Wenn man die Jesenwanger Bergstraße aus dem Ort herausfährt, kommt man an den Fuß des “Bergholzes”.
- Heute ist dieser Hang ein Acker.
- Ab 1984 wird er auf den topographischen Karten als Wiese geführt.
- Davor war er Wiese mit etwas Laubwald.
- In der Uraufnahme (1808-1864) war er Mischwald.
In der Uraufnahme ist der Wald streifenweise parzelliert. Er wurde also Ende des 18. Jahrhunderts (wie alle gemeinschaftlichen genutzten Flurstücke) auf die Jesenwanger aufgeteilt. Der Wald war eingezäunt, also diente er wohl auch der Schweinemast. Spannend ist ein Detail:
Warum enden alle Wald-Parzellen an einer Linie?
Die Parzellengrenzen enden alle an einer Linie (hier die rote #1). Das kann mehrere Gründe haben:
- Bei der Aufteilung der Grundstücke wollte man sehr schmale lange Streifen vermeiden. Also hat man querdurch einen Linie gezogen. So konnte man breitere Parzellen oberhalb und unterhalb der Linie vergeben.
- Die Parzellengrenzenlinie war damals ein Weg.
Was spricht dafür, daß die rote Linie #1 ein Weg war?
- Im Reliefbild sieht man knapp oberhalb der roten Linie #1 einen parallelen Schatten. Das könnte der Rest eines Weggrabens sein – allerdings müßte er sehr sehr flach sein, da man im BayernAtlas keine Vertiefung nachmessen kann.
- Es gibt zwei weitere Parzellengrenzen (#2 und #3), die im gleichen Winkel liegen und in etwa eine Fortsetzung von Linie #1 sein könnten (aber nicht exakt).
- Auf alten Luftbildern kann man eine Linie erkennen (#5), die von einem ehemaligen Weg herrühren könnte. Die Linie endet am Grundstück der heutigen Bergstraße 6 (damals das unbebaute Grundstück Nr. 30).
Wenn man diese Linie #5 linear fortführt, dann landet man exakt an der Kreuzung Bergstraße/Erlbachstraße. Die Häuser entlang der Bergstraße sind etwas entfernt von der Kirche – vielleicht sind sie neuer und wurden über einen ehemaligen Weg gebaut?
Es wäre also möglich, daß früher ein Weg durch die “Bergäcker” ging (#5, orange) und dort auf einen Weg durch das Bergholz stieß (#1, rot).
Was spricht dagegen, daß die rote Linie #1 ein Weg war?
Letztlich läuft die rote Linie #1 Richtung Moorenweis. Aber es gibt alternative Wege nach Moorenweis – wozu bräuchte es dann den roten Weg #1?
- Auf der Uraufnahme ist ein Fußweg eingezeichnet (oberste Karte: grün). Anfangs folgt er dem Erlenbach, dann klickt er leicht nach Nord-West. Beim Franzbauer knickt er nach Süd-West Richtung Albertshofen. Ab da führt er südwärts nach Moorenweis.
- Im Positionsblatt von 1860 ist ein Weg/Fußweg in das Wildmoos eingezeichnet (#6); im Wildmoos sieht man ihn auch auf der Reliefkarte (grün). In seiner gedachten Fortsetzung liegt eine Grundstücksgrenze westlich des Wildmooses. Noch ein Stück weiter gedanklich fortgesetzt beginnt ein Fußweg nach Moorenweis, der tatsächlich auf der Karte eingezeichnet ist (und auf einer Karte von 1904 noch vermerkt ist).
In der Karte oben sieht man auch, daß die Nordgrenze des Wäldchens östlich von Moorenweis in etwa eine Verlängerung des roten Weges #1 sein könnte.
Könnten alle diese möglichen Wege existiert haben?
Es wäre möglich, daß der rote Weg #1 älter ist und später durch den Fußweg #6 – #9 und/oder den grünen Fußweg ersetzt wurde. Vielleicht wurden sie auch zu unterschiedlichen Witterungsverhältnissen genutzt. Allen hypothetischen Wegen gemein ist, daß sie am Nordrand der heutigen Bebauungsgrenze von Moorenweis auf den Ort treffen. Diese Flächen wurden aber erst in den 1980er Jahren bebaut. Eigentlich scheinen die Wege also nördlich an Moorenweis vorbei zu führen und auf Weißenzell (St. Margareth) zuzulaufen (das ist nördlich von Eismerszell).