Römerstraßen

Es gibt einen Artikel, der den Bau der Römerstraßen in unserem Raum in seiner zeitlichen Abfolge untersucht. Zudem gibt er Anregungen, wo weitere Römerstraßen und römische Siedlungen liegen könnten:

Bernd Steidl: Einige Aspekte zur Verkehrsinfrastruktur und zu den Vici in Raetien; in: Römische Vici und Verkehrsinfrastruktur in Raetien und Noricum. Colloquium Bedaium Seebruck, 26.-28. März 2015. Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 15 (München 2016) 68-83.

Steidl stellt fest: RAETIA, in dem unser Landkreis Fürstenfeldbruck liegt, war für die Römer unbedeutend. Es war einfach nur Fläche, die es mit Straßen zu überbrücken galt [S. 69].

  • Straßenbauphase: 15 v. Chr. bahnte Drusus (und vor allem seine Soldaten) die VIA AUGUSTA durch die Alpen und RAETIA bis nach Martbreit bei Mainz.
  • Ausbauphase: 46/47 n. Chr. baute Claudius die Trasse aus und verlängerte sie. Ab da heißt sie VIA CLAUDIA AUGUSTA

Straßenbauphase 15 v. Chr.

Zumindest in Asbach-Bäumenheim (nördlich von Augsburg) und Schöngeising konnte gezeigt werden, daß die Straße als Erdpiste angelegt war. Man konnte dort die Spurrillen in der Erde unter der späteren Kiesdecke nachweisen. [Wobei es spannend wäre zu hören, wie die Archäologen die Spurrillen einer römischen Piste zuweisen konnte und eine keltische Piste ausschließen konnten.] Straßengräben fand man keine – die konnten aber verloren gegangen sein.

Die Piste Augsburg-Schöngeising-Salzburg wurde womöglich auch zu dieser Zeit angelegt. Das Fälldatum des ältesten gefundenen Brückenholzes dort ist von 14 – 6 v. Chr. Gräbchen mit 4 Meter Abstand sprechen für eine entsprechend breite Piste.

Ausbauphase 46/47 n. Chr.

Unter Claudius wurde in Asbach-Bäumenheim auf die Erdpiste ein 5,5 Meter breiter Kiesdamm geschaufelt.
Im Lermoos bei Biberwier wurde die Strecke verlegt und mit Holzlagen (von 46 n. Chr.) mit Kiesdecke befestigt.

Auf die Piste Augsburg-Schöngeising-Salzburg wurde ein 7,10 Meter (24 römische Fuß) breiter Kiesdamm geschaufelt. Die zweitältesten Brückenhölzer von Schöngeising haben ein Fälldatum von 30 – 50 n. Chr. – daher könnte der Kiesdamm zusammen mit dieser Ausbauphase gekommen sein.

Ziele der Straßen

In der Straßenbauphase planten die Römer noch ganz Germanien bis zur Elbe zu einer römischen Provinz zu machen. Die Donau war nur ein lästiger, querliegender Fluß, den es zu überwinden galt. Steidl geht daher fest davon aus, daß man in Zukunft die Raststationen der Fortsetzung der VIA AUGUSTA über Augsburg hinaus zur Donau bei Burghöfe und weiter bis Marktbreit finden wird [S. 71].

Auch die Straße Bregenz-Gauting müßte nach Steidl eine Verlängerung über Gauting hinaus gehabt haben: durch die Garchinger Heide (mit ihren vielen kaiserzeitlichen Fundstellen), weiter durch den Regensburger Raum, die Cham-Further-Senke nach Südwestböhmen [S. 72]. [Diese Trasse berührt den Landkreis Fürstenfeldbruck nicht.]

Zum Vergleich die in einem Blog-Beitrag zu Rosemarie Schwarz genannten Römerstraßen. Quelle: Google Maps, GeoBasis-DE/BKG, 2020

[Tatsächlich findet man bis heute keine anerkannten Bodendenkmäler, die eine Römerstraße durch die Garchinger Heide belegen können. Quer dazu zeigt der BayernAtlas eine “Isartal”-Römerstraße von Markt-Indersdorf, Biberbach, Neufahrn bei Freising, Attaching, Riegerau, Gaden, Langenpreising, entlang der Isar bis Osterhofen an der Donaumündung. Diese Straße verläuft aber nördlich von Eching und damit nicht mehr in der Garchinger Heide. (Die Isartal-Römerstraße verläuft also gerade nördlich des Landkreises Fürstenfeldbruck.) Leider ist Steidls Argumentation hier etwas spekulativ: Aus einer Entfernungsangabe aus römischer Zeit: 200 Meilen “von den Alpenpässen zum böhmischen Marbodreich” schließt er, daß diese Straße zwingend durch RAETIA verlaufen sein muß, da man auf dem Gebiet des NORICUM als Alternativroute bislang keine römischen Funde gemacht habe.]

Die von Bernd Steidl erwähnten Römerstraßen (und weitere):
rosa die Via Augusta über Epfach-Augsburg, die er bis Burghöfe und weiter verlängert vermutet
orange die Strecke Kempten-Augsburg, die er bis an die Donau verlängert vermutet
rot die Strecke Bregenz-Epfach-Andechs-Gauting, die er über die Garchinger Heide und die Donau bis nach Bähmen verlängert vermutet
grün die Strecke Augsburg-Schöngeising-Gauting.
blau die Strecke Gauting-Salzburg
gelb die „Isartal-Römerstraße“ über Friedberg-Adelzhausen-Markt Indersdorf-Neufahrn-Attaching-Riegerau-Langenpreising-Osterhofen-Donau
[Quelle: Bernd Steidl: Einige Aspekte zur Verkehrsinfrastruktur und zu den Vici in Raetien]

(Regensburg)-Neuburg-Augsburg-(Innsbruck)

Für die Römerstraße Neuburg-Augsburg hat R. H. Seitz offenbar vorgeschlagen, daß die Römerstraße bei 86574 Petersdorf einen Haken nach Westen schlug, um bei 86447 Todtenweis-Sand die Lechterrasse herabsteigt zu den vielen Nord-Süd-Straßen entlang des Lechs dort. Steidl schlägt nun vor, daß die Trasse bei 86574 Petersdorf einfach der alten Neuburg-Augsburg-Straße (die auf der Uraufnahme zu sehen ist) über 86444 Katzenthal, 86444 Affing bis 86444 Miedering folgt. Weiter über das Mittler Moos, bei der “Steinernen Furth” über den Mühlbach und dann irgendwie nach Lechhausen. Einziger Beleg für diese vorgeschlagene Wegeführung ist allerdings die spätere Existenz einer Straße (die allerdings nicht über Miedering führte, sondern über 86444 Aulzhausen (Affing) und 86444 Bergen (Affing) und 86444 Mühlhausen (Affing). Diese Streckenführung würde auch gut den Meilenangaben auf zwei gefundenen Meilensteinen passen [wobei man den kilometerweit verschleppten Meilensteinen prinzipiell auf jeder Trasse “korrekt” ihre ursprünglichen Orte zuweisen kann].

Die Formulierungen auf den Meilensteine sprächen für eine Bauzeit von 195 oder 215 n. Chr.. Acht derartige Meilensteine sind zwischen Regensburg, Nassenfels, Augsburg, Kempten, Innsbruck erhalten. Damit wäre die Straße deutlich jünger, als die Strecken der “Ausbauphase” – oder die Meilensteine stammen nur von einer grundlegenden Straßenrenovierung.

Womöglich viel mehr römische Orte in RAETIA

Am flachen Land abseits der Donau sind kaum römische Orte (Vici) bekannt. Steidl geht davon aus, daß sie bloß noch nicht gefunden wurden, da die Bevölkerung in Südraetien konservativer war. Daher baute sie mit Holz “prähistorisch anmutende Pfostenbauten”. Östlich der Linie Ingolstadt-Ammersee kommen fast gar keine Steinbauten mehr vor. [Diese gedachte Linie teilt den Landkreis Fürstenfeldbruck.] Basierend auf den Funden des Flurbegehers R. Gans kartiert Steidl Fundkonzentrationen, die er als Siedlungen (Vici) und Einzelgehöfte deutet mit Wegen dazwischen. Verstreute Grabungen scheinen diese Deutung als Vici zu unterstützen: Pfostenlöcher und Dachziegel.

Steidl geht davon aus, daß auch in RAETIA an einer Straße alle 12 km (= 8 mp = 1 Tagesreise mit dem Ochsenkarren) ein Rasthaus (mit Siedlung) stand. Das hieße alleine schon an den bekannten Hauptstraßen südlich der Donau 260 Siedlungen, wovon aber erst ein Viertel gefunden wäre.

1 Kommentar zu „Römerstraßen“

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