Immer wieder trifft man noch auf die alten Wegweiser.
In dem Artikel
Andrea Heinzeller: Der Ausbau der Fernstraße zwischen Partenkirchen und Mittenwald zu einer Chaussee; in: Hans-Dirk Joosten, Christoph Kürzeder (Hsg.): Via Claudia – Stationen einer Straße; Schriften des Freilichtmuseums des Bezirks Oberbayern in der Glentleiten, Nr. 24, Großweil, 2000
ist sogar eine detaillierte Bauanleitung abgedruckt, wie solche Wegweiser früher zu bauen seien:
Wegweiser in Schöngeising
Die Beschriftungen lauten:
- [5] Ueber Schöngeising & Mauern nach Etterschlag & Seefeld
Sie muß also nördlich von Schöngeising gestanden haben. Zum Beispiel in Landsberied oder Bruck. - [6] Ueber Wildenroth nach Grafrath und Inning
Sie muß also nördlich bzw. nordöstlich von Wildenroth gestanden haben. Zum Beispiel in Landsberied oder Schöngeising
Der gemeinsame Aufstellort und die ähnliche Machart sprechen für eine ursprünglich gemeinsame Montage auf einer Säule. Sie könnte in Landsberied gestanden haben. Das wäre dann hier gewesen (eigentlich gibt es für die Karten ein Symbol für “Wegweiser” – das taucht aber nicht einmal bei Bruck in den Karten auf. Offenbar hat man die Wegweiser nicht erfaßt in den Karten.):
Der oben wiedergegebene Wegweiser entspricht der Bauanleitung nicht ganz: Die Säule ist anders aufgebaut und die beiden “Tafeln” hätten nicht so modular zusammengesteckt werden können. Man erkennt noch Bruchkanten an den Mitten der Schmalseiten – womöglich waren hier früher die Hülsen einer “mittleren Tafel eines dreiarmigen Wegweisers”. Als der Besitzer den Wegweiser vor seinem Haus aufstellte hat er die Tafeln dann womöglich angeschweißt.
Die Schrift ist jeweils gegossen – individuell für jeden Wegweiser. Soweit erkennbar ist immer die Vorder- und die Rückseite beschriftet. Solche Tafeln haben auch ein enormes Gewicht. Ganz offensichtlich verursachte jeder Wegweiser hohe Herstellkosten. Heute haben viele dieser Tafeln an Wertschätzung verloren.
Weitere Wegweiser in Schöngeising
Der Vater eines Schöngeisingers hat diese zwei Tafeln gerettet. Sie sind offensichtlich nahe der Befestigung am Mast gebrochen, wo vermutlich die größten Kräfte wirken. Daher kann die Originalbefestigung nicht mehr untersucht werden.
Die Beschriftungen lauten:
- [7] nach Bruck
- [8] Zum Bahnhof nach Bruck und Landsberied
Für den ursprünglichen Standort würden zwei Orte gut passen:
- vor dem (mittlerweile geschlossenen) Gasthof zur Post in Schöngeising. [7] würde dann die “Brucker Straße” bezeichnen
- am Abzweig der Rothschwaiger Str. von der Bahnhofstr. [7] würde dann die Rothschwaiger Str. bezeichnen.
Leider wird aus den Karten der Uraufnahme nicht klar, was jeweils Staatsstraßen sind. Diese Art Wegweiser wurde ja nur für Staatsstraßen genutzt (und nicht für die Vicinalstraßen, unseren heutigen Kreisstraßen). Der Begriff “Staatsstraße” existiert nicht einmal in der Legende der Uraufnahme.
Der Wegweiser der Furthmühle
In der Furthmühle ist ein Wegweiser mit 4 gut erhaltenen Tafeln aufgestellt:
Diese Wegweisertafeln entsprechen exakt der Bauanleitung von 1881. Die Beschriftungen lauten
- [1] Ueber die Furtmühle nach Odelzhausen
(obere Tafel eines zweiarmigen Wegweisers.)
Sie muß also südwestlich der Furthmühle gestanden haben. Zum Beispiel in Egenhofen. - [2] Ueber Osterholzen nach Wenigmünchen
(untere Tafel eines zweiarmigen Wegweisers.)
Sie muß also nordwestlich von Osterholzen gestanden haben. Zum Beispiel in Egenhofen. - [3] Ueber Aufkirchen & Maisach nach Bruck
(obere Tafel eines dreiarmigen Wegweisers)
Sie muß also nordwestlich von Aufkirchen gestanden haben. Zum Beispiel in Egenhofen. - [4] Ueber Oberweikertshofen und Wenigmünchen nach Einsbach & Rottbach
(untere Tafel eines dreiarmigen Wegweisers)
Das beschreibt einen rechten Zickzackkurs oder hat man hier gleich zwei Routen auf einmal beschreiben: Über Oberweikertshofen nach Rottbach und über Wenigmünchen nach Einsbach? Ein möglicher Standort des Wegweisers könnte aber Egenhofen gewesen sein.
Ganz offensichtlich konnten die Tafeln nicht wie in der Furthmühle aufgestellt montiert gewesen sein. (Geschickter wäre es, wenn [1] und [2] auf gleicher Höhe montiert würden und [3] und [4] wiederum auf gleicher Höhe mit einer Zwischenhülse für die fehlende Mitteltafel.)
Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, daß diese 4 Tafeln ursprünglich tatsächlich zusammen auf einer weiß-blau geringelten Säule montiert waren. Und zwar hier:
Die Ortstafel der Furthmühle
In der Furthmühle steht auch noch dieses Schild:
Für diese “Ortschaftstafeln” gibt es ein Symbol in der Legende der Uraufnahme. Aber (natürlich) ist auf der Karte keines eingezeichnet.
Wegweiser erfassen!
Wenn man rekonstruieren will, wo ein alter Wegweiser stand, kommt man öfter in\’s Stutzen: Zwischen den genannten Orten gab es damals eigentlich nur einen Feldweg, also ist der Umweg über ein paar andere Dörfer früher doch bedeutsamer gewesen und vermutlich sogar eine Staatsstraße gewesen, die das Land Bayern unterhalten mußte. Man gewinnt also schon ein paar Erkenntnisse durch diese Wegweiser. Deshalb:
Erfaßt und meldet die noch verbliebenen Wegweiser im Landkreis!!!
Photographiert sie! Schickt E-Mails an die Altwegegruppe! Schreibt ein paar Sätze zu jedem Wegweiser! Das sind Zeitzeugen, die in manchen Kellern womöglich bereits auf dem Altmetallhaufen liegen.