Ein Artikel
Margarethe Kirchmayr: Prähistorische Wege und transalpine Verkehrsverbindungen in Nordtirol – Beispiele und methodische Grundlagen; in: Werner Zanier (Hrsg.): Kulturwandel um Christi Geburt, Band 2; C.H.Beck-Verlag, München, 2019.
bietet ganz interessante Gedanken, die auch die Altwege im Landkreis Fürstenfeldbruck betreffen können. Denn die Wege von Italien durch Tirol setzen sich ja nach Norden fort und unser Landkreis war definitiv dicht besiedelt mit Kelten.
Begriffsdefinition
Nach M. Kirchmayr ist ein Altweg oder eine \”überregionale Verkehrsverbindung\” nur ein Altweg, wenn er archäologisch nachweisbar ist. [Ein Strich auf einer alten Karte reicht also nicht.]
Erstaunlicherweise lassen sich aber tatsächlich einige alte Wege Nordtirols archäologisch festmachen und auch datieren.
Beispiel: A-6414 Mieming
In Mieming (gleich hinter der Zugspitze im Inntal) wurden 80 Meter mit kleinen Kieseln gepflasterte, mit Karren befahrbare Straße freigelegt, die auf die eisenzeitliche Späthallstatt/Frühlatène-Zeit datiert wurde [also keltisch rund um 450 v. Chr.]. Der Straßenrand war durch große Steinblöcke markiert. Unter der Straße lag vermutlich eine ältere Straße – wahrscheinlich aus der bronzezeitlichen Urnenfelderzeit (1.300 – 800 v. Chr.).
[Im Landkreis FFB gelten die Grabhügel als späthallstattzeitlich. Die Latènezeit ist eher von Flachgräbern geprägt. Die Siedlungen waren in dieser Phase verstreut und klein. Erst danach kamen die großen Städte (\”oppida\”), wie in Manching auf. Auch die Viereckschanzen kamen erst in der späten Latènezeit auf.]
Weitere Beispiele
Zeitgleiche ähnlich aufgebaute Straßen fanden sich auch an anderen Orten (wenn auch nicht immer gleich deutlich in ihrer Funktion deutbar):
- I-38023 Cles/Trentino,
- A-6405 Pfaffenhofen (-Hörtenberg),
- A-6330 Kufstein (-Festungsberg),
- A-6092 Birgitz (-Hohe Birga),
- A-6065 Thaur,
- I-39042 Rosslauf-Brixen,
- D-91171 Großhöbing (Greding)
Viel Güterverkehr oder wenig?
Diese Späthallstadt/Frühlatène-Zeit gilt als geprägt von etruskischer und griechischer Importware, weshalb man wohl in der Vergangenheit auch passende Transportwege konstruiert hat ohne sie wirklich belegen zu können. M. Kirchmayr vermutet deutlich weniger Importe, da die meisten \”griechischen\” Vasen nördlich der Alpen vor Ort fabrizierte Nachbauten seinen. Trotz meint M. Kirchmayr mit ihrer umfassender Fundzusammenstellung nachweisen zu können, daß es damals einen regen transalpinen Güterverkehr gab.
[Die Karte wirkt vertraut. Die römischen und (vermutlichen) baiovarischen Trassen sahen ziemlich gleich aus. Auch hier zeigt sich der Verdacht, daß die römischen Straßen Befestigungen/ Wiederherstellungen von ursprünglich keltischen/wenn nicht älteren Straßen waren.]
Methoden der Altwegeforschung
Die vermuteten Trassen der Altwege wurden wiederholt mit Metalldetektoren abgegangen (übrigens auch durch Heimatforscher), wodurch typische Wegbegleitfunde ans Licht kamen (Naben- und Stockringe, Achsnägel). Datieren läßt sich mit solchen Funden ein Weg üblicherweise nicht genau – aber sie unterstützen den vermuteten Trassenverlauf. Die Trasse im oberen Loisachtal bei Ehrwald konnte so geklärt werden. Da die Masse des Fundgutes Hallstatt/Frühlatènezeit war, kann man vermuten, daß diese Straße damals oft begangen wurde.
Die Pflasterung in Mieming wurde durch eine geomagnetische Messung als Teil einer Straße erkannt.
Und natürlich wurde gegraben.