Hofmann zutreffen, dann müßten alle Messungen an einem einzigen Hohlweg zu mehr oder minder gleichen ursprünglichen Breiten führen. Tatsächlich waren die Hohlwege in den weitgehend waldlosen Zeiten des Mittelalters auch Erosionsrinnen und wurden bei starken Regenfällen ausgewaschen. Das verfälscht die Rechnung natürlich stark.

1 Kommentar zu „Hohlwege vermessen – Praxistest“

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