(Artikel von Ulrich Bähr und Christa Liebert)
1 Wegkreuze und Altwege
Man liest immer wieder die Aussage, dass Wegkreuze ein Hinweis auf Altwege sein können. Die Wegkreuze seien gerne an Wegkreuzungen aufgestellt worden oder unter großen Bäumen, die schon von weitem einen Weg markierten. Nachdem der Weg aufgelassen wurde, habe man die Wegkreuze weiter gepflegt. So würden sie an frühere Wege erinnern.
Diese These sollte man durchaus in jedem Ort überprüfen. In 85235 Ebersried (Pfaffenhofen a. d. Glonn) wurde dies gemacht mit dem Ergebnis:
- Ein Wegkreuz wird durchaus bei Bedarf versetzt. Somit ist es ein schlechter Hinweis auf Altwege.
- Die Wegkreuze in Ebersried hatten nichts mit Weggabelungen zu tun. Sie dienten durchweg der Erinnerung an ein Unglück oder dem Entkommen von einem Unglück.
2 Die Wegkreuze bei Ebersried
Zwischen 85235 Bayerzell (Pfaffenhofen a. d. Glonn) und 82281 Weyhern (Egenhofen) sind diese Wegkreuze bekannt:
- Spotznkreuz
- Landmannkreuz
- Kaltenbacherkreuz
Zudem gibt es noch diese Kapellen
- St. Nepomuk an der Glonn-Brücke zu Weyhern aus dem Jahr 1736
- St. Christopherus zwischen Egenburg und Weitenried aus dem Jahr 2007
2.1 Das Spotznkreuz
Ein Gerücht im Ort besagt, dass dieses Wegkreuz den ehemaligen Standort des Galgens markiert. Dem ist nicht so. Der Galgenstandort konnte an einer ganz anderen Stelle nachgewiesen werden.


[Quelle: Google-MyMaps 2021 GeoBasis-DE/BKG, GeoContent Maxar Technologies]
Aufsteller: Hof #14 von Ebersried „Spatz“.
Grund für das Kreuz: Womöglich gab es dort einen landwirtschaftlichen Unfall mit den Pferden [1].
Material: Korpus aus Holz, geschnitzt, dreinaglig, Lendenschurz in Kette gesteckt. Kreuz aus Holz. Gehäuse aus Holz, rautenförmig mit Blechdach (?).
Beschriftung: „INRI“
Standort: Das Kreuz stand ursprünglich etwas weiter nördlich an einem Fußweg zwischen Bayerzell und Ebersried, der in der Flurbereinigung aufgelöst wurde.
2.2 Das Landmannkreuz
Aufsteller: Familie Landmann vom Hof #21 von Weitenried „Kaltenbacher“
Grund für das Kreuz: Erinnerung an den am 05.07.1834 ermordeten Bauern Johann Landmann. Er wurde auf dem Heimweg von der Gaststätte Weyhern erschlagen [2]. Er war 7 Jahre vorher in einem erbitterten Rechtsstreit mit der Hofmark Weyhern verwickelt, den er verlor.
Material: Korpus: Eisen, dreinaglig, Lendenschurz umwickelt den ganzen Körper. Kreuz: Schmiedeeisen. Kein Gehäuse. Sockel aus Beton.
Beschriftung: Zur Erinnerung Fam. Landmann Oberkaltenbach


[Quelle: Google-MyMaps 2021 GeoBasis-DE/BKG, GeoContent Maxar Technologies]
2.3 Kaltenbacher-Kreuz
Aufsteller: Kaspar und Maria Staffler vom Hof #21 von Weitenried „Kaltenbacher“
Grund für das Kreuz: Dank für die glückliche Heimkehr der Söhne aus dem 1. Weltkrieg.
Material: Korpus: Eisen auf Metallplatte, dreinaglig, Lendenschurz umwickelt den ganzen Körper. Kreuz: nur angedeutet in Metallplatte. Gehäuse: Stein mit klassizistischen Säulen auf Steinsockel.
Beschriftung: Errichtet von Kaspar u. Maria Staffler
Oekonomenseheleute von Kaltenbach aus Dankbarkeit zu Gott für die glückliche Heimkehr unserer fünf Söhne aus dem Weltkrieg 1914/18
Staffler Johann Untffz.19.b.FeldArt.RgtsBtlr.
Kaspar Gefr.26.b.Inf.Rgt.2Kp.
Josef Gefr.z. B.Inf.Rgt.3.M.G.Kp.
Stephan Sold.4.b.FeldArt.Rgt.3.Bttr.
Franz Sold.1.b.Flieg.Ers.Abtlg

[1] Mündliche Aussage von Frau Rosa Hofner im Jahr 2021
[2] Notarielles Schreiben an den Freyherrn v. Lotzbeck in Weyhern, 1829. Privatbesitz Theresia Huber, geb. Staffler und Erben in der Staffler-Familie