von Ulrich Bähr. Fußend auf der Vorlesung von Dr. v. Reitzenstein.
Zusammenfassung
Anleitung
Diese Anleitung soll Heimatforschern helfen bairische Ortsnamen auf ihre ursprüngliche Bedeutung zurückzuführen und die Entwicklung der Ortsnamen nachvollziehen zu können.Wie entwickelt sich ein Ortsname vom Althochdeutschen bis heute? Was bedeutet der Ortsname?
Vorlesung als Grundlage
Diese Anleitung basiert auf der nicht-autorisierten und erweiterten Mitschrift einer Übung von Dr. Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein an der LMU im Wintersemester 2023/2024.
Abbildung Dr. Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein bei der Feier seines 100. Semesters an der Ludwig-Maximilians-Universität München am 16.01.2024
Wichtiger Hinweis
In diesem Text werden einige Sonderzeichen wiedergegeben, wie sie früher in Urkunden verwendet wurden (z. B. ein “e” über einem “a”). Leider fehlen die in der HTML-Ausgabe. Klicken Sie also besser auf das PDF-Symbol weiter oben und lesen den Text in seiner vollständigen PDF-Version!
Methode
Vorgehen
Um den Ortsnamen korrekt zu deuten, sollte man so vorgehen:
- Viele Belege aus alten Urkunden sammeln und auflisten.
Erst in der Gesamtschau kann man erkennen, wie sich der Ortsname entwickelt hat. Für jeden Beleg ist festzuhalten:- Ist es eine spätere Kopie, bei der ggf. moderne Wortformen verwendet wurden? Von wann ist also das Original und von wann die Kopie?
- Wo wurde der Beleg geschrieben? Urkunden, die bei weit entfernten Reichstagen geschrieben wurde, stammen womöglich von dortigen Schreibern und verwenden die dortigen Sprachformen.
Abbildung Kartei mit je einer Karteikarte für sehr viele Orte Bayerns von Dr. Frhr. v. Reitzenstein. Idealerweise sammeln Sie pro Ort etliche Belege unterschiedlichster Quellen.
- Falls römische Bodendenkmäler (Römerstraße) in der Nähe liegen, kommen immer auch lateinische oder romanische Namen oder Begriffe in Frage.
Hier helfen auch rätoromanische Wörterbücher weiter. - Mit Hilfe der althochdeutschen und mittelhochdeutschen Grammatik kann man Endungen vom Grundwort trennen und so auf das Grundwort schließen.
- Veränderungen am Ortsnamen über die Zeit kann man ggf. mit den Prinzipien der Ortsnamenveränderungen nachvollziehen. Falls das nicht gelingt, sollte man genauer hinschauen.
- Bei Personennamen schlägt man in Förstemann nach. Eigentlich müsste man dazu noch wissen:
Ist es ein Wort im a-Stamm, o-Stamm etc.?
Ist es ein stark oder schwach gebeugter Name? - Insbesondere wenn man keine frühen Belege hat, hilft die heutige mundartliche Aussprache. Wenn dort z. B. ein /oa/-Diphthong vorkommt, dann deutet das auf ein „frühes ai“ im Namen.
Auf gar keinen Fall kann man immer von der heutigen Schreibung eines Ortsnamens auf die ursprüngliche Bedeutung schließen. Selbst heute gleich lautende Ortsnamen können von völlig unterschiedlichen ursprünglichen Ortsnamen abstammen.
Lexikon
In jedem Fall sollte man prüfen, ob der gesuchte Ortsname nicht bereits enthalten ist im
„Lexikon bayerischer Ortsnamen“ von Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein, C.H.Beck-Verlag, München, 2006.
Auflistung
Für jeden Ortsnamen immer erfassen:
- Älteste Form
- Grundwort und Bestimmungswort der ältesten Form mit seinen Erklärungen
- Spätere Belege (jeweils natürlich mit genauer Quellenangabe)
Begriffe
Die Namenkunde ist das Ergebnis der Namenforschung.
Mundart
Die Phonetik (Aussprache) der Mundart wird nicht einheitlich notiert.
Das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) wird kaum verwendet. Es ist für Laien auch kaum zu verstehen. Hier wird z. B. der Accent acut (á) für ein helles A verwendet.
Schmeller hat eine eigene Schreibweise (auch mit á für das helle A).
Moderne Bairisch-Forscher verwenden eine an Schmeller angelehnte Schreibweise (allerdings mit dem letztlich falsch eingesetzten à für das helle A).
Den Ort „Rausch“ beschreibt Bernhard Stör beispielsweise auf zwei Weisen: „râoš“ und „ràusch“. Beide Notationen wirken ungewohnt. In IPA würde man das vermutlich als „raòʃ“ notieren.
Sprache
Notation
Notation
Für die Lautung gäbe es die IPA-Lautschrift. Sie ist aber für Laien nicht intuitiv erfassbar.
/…/ Phonem / Aussprache /Lautung
<…> Graphem / Schreibung
> (wird) zu
< entstanden aus
↔ alterniert (wechselt) mit
^ Vokallänge bei Graphemen
: Vokallänge bei Phonemen
* zu Beginn eines Wortenamens nicht historisch belegte, erschlossene Form
Das nhd. Wort „Haus“ wird <Haus> geschrieben und /haus/ gesprochen; es bedeutet ‚Haus’. Sein mhd. Vorläufer hûs wird <hûs> geschrieben und /hu:s/ ausgesprochen.
Abgegangene Orte erhalten ein „†“ vorneweg. Gelistet werden abgegangene Orte immer mit ihrem jüngsten Beleg.
Eine geeignete Windows-Schriftart für die Sonderzeichen ist „Mediaevum“, die man hier herunterladen kann: https://web.archive.org/web/20160527123344/http://www.mediaevum.de/mhd/mediaev.exe
Schreibung und Lautung
Die Schreiber der alten Urkunden wollten die Aussprache der meist germanischen Ortsnamen mit dem lateinischen Alphabet abbilden. Dazu mussten sie öfter auf Buchstabenkombinationen und Sonderzeichen zurückgreifen. Die hier wiedergegebene Liste[1] soll helfen, die (vermutliche) Aussprache der frühen Ortsnamen zu rekonstruieren. Die Liste zeigt auch, wie überaus bedeutsam es ist, alle Punkte, Linien und Sonderzeichen der Ortsnamenbelege möglichst akkurat wiederzugeben.
Schriftzeichen |
Lautwert |
Schriftzeichen |
Lautwert |
Schriftzeichen |
Lautwert | ||
a |
a |
au |
au |
cz |
ts | ||
â |
au |
d |
d | ||||
ä |
ä |
aw |
au |
e |
e | ||
ä |
a |
aue |
ei |
ai | |||
helles a |
ay |
ai |
eu |
oi | |||
ai |
b |
b |
ew |
oi | |||
ae |
ä |
c |
k |
e |
oi | ||
aî |
ai |
c |
ts |
ey |
ai | ||
ao |
ch |
ch |
gv |
w (angenährt) | |||
Schriftzeichen |
Lautwert |
Schriftzeichen |
Lautwert |
Schriftzeichen |
Lautwert | ||
h |
h |
ow |
ou |
v |
u | ||
h |
ch |
p |
p | ||||
hs |
ks |
pf |
pf |
v |
f | ||
ht |
cht |
ph |
pf |
ue | |||
i |
i |
s |
s |
uo | |||
î |
sc |
sk oder sch |
vu |
w | |||
ie |
sch |
sch |
vv |
fu | |||
ie |
ie |
sh |
sch[2] |
vv |
w | ||
iu |
ü |
t |
t |
w |
w | ||
j |
j |
tz |
ts |
w |
wu | ||
k |
k |
u |
u |
w |
fu | ||
o |
o |
u |
f |
we | |||
ö |
ö |
u |
x |
ks | |||
ö |
ü |
ü |
y |
i | |||
ou |
ue |
ye |
ie | ||||
oe |
ö |
ü |
z |
ts | |||
oi |
uo |
zz |
ss | ||||
oo |
ue |
ue |
Der hier verwendete Lautwert entspricht unserer heutigen Lesart der Zeichen im Deutschen. Hier werden also keine phonetischen Alphabete verwendet, was es Laien stark erleichtert, die Lautung nachzuvollziehen.
Um lange von kurzen Vokalen zu unterscheiden, gilt es nur eines zu beachten: Ein waagrechter Strich auf einem Vokal bedeutet einen langen Vokal.
Vorgängersprachen
Indogermanisch
Um die indogermanische Wurzel zu ermitteln, greift man gerne zu den baltischen Sprachen, weil sie als weitgehend unverändert gelten.
Noch immer maßgeblich ist:
Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, das es auch online gibt:
https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm
In Bayern spielen die indogermanischen Wurzeln fast nur bei Flussnamen eine Rolle.
Keltisch
Das Keltische lässt sich aus den modernen gälischen Sprachen rekonstruieren. Diese gälischen Sprachen wurden erst spät schriftlich fixiert (eigentlich erst das Altirisch im 8./9. Jahrhundert). Wir wissen nicht wirklich, wie die Kelten in Bayern gesprochen haben. Es sind (nur) keltische Personennamen und Ortsnamen überliefert.
Althochdeutsch
Die althochdeutschen Endungen sind wichtig für die Ortsnamenkunde! Denn auch wenn die Ortsnamen oft in lateinischen Urkunden stehen, so wurden sie oft (aber nicht immer) deutsch dekliniert. Wenn eine Endung aber nicht recht zu passen scheint, ist zu prüfen, ob nicht eine lateinische Deklination vorliegt.
Prinzipien der Ortsnamenveränderungen
Konsonanten weglassen und assimilieren
Ein Konsonant wird oft dann entfernt, wenn sich dadurch die Aussprache erleichtert. Oft kommt es dabei gleichzeitig zu Konsonantenveränderungen. Wenn diese Konsonantenveränderung erkennbar beeinflusst ist durch nachfolgende Konsonanten, dann ist es eine „Assimilation“.
Beispiele:
„nd“ „nn“ weil nachfolgend noch ein „n“ folgt
„ndp“ „mp“ das „m“ kann wie das „p“ mit geschlossenen Lippen gesprochen werden.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Prannerstraße |
1360 |
Prandengasse |
heute |
Prannerstr. | ||
„d“ wurde an das nachfolgend „n“ angepasst, indem es selbst zu einem „n“ wurde |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Gumpertshausen |
957 |
Kundpolteshusa |
1313 |
Gumpoltshausen | ||
Die drei Konsonanten in Folge „ndp“ sind schwer zu sprechen und werden durch „mp“ verkürzt. |
Suffix einfügen
Es kam vor, dass im Laufe der Ortsnamensbildung Suffixe an den Wortstamm angefügt wurden. Um den Wortstamm zu finden, müssen Suffixe identifiziert und abgetrennt werden.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Würm |
722 |
uuirm |
wirm |
1056 |
wirmine | |
„Wirmine“ im Genitiv. Nominativ wäre also „wirmina“. Suffix “-in” wurde also eingeschoben. Meist sind das Ableitungen, wobei unklar bleibt, was diese Ableitung hier bedeutete. [Im Ahd. wurden mit -in üblicherweise Feminina gebildet.] |
Vokal runden / labialisieren
Einen vorderen Vokal (i, e, a) mit runden Lippen („Fischmaul“ ) aussprechen. Das verändert die Lautung. Es handelt sich um eine vokale Labialisierung (von lat. labium „Lippe“).
i → ü
e → ö, o
a → dunkles o, wie in Pott
ei eu
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung | |
Oberföhring |
1315 |
Fergen…Niedervergen |
1524 |
Föhring | |||
Thalkirchen |
1268 |
Talkirchen |
1578 |
Dallkürchen | |||
Neudeck |
1430 |
Neideak |
1734 |
neudegg | |||
Föhring: Eine Rundung e → ö Neudeck: <ei> <eu> (offenbar keine neuhochdeutsche Diphtonigierung, da es schon vorher ein Diphthong war) |
Vokale abschwächen bzw. aufhellen
bzw. umlauten
Klassischerweise verändert ein nachfolgender heller Vokal einen vorangehenden dunklen Vokal zu einem helleren Vokal. „Schwache“ Vokale sind also helle Vokale. Das ist eine Form der Assimilation.
u → e
a /helles a/
(Hinweis: a → I kommt auch vor. Das ist dann aber ein anderer Kasus und keine Umlautung.)
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Aubing |
1010 |
Ubingun |
1136 |
Ubingen | ||
Zamdorf |
1022 |
Zamindorf | ||||
Die Dativ-Plural-Endung wurde bei Aubing von „un“ zu „en“ abgeschwächt. Zamdorf kommt vom Personennamen „Zamo“. Das nachfolgende „i“ des Genitiv schwächte das „a“ zu /helles a/. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Möschenfeld |
? |
*maskilinfeld |
maskilinfeld |
819 |
Meskilinfeld |
meskilinfeld |
Der Ortsname kommt vom Personennamen „Maskilo“ (Verkleinerung von „Masko“). Die nachfolgende Genitiv-Endung „-in“ hat das a → e aufgehellt. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Hechendorf (Landkreis Starnberg) |
1116 (Kopie 15. Jhr.) |
Hôhindorf |
hochindorf |
1258 |
Höchendorf | |
Das nachfolgende <i> bewirkte <o> → <ö> |
Vokal entrunden
Verwandt mit dem Aufhellen eines Vokals ist das Entrunden eines Umlauts.
Wort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Müller |
1518 |
Millnerin | ||||
ü → i ist eine Entrundung. |
Konsonant lenisieren
Eine Verweichlichung. Aus Fortis-Konsonant wird Lenis-Konsonant.
t → d
p → b
k → g
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Daglfing |
1524 (Kopie von 1681) |
Täglfing |
taglfing |
1831 |
Daglfing |
daglfing |
Denning |
1200 |
Tenningen |
1352 |
Danning | ||
Thalkirchen |
1268 |
Talkirchen |
1578 |
Dallkürchen | ||
Blutenburg |
1425 |
Blyutenbürg |
Blitenburg |
1433 |
Pluedenberg | |
Straßtrudering |
1517 |
Strastrüchtering |
1620 |
Straßdrattering | ||
Aus t → d. Bei Daglfing eine erstaunlich späte Entwicklung. |
Haplographie
Eine fälschliche Auslassung einer Verdopplung. In einem Wort kommen zwei Buchstaben oder Wortbestandteile hintereinander vor. Irgendwann wurden die Gründe nicht mehr verstanden und man hat es für einen Fehler gehalten und diese „Kopie“ entfernt.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Isar |
vor 3. Jhr. |
*iovis isura |
3. Jhr |
iovisura | ||
Quelle: Itinerarium Antonini. Das doppelte „is“ wurde entfernt, als man den Sinn nicht mehr verstand. |
Affrikata
Definition: Plosivlaut gefolgt von homorganem (im Mundraum benachbarten) Frikativ. Beide Laute werden also an der gleichen Stelle gebildet. Die Laute gehen schleichend ineinander über.
Hochdeutsch:
- [ts] Zahn, In Urkunden auch als „z“ geschrieben – im Gegensatz zur Doppelspirans „zz“, das dem scharfen ß entspricht.
- [tʃ] Matsch,
- [pf] Apfel
(Keine Affrikata: [ps] – da folgt auf das labiale [p] ein alveolares [s], das weiter hinten gebildet wird.)
Keine Affrikata: [ks] – da folgt auf das velare [k] ein alveolares [s], das weiter vorn gebildet wird.)
Zusätzliches Affrikat im Südbairischen und Hoch-/Höchstalemannischen:
- k → kX
Tirolerisch: Das „k“ ist dort grundsätzlich immer /kch/, was als kX notiert wird. Auch im Anlaut kommt hier /kch/: „xannst xommen?“
Im Alemannischen hingegen ist das „k“ oft geschwunden, so dass das Affrikat /ch/ (was als „x“ notiert wird) im Anlaut übriggeblieben ist (/xaʃte/ = /chaschte/ für Kasten)
Hilfreich: https://linguistik.online
Eindeuten
Ein Wort, dessen Herkunft man nicht mehr versteht, wird angepasst an eine vermeintliche Bedeutung.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Bogenhausen |
842 |
Pupinhuson |
1196 |
Pogenhusen | ||
Der Isarbogen unterhalb des Ortes wurde wohl als Ortsnamen-Herkunft vermutet, als man den Personennamen Pupo nicht mehr kanne | ||||||
†Sankt Emmeran |
1269 |
Chunnental |
1391 |
Chünigtal |
/künigtal/ | |
Der Ortsname kommt eigentlich vom Personennamen „Kuno“. Das „ig“ kam vermutlich als Eindeutung von <chunig> (König) in den Ortsnamen. | ||||||
Gasteig in München |
1309 |
daz gastaig |
~1582 |
Gasta | ||
Der Begriff „das Gesteige“ (ahd. gisteigi n.) war spätestens ab 1582 nicht mehr gebräuchlich und deutete einen „gachen Steig“ in den Ortsnamen. |
Palatalisieren
Während des Sprechens hebt man den Zungenrücken Richtung harter Gaumen (Palatalisierung).
Beispiel: Modernes /k/ in Kuh (nicht palatalisiert) und in Kiel (palatalisiert)
Beispiel: frühneuhochdeutsches „a“ wird palatalisiert zu einem hellen „a“ (geschrieben ä)
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Schwabing |
~782 |
Suuapinga |
swapinga |
1488 |
Schwäbing |
schwabing mit hellem a |
Die Schreibung „ä“ meint hier ein „helles a“, was eine Palatisierung bedeutet. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Aschheim |
1110 |
Askheim |
askheim |
? |
as-ch-heim | |
1165 |
Aschheim |
askheim |
as-ch-heim | |||
Die ursprüngliche Aussprache mit /k/ wurde nach 1165 palatisiert zu /ch/. Aus /s-ch/ wurde noch später dann /sch/ |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
1363 |
1363 |
Ettersloch |
ettersloch |
1501 |
Ettenslag |
ettenslag |
Die Palatisierung von /ch/ zu /g/ wurde da wohl schon gesprochen |
Sprossvokal einschieben
Ein Vokal wird eingeschoben, um das Wort leichter aussprechen zu können (oder weil es Mode war). Kam öfter zwischen Mittelhochdeutsch und Frühneuhochdeutsch vor. Insbesondere kam es vor, wenn drei Konsonanten hintereinander standen. Im Alt- oder Mittelhochdeutschen Wörterbuch stehen die Wörter immer ohne Sprossvokale.
Beispiel: Statt ahd. <perc> wird 937 geschrieben: <perec>
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Berg am Laim |
? |
ahd. perc |
perk |
937 |
Perec |
perek |
In das ahd. „perc“ wurde ein „e“ eingeschoben |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Baumkirchen |
870 |
Pouminunchirikum |
1419 |
Paemkirichen |
pmkirichen | |
Das zweite <i> im mhd. „Kirche“ ist eigentlich im Mhd. verschwunden. Aber trotzdem hat man es hier offenbar aus dem ahd. „kirihha“ behalten. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Schäftlarn |
? |
*sceftari |
760 (Kopie 12. Jhr.) |
Sceftilari | ||
„-ari“ war der ahd. Suffix für Berufsbezeichnung. Ungesichert ist, ob das ahd. Wort für „Pfeilmacher“ tatsächlich „*skaftari“ bzw. „*sceftari“ war. Falls ja, dann wurde ein „il“ eingeschoben. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Harthausen |
814 |
Haradhusun |
847 |
Harthusin | ||
„Harad“ kommt von „hart“ (Weide-Wald). Dort hat man ein „a“ eingefügt. Später ist dieser Sprossvokal wieder verschwunden. |
Apokope-Vokal tilgen
Ein unbetonter Endvokal wird nicht mehr gesprochen und dann auch nicht mehr geschrieben. Im Oberdeutschen betrifft das meist -e (aus „müde“ wird „müd“).
Es betrifft aber auch das -en (aus „Grafingen“ wird „Grafing“).
unbetonten Vokal tilgen – synkopieren
Einen unbetonten Vokal zwischen zwei Konsonanten ausfallen lassen. Also eine Apokope im Wortinneren.
Beispiel: In Umbilesheim wird das unbetonte <e> vor dem <s> weggelassen zu Humbelshaim.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Giesing |
790 |
Kyesinga |
ki-esing |
959 |
Chissingun |
chising |
Aus dem Diphthong „ye“ [iə] mit betontem „y“ wurde ein „i“ – das unbetonte „e“ fiel weg. Hier fällt das Vokaltilgen mit der Monopthongierung zusammen. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Harlaching |
1149-1155 |
Hadaleichingen |
1289 |
Hadlaching | ||
Das zweite unbetonte „a“ ist verschwunden. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Gumpertsham |
1080 |
Umbilesheim |
1150 |
Humbelshaim | ||
„les“ wurde verkürzt (synkopiert) zu „ls“. Zudem wurde der Vokal „i“ getauscht zu „e“ |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Salmdorf |
1196 |
Salindorf |
1305 |
Salndorf | ||
Die ursprüngliche ahd. Genitiv-Endung „-in“ wurde im Mhd. so nicht mehr benötigt. Der unbetonte Vokal „i“ konnte also wegfallen. |
Hiat tilgen
Zwei Vokale hintereinander an einer Silbengrenze (auf Silbenendvokal folgt Silbenbeginnvokal = „Hiat“) können schlecht gesprochen werden. Also schiebt man irgendeinen Laut ein: Silbenfugen-h, Glottis-Verschlusslaut
Manchmal bleibt das Silbenfugen-h sogar beim Einsilbenwort, wenn die Folgesilbe gar nicht genutzt wird („Vieh“, wo das Silbenfugen-h wegen „dem Viehe“ benötigt wurde).
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Aying |
791 |
Eiinga |
838 |
Eigingas … Egingas | ||
Der Hiat „ii“ wurde getilgt, indem zwischen die beiden „i“ ein „g“ eingeschoben wurde. |
Dissimilieren
Wenn zwei ähnliche Laute (zwei Frikative etc.) in einem Wort vorkommen (nicht notwendigerweise hintereinander), dann wandelt man einen der Laute um, damit er nicht mehr so ähnlich klingt.
Beispiel: Dissimilation von <puochloch> mit zwei <ch> zu <puolach>. Hier ist die Lautumwandlung eine Lautweglassung.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Sauerlach |
800 |
Sulagaloh |
sulagaloch |
1034 |
Surgeloh |
surgeloch |
Zwei „l“ in diesem Wort wirkten unharmonisch. Daher wurde „la“ „r“ ausgetauscht. Definitiv liegt keine Assimilation vor, da ja kein „r“-ähnlicher Konsonant nachfolgt und auch kein nachfolgender heller Vokal das „a“ aufgehellt haben könnte. [Man könnte auch argumentieren, dass durch den weggefallenen betonten Vokal das dreisilbige Wort (fast) nur noch zweisilbig wurde.] [Vielleicht wurden auch die beiden „a“ problematisch empfunden, was man durch eine Dissimilierung des „la “ auflöste – und dabei das zweite „a“ gleich noch zu „e“ austauschte.] |
Monophthongieren
Aus einem Diphthong wird ein Monophthong.
Für das heutige Deutsch ist vor allem die sogenannte frühneuhochdeutsche Monophthongierung wichtig. Sie veränderte die Diphthonge
ie [iə] → ie [iː]
uo [uə] und üe [yə] →u [uː]
üe [yə] → ü [yː]
(Merksatz:
li-ebe guote brü-eder → liebe gute Brüder).
Frühneuhochdeutsch (1350 – 1650) wurden diese Diphthonge im Bairischen wieder zu einem Vokal monophthongiert:
ua oder uo → langes ū
ia oder ie → langes ī
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Giesing in MÜnchen |
790 |
Kyesinga |
ki-esing |
958 |
Chiessingun |
chising |
Aus dem Diphthong „ye“ [iə] wurde ein (möglicherweise langes) /i/ |
Die neuhochdeutsche Monophthongierung ging ab dem 11. Jahrhundert von der Mitte des deutschen Sprachraums aus. Bairische und alemannische Dialekte im Süden nahmen die Veränderungen nicht an und verharren diesbezüglich in älterem Sprachzustand. Dafür wurde um 1500 im Süden aus <ai> teilweise <a> monophthongiert.
Beispiel: Aus <haim> wird <ham>
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Oberschleißheim |
1305 |
Sleyshaim |
sle-ishaim |
1429 |
Schleisham |
schleisham |
Aus dem Diphthong <haim> → <ham> ist eine sehr frühe Monophthongierung. Schon ab 1606 steht in den Belegen wieder „Schleißhaim“ – die Monophthongierung hat sich hier also nicht durchgesetzt. |
Vokale austauschen
Diese Vokale wurden nicht immer klar unterschieden und konnten gegeneinander ausgetauscht werden:
i ↔ u
a ↔ u
i ↔ e
u ↔ e (zumindest bei „Burg“ ↔ „Berg“)
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Isar |
755 |
Isura |
isura |
1003 |
Ysara | |
Isar |
1003 |
Usara |
1226 |
Iser | ||
Die meisten Flüsse mit dieser Wurzel haben heute ein „er“ am Ende: Isen bei Erding, Iser /Jizera im Sudetenland, Yser in Flandern, Isère in die Rhône. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Gumpertsham |
1080 |
Umbilesheim |
1150 |
Humbelshaim | ||
„les“ wurde verkürzt (synkopiert) zu „ls“. Zudem wurde der Vokal „i“ getauscht zu „e“ |
Konsonant austauschen
Einige Konsonanten wurden offenbar nicht immer klar unterschieden und konnten gegeneinander ausgetauscht werden. Zu prüfen ist jeweils, ob nicht auch eine Assimilation vorliegt (ob die Konsonantenveränderung also durch nachfolgende Konsonanten beeinflusst ist.)
k (aspirierend gesprochen, wie ein /ch/) ↔ ch ↔ g
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Giesing |
790 |
Kyesinga |
ki-esing |
958 |
Chiessingun |
chising |
Giesing |
958 |
Chiessingun |
chising |
981 |
Giesingun | |
Aus „k“ wird „ch“ wird „g“. |
Im Bairischen findet man oft <m> <mb>
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Berg am Laim |
1482 |
Perg auf dem Laym |
1557 |
Perg aufm Laimb | ||
<m> <mb> |
Zudem gibt es die schwäbische Assimilation <mb> <mm>
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Amper |
823 |
Ampra |
1397 |
Ammer | ||
Südlich des Ammersees verläuft die Amper durch schwäbischen Sprachraum, wo die schwäbische Assimilation <mb> <mm> greift |
Dativ Plural bei -ing weglassen
Auch im nichtschwäbischen Süddeutschland endeten die Ortsnamen mit -ing im Mhd. meist mit -ingen. Dies war der Dativ-Plural und wurde später weggelassen.
Die Belege von Ortsnamen[3] legen nahe, dass es diese Entwicklung der -ing-Endung gab: Das -ing-Kollektivum („die Leute des xy“) wurde im Ahd. offenbar als Wort mit a-Stamm dekliniert. In den ahd. Urkunden sehen wir Singular-Formen, die ab 1000 in Plural-Formen wechseln. Diese Plural-Formen werden dann ab rund um 1050 in die mhd. Plural-Formen umgewandelt.
Dass wir in den ahd. Urkunden öfter Genitiv, als Dativ sehen, liegt vermutlich an den jeweils gebräuchlichen juristischen Formeln[4].
Rund um das Jahr |
wechselte man zu dieser Endung: |
Grammatikalisch |
? |
-ingas / -a |
-ingas ist der althochdeutsche Genitiv-Singular (männlich) bei Wörtern mit a-Stamm[5] -inga ist der althochdeutsche Dativ-Singular (männlich) bei Wörtern mit a-Stamm |
1000[6] |
-ingun |
-ingun ist der althochdeutsche Dativ-Plural (männlich) bei Wörtern mit a-Stamm und ja-Stamm, wie er im Bairischen und Alemannischen vorherrscht.[7] -ingon ist der althochdeutsche Dativ-Plural (männlich), der mehr im Fränkischen üblich ist. -ingin[8] wäre der Dativ-Plural (männlich) bei Wörtern im i-Stamm |
1050[9] |
-ingen |
mittelhochdeutscher Dativ-Plural männlich bei starker Deklination (bei schwacher Deklination ist die Endung immer „-ingen“.)[10] |
1315 |
-ing |
ab etwa 1350 ist Frühneuhochdeutsch vorherrschend. Ortsnamen aus dieser Zeit werden ohne Deklination wiedergegeben. Allerdings werden Ortsnamen noch heute stark dekliniert als Singular-Substantive („Herrschings Bahnhof“).[11] |
Diese Jahreszahlen sind grobe Richtwerte. Ganz offensichtlich gab es immer wieder konservative Schreiber, die ältere Ortsnamenformen bevorzugten. Zudem sind einige Urkunden in weit entfernten Kanzleien geschrieben worden, wo andere Sprachentwicklungen vorherrschend waren. Bemerkenswert ist immer, wenn bestimmte Endungen deutlich früher oder später auftauchen, als nach diesen Richtwerten zu erwarten wäre. Hier würde es sich jeweils lohnen, genauer nachzuschauen: Wer schrieb die Urkunde? Ist die Urkunde in der Nähe geschrieben worden? Ist die Datierung verlässlich? Stimmt die Transkribierung?
Romanische Ortsnamen
Bei frühen Belegen von Ortsnamen in der Nähe von römischen Bodendenkmälern oder bereits als gesichert romanisch geltenden Ortsnamen („Walch*“, „Welsch*“ etc.) ist der Wortstamm nicht nur im Ahd. oder Mhd. zu suchen: Es kommen auch romanische/lateinische Wortstämme in Frage.
- „-en“ kann von lat. „-anum“ stammen und damit eine Zugehörigkeit ausdrücken. Da stehen meist römische Personen-/ Gentilnamen davor.
Das große Reallexikon der Antike[12] nennt diese Gentilnamen[13]. (In alten Ausgaben sogar ausschließlich; da gibt es dann auch keinen Eintrag zu Cicero.)
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Peiß |
1173 |
de Bizzen |
/bssen/ |
1183 |
de Pizze | |
Könnte von *bitianum stammen – also: Landgut eines Mitglieds der Gentile (Familie) Bitius |
- Rätoromanische Lexika helfen manchmal mehr, als lateinische Wörterbücher, um die spätantike Sprache der in Bayern verbliebenen Romanen aufzuklären. Da muss man die Konsonanten durchprobieren: <zz> <ss> etc.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Graß bei Aying |
1068 |
Grazza |
/grassa/ |
1126 |
Grazze | |
Könnte von rätorom. „prada grassa“ – also: „fette Wiese“ kommen. „Grassa“ heißt heute auch „Düngererde“ |
Althochdeutsch
Zeitraum
Bis ~1050
Frikative und Spirans
In althochdeutschen Wörtern steht wahrscheinlich die Schreibung
z oft für den stimmlosen alveolaren Frikativ /s/,
mit der Zunge am oberen Zahndamm gebildet
s wohl regelmäßig für den alveolopalatalen Frikativ /ɕ/.
mit Zungenrücken gegen harten Gaumen
= mit dem Zungenblatt hinter dem oberen Zahndamm gebildet.
eine Mischung aus Sonne-s und Dschungel-dsch
h für den stimmlosen velaren Frikativ /x/, wie in „Ach!“
oder den Hauchlaut /h/.
„Spirans“, „Frikativ“ und „Reibelaut“ sind alles Synonyme für Konsonanten, bei denen man dem Luftstrom hört.
Starke Substantive vokalisch deklinieren
a-Substantive deklinieren
tag- |
(masc.) |
wort- |
(neutr.) |
lamb- |
(neutr.) | |
Singular |
Plural |
Singular |
Plural |
Singular |
Plural | |
Nom. |
– |
-â |
– |
-o |
– |
-ir |
Gen. |
-es |
-o |
-es |
– |
-es |
-iro |
Dativ |
-e |
-um, -un |
-e |
-um, -un |
-e |
-irum, -irun |
Akk. |
– |
-â |
– |
-o |
– |
-â |
Instr. womit? |
-u |
-u |
-u |
Bei den wenigen Neutrums, die den Plural mit -ir deklinieren, führt das <i> oft zum Umlaut (kalb / kelbir) (hûs / hûsir).
Wir sehen weitgehend den Dativ Singular, da Ortsnamen in Urkunden oft in Formulierungen auftauchen, wie „meine Grundstücke im Ort xy“ bzw. „in xy“. Und nach „in“ folgt immer der Dativ.
ja-Substantive deklinieren
hirt- |
(masc.) |
kunn- |
(neutr.) | |||
Singular |
Plural |
Singular |
Plural | |||
Nom. |
-i |
-â |
-i |
-i | ||
Gen. |
-es |
-eo, -io |
-es |
-eo, -io | ||
Dativ |
-ie |
-um, -un |
-ie |
-um, -un | ||
Akk. |
-i |
-â |
-i |
-i | ||
Instr. womit? |
-iu |
-iu |
(„kunni“ ist die Sippe, das Geschlecht.)
Analog hirt- delinieren wenige Wörter, aber die Berufe (fiskâri, buochâri, lêrâri etc.)
Analog -kunn deklinieren mehr Wörter, vor allem alle auf -nissi (wârnissi, „Wahrheit“)
ô-Substantive
geb- |
(fem.) |
sunt- |
(bis 8. Jhr) |
(fem.) |
(ab 9. Jhr) | |
Singular |
Plural |
Singular |
Plural |
Singular |
Plural | |
Nom. |
-a |
-â |
-ia |
-ia |
-a |
-â |
Gen. |
-u, -a |
-ôno |
-ia |
-eôno |
-a |
-ôno |
Dativ |
-u |
-ôm |
-iu |
-eôm |
-u |
-ôm |
Akk. |
-a |
-â |
-ia |
-ia |
-a | |
Instr. womit? |
Schwache Substantive konsonantisch deklinieren
n-Deklination
han- |
(masc.) |
herz- |
(neutr.) |
zung- |
(fem.) | |
Singular |
Plural |
Singular |
Plural |
Singular |
Plural | |
Nom. |
-o |
-on |
-a |
-on |
-a |
-ûn |
Gen. |
(-en) |
-ôno |
(-en) |
-ôno |
-ûn |
-ôno |
Dativ |
(-en) |
-ôm |
(-en) |
-ôm |
-ûn |
-ôm |
Akk. |
-on |
-on |
-a |
-on |
-ûn |
-ûn |
Instr. womit? |
Offenbar zählen die Personennamen auch zu dieser Gruppe.
Zweite Lautverschiebung
Zeitraum
Beginn: Frühes 6. Jahrhundert. Mancherorts ggf. auch erst ~600 n. Chr.
Ende: ~800 n. Chr.
Ablauf
Phase 1: Verschlusslaute zu Frikativgeminaten bzw. nach Vokal zu Frikativ
Aus diesem Laut |
geschrieben als |
wird dieser Laut |
dann u. a. geschrieben als |
/p/ |
p |
/f/ |
f, ff |
/t/ |
t |
/s/ |
zz, ss,s, ß |
/k/ |
k |
/ch/ = [x] |
hh, ch |
Phase 2: Frikativgeminate bzw. Frikative werden zu Affrikaten
Aus diesem Laut |
geschrieben als |
wird dieser Laut |
dann u. a. geschrieben als |
/p/ |
p |
/pf/ |
ph |
/t/ |
t |
/ts/ |
z, tz |
/k/ |
k |
/kx/ |
k, ck |
Zeitraum |
Schreibung |
Lautung |
Schreibung |
Lautung | |
München |
1632 |
Möniken | |||
Quelle: Schwedisches Kriegsarchiv 1632. Hier also noch (?) nicht „k“ “ch“ erkennbar. |
Phase 3: Stimmhafte zu stimmlosen Verschlusslauten: (8. oder 9. Jhr). Also eigentlich eine Fortisierung – die später durch die Konsonanten-Lenisierung teilweise rückgängig gemacht wird.
Aus diesem Laut |
geschrieben als |
wird dieser Laut |
dann u. a. geschrieben als |
/b/ |
b |
/p/ |
p |
/d/ |
d |
/t/ |
t |
/g/ |
g |
/k/ |
k |
- /b/ → /p/
- /d/ → /t/
- /g/ → /k/
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Bogenhausen |
776 (Kopie 12. Jhr) |
Pubenhusen |
808 |
Pupinhusir | ||
Ramersdorf |
1006 |
Rumoltesdorf |
1200 |
Rumolstorf | ||
/d/ → /t/ ist eine bairische Verhärtung |
Schreibweisen
Schreibung |
Lautung |
uu |
/w/ |
z |
/ts/ |
tz |
/ts/ |
ck |
/kx/ |
k |
/kx/ |
ph |
/pf/ |
hh |
/ch/ |
zz |
/ß/ |
Althochdeutsche Diphthongierung
Zeitraum
8./9. Jhr.
Lautwandel
Aus einem Vokal werden zwei in betonten Stammsilben. Im Bairischen änderte sich das / ō/ erst später.
Aus diesem Laut |
wird im 8. Jhr |
und daraus im 9. Jhr |
/ō/ |
/ua/ oder /uo/ | |
/ē/ |
/ia/ |
/i·e/ |
1350 – 1650 Frühneuhochdeutsch
Zeitraum
1350 – 1650
Frühneuhochdeutsche Diphthongierung
Im Bairischen beginnt die Diphthongierung bereits im Spätahd. Zumindest bei
<û> > <ou>
aus dieser mhd. Schreibung |
mit dieser Lautung |
wird im Neuhochdeutschen diese Schreibung |
mit dieser Lautung |
î |
langes i // |
ei ai ey |
ai /ae/ |
û |
langes u // |
au aw |
au ao /ao/ |
iu iw y u |
ü /y:/ (langes ü) |
eu äu ew |
eu /ɔe/ |
iiu |
ei |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Aubing |
1136 |
Ubingen |
1315 |
Aubing | ||
U > Au zeigt die Diphthongierung. In bair. Texten <û> > <ou> bereits in spätahd. Zeit! Also viel früher. Zudem ist die Dativ-Plural-Endung „-en“ entfallen. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Neuhausen |
1163 |
de Niwen husen |
de nüen husen |
1315 |
Newenhausen |
neuenhausen |
Diphthongierung: iw ew (/ü/ /eu/) und u au |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Oberschleißheim |
775 |
Sliuesheim |
1281 |
Sleibsheim |
/sleibsheim/ | |
Diphthongierung: iue ei. Drei Vokale in Folge sind sehr selten im Ahd. und werden immer bald verkürzt. |
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Großeichenhausen |
1031 |
Ichinhusa |
chenhusa |
1486 |
Aîchenhausen | |
Diphthongierung: i ai. Das zeigt, dass das „I“ von Ichinhusa kein altes „ei“ war, dass dann zu „oa“ Diphthongiert worden wäre |
Frühneuhochdeutsche Monophtongierung
Frühneuhochdeutsch (1350 – 1650) wurden diese Diphthonge wieder zu einem Vokal:
ua oder uo → langes ū
ia oder ie → langes ī
ab 1650 Neuhochdeutsch
Zeitraum
Ab 1650
Neuhochdeutsche Diphthongierung
aus dieser mhd. Schreibung |
mit dieser Lautung |
wird im Neuhochdeutschen diese Schreibung |
mit dieser Lautung |
î |
langes |
ei |
ai |
û |
langes |
au |
au |
iu iw y |
ü |
eu äu ew |
eu |
mittelhochdeutscher Merksatz:
min nüwes hus > mein neues Haus.
Bairisch
iu → ui
Ein Phänomen, das sich in einigen Regionen in Bayern erhalten hat. Dort ist im Laufe der Sprachentwicklung aus dem mittelhochdeutschen Doppelvokal /iu/ ein /ui/ geworden. Deshalb sagen ältere Menschen im Bayerischen Wald und im Werdenfelser Land /drui/ statt /drei/ und /nui/ statt /nei/ (<neu>, mittelhochdeutsch: <niuwe>). “Des is ebbs Nuis”, rufen sie oder auch: “Der Franz hod a nuis Auto.” Und der /Teufel/ (mittelhochdeutsch: <tiuvel>) wird zum /Duife/.
helles A
Im Bairischen gibt ein hell gesprochenes „A“, für das nie eine wirkliche Buchstabenentsprechung gefunden wurde. Dieses helle „A“ ist aus dem mittelhochdeutschen Sekundärumlaut [æ] hervorgegangen[14].
„ä“ ist eine häufige Notierung für das helle „a“. Damit wäre die Schreibung „ä“ klassisches Mittelhochdeutsch, das im Bairischen Mittelhochdeutsch nur als helles „a“ gesprochen wurde.
d t
Es gibt eine bairische Verhärtung:
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Ramersdorf |
1006 |
Rumoltesdorf |
1200 |
Rumolstorf | ||
/d/ → /t/ ist eine bairische Verhärtung |
Entwicklung der Endungen bei Ortsnamen
Ortsnamen mit -ing
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Jahr |
Schreibung |
Jahr |
Schreibung |
Aubing |
1010 |
Ubingun |
1315 |
Aubing | ||
Aying |
791 |
Eiinga |
857 |
Eigingon |
1300 |
Aying |
Daglfing |
839 |
Tagolfingas |
1184 |
Tagolfingen |
1524 |
Täglfing |
Denning |
1200 |
Tenningen | ||||
Feldafing |
1119 |
Veldoluingen |
1403 |
Feldofing | ||
Feldmoching |
790 |
Feldmohinga |
1042 |
Veldmochingin |
1315 |
Veltmoching |
Garching |
1020 |
Gouvirihhinga |
1113 |
Gourichingin |
1260 |
Gauriching |
Gauting |
8. Jhr. (Kopie 11. Jhr.) |
Goutinga |
1080 |
Gutingon |
1315 |
Gauting |
Giesing |
790 |
Kyesinga |
958 |
Chissingun | ||
Gilching |
804 |
Kiltoahinga |
870 |
Kiltihhingen |
1303 |
Gilching |
Gräfelfing |
763 |
Grefoluinga |
802 |
Grefoluingun |
1315 |
Greffolfing |
Grafing bei München |
1294 |
Grefingen |
1527 |
Gräfing | ||
Großdingharting |
1167 |
Dingehartingen |
1313 |
Dingharting | ||
Grünwald |
1048 |
Derbolfinga |
1279 |
Terwolvingen | ||
Hailafing |
1155 |
Haidolvingen |
1351 |
Haydolfing | ||
Harlaching |
1149-1155 |
Hadaleichingen |
1289 |
Hadlaching | ||
Herrsching |
776 |
Horscaninga |
11. Jhr |
Horschingen |
1140 |
Hôrskin |
Hochmutting |
1097/98 |
Hochmtingun |
1091 |
Hŏmŏtingen |
1315 |
Hhmting |
Ismaning |
806 |
Ismaninga |
960 |
Isimannigun |
1048 |
Ismanning |
Kirchtrudering |
772 |
Truhteringa |
1130 |
Truchteringen |
1384 |
Kirichtruchthering |
Oberföhring |
750 |
Feringas |
1140 |
Veringen |
1524 |
Föhring |
Oberhaching |
806 |
Hachinga |
972 |
Hahingun |
1289 |
Obernhaeching |
Obermenzing |
859 |
Menzinga |
1178 |
Manzingen | ||
Otterfing |
1003 |
Otolvinga |
1149-1155 |
Ottoluingen |
1495 |
Oterfing |
Pasing |
802 |
Pasingun |
1354 |
Paesingen |
1371 |
Pasing |
Schöngeising |
763 (Kopie 824) |
Kisingas |
1149-1155 |
Gisingen |
1347-1350 |
Geysing |
Schwabing |
~782 |
Suuapinga |
1138-1147 |
Suabingen |
1488 |
Schwäbing |
Tutzing |
980 |
Tutcingun |
1056 |
Tuzzingen |
1476 |
Totzing |
Ortsnamen mit -heim / -ham
Einige ing-Orte gehen auf die Völkerwanderungszeit zurück.
Orte mit der Endung -heim bzw. -ham gelten als etwas jünger.
Gemeint ist immer eine feste Dauersiedlung. Der Begriff ist keine spezifisch fränkische Form – aber sie kommt im Frankenreich gehäuft vor.
„heim“ gibt es nicht als eigenes Wort. Nur zusammen mit anderen Wörtern.
Vielleicht ist es eine Verkürzung von „heima“?
heim-Orte sind selten Pfarrdörfer und wenn, dann änderte sich Namen selten zum volkssprachlichen „-ham“, sondern blieb beim „-heim“. (Wobei es bei Passau auch mit „94148 Kirchham“ eine Ausnahme gibt.) „ham“ ist eine leichter zu sprechende Abschwächung von „heim“. Das heutige mundartliche (jüngere?) „hoam“ wäre eine noch tiefere (spätere?) Mundart-Schicht, die man nie in Urkunden verwendete.
Offenbar wurde zwischen „heim“ und „ham“ nicht streng unterschieden. Es kam durchaus vor, dass ein „ham“ später wieder „heim“ geschrieben wurde (z. B. Oberschleißheim)[15].
Die wenigen Belege deuten an, dass ein Wechsel von „-heim“ zu „-ham“ im ersten Viertel des 15. Jhr. stattfand.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Jahr |
Schreibung |
Altheim |
1369 |
Altheim | ||
Freiham |
1136 |
Friheim |
1551 |
Freyham |
Gumpertsham |
1362 |
Humpelshaim |
1831 |
Gumpeltsham |
Lochham |
1819 |
Lochheim |
1831 |
Locham |
Oberschleißheim |
1305 |
Sleyshaim |
1429 |
Schleisham |
Potzham |
1418 |
Potzhaim |
1517 |
Potzham |
Westham (Feldkirchen) |
1583 |
Westerhaim |
1832 |
Westerham |
Ortsnamen mit Personennamen
Die meisten Ortsnamen sind zweiteilig. Sie beginnen mit dem Bestimmungswort (hier: ein Personenname) und haben am Ortsnamenende ein Grundwort.
Das Bestimmungswort: Der Personenname
Mhd.: Maskulina mit Konsonant am Ende („Parzival“) werden wie Substantive im a-Stamm dekliniert. Feminina ohne „e“ am Ende deklinieren im o-Stamm. Namen mit „e“ am Ende („Hilde“) werden schwach dekliniert. So dürfte es wohl auch schon im Ahd. gewesen sein.
Der Personenname in ing-Orten liegt meist ohne Endung als Nominativ-Singular vor. Es gibt aber Ausnahmen: „un“ (Dativ-Plural), „in“ (Genitiv-Singular oder Dativ-Singular). Die genannte Person wird also nicht (mehr) als Eigentümer des Ortes gesehen. Diese Person spielte wohl nur in der zurückliegenden Gründungsgeschichte eine Rolle.
Bei Nicht-ing-Orten (also „-dorf“, „-heim“, „-hausen“ etc.) sehen wir bei der Personendeklination hingegen fast ausschließlich Genitiv-Singular. Hier ist wohl immer die genannte Person als Eigentümer gemeint.
Der Endvokal des Personennamens (meist ein „o“) fällt grundsätzlich weg, auch im Nominativ-Singular der ing-Orte. Beispiel: Der Ortsname zu „Giso“ ist „Gising“.
Das Grundwort
Der Ortsnamenbeleg wird immer exakt so angegeben, wie er in der Urkunde vorkommt. Die Deklination hängt somit vom Kontext ab. Oft sehen wir bei ing-Orten ein „-a“ (Dativ-Plural), da im Text vermutlich „bei dem Ort …“ oder „in dem Ort …“ steht. Also: Auch wenn „-ing“ für „die Personen, die dieser Personen zugehörig sind“ steht, so wird der Ort als Einheit doch im Singular gesehen. Aber es gibt Ausnahmen: Auch ing-Orte können die Endung „-un“ und „-en“ haben, was wohl als Dativ-Plural angesehen werden muss.
Ein „-ing“-Ort, wie Aubing, bedeutet die Schreibung „Ubingun“ also „bei den Leuten des Ubo“. Denn: „-ing“ steht für „Leute des“ und „-un“ ist die Dativ-Plural-Endung.
In der vorliegenden Liste von Ersterwähnungen wechseln die Ing-Ort ab 1083 zur mhd. „-ingen“-Endung. Die Belege an Personen-Orten gestattet es nicht für den Bereich zwischen 1006 und 1083 zu entscheiden, ob sie noch ahd. oder schon mhd. dekliniert werden.
Auswertung der Ortsnamen mit Personennamen
Ort |
Grundwort |
Jahr |
Jahr sortierbar |
Schreibung |
Ort-Deutsch |
End. |
Deklination |
Stamm |
Person |
Person-Deutsch |
Personen-Endung |
Personen-Deklinaton |
Person Stamm |
Kommentar |
†Arfrideshusum |
hausen |
817 |
817 |
Arfrideshusum |
ahd |
um |
Dat.-Pl. |
a |
Arfrid |
ahd |
es |
Gen.-Sing. |
a, i, ja |
Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme |
†Konradshofen |
hofen |
1260 |
1260 |
Chonratshoven |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Konrad |
? |
s |
Gen.-Sing. |
alle |
Personenname: ahd. im a-Stamm möglich oder mhd. für starken Deklinationen. Das unbetonte e wurde synkopiert |
†Sankt Emmeran |
tal |
1269 |
1269 |
Chunnental |
mhd |
– |
Nom.-Sing. |
a |
Kuno |
ahd |
en |
Gen.-Sing./Dat.-Sing. |
n |
Personenname: fränkisch (-en) schwach dekliniert (n-Stamm) oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm; oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm. |
Argelsried |
ried |
1279 |
1279 |
Erengersriede |
mhd |
e |
Dat.-Sing. |
a, ja, wa |
Eringer |
? |
s |
Gen.-Sing. |
a, ja, i |
Personenname: Endung -s für Gen.-Sing. Hier ist das „e“ in der Endung „-es“ noch nicht synkopiert. |
Aubing |
ing |
1010 |
1010 |
Ubingun |
ahd |
un |
Dat.-Pl. |
a |
Ûbo |
ahd |
in |
Gen.-Sing./Dat.-Sing. |
n |
laut v. Reitzenstein schwach dekliniert. [Müßte eigentlich -ôn enden. -un ist eigentlich stark dekliniert im -a-Stamm |
Aying |
ing |
791 |
791 |
Eiinga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Aio, Aeio |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Bogenhausen |
hausen |
776 |
776 |
Pubenhusen |
ahd |
en |
Gen.-Sing./ Dat.-Sing. |
alle |
Pupo |
ahd |
en |
Gen.-Sing./Dat.-Sing. |
n |
Personenname: fränkisch (-en) schwach dekliniert (n-Stamm) oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm; oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm. „Hus“: hûs ist ein Neutrum im a-Stamm (?) obwohl es eine Endung „-en“ nur im Dat.-Pl. im i-Stamm gibt. |
Daglfing |
ing |
839 |
839 |
Tagolfingas |
ahd |
as |
Gen.-Sing. |
a |
Tagol[f] |
ahd |
. |
Nom.-Sing. |
a, i |
laut v. Reitzenstein Plural – aber es findet sich keine passende Pluralendung. {Als Person wird auch genannt: Tagolf/Thachulf] |
Deisenhofen |
hausen |
814 |
814 |
Tisinhusir |
ahd |
ir |
Nom.-Pl. |
a |
Tîso |
ahd |
in |
Gen.-Sing. |
n |
ahd. hûs ist ein Neutrum im a-Stamm. Dieser Plural mit -ir war ursprünglich selten und hat sich dann durchgesetzt. |
Denning |
ing |
1200 |
1200 |
Tenningen |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Tenno |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Ebertshausen |
hausen |
994 |
994 |
Ebarnunnashusa |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Eparnun |
ahd |
as |
Gen.-Sing. |
a |
ahd. hûs ist im a- oder im i-Stamm – da es aber z. B. Tisinhusir gibt, ist hûs wohl ein Neutrum im a-Stamm (wie z. B. auch “lamb”) |
Eglfing |
ing |
1083 |
1083 |
Egolvingen |
? |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Agiulf, Eggolf |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
“-en” kann auch ahd. Gen.-Sing. für n-Stamm sein. Oder mhd. Dat.-Pl. oder mhd. schwach dekliniert. |
Etterschlag |
loch |
805 |
805 |
Etinesloch |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a |
Etino |
ahd |
es |
Gen.-Sing. |
a, i |
Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme. |
Feldafing |
ing |
1119 |
1119 |
Veldoluingen |
mhd |
en |
Dat.-Plural |
alle |
Feldolf |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
gesprochen /feldolfingen/ |
Garching |
ing |
1020 |
1020 |
Gouvirihhinga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
*Gowirich |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
noch ahd. |
Gauting |
ing |
8. Jhr. (Kopie 11. Jhr.) |
775 |
Goutinga |
ahd |
a |
Nom.-Pl. |
a, ja, ô |
Gudo |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Gerblinghausen |
hausen |
994 |
994 |
Keruuenteleshus |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a |
Gerwentel |
ahd |
es |
Gen.-Sing. |
a, i, ja |
ahd. hûs ist im a- oder im i-Stamm – da es aber z. B. Tisinhusir gibt, ist hûs wohl ein Neutrum im a-Stamm (wie z. B. auch “lamb”) |
Giesing |
ing |
790 |
790 |
Kyesinga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Giso |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Gilching |
ing |
804 |
804 |
Kiltoahinga |
|
a |
Nom.-Pl. |
a, ja, ô |
Kiltiko, Geldiko |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
Personenname: /kiltoach/ ohne Endung |
Gräfelfing |
ing |
763 |
763 |
Grefoluninga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Grefolf |
ahd |
un |
Dat.-Pl. |
a, ja |
Personenname ausnahmsweise mit Endung vor -ing-Suffix. Personenname bedeutet Grau(?)-Wolf |
Grasbrunn |
brunn |
1147 |
1147 |
Gramasprunnen |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Graman |
ahd |
as |
Gen.-Sing. |
a |
Personenname: Endung -s für Gen.-Sing. (mit synkopierten „e“ aus der ursprünglichen Endung -es). Bedeutet Graumann |
Gronsdorf |
dorf |
839 |
839 |
Cramannesdorf |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
alle |
Gramann |
ahd |
es |
Gen.-Sing. |
a, i, ja |
Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme. Er bedeutet Grau-Mann |
Großdingharting |
ing |
1167 |
1167 |
Dingehartingen |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Deginhart (?) |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Großhesselohe |
loch |
776 |
776 |
Hesinloch |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a |
Hesin, Haso |
ahd |
in |
Gen.-Sing. |
n |
Personenname: wenn schwach dekliniert, dann bairisch |
Grünwald |
ing |
1048 |
1048 |
Debolfing |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
Derbolf |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
nicht entscheidbar, ob ahd. oder mhd. |
Grünwald |
ing |
1048-1086 |
1048 |
Derbolfinga |
ahd |
a |
Nom.-Pl. |
a, ja, ô |
Derwolf |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
nach ahd. |
Gumpertsham |
heim |
1050 |
1050 |
Umpilisheim |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
Umpili |
mhd |
s |
Gen.-Sing. |
alle |
Da sogar der Personenname mhd. dekliniert wird, dürfte “heim” auch mhd. sein. „heim“ gilt als Neutrum im a-Stamm |
Gumpertshausen |
hausen |
957 |
957 |
Kundpolteshusa |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Kundpolt |
ahd |
es |
Gen.-Sing. |
a, i, ja |
ahd. hûs ist im a- oder im i-Stamm – da es aber z. B. Tisinhusir gibt, ist hûs wohl ein Neutrum im a-Stamm (wie z. B. auch “lamb”) |
Harlaching |
ing |
1149-1155 |
1149 |
Hadaleichingen |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Hadaleich |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Heimatshofen |
hofen |
825 |
825 |
Heimolfeshofen |
ahd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Heimolf |
ahd |
es |
Gen.-Sing. |
a, i, ja |
ahd. „hof“ ist eigentlich im a-Stamm. |
Herrsching |
ing |
776 |
776 |
Horscaninga |
ahd |
a |
Nom.-Pl. |
a, ja, ô |
Horskan |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Ismaning |
ing |
806 |
806 |
Isamannninga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
*Isaman |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Jettenhausen |
hausen |
957 |
957 |
Uotinhusun |
ahd |
un |
Dat.-Pl. |
a |
Uoto |
ahd |
in |
Gen.-Sing. |
n |
Personenname: schwach deklinierter bairischer Gen.-Sing. |
Kirchtrudering |
ing |
772 |
772 |
Truhteringa |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Truhter[o] |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Kleinhelfendorf |
dorf |
772 |
772 |
Helphintorf |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
alle |
Helfo |
ahd |
in |
Gen.-Sing. |
n |
Personenname: wenn schwach dekliniert, dann bairisch |
Loibersdorf |
dorf |
1113 |
1113 |
Liubratesdorf |
mhd |
– |
Nom.-Sing. |
alle |
Liuprat |
? |
es |
Gen.-Sing. |
alle |
Personenname: Gen.-Sing. für alle Stämme |
Machtlfing |
ing |
960 (Kopie 11. Jhr) |
960 |
Mahtolfingen |
ahd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Machtolf |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
„-en“ ist eher untypisch für 960 |
Milbertshofen |
hofen |
1140 |
1140 |
Ilmungeshouen |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
*Ilmung / *amelung |
? |
es |
Gen.-Sing. |
alle |
Personenname: ahd. im a-Stamm möglich oder mhd. für starken Deklinationen. Das unbetonte e wurde hier nicht synkopiert |
Obermenzing |
ing |
859 |
859 |
Menzinga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Manzo |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Oberschleißheim |
heim |
775 |
775 |
Sliuuesheim |
ahd |
– |
Nom.-Sing |
a |
Sliu |
ahd |
es |
Gen.-Sing. |
a, i |
Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme |
Otterfing |
ing |
1003 |
1003 |
Otolvinga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
*Otolf |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
noch ahd., Name enthält „Wolf“ |
Pasing |
ing |
763 |
763 |
Pasingas |
ahd |
as |
Gen.-Sing. |
a |
Paso |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
lat. (!) „in villa pasingas“ |
Pasing |
ing |
802 |
802 |
Pasingun |
ahd |
un |
Dat.-Pl. |
a, ja |
Paso |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
|
Possenhofen |
hofen |
1181 |
1181 |
Pozzenhofen |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Posso |
ahd |
en |
Gen.-Sing./Dat.-Sing. |
n |
Personenname: Endung -en bereits mhd. Dat.-Pl. oder noch ahd. Gen.-Sing. (dann aber nicht die bair. -in-Endung). Singular wäre plausibler, da die Höfe ja nur einem Posso gehörten |
Ramersdorf |
dorf |
1006 |
1006 |
Rumoltesdorf |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a |
Rumolt |
? |
es |
Gen.-Sing. |
alle |
Personenname: ahd. im a-Stamm möglich oder mhd. für starken Deklinationen. Das unbetonte e wurde hier nicht synkopiert |
Salmdorf |
dorf |
1010 |
1010 |
Sallandorf |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a |
Salo |
ahd |
an |
Gen.-Sing. |
n |
Personenname: Endung -an könnte ein ahd. Gen.-Sing. im n-Stamm sein, die eigentlich -en lautet. (fränkische Variante). |
Schwabing |
ing |
782 |
782 |
Suuapinga |
ahd |
a |
Dat.-Sing. |
a |
Swapo |
ahd |
– |
Nom.-Sing. |
a, i |
oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm |
Siegertsbrunn |
brunn |
1048 |
1048 |
Sigihohesprunnen |
? |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Sigihoch |
? |
es |
Gen.-Sing. |
alle |
Personenname: Endung -s für Gen.-Sing. Hier ist das „e“ in der Endung „-es“ noch nicht synkopiert. |
Tutzing |
ing |
980 |
980 |
Tutcingun |
ahd |
un |
Dativ Pl. |
a, ja |
*Tuzo |
ahd |
in |
Gen.-Sing. |
n |
|
Wörnbrunn |
brunn |
1135 |
1135 |
Wermperchtasprunnen |
mhd |
en |
Dat.-Pl. |
alle |
Wermbrecht |
ahd |
as |
Gen.-Sing. |
a |
Personenname: Vermutlich noch eine ahd. Endung -as vom Gen.-Sing. |
Zamdorf |
dorf |
1022 |
1022 |
Zamindorf |
? |
– |
Nom.-Sing. |
a |
Zamo |
ahd |
in |
Gen.-Sing./Dat.-Sing. |
n |
Personenname noch ahd. schwach dekliniert mit bair. Endung -in als Gen.-Sing. oder Dativ-Sing. im n-Stamm. |
Bestimmungswörter
Die meisten Bestimmungswörter sind Personennamen. Umso interessanter sind davon abweichende Ortsnamen. Nicht immer sind diese Begriffe heute noch geläufig. Die folgende Liste kann also als Inspiration dienen bei der Deutung anderer Ortsnamen.
Ort |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Bestimmungswort |
Bedeutung |
Allach |
774 |
Ahaloh |
/acha loch/ |
Ache |
fließendes Wasser |
Arget |
851 |
aragartin |
Arach = Stricke |
evtl.: mit Stricken eingezäunt | |
Au |
1289 |
in Aw |
/au/ |
Au |
vom Wasser durchzogenes Geländer oder Burg am Wasser |
Perlach |
790 |
Peralohc |
/pera loch/ |
Bär |
Eber |
Fürstenried |
1194 (Kopie von 1428) |
Parschalchesriet |
/pars kalches/ |
Barschalk |
abgabepflichtiger Diener / Vasall. Vermutlich eine romanische Gruppe. |
Baumkirchen |
870 |
Pouminunchirikum |
/pouminun/ |
baumig |
aus unbehauenen Baumstämmen. „baumstämmig“ |
Baierbrunn |
776 |
Paierbrunnen |
Bayer |
Baiuvaren in ansonsten alamannischen Gebiet | |
Biberkor |
1080 |
Piberchar |
Biber |
Kar -= Behälter, Vertiefung | |
Unterbiburg |
1034 |
Pipurk |
Biburg |
Umwallung | |
Biederstein |
1784 |
Biederstein |
bieder |
brav, wacker, bieder | |
Beigarten |
1140 |
Bigarten |
Biene |
Einhegung für Bienen | |
Percha |
785 |
Perchach |
Birke | ||
Blutenburg |
1425 |
Blyutenbürg |
/blitenburg/ |
Blüte |
blühende Burg |
Pullach |
790 |
ad Puoch |
Buche | ||
Oberdill |
1877 |
Oberdill |
Dill |
Bretterzaun, der Wald umschloss | |
Dornach |
856 |
Dornah |
/dornach/ |
Doren |
Dornengestrüpp oder Burgbefestigung |
Dürrnhaar |
1555 |
Drenhar |
Dürr |
magere Wiese | |
Andechs |
1068 |
Andehs |
Eibe |
von lat. daxia | |
Aschheim |
756 |
askheim |
Esche | ||
Feistenhaar |
1555 |
Vaystnhard |
Feist |
fette Wiese | |
Unterföhring |
750 |
Feringas |
Ferigo, Far |
Fährmann oder Fährstelle | |
Forstenried |
1166 |
predium Uorstersried |
/vorsters/ |
Forster |
Förster, ein weltliches Amt im Kloster |
Freimann |
948 |
Frienmannun |
/fri en/ |
frei |
freie Männer |
Gern |
1024 |
gerin |
/gêrin/ |
Gern |
Spitze, Dreieck |
Gasteig |
1293 |
Gasteig |
Gesteige (das ~ !) | ||
Grafing |
1294 |
Grefingen |
Graf |
bei den Leuten des Grafen | |
Grünwald |
1279 |
Grunnwald |
Grüner Wald |
Laubwald | |
Menterschwaige |
1315 |
Harthausen |
/hart/ |
Hart |
am/im Weide-Wald |
Kleinhesselohe |
1791 |
Heselloh |
Hasel | ||
Großhesseloh |
776 |
Hesinloch |
Hasel | ||
Haidhausen |
808 |
Heidhusir |
/he id/ |
Heid |
an/auf Heide |
Hellabrunn |
1754 |
Hellenbrunn |
teilweise zu /höll/ geworden |
Hell |
helle, klare Quelle. Oder: ertönende Quelle [murmelnd?] |
Hechendorf (Landkreis Starnberg) |
1075 |
Hochendorf |
Hoch |
beim hohen Dorf | |
Hochmutting |
1091 |
de Hŏmŏtingen |
Hoher Mut |
Edelmut | |
Holzhausen |
1140 |
Holzhusen |
Holz |
am/im Wald | |
Keferloh |
1140 |
Keuerloh |
/keferloch/ |
Käfer |
Käferwald |
Kaps |
1034 |
Chapfis |
Kapf |
Die Höhe. Ausschau-Platz | |
Hasenbergl |
1812 |
Küniglberg |
Karnickel |
Kaninchen | |
Kasten |
1308 |
zu Chastel |
Kast |
Burg, Kastell | |
Nymphenburg |
1193 |
Kemenaten |
Kemenate |
heizbares Gemach | |
Kirchheim |
1098 |
Kirihaim |
/kirich haim/ |
Kirche | |
Graggenau |
1325 |
Grakkau |
Krak (bair.) |
Krähe, Rabe | |
Langwied |
1279 |
langunt |
lang |
Furt, wo man lange waten kann | |
Großlappen |
1167 |
Louppen |
Laub |
[Laubwald?] | |
Laufzorn |
804 |
Laufzoro |
Lauf, Zorn |
Lauf = Wasserlauf | |
Lehel |
1525 |
auf dem Lehen |
Lehen | ||
Berg am Laim |
1482 |
Perg auf dem Laym |
Lehm |
Lehm | |
Lochhausen |
984 |
Lohhusa |
/loch/ |
Lohe |
lichter Wald |
Leutstetten |
11. Jhr zu 8. Jhr |
Liucilstat |
/lüzilstat/ |
lütt |
klein |
Moosach |
807 |
Mosaha |
/mos aha/ |
Moos |
Moor |
Neudeck |
1352 |
der Neydegker |
/nîdeck/ |
Neid |
feindselige Gesinnung |
Neuhausen |
1163 |
de Niwen husen |
/nüwen/ |
neu |
neue |
Otterloh |
1020 |
Ottarloh |
Otter |
(Kreuz-)Otter, Schlange (kein Gewässer für Otter ) | |
Starnberg |
948 |
Ouviheim |
/ouviheim/ |
Ovis (lat.) |
Schaf |
Planegg |
1409 |
Planegk |
Plane, Ecke |
Plan = Ebene | |
Putzbrunn |
976 |
Puzeprunnin |
Pützen |
schöpfen | |
Riem |
957 |
Rim |
Riemen |
schmaler Ackerstreifen | |
Sauerlach |
800 |
Sulagaloh |
/sulagaloch/ |
Sau, Lager |
Schweinesuhle |
Schäftlarn |
760 (Kopie 12. Jhr) |
Sceftilari |
/skeftilari/ |
Schaft |
Pfeilmacher |
Steinhausen |
1172 |
Stainhausen |
/stain/ |
Stein |
Häuser aus Stein (nicht aus Ziegeln oder Holz) |
Kirchstockach |
1003 |
Stockah |
/stokach/ |
Stöcke |
eine Rodung, bei der Stöcke stehen blieben [Waldfeldbau?] |
Solln |
11. Jhr |
Solon |
Suhle | ||
Thalkirchen |
1268 |
Talkirchen |
Tal | ||
Neuherberg |
997 |
Wacreinna |
Wag |
Wag = Teich, Wasser | |
Oberhaching |
1003 |
Winidun |
Wenden |
Slawische Siedler, die zum Roden angesiedelt wurden | |
Winning |
1003 |
Uuindun |
/windun/ |
Wenden |
Slawische Siedler, die zum Roden angesiedelt wurden |
Ortsnamen in München
München
Bedeutung
Der Name kommt von „Mönchen“. Denn das Stadtsiegel von 1236 (HStA) zeigt einen Mönch.
Aventin 1533 in „Bairische Chronik“: München wurde gebaut auf Besitz von Kloster Schäftlarn [oder Tegernsee?]
Da kein Klostername im Ortsnamen vorkommt (wie z. B. in Pentenried) können es auch Eremiten gewesen sein und keine Klosterdependance.
Belege
Schwedisches Kriegsarchiv 1632: „Möniken“. Da war offenbar noch nicht die Lautverschiebung von k → ch
Schmeller 1828: Mnchen (Minga, Oberland, MinichՁ, MinkhՁ~, MinchՁ~ oberpfl)
Tschechische Quelle 1554: Mnichov.
Buchprojekt
Aktuell entsteht das „Ortsnamenbuch München“
Literatur
- Romuald Bauerreiß: “München-Altheim”. Studien zur frühesten Geschichte der Landeshauptstadt München. In: Adolf Wilhelm Ziegler (Hrsg.): Monachium. Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Münchens und Südbayerns anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadt München 1958. München 1958, S. 87–118.
- Helmut Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt: Eine Veröffentlichung des Stadtarchivs München. Verlagsdruckerei Schmidt, 2009
- Helmut Dollinger: Die Münchner Straßennamen. MünchenVerlag / Langen Müller Verlag, 2016
Straßennamen
Kaufinger: 1239 Ein Zeuge Chunradus Choufringer
Pranner: 1360 Prandengasse (assimiliert und verdoppelt)
Hacken: 1368 in den Hacken (Einhegung)
Graggenau: (Krähen-Au)
Rindermarkt: 1242 foro pedrum
Irchergasse: nach dem Beruf der Feinledermacher
Würm: 722 uuirm („uu“ ist immer als „w“ zu sprechen)
956 vuirama
1056 …fluminus wirmine
Die „…“ bedeuten: Kein Nominativ. Hier Genitiv.
Also wäre das *wirmina im Nominativ
Es wurde also nachträglich ein Suffix „in“ eingeschoben. Diese Suffixe sind meist Ableitungen. Die Wurzel war daher wohl „*wir-“, was indogermanisch „Wasser“ bedeutet.
[Was die Ableitung „-in“ bzw. „-min“ bedeutet, bleibt unklar.]
Fluss
Isar: 3. Jhr.: Im [Itinerarium Antonini]: iovisura (Ponte Aeni (Inn) → Turo → iovisura → Ad Castra)
Da später nur “Isar” geschrieben, ist “iov“ offenbar Präfix. Daher:
iovisura < *iovis isura (Jupiter im Genitiv, Jupiters Isar. Vermutlich war eine Jupiter-Statue am Flussübergang)
Das doppelte „is“ wurde 300 n. Chr. wohl für einen Fehler gehalten, als man die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr verstand. Also weggelassen (= Haplographie).
736 Isara
755 Isura
1003 Ysara (ganz offensichtlich sind die Vokale i/u und a/u nicht klar unterschieden worden)
1226 Iser
Es gibt weitere Flüsse, die auf die selbe Wurzel zurückgeführt werden
Eisack
Isen bei Erding
Iser / Jizera (Sudetenland)
Yser (Flandern)
Isère (fließt in die Rhône)
Also gibt es wohl eine Wurzel „is“ mit einem Suffix/Ableitung „-ura“
„is“ ist indogermanisch „für sich heftig schnell bewegen“. Damit ist der Name wohl aus dem Jahr ~1000 v. Chr.
ing-Orte im Stadtgebiet München
-ing
-ing steht für die Zugehörigkeit zu einem Führer. Nach der Niederlassung einer Germanengruppe nannten die Nachbarn sie so.
Aber wohl kein Dativ à la „gisos (Dorf)“, sondern eher „die Leute vom Giso“.
Orte mit „-heim“ sind meist jünger, als Orte mit „-ing“, die wohl noch während der Völkerwanderungszeit gegründet wurden.
Aubing
1010 Ubingun „un“ ist Dativ Plural. Also: Bei den Leuten des Ūbo.
„Ūbo“ mit einem langen „U“ gesprochen.
Logischer wäre eigentlich: „Ubiing“, da „Ūbi“ der Genitiv ist [aber nur im Lateinischen und das wäre ahd.! Oder es ist schon mhd. und der -en Genitiv] und
„Ūbo“ ein schwach flektierter Name ist. [Es scheint aber nur schwach flektierte Adjektive zu geben – der Name wäre aber ein Substantiv! Gemeint war wohl: schwach dekliniert]
1136 Ubingen „en“ ist die abgeschwächte Dativ-Plural-Endung
1315 Aubing „Au“ ist die Diphthongierung „Au“ < „U“
Die Endung -en fällt weg
Aubing: Von |
Zu | ||||
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
Jahr |
Schreibung |
Lautung |
1136 |
Ubingen |
1315 |
Aubing | ||
<Au> ist die frnhd. Diphthongierung <u> > <au> ab 12. Jhr. In bair. Texten <û> > <ou> bereits in spätahd. Zeit. Aufgabe des Dativ-Plural mit der Endung -en |
Daglfing
839 Tagolfingas „Tagol“ ist ein Name. „-as“ ist althochdeutscher Plural.
1184 Tagolfingen
1524 Täglfing (geschrieben in Kopie von 1681)
„ä“ ist eine häufige Notierung für das helle „a“ (Sekundärumlaut)[16]
1831 Daglfing T → D = Lenisierung
Denning
1200 Tenningen
1352 Danninga Es gibt sowohl „Tenn“, als auch „Dann“ als Namen.
„Dann“ ist vermutlich eine archaische Schreibung, die so nicht gesprochen wurde
Feldmoching
790 Feldmohinga “Feld” von Anfang an zur Unterscheidung von Ampermoching. Also: Das Moching, das nicht an einem Gewässer liegt [und nicht im Wald?]
1042 Veldmochingin „a“ → „in“ ist eine Abschwächung
1371 Mochingen
1315 Veltmoching
Giesing
790 Kyesinga „ye“ ist in der Mundart erhalten
958 Chissingun „ch“ ist ein leicht aspirierendes „k“
„i“: Kein Diphthong mehr!
981 Giesingun [„g“ und „k“ offenbar austauschbar]
Harlaching
1149 – 1155 Hadaleichingen (Urkunde von Kloster Tegernsee)
„hadaleich“ ist der Personenname Hadaleich
1289 Hadlaching „-en“ verschwunden
unbetonte Silbe „a“ verschwunden
1568 Hardlaching womöglich eine Eindeutung zu „Hart“ (Wald)
Kirchtrudering
älter, als Waldtrudering, da hier die Kirche stand
772 Truhteringa h wird als „ch“ gesprochen
Eine Kopie von 824 (Freising) – kann also Schreibung von dann enthalten.
Der Name „Truhter“ ist nicht in Förstermann zu finden, aber im Ergänzungsband von Henning-Kaufmann
„-a“ ist Nominativ Plural in Althd.
1130 Truchteringen
1384 Kirichtruchthering „-en“ fehlt
1472 Straßtruchtering … Kirchtruchtering
Obermenzing
859 Menzinga das „i“ in der Endsilbe schwächt das „a“ zu „e“
1178 Manzingen „Manzo“ ist vermutlich der Personenname
1390 ze obern Mentzingen
Pasing
763 in villa pasingas „paso” als Personenname. Man kennt dort 30 Reihengräber
„-as“ ist Akkusativ Plural in Latein – also germanisches Wort lateinisiert
802 pasingun „-un“ ist Dativ plural
980 de pâsingin „-in“ ist Dativ plural
1354 paesingen „ae“ wird als ein langes â gesprochen. Es wird nicht als Umlaut-ä gesprochen
1371 pasing
Schwabing
~782 Suuapinga „swapo“ als Personenname oder für einen schwäbisch Sprechenden
1488 gen Schwäbing bei Munchen
„ä“ als Schreibung für helles a – eine Palatisierung
Unter-/Oberföhring
750 ad Feringas „e“ ist ein sehr früher Umlaut!
Ferge = „Fährmann“. [17]Also: Bei der Fähre, wo früher die Römerbrücke war
783 Faringa
1140 Veringen
1315 Fergen … Niedervergen
„Fergen“ ohne Zusatz und damit immer der größere Ort
(und meist auch der ältere Ort)
1524 Föhring (spätere Kopie) Rundung. Eher keine Eindeutung von „Föhre“
17. Jhr Oberföhring
1784 Ober- und Niedervergen (altertümliche Form)
heim-Orte im Stadtgebiet München
-heim
-heim feste Dauersiedlung. Keine spezifisch fränkische Form – aber sie kommt im Frankenreich gehäuft vor.
„heim“ gibt es nicht als eigenes Wort. Nur zusammen mit anderen Wörtern.
Vielleicht ist es eine Verkürzung von „heima“?
heim-Orte sind selten Pfarrdörfer und wenn, dann änderte sich Namen selten zum volkssprachlichen „-ham“, sondern blieb beim „-heim“. „ham“ ist eine leichter sprechende Abschwächung von „heim“. Das heutige mundartliche „hoam“ wäre eine noch tiefere Mundart-Schicht, die man nie in Urkunden verwendete.
Orte mit „-heim“ sind meist jünger, als Orte mit „-ing“, die wohl noch während der Völkerwanderungszeit gegründet wurden.
Altheim
1369 Altheim
1408 in der aussern stät zu Altheim genant in dem Gagken
„Hagken“ für „Hag, Einhegung“
gemeint ist wohl: In dem Ring zwischen innerem und äußerem Mauerring
1437 in der Gasse genannt Altheim
Freiham
1136 Friheim „ei“ ist eigentlich falsch für Altbairisch
von „frei“ für „freies Gelände“ oder „juristisch frei“?
1184 Eberhardus de Frihaim
„ai“ ist die altbairische Schreibung
1551 Freyham pi München
von Schreibung |
mit Lautung |
zu Schreibung |
mit Lautung |
ī |
î |
ey |
î |
ei |
a |
Peter Wiesinger sieht einen Unterschied zwischen herrschaftlichen (-heim) Siedlungen und nichtherrschaftlichen (-ham) Siedlungen. Vermutlich wurde aber einfach nur im Dialekt „-heim“ als „-hoam“ gesprochen, was dann leicht als „-ham“ geschrieben wird.
Stadelheim
1840 Stadlershofen Familienname Stadler
1855 Stadlheim
Pilgersheim
1784 Pilgramsheim Familienname
hausen-Orte im Stadtgebiet München
-hausen
Bedeutet „Häuser“
[-husen ist der Dativ-Plural von ahd. hûs (= Haus). Der Dativ-Plural wird dabei als Lokativ verwendet.]
Bogenhausen
776 Pubenhusen (Kopie des 12. Jhr.) „-en“ ist bereits mittelhochdeutsch
Personenname Pupo flach flektiert
808 Pupinhusir b > p die 3. Phase der Zweiten Lautverschiebung
„-ir“ ist der neuhochdeutsche Plural! Kommt hier sehr früh!
842 Pupinhuson „-on“ hier wieder der althochdeutsche (fränkische) (Dativ-)Plural
1196 Pogenhusen vermutlich eine Eindeutung des Isarbogens
1582 Pugenhausen
Menterschwaige
1315 Harthausen von Häuser an/in Weidewald
1620 Schwaige (Schwaigen lieferten rund 100 Käse/Jahr ab)
1790 Schwaige Harthausen
1870 Menterbräuer ein Familienname
Haidhausen
808 Heidhusir Häuser an/auf Heide
„-ir“ ist der neuhochdeutsche Plural! Kommt hier sehr früh!
937 Heidhusa „-a“ Nominativ Plural
1123 Heithusen „-n“ Dativ mittelhochdeutsch
1437 Haidthawson u > au ist die Diphthongisierung mit Lautung „aw“
Steinhausen
1172 Stainhausen Häuser aus Stein
(nicht von Ziegelei, denn Ziegel wurden nicht „Stein“ genannt)
1382 lienhart da Staenhuser
lienhart = Leonhart
i > e ist Diphthongisierung
Neuhausen
1163 de Niwen husen
„iw“ hat die Lautung „ü“
1315 Newenhausen „ew“ hat die Lautung „eu“
neuhochdeutsche Diphthongierung.
langes ī > ei,
langes ü > eu,
langes u ein au
mittelhochdeutscher Merksatz:
min nüwes hus > mein neues Haus.
Lochhausen
984 Lohhusa von lat. Locus oder „Lohe“ (lichter Wald).
es gäbe noch „Loch“ (Bodenvertiefung)
/loch/, da <h> meist /ch/ gesprochen wurde
972 Lochusum nom. Plural im ahd.
1104 Lŏchusen bereit mhd.
<ŏ> könnte den Diphthong /ou/ bedeuten
1140 (Kopie des 15. Jhr) Lochhausen
Diphthong <au> wohl nicht die Originalschreibung von 1140
1371 Lochhawsen <aw> für Diphthong /au/. Hier passt Diphthong zeitlich.
hofen-Orte im Stadtgebiet München
-hofen
<hofen> steht für Höfe und ihr Umland
Milbertshofen
1140 Ilmungeshouen <u> wurde /f/ gesprochen
Personenname *ilmung oder *amelung. Stark gebeugt.
1152 Amelungeshouen auch eine Urkunde aus Schäftlarn
unklar, woher diese starken Schreibungsvarianten kommen
1161 Ilmelungeshouen Der ursprüngliche Personenname war da wohl nicht mehr bekannt
1195 Ilbungeshouen
1250 Imenlungeshouen
1320 Mlmatzhouen <> (also u mit e darüber) ist eine Präposition. Also: Hof des Mulmatz.
1325 Muelbunchhoeen
1360 Mulwetzhouen
1391 (Kopie des 17. Jhr) Milmatzhofen
1429 Milberezhofen
†Konradshofen
der Ort ist abgegangen. Daher das † vorneweg
1260 predia in Chonratshoven „predia“ für Landgut
Könnte ein Probst Konrad von Schäftlarn sein.
<v> hätte eigentlich als <u> geschrieben gehört
1391 (Kopie 17. Jhr) Cunrathshof
dorf-Orte im Stadtgebiet München
-dorf
<dorf> meinte ursprünglich auch einen Einzelhof. Später nannte man Einzelhöfe „Einöde“. Es gab noch Weiler (2 – 3 Höfe) und Dörfer (mit mehr als 3 Höfen). „Markt“ war eher eine juristische Zuschreibung.
Ramersdorf
1006 Rumoltesdorf <es> ist ahd.
Personenname Rumolt. So ein Rumolt hat in der Gegend z. B. 769 bezeugt.
1200 Rumolstorf <t> ist eine bairische Verhärtung
1293 Ravmoldesdorf <v> wird als /langes u/ gesprochen > /au/
1293 Ramoldestorff <av> zu <a> ist die Monophtonisierung
1413 Ramerstorff
Zamdorf
1022 Zamindorf Personenname Zamo
<in> ist Genitiv schwach flektiert. Dieses <i> hellte das /a/ auf.
1318 Zmdorf <> wird als /helles a/ gesprochen, wie in „Zamperl“, „Anten“, weil früher dem <a> ein <i> folgte.
1517 Zemdarff <e> wurde wohl als /helles a/ gesprochen
<a> wurde wohl nie so genau vom <o> unterschieden. Beide Buchstaben wurden ähnlich ausgesprochen.
Freimann
948 Frienmannun Dativ Plural von „mann“. Also: Bei den freien Männern
1180 Frigimannin vermutlich man an eine Regel, wie <Maget> > <Maid> und bildete dann (fälschlich) zurück
1305 Vreimanue -e ist der Singular
<V> = /f/
1381 Frimanne wurde später als 1305 geschrieben, gibt aber doch die ältere Form wieder.
Ludwigsfeld
1802 Augustenfeld…Ludwigsfeld…Karlsfeld Trockengelegte Moore als Felder.
Alle nach Wittelsbacherprinzen benannt
†Sankt Emmeran
822 capella
1269 chunnental Personenname Kuno. <en> ist der Genitiv.
1391 chünigtal /künigtal/. Eine Eindeutung von <chuning> = König
1429 Küntal…gen Sannt Haymeran <Haymeran> = „Emmeran“
ried-Orte im Stadtgebiet von München
-ried
Rodung. Es gibt aber auch <riet> als Sumpfgebiet.
Forstenried
1166 predium Uorstersried „s“ ist der Genitiv
Es ist also „Försters Rodung“. Förster war ein bedeutendes Amt, ein weltlicher Beamter im Kloster
1169 Vorstetrieth diese kaiserliche Urkunde wurde weit entfernt geschrieben. Der Name war dem Schreiber daher wohl nicht geläufig.
„vorstet“ ist vermutlich ein Tippfehler für „forster“ (den man aber nicht einfach korrigieren darf, wie es die Regesta Boica im 19. Jhr. getan hat!)
1647 Forstenriedt „n“ für die leichtere Aussprache
Fürstenried
1194 (Kopie von 1428)Parschalchesriet Barschalk war ein abgabepflichtiger Diener/Vasall. Vermutlich eine romanische Gruppe (?)
<ch> = /k/
1423 Posseltzried brutal verkürzt. Man benötigt viele Belege für einen Ortsnamen, um da noch einen Zusammenhang erkennen zu können.
1726 Fürstenried gemeint ist der „Kurfürst“ Max-Emanuel
1739 Fürsten-Ried (olim Poschets-Riedt dicta) „olim“ für „einst“. „dicta“ für „genannt“
Holzapfelkreuth
1867 Familie Holzapfel „kreuth“ ist die Rodung < <gerute>
das waren königliche Revierjäger. 1855 bauten sie ein Ökonomieanwesen, das 1858 an den Sohn übergeben wurde.
kirchen-Orte im Stadtgebiet von München
-kirchen
Es gibt schon auch Kirchen-Orte, die nach Personen zurückgehen (bei Eigenkirchen). Aber tatsächlich ist das selten.
„Holzkirchen“ meint meist Kirchen am/im Wald (also nicht im Feld). Aber man sollte immer die Nachbarorte anschauen! Wenn es dort ein „Steinkirchen“ gibt, dann war wohl eher eine hölzerne Kirche gemeint.
Baumkirchen
870 Pouminunchirikum In der Quelle ist vermutlich ein Schreibfehler. Gemeint war wohl ein <n> am Ende für Dativ Plural.
<pouminun> ist ein Adjektiv. Also: „baumstämmige Kirche“, „Kirche aus unbehauenen Baumstämmen“
1419 Paemkirichen <paem> wurde als /pa:m/ gesprochen
Das letzte <i> ist ein überflüssiger Sprossvokal.
1583 Paimkirchen p.templ (aus Apians Topographie)
p. = “pagus“ (für Gau, oder – hier eher – Pfarrei)
templ. = templum („Kirche“)
<ai> vermutlich für /helles á/
Johanneskirchen
815 in loco Feringas ecclesian sancti Johannis baptistae
Praktisch alle Johanniskirchen sind Johann-Baptist-Kirchen
1315 Janschirchen Kosename von Johannes
~1583 templ. Jonskirchen pag.
1620 St. Johannes
1689 Johannskürchen
1950 /Johåneskhiachɐ/ (Mundart) Das ɐ ist ein Schwachlaut, Murmellaut.
1950 /hånskiacha/ Heute ist die mundartliche Aussprache wohl eine andere
Thalkirchen
1268 Talkirchen
1578 Dallkürchen de Caplanej
Die „Kaplanei“ hat keinen Pfarrer, sondern nur einen Kaplan (ohne Taufrecht).
<D> ist eine Lenisierung
Drückt <all> eine Vokalverkürzung aus?
<ü> ist eine Rundung. Der Schreiber will damit womöglich einer dialektalen Aussprache vorbeugen (/kiachn/)
heute Thalkichen Warum <Th>? Weil die Schreiber nach Zeilenzahl bezahlt wurden und möglichst viele Ausschmückungen eingefügt haben, die die Aussprache nicht veränderten.
Kirchtrudering
772 Truhtheringa Nominativ Plural. Eine Person Truchter, die Leute vom Truchter.
1384 Kirichtruchtering … Strastruchtering
Maria-Einsiedel
1730 Asamisch M Einsidl dall <M> für „Maria“
1732 aedificarit et dotavit Cosmas Daminanus Asam … politur statua Beatissimae Virginis Einsidelensis. Also: Ein Marien-Standbild wird in der Einsiedelei verehrt. Es steht in der Kirche, die Asam gebaut und dotiert hat.
„Maria in der Einsiedelei“ könnte auch eine Kopie der Schwarzen Madonna von Einsiedeln (Schweiz) meinen.
†Sankt Emmeran
1524 Capella ad S. Emmeramum
dort gab es ein Benefizium (Stiftung) für einen Eremiten
Die Leiche von St. Emmaran wurde bis Oberföhring gefahren. Ab da ging es per Boot nach Regensburg.
1583 Templum …
St. Georgenschwaige
1531…des wirdigen gotzhauß San Jörgenn zw Müllmertshoffenu
1685 Schwaig zu Mülbertshofen bei St. Georgen genannt
burg-Orte im Stadtgebiet von München
-burg
-burg und -berg sind verwandt und sie wechseln auch öfter bei den Bezeichnungen.
Blutenburg
1425 Blyutenbürg von „Blüte“, „die blühende Burg“
<yu> = /i/
<ü> womöglich einfach nur /u/
1433 Pluedenberg in der Regesta Boica auch <Bluatenbuag>
1817 Blutemburg die Blüten hat man da nicht mehr rausgehört.
Nymphenburg
1193 Kemenaten = Heizbares Gemach
1662 Gueth Ober und Underkhematen
1664 Schwaigbau zu Nymphenburg (Verkauf an den Kurfürsten. Die Gaststätte heißt heute noch „Zur Schwaige“
Josephsburg
1696 auf dem vorgehabten Pau zu Perg am Laum … den jezig Pau zu Perg
1701 von dem jetzt regierenden Herrn hchstgedacht Ihro Churfuerstl. Durchl. zu Clln. Anno 1693 an dem darbey liegenden grossen Garten ein schoene Schantz [Burg] die Josephs-burg genannt … erbauet worden.
Also einer der drei geistlichen Churfürsten in Deutschland hat eine richtige Burg gebaut (kein Schloss)
Biederstein
1784 Biederstein für brav, wacker, bieder
Neudeck
1352 Ott der Müllner, genant der Neydegker von Neid-Eck aus langem î < *Nîdeck für feindselige Gesinnung
1383 Neydekk
1430 Neidegk
1734 zu neudegg ob der Au Rundung <ei> > <eu>
Amalienburg
1734 zum Newen gepew Amallienburg für Maria Amalia von Österreich Frau von Karl Albrecht von Bayern
1734 Außgab Auf das Neuerpaute Lusthaus, genant Amallienburg
Verkehrsnamen im Stadtgebiet von München
Gasteig
1293 …den siechen auf dem Gasteig ze Muenchen
1295 in Gastaro Monacensi
1302 auf daz Gastaige Neutrum! Es kommt also von „das Gesteig“ < ahd. gisteigi, gasteig.
<daz> = /das/)
1306 uf daz Gaistag [eine Falschschreibung?]
1309 … den sondersiechen uf daz gastaig [Appelativ?]
~1582 Gasta ad pontem Isarae in colle sita [auf der Anhöhe] vulgo domus leprosorum
Warum der Akzentwechsel? Womöglich eine Eindeutung von „gâch“. Spätestens ab 1582 kannte man „das Gesteig“ nicht mehr
Straßtrudering
Das Trudering, durch das die Straße von Salzburg ging. Also nicht das Kirchtrudering
1384 Strastruchtering
1517 Strastrüchtering
1620 Straßdrattering
Langwied
1279 Lanqunt molendinum Wassermühle bei der Furt, wo man lange waten kann
1415 Lauutquat
1468 Lanncquat
1514 das gestad an dem Langwader pach … der Symon von Lankwad … von Lanckwayd
1530 Lanckwid
Wirtschaftsnamen im Stadtgebiet von München
Lehel
1525 Auf dem Lehen
1696 Auf dem Lehel
heute mundartl. /Lechel/. Siehe dazu auch den Namen Lechner für Leheninhaber!
Naturnamen im Stadtgebiet von München
Moosach
807 Mosaha Moorbach. Die Pflanze „Moos“ wäre eher <Mias> geschrieben.
12. Jhr. Mosache
1200 Msach .. Mosa Bei <ou> wurden beide Buchstaben übereinander geschrieben
Au
1289 in Aw von Wasser durchflossenes Gelände (kann auch eine Burg am Wasser sein)
1337 in der Awe
Hellabrunn
1754 Hellenbrun helle, klare Quelle. Schmeller hingegen: „hellen“ = ertönen. <hell> ist teilweise zu <höll> geworden
1831 Hellbrunn
Solln
11. Jhr. Solon Dativ Plural. Sol = Suhle
1157 Solen
1517 Solln
1638 von Sohlen bey München <oh> als langes /ô/ wäre ein Schmarrn. Aber die Urkunde wurde in Tuntenhausen geschrieben ohne Ortskenntnis
Siebenbrunn
1750 Sibenbrunn wurde wohl trotzdem als langes /î/ gesprochen
Gern
1024 nuncopato gerin als langes /ê/ gesprochen.
„Gern“ für Spitz, Dreieck. Auch für die spitze germanische Sper „Germ“ bzw. „Frame“
<gerin> = <kerin>. <g> und <k> sind prinzipiell austauschbar.
Diese Urkunde wurde in Tegernsee geschrieben.
Riem
957 Riēma der Schreiber verdeutlicht den Diphthong mit dem Überstrich
wohl vom Flurnamen „Riemen“ für schmaler Ackerstreifen
1104 Rieman Akkusativ [was sich aber wohl nur aus dem Zusammenhang ergibt. Denn bei der mhd. konsonantischen, schwachen Deklination ist Maskulinen die Endung bei allen Fällen <en>]
1315 Riemen
1583 Riem
1740 Riemb im bairischen Dialekt gibt es oft ein „mb“ < „m“
Vergleiche auch: „nd“ < „n“ in bair. „Mander“ für „Männer“
Berg am Laim
von Anhöhe auf Lehm. „Berg“ meinte früher fast ausschließlich flache Anhöhen.
937 locum qui dicitur Perec das zweite „e“ ist ein Sprossvokal. „perec“ < ahd. „perc“
1482 Perg auf dem Laym
1557 Perg aufm Laimb im bairischen Dialekt gibt es oft ein „mb“ < „m“
Laim
1047 Leyma
1150 Laimen ein „altes ei“ > bair. /oa/
1196 Leim
Warnberg
Berg von Person „Waro“. Eine Burg südlich von Solln
1150 Warnberch /Warnberg/ mit gehauchtem „g“
Bewuchsnamen im Stadtgebiet von München
Allach
774 Ahaloh /ahaloch/. Eine Ache (= fließendes Wasser, die Würm) in Lohe
1092 Ahaloch
1119 Ahloch
1500 Alach
Perlach
790 Peralohc /peraloch/. Das „â“ für ahd. Nominativ Plural.
Bären-Ache. „Bär“ = Eber. Die Ache war der damals noch sichtbare Hachinger Bach, der durch Perlach floss
1098 Perloh
1315 Perlach Quelle: Konradinisches Matrikel im erzbischöflichem Archiv.
Band 3. Diese Edition ist zuverlässig.
Großlappen
1167 Louppen von Laub, Blatt
1200 Lauppen
1574 Läppen /helles a/
Hirschau
1649 Hürschau eine Rundung
1803 Hirschau
Hirschgarten
der war lange nicht zugänglich. Der Landesherr übte dort das Schießen
1781 Tiergarten in dem sog. Hasengartten
Tiergarten für Hochwild. Hasengarten für Niederwild.
1786 im Hirschgarten
Graggenau
1325 Grakkau von Krähe/Rabe, bairisch: Krak
1326 Gragkenawe
1731 Graggenau
Fasanerie
1724 Hannß Veit Fasonmaister zu Mosach
1835 Obere Fasanerie
1839 Oberfasangarten (Fasanerie)
Fasanengarten
1708 der vacant wordene wiltpaanerdienst zu Perlach
von „Wildbann“
1719 ihme der Fasohnengartten
Falkenau
1733 Falkenau
Hasenbergl
1812 Küniglberg von Karnickel. Siehe auch italienisch Conigli = Kaninchen.
1867 Kaninchenberg verhochdeutscht
19. Jhr. Hasenbergl
Lerchenau
1913 Lerchenau
Kleinhesselohe
1791 Heselloh von Hasel
1793 Gegend die von den Münchner das kleine Hesellohe genannt wird.
Beachte: „Das“ Lohe
Ortsnamen im Landkreis München
Romanische Namen im Landkreis München
Peiß
1173 de Bizzen <en> kann kommen von <anum> und damit eine Zugehörigkeit ausdrücken. Dann könnte es von „bitianum“ = Landgut des Bitius kommen.
Der Ort liegt an der Römerstraße. Da sind Herleitungen aus dem Lateinischen/Romanischen naheliegend.
1183 de Pizze
1185 de Bizze /bîsse/
1195 de Bîzze Längezeichen tatsächlich so geschrieben
1402 Peizz /Paiß/ langes î => Diphthongisiert
1435 Peys
1524 Beis
17. Jhr. Peiss
Es gibt viele Orte mit -anum. Da stehen meist römische Personen-/ Gentilnamen davor.
Das große Reallexikon der Antike nennt diese Gentilnamen. (In alten Ausgaben sogar ausschließlich; da gibt es dann auch keinen Eintrag zu Cicero.)
„Peißenberg“ kommt übrigens von einem germanischen Piso.
Graß bei Aying
1068 Grazza „zza“ passt nicht zum germanischen „Gras“
in einem rätoromanischen Wörterbuch steht z. B. „prada grassa = Fettwiesen“. Also: eine fette Wiese?
Der Ort liegt an der Römerstraße. Da sind Herleitungen aus dem Lateinischen/Romanischen naheliegend.
1126 Grazze
†Reis bei Hofolding
1150 Rûzze
1250 Ruzzen huba dim inculta eine unbewohnte Hube
1294 Reuzzen û → au und dann umgelautet zu eu
1335 Raeusse kein Doppel-Spirans „zz“ mehr, das dem scharfen ß entspricht
1454 in der öde zu reus
1546 Reyss
Möglicherweise kommt das von:
rätorom. rosua (Loch)[18] oder von
rätorom. rusa (Brombeerstrauch)
was dann zu „rusia“ wurde
Kleinhelfendorf
3. Jhr. Isinisco Die Römerstraße macht extra einen Knick um den Ort
Verwandt mit dem Flussnamen „Isen“, „Isar“ etc., also indogerm. *eis (sich heftig schnell bewegen) [obwohl es dort keinen Fluss gibt??? Die Mangfall ist über 2 km entfernt.]
4. Jhr. Isunisca (Tabula Peutingeriana)
ing-Orte im Landkreis München
Aying
791 Eiinga Nominativ Plural, die Leute des Aio, Aeio
Spekulation: Das könnte auch ein romanischer Personenname sein
838 Eigingas..Egingas Hiat-Tilgung durch Einfügen von <g>: <ii> zu <igi>
857 Eigingon Dativ Plural
1130 Aiingen
1300 Aying [könnte eine Hiat-Tilgung mit /j/ sein]
1515 Aying
Garching bei München
1020 Gouvirihhinga in Tegernseeische Entfremdungsliste[19] in Folge der Säkularisierung durch Arnulf I. dem Bösen. […] rückgängig gemacht – daher die Entfremdungsliste.
Von Person *Gowirich
1113 Gourichingin Dativ Plural
1260 Gauriching
1300 Garchingen
Gräfelfing
763 Grefoluinga /grefolfinga/ von Person Grefolf, wie Grau[?]-Wolf
1315 Geffolfing
1440 Geffelfing
1811 Gfelfing
Hochmutting bei Freising
1091 Heinrich de Hŏmŏtingen von „Hoch-Muat“ = Hoher Mut (~ Edelmut)
1097/98 Hochmŏtingung (Waltenburg [?)
1315 Hhmting mundartlich damals: /hoachmuating/
1524 Ober- und Niderhochmuting
Ismaning
806 Isamanninga von Person *Isaman
960 Isimannigun
1048 Ismanning
1220 Ismaening <ae> für /helles a/
Ober- /Unterhaching
806 Hachinga
972 Hahingun
1003 Hachinga, que aliter Winidun nuncupatur
“Haching, das anders Winidun genannt wird
Also auch hier: Slawische Siedler (Wenden), die die schwierige Rodung durchführten
1140 ad superius Hachingen Neutrum, Akkusativ
1289 Obernhaeching
1180 in inferiori hachingen Ablativ von inferior
Hachingen: Dativ Plural – ist aber Singularisiert: Das Haching
1315 Nidernhachingen Dativ
1695 Undterhäching
Großdingharting
1167 Dingehartingen [vermutlich von Person Deginhart]
1313 Dingharting
1351 Micheldingharting
1394 Merer Dingharting „merer“ = „größer“.
1457 Maior Dingharting Maskulin!
1457 zu grossen Tinghartingen
Kleindingharting
1351 zu wenigen Dingharting
1482 Klaindinghartting mundart: /gloadingharting/
Grünwald
mit Betonung auf der letzten Silbe
1048 Derbolfinga von Person Derbolf
1279 Terwolvingen wurde auf Urkunde später in „Grunnwald“ geändert
1288 von dem Grnemwalde
Eglfing
[1083 Egolvingen] von Person Agiulf/Eggolf, was „Wolf“ bedeutet
Hailafing
1155 Haidolvingen von „Wolf auf der Heide“
1351 Haydolfing
Dirnismaning
1300 Drrenismaning
1536 (Kopie 17. Jhr) Diernißmaning
Otterfing
1003 Otolvinga Achtung: Diese Schreibung stimmt. Im „Lexikon bayerischer Ortsnamen“ ist ein Tippfehler!
Nach einer Person *Otolf, was etwas mit „Wolf“ bedeutet
1495 Oterfing
Grafing bei München
1294 Grefingen bei den Leuten des Grafen
1527 Gräfing „ä“ für /helles a/
apokopiertes -en. Das heißt: Verkürzt durch eine Apokope = unbetonte Endsilbe weglassen
Unterföhring
von ahd. „ferigo“ = Ruderer, Fährmann und somit: Bei den Leuten des Fährmann. Oder von ahd. „far“ (Überfahrstelle). Also: Bei den Leuten der Fährstelle.
Es könnte sich bei frühen Belegen auch um Oberföhring handeln. Aber Unterföhring ist das Pfarrdorf.
750 Feringas Nominativ Plural oder feminim Akkusativ Plural
783 Faringa ohne Umlaut
1140 Uerinen
1180 Feringin utrunque … Superion Ferinigin …inferius Feringin
“utrunque” = beidseits. Feringin ist der lateinische Applativ Dativ – der Ortsname wurde also lateinisch geformt. Ort sind oft nur neutrum.
1319 ze obernuergen … ze nidernuerven Dativ sing.
17. Jhr. Unterfoehring „oe“ womöglich, weil Drucker keine Letter hatte. Hier ist es aber eine Rundung.
Winning
1003 Uuinidun — et altera Hachinga, que aliter Windun municupatur
winit = freie slawische Siedler, Wenden
1486 Winnig letztes „n“ fehlt, wegen dem Doppel-n davor
1487 Wynnyng
Schäftlarn
760 (Kopie 12. Jhr) Sceftilari /skeftilari/
<il> ist ein Einschub zur leichteren Aussprache
<-are> ist die Berufs-/Tätigkeitsbezeichnung. Also: ahd. singular „bei dem Schaftmacher“
778 (Kopie 12. Jhr) Sceftlare /skeftlare/
778 (Kopie 824) Scaftilare /skaftilare/
828 (Kopie 9. Jhr) ad monasterium sancti Dionisii [Genitiv!] qui dicitur Sceftilares
Kloster Dionisius (St. Denis in Frankreich) ist von karolingischen Stiftern. Man hat oft an den Heiligen (Dionisius) geschenkt und nicht an das gleichnamige Kloster.
1140 Sceftelaren
1170 Scheftelaren /skeftelaren/
1285 Scheftelingen ein Beleg aus dem weit entfernten Görz. Ein singulärer Beleg
heim-Orte im Landkreis München
Gumpertsham
1050 Umpilisheim Die Person Umpili (stark gebeugter Name)
1080 Umbilesheim
1150 Humbelshaim <es> synkopiert zu <s>. Evtl. wurde die „Hummel“ eingedeutet, weil der Personenname mittlerweile unbekannt war?
1362 Humpelshaim
1831 Gumpeltsham Das <G> ist unerklärlich, aber wenigstens lautlich verwandt dem <H>
<haim> → <ham> ist eine dialektbestimmte Monophtongierung.
Aschheim
756 Ascheim <askheim>
ein schematischer, fränkischer Ortsname zu „Esche“/“Eschenwald“.
Wohl ein kollektives Neutrum.
1110 Askheim <askheim>, die Palatisierung zu <as-ch-heim> bzw. <asch-heim> kam erst später
1165 Aschheim <askheim>
Westerham bei Feldkirchen
1150 Westerhaim vermutlich der Ort westlich vom Pfarrort Feldkirchen
1583 Westerhaim pagus templum
„pagus templum“ = Ort mit Kirche
1832 Westerham
Oberschleißheim
775 Sliuuesheim <es> = Genitiv einer Person Sliu. Heim des Sliu
1281 Sleibsheim 3 Konsonanten in Folge sind sehr selten und werden bald verkürzt
<iuu> → <ei> ist eine zeittypische Diphthongisierung
1305 Sleyshaim
1429 Schleisham Brüder Schleisham
„Brüder Schleisham“ meint das Prämonstatenser Kloster Neustift, die dort Besitz hatten. Das ist also Differenzierung zur Unterscheidung von anderen „Schleisham“-Orten
<haim> → <ham> ist eine sehr frühe Monophtongierung
1606 Schwaig khlein Schleißhaim
hier also wieder der Diphthong
1640 Hof Neuen Schleißhaimb
Unterschleißheim
1315 Nidersleizhaeim /niderslaitshaim/
1450 Grossen Schleisham
17. Jhr. Unterschleissheim Warum wurde hier nicht monophtongiert zu <ham>?
Ober Schichten wollten nicht die Vulgo-Dialektform <ham> schreiben. Hier hat also der Kurfürst mit seinem Schloss Einfluss genommen.
Ganz generell sind Kirchdörfer öfter beim <heim> geblieben. Wobei es bei Passau auch ein „94148 Kirchham“ gibt.
Potzham
1042 Potzheim zu einer Person Pozo
1149 Pozehaim eigentlich müsste es wohl „*Pozenheim“ mit „n“ für den Genitiv lauten
1418 Potzhaim
1517 Potzham
Lochham
1057 Lochheim von Lohe. Also Wohnstätte am Wald
1289 in Lohen /Lochen/
1526 Lochen an der Würm
1796 Locha <a> ist ein Murmellaut
1819 Lochheim
1831 Lochheim … Locham
Lustheim
1684 der neue erpauendes Lusthaus zu Schleißheim
„Lusthaus“ = „Sommerhaus“
1690 Lusthaus Schleißheim
1715 Lustheimb
Kirchheim
1098 Kirihaim da fehlt ein „h“, denn es lautete wohl /kirichaim/
1127 Chirc heim
1187 Chirchhaim /kirchhaim/
1524 Parochialis ecclesia s[ancti] Andreae in Kirchhaimb
“Parochialis ecclesia” = Pfarrkirche
“Andreae” meint das grammatische Geschlecht; meint also kein weibliches Andrea.
1811 Kirchheim bei München in dieser Quelle (Deisenberger Lexikon) steht immer die nächstgelegene Stadt
Mittenheim
1738 Monasterium Fratrorum minorum ord. s. Francisci
= Kloster der minderen Brüder des Ordens vom Heiligen Franziskus
„Fratrorum“ ist fehlerhaft
1867 Mittenheim
hausen-Orte im Landkreis München
-hausen
-hausen ist wohl etwas jünger, als -heim
†Arfrideshusum
817 Arfrideshusum…testes Arfrid presbiter
„Priester Arfrid testiert“. Der Ort lag wohl bei Schäftlarn
Ebenhausen
1130 Emmenhusen
1325 Embawsen /embhausen/
1811 Ebenhausen hyperkorrekt vom mundartlichen Emhausen geschlossen auf diese Schreibweise
Ebertshausen
994 Ebarnunnashusa … Eparanashusa
von der Person , die stark flektiert wird
1162 Ebershusen
1367 Ebraczhausen /ebratshausen/
Gerblinghausen
994 Keruuenteleshus /kerwenteleshus/. Nur ein Weiler einer Person „Gerwentel“
Das bedeutet „Speer-Wender“ bzw. „Speer-In-die-Hand-Nehmer“
Auf englisch: Shakespear
Analog: Karwendel (von Gerwentilsaue)
1092 Gerwenteleshus Der Singular ist womöglich ein Schreibfehler
1346 Gerwendelousen
Großeichenhausen
994 Ichanhusa Person Icho, schwach gebeugt
1031 Ichinhusa noch der althd. Genitiv
1486 Aichenhausen î → ai (kein altes „ei“ → „oa“)
1831 Aichenhausen (Groß)
Gumpertshausen
957 Kundpolteshusa Person Kundpolt, stark gebeugt
1313 Gumpoltshausen „ndp“ → „mp“, weil drei Konsonanten in Folge kaum auszusprechen sind
Holzhausen
1140 Holzhusen für „Häuser am Wald“
1288 Ortolf der Holzhauser
Harthausen
814 Haradhusun ahd. „hart“ = „(Weide-)Wald“
das erste „a“ ist ein Sprossvokal
847 Harthusen
Riedhausen (Einöde)
1306 in dem Riedehof
1316 datz den Ried „datz“ aus „dazu“, also: „bei dem Ried“
15. Jhr. Riedhof
1616 Hans Riedthauser [Familienname] auf dem Gut genannt der Riedhoffer [Hausname]
Jettenhausen
957 Uotinhusun Person Uoto
1140 ötenhusen /outenhusen/
1180 ŏtenhusen…Uetenhusen
1531 Jettenhausen
Hausen
937 Husun Dativ Plural: Bei den Häusern
1297 Hausen
1390 ze Hausen bey Chirichhaym
hofen-Orte im Landkreis München
-hofen
-hofen ist kaum von -hausen zu unterscheiden – das wechselt im Ortsnamen gerne von Jahr zu Jahr. Genauso wechselt auch <hof> und <hofen>
Höfe haben jedenfalls immer einen Umkreis von Ackerland
Deisenhofen
814 Tisinhusir von Person Tîso. Ein ursprünglich seltener Plural von ahd. hus – der sich dann aber durchgesetzt hat.
1078 Tisinhova
1289 Teisenhoven curia
1307 Teisenhofen
Heimatshofen (bei Aying)
825 ad Heimolfeshofen von Person Heimolf
Lochhofen
1183 Lochoven „Loch“ von lateinisch „lucus“ (Hain)
eigentlich /lochhofen/ – das zweite „h“ fehlt in Quelle.
ggf. auch /lokhofen/
1279 Lochhofen
Lohhof
1450 Lochhofen mundartlich: Lo(h)hof
Wächtershof
1928 Wächterhof nach Geheimrat Adolf Wächter, der 1927 den Hof kaufte. Vorher hieß er „Gernerhof“ oder „Westernhof“
dorf-Orte im Landkreis München
-dorf
-dorf ist eine Weiterentwicklung von „-höfen“.
Gronsdorf
839 Cramannesdorf nach Person Gramann (Grau-Mann)
12. Jhr. Cramanstorf Verhärtung zu -torf oft och erhalten bei anderen Orten
mundartl. Gronsdorf
Kleinhelfendorf
772 Helphintorf nach Person Helfo. /helfindorf/
11. Jhr. zu 954 curte regia … germana lingua Helfandorf vocitat Romana vero Adiutorii cicum
„an“ in „Helfandorf“: Genitivform -an statt -in
Romanisch wurde da noch gesprochen!
„Adiutorii“ müsste eigentlich „Adiutoris“ oder „Adiutorum“ heißen (für „Helfer“) – aber Romanisch war unsauberes Latein
Der Ort liegt an der Römerstraße!
1454 Klainhelfendorff In diesem Ort ist der heilige Emmeran (Bischof von Regensburg) erschlagen worden.
Loibersdorf
1113 Liubratesdorf /lübratesdorf/, eine Person Liuprat oder Liubrat
1159 Liubratestorf
Salmdorf
1010 Sallandorf Person Salo. Genitiv -an
1196 Salindorf Genitiv -in
1305 Salndorf verkürzt <in> zu <n>
1315 Salemdorf
1524 Saldorf
1735 Salmdorf
stetten-Orte im Landkreis München
Heimstetten
1098 Heinsteten Person Heino. Ein Beleg für folgerichtige <Heinenstetten> fehlt.
1328 Haimsteten
Naturorte im Landkreis Münchzen
Badersfeld
1924 Badersfeld nach Franz Bader (Abteilungsdirektor der bayerischen Landesanstalt für Moorwirtschaft)
Großkarolinenfeld
1802 zum Behuf …Moosgründe
1802 Rosenheimer Moos
1802 Karolinenfeld nach der Kurfürstin Friederike Karoline Wilhelmine von Baden, 1797 Max Joseph von Bayern heiratete und für evangelische pfälzische Sieder Platz schaffen ließ
1802 Großkarolinenfeld
1802 Tochterkolonie Kleinkarolinenfeld nebst Peis
1806 Kleincarolinenfeld
Möschenfeld
819 Meskilinfeld Person Maskilo, schwach gebeugt. Verkleinerung von Masko.
<i> hat das <a> umgelautet
1279 Meschenveld
1289 Mesinvelt
1578 Möschenfeldt
Mühlthal bei Straßlach
1430 an dem Mühltal ein Flurname – hier ohne <th>
1518 Katharina Millnerin in dem Mühlthal „Millner“ ist der Hausname. Erstes <i> dabei eine Entrundung von <ü> zu <i>. Das <n> zur leichteren Aussprache eingefügt.
Kirchorte im Landkreis München
Altkirchen
994 Altkiriha Nominativ Singular, feminim. /altkiricha/
1050 Altchiricha
1390 Altkirchen Dativ Singular – „bei der Kirche“
1576 Altkürchen
Feldkirchen (Westerham)
804 de ecclesia ad Feldkirc /Feldkirch/ vermutlich. Kirche auf dem freien Feld
1020 Veldchirihha /feldkiricha/
1319 ecclesia VVeldchirchen
Höhenkirchen (Siegertsbrunn)
1005 Machwartes Prunnen Person Markwart. In Urkunde wurde direkt darüber geschrieben „Hohenkirchen“ (die höher gelegene Kirche)
1313 Hhenchirchen
Siegertsbrunn übrigens von Person Sighoch
Kirchheim bei München
1098 Kirichaim
†Kirchlberg
keine Quellen
Kirchstockach
1003 Stockach … Stockah beide Orte hießen damals gleich!
„Stockach“ ist ein Kollektivum von Stöcken (also eine Rodung, bei der die Stöcke stehen blieben [Waldfeldbau?])
1315 filias …. Stockach „filias“ für Filialkirche
1469 Kichstockach
Ödenstockach
1440 Stockach
1441 Oedenstokchach evtl. zweitweise unbewohnt
1665 Edenstockha
Maria Eich
? zu Ehren der heiligen Mutter erputen Kapellen
1751 zu 1710: Von dem Ursprung und Anfang des Gnadenortes bei unserer lieben Frauen in der Eichen (ein Loretobild. Angeblich haben Engel Marias Geburtshaus von Nazareth am 10. Mai 1291 in Trsat im heutigen Kroatien abgesetzt worden sein und dann 3 Jahre später nach Recanati in Italien (Marken) gebracht)
Martinsried
1126 Riede
1330 sand Marteins Ryedt (Urkunde von Kaiser Ludwig)
1439 Marteinkazmair in Marteinsried
1636 Martinsried
Befestigungsorte im Landkreis München
Arget
851 in loco qui dicitur aragartin Garten (hortus) / eingezäunte Fläche, die evtl. mit „Arach“ (Stricken) eingezäunt war
1080 Aregarten
1313 Argart
1515 Argät
1587 Arget
Kaps
1034 Chapfis Kapf = Höhe. Kapfen = Ausschau halten. Der Platz, wo man eine gute Aussicht hatte
1048 Chapphas <hp> = /f/
1750 Kaps
Kasten
1308 Unsers gtes zu Chastel Befestigungsanlage. ahd. Kast = Ort, Stadt. mhd. Kast = Burg, befestigter Ort (Kastell)
1381 mein holtz und wismat daz gehaissen ist des Gollirs Chast
Wismat = mähbare Wiese
Gollir ist die Familie nach der Gollierstraße benannt ist
(Neubiberg) Unterbiberg
1034 Pipurk gothisch Piburgeis: außerhalb des Lagers. Eine Umwallung
1832 Unterbiberg
Oberdill
1877 Oberdill mhd. tülle = Bretterzaun, der einen Wald umschloss
(siehe auch 82319 Oberdill (Starnberg), das 1337 erwähnt wurde als Düllkall mit „kall“ für lateinisch „Holz“)
Ottendichl
981 de Oppituelle Person Oppo. tlle: Bretterzaun
1152 Oppentuhelen
1376 Oppintuoh
1390 Ottenthel <oppin> → <otten> ist eine Assimilation
1582 Ottentdhel
1763 Ottendichel
Planegg
1409 Planegk „plan“ = „Ebene“, „egg“ = „Höhenvorsprung“
Der Blomberg hieß ursprünglich „Planberg“
1739 In arce Planegg (auf der Burg Planegg)
Schwaneck
1846 Schwaneck in Schmeller Tagebücher steht: Schmeller besucht Schanthaler auf seinem neuen Schloss bei Hesselohe.
<Schwan> kann von Schwanthaler oder von Hohenschwangau kommen
1867 Schwaneck Schloss
Verkehrsorte im Landkreis München
Furth bei Oberhaching
1155 ad Frt
1137 in villa Uerte /verte/
1180 Vurte
1294 Daze Furte apud Haechingen predium
Hochbrück
1853 Kanalhäusl bei der Hochbrücke (Garching)
Kreuzstraße
1835 Kreuzstrasse
1839 Kreuzgasse
1867 Kreuzstraßenwirth Homonym [klingt gleich, heißt aber etwas anderes] (Oberschleißheim)
Neufahrn
1140 Niuvaren /njüfaren/
Theorie 1: Neusiedler / Neuerweg
Theorie 2: Neufahren, wie Vorfahren, Nachfahren
1172 Neuuaren /neuvaren/
1527 Nffarn
Straßlach
819 Strazloh
870 Strazloch
1440 Straslach
Höllriegelskreuth (Pullach)
1848 Hllriegelsgreuth Rodung
Laufzorn
804 Laufzoro „Lauf“ von „Wasserlauf“. „Zorn“ = Rodeland von zerren, aufreißen
1127 Lorfzorn
1486 Lauffezorn
Neuried
1155 Niwwenrieht
1198 Niwenriet
1429 Neuried
Gewässerorte im Landkreis München
Baierbrunn
776 Paierbrunnen frühe Ansiedelung von Baiuvaren in allemanisch-schwäbischem Gebiet (wo es aber auch Romanen gab, wie der Ort Walchstadt zeigt)
1184 Baierbrunn
Brunnthal
1073 Brunnentail aus einer Fälschung!
1114 Brunnethale
Dirnismaning
Dürrnhaar
1020 Hard „Hart“ = Weidewald
1555 zu Vaystnhard ggen Drenhar „Vayst“ für fette Wiese
„Dren“ für dürre, magere Wiese
1831 Dürnhaar
Gleißentalweiher
1685 Gleissental
1831 .. den Gleissenthaler Weiher
Grasbrunn
1147 Gramasprunnen Person Gramann, Graumann
<Gra> auch in Gröfelfing (von einem Grauwolf oder so)
1152 Gramannesprinnen
Siegertsbrunn
1048 Sigihohesprunnen von Person Sigihoch
1256 Sighartsprunne
Ottobrunn
1902 bis 1921 als Ergebnis langer Diskussionen und Verhandlungen der Siedler
Putzbrunn
976 Puzeprunnin keine Person! Sondern von mhd. „pützen“ = schöpfen
Das Wort gab es im Ahd. Wörterbuch noch nicht, war aber offenbar schon in Gebrauch
1092 Puziprunnan
1152 Buzprunnen
1817 Putzbrunn
Sauerlach
800 Sulagaloh /loch/, lichter Wald mit Schweinesuhle
1034 Surgeloh zwei „l“ wirkten unharmonisch. <la> → <r>. Keine Assimilation, sondern ??
1170 Sûrgloch
1313 Sawerloch
1430 Savrlah /saurlach/
Wörnbrunn
1135 Wermperchtasprunnen Quelle der Person Wermbrecht/Wermprecht
1195 curiam unam in Werinbrehtesbrunnen
1313 Wernprunnen
1832 Wörnbrunn
Neuherberg
997 Wacreinna „Wag“ = Teich, Wasser. „Rein“ = Grenze, Ackerrand
1543 auf der Neuen Herberge
Pflanzenorte im Landkreis München
Aschheim
756 Asc⸰heim „asc“ = Esche. <heim> als Verkürzung des ahd. „Heima“
Dornach
856 Dornah /dornach/
<ah> ist ein Kollektivum, also: viele Dornen, Gestrüpp
könnte daher auch eine Burgbefestigung gewesen sein.
Kann aber nicht „Bach“ meinen, da ahd. „aha“ nie ohne das „-a“ erscheint
Haar
1050 Harda lichter (Schweine-)Weidewald „Hart“
1398 Hard
1583 Har
1600 Haar
Großhesselohe
776 Hesinloch Person Hesin oder Haso.
oder (wahrscheinlicher) „Hasel“
1301 Heseloch
1831 Hesellohe … Hesellohe … Klein-Hesellohe
Pullach im Isartal
790 unam silvam, que ad Puoch ein Wald, der bei einer „Buche“ steht
806 Puolach lichter Buchenwald
Dissimilation von <puochloch>
1583 Puelach /puälach/ also kein Umlaut!
Grünwald
1048-1086 Derbolfinga
1279 Terwolfingen Person Derwolf
später in der Urkunde (Traditionsbuch Herzogsurbar von Schäftlarn) darüber geschrieben: <Grunnwald>. Meint „Laubwald“
1288 von dem grnem Walde
1313 Grnwald
Tierorte im Landkreis München
Beigarten
1140 Bigarten Einhegung (lat. hortus) von Bienen zu ahd. „pia“ und mhd. „bie“
1277 Peigarten Diphthongiert
Keferloh
1140 Keuerloch /keferloch/ Käferwald. Im Bairischen gibt es keine Kiefer – nur Föhren
1170 Cheuerloh /keferloch/
1583 Keferloe
Otterloh
1020 Ottarloh kein Otter, da kein Gewässer in der Nähe. Daher die „Otter“, wie „Kreuzotter“
1149 Otterloch
Sauschütt
1867 Sauschütte Jägersprache: die Haus-/Wildschweinfütterstelle
Ortsnamen im Landkreis Starnberg
Quellen
Gute Quellen sind
- Edition von Kloster Schäftlarn-Traditionen + Herzogsurbar
- Edition von Kloster Dießen
- Edition des Urbars (Steuerbach) von Seefeld
- Bernhard Stör: Die mundartlichen [?] im Landkreis Starnberg; Blätter für oberdeutsche Namenforschung, 2023 [?]
Ammer
3. Jhr. Ambre, Ambrae verwandt mit griechisch „Ombros“ = Regen und lat. „Imper“ = Regen
775 (Kopie von 824) Ambre confluentis „der einmündende Ambra“
823 Ampra
1397 Ammer südlich des Ammersees erst ab da <Ammer> wegen der schwäbischen Lautverschiebung von <mb> zu <mm>
1424 Amer
Starnberger See
818 Uuirmwseo /wirmseo/ von indog. *wer für Wasser
1034 Wirmsê
1762 Wurmsee, seu Lacus vermini „See des Wurms“ – eine Eindeutung
1784 … des Wurm- oder Starnbergersees
Rausch
1126 de Rogens lat. ruga = Runzel, Falte. Also: tiefe Gasse
Im rätoromanischen Namenbuch von Andrea Schorta: Rausch = Lawinenzug
1204 Ruges
1227 Rûs
1362 Rausch
Andechs
1068 Andehsa von lat. daxia = Eibe. „ana“ bedeutet vermutlich „entlang, über – hin, auf – hin“. Also: Beim Eibenwald
1452 auf dem hailigen perg ze Andechs
Gilching
804 Kiltoahinga /kiltoahinga/ nach Person Kiltiko [bzw. Geldiko]
870 Kiltihhingen /kiltichingen/
1152 Giltichingen
1261 Gilchingen <ingen> war sehr lange üblich
1303 Gilching
Possenhofen
1181 Pozzenhofen /possenhofen/ nach Person Posso
<zz> = /s/ (meist)
<z> = /z/ (oft)
<Ʒ> = /z/ (oft)
1545 Possennhofen
Leoni
1867 Assenbuch (Leoni) nach dem italienischen Sänger Leoni, der dort ein Wirtshaus gründete
„Assenbuch“ nach der Person Asso
Hechendorf
1075 Hochendorf <ou> ist archaisch. Bedeutet „beim hohen Dorf“
1116 (Kopie 15. Jhr) Hôhindorf Dativ
1258 Höchendorf nachfolgende <i> führte zu Umlaut <o> → <ö>
1819 Hechendorf Entrundung
Pilsensee
von der Pflanze „Bilse“
Tutzing
980 Tutcingun bei den Leuten des *Tuzo (nicht belegt)
11. Jhr. zu 740 Dutcingun Dativ Plural
1056 Tuzzingen /Tuzingen/
1476 Totzing Vokalabsenkung
1557 Tutzing
Unterzeismering
mundartlich unddӑzoӑsmӑring
kein Beleg. Es müsste aber von der Person *Zeismar kommen
Feldafing
1119 Veldoluingen /feldolfingen/ von Person Feldolf. Also: Feld-Wolf.
1403 Feldofing
1716 Feldafing
Starnberg
948 Ouviheim /ouviheim/ von lat. ovis = Schaf. Also: Schafheim. Eine der typischen schematischen Benennungen aus der Frankenzeit, die keinen tieferen Grund hatten. Es muss dort also keine Schafe gegeben haben.
<ou> also nicht von „Aue“
1208 Ŏheim /ouheim/
1225 Starnberg von Starenburg
Leutstetten
11. Jhr. zu 8. Jhr Liucilstat /lüzilstat/ von ahd „luzil, liuzil“ mhd. „Lützel“ für „klein“. Also: Kleine Wohnstätte
übrigens: Das war ein Mustergut für Milchwirtschaft, wegen dem König Ludwig III der „Millibauer“ genannt wurde
1116 Lucilsteten
1315 Levtsteten /leutsteten/
Gauting
11. Jhr. zu 8. Jhr. Goutinga zu Person Gudo. <a> zeigt an Plural mask.
1080 Gutingon Dativ Plural
1315 Gauting
Percha
785 Perchach ahd. Pircha mit Kollektivum <ach> von <ahi>. Also: Birkenwald
1429 in dem Dorff zur Berchach an dem Wirmsee
1591 Percha
Machtlfing
960 (Kopie 11. Jhr.) Mahtolfingen <-en> ist untypisch für 960
1352 Uolricus dictus Mahtolfing de Mahtolfingen
“dictus” kündigt einen Beinamen/Familiennamen an
Biberkor
1080 Piberchar Biber-Kar, „Kar“ ist eine Vertiefung, wurde später zu „Behälter“
1195 Biberchar
1643 Biberkor
Etterschlag
805 Etinesloch Person Etino und Lohe
1363 Ettersloch
1501 Ettenslag Palatisierung von /ch/ zu /g/ wohl schon gesprochen
Herrsching
776 Horscaninga Leute des Horskan. Nominativ Plural
11. Jhr. Horschingen /horskingen/ Dativ
1140 Hôrskin
1362 Hrsching /hörsching/
1411 Hersching
Argelsried
1279 Erengersriede Rodung der Person Eringer
1473 Ergasried
1497 Argesried
Pentenried
1294 in Sancti Benedicti Riede also: Die Rodung der Benediktbeuerner
1430 Pentiktenried ein Beleg aus einem Kloster
1488 Penigkenried ein staatlicher Beleg, der den mundartlichen Namen mit geringerem Klosterbezug bevorzugte
1610 Pendtenried
Sonstige
Pfaffenhofen am Inn
pons aeni Die römische Brücke haben nachweislich die Germanen zerstört.
Quellen
Repertorien
Ein Repertorium ist ein „Findbuch“. Also ein Verzeichnis von Urkunden.
Im Hauptstaatsarchiv (HStA) gibt es einen Repertorienraum. Dort liegt z. B. Das St.-Peter-in-München-Urkundenbuch.
Aventin
Johannes Aventinus (*1477, †1534) mit seiner „Bairischen Chronik“, „Annales Ducum Boiariae“ etc. gilt in Summe als verlässliche Quelle.
Die Druckversion wurde verfälscht/purigiert (seine Bücher landeten auf dem Index, weil er Lutheraner war). Die auf den Handschriften basierende Edition ist die verlässliche [vermutlich ist das Matthias Lexer (Hsg.): Johannes Turmair’s genannt Aventinus Bayerische Chronik bzw. Sämmtliche Werke. Es gibt sie online
Apian
Philipp Apian: Topographie von Bayern und bayerische Wappensammlung (Ausgabe von Verlag Wolf, München,1880) bietet viele Ortsnamen und hat ein Register. Geschrieben ~1588
Online: https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb00070653?page=5
Schmeller
Johann Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. 1828
enthält auch Ortnamen (wie München)
Online: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB00005027?lang=de
Verband
Der Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e. V gibt Publikationen heraus.
U. a. werden die mundartlichen Aussprachen von Ortsnamen aufgenommen.
Konradinische Matrikel
Martin von Deutinger (Hrg.), Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing III, München 1850. BSB-ID 991071329349707356
Diese Edition ist zuverlässig. Ein mittelalterliches Urbar des Bistums Freising, das die Besitzungen sämtlicher fürstbischöflicher Güter auflistet. Enthält viele Erstbelege von Kirchen.
Lateinische Begriffe
Es kann gelegentlich helfen, eine Urkunde zu entziffern:
Lateinisch |
Deutsch |
olim |
einst |
dicta |
genannt |
M |
Maria |
dictus |
kündigt Beinamen/Familiennamen an |
Parochialis ecclesia |
Pfarrkirche |
huba dim inculta |
eine unbewohnte Hube |
Romanische Begriffe
Die Urkundenschreiber sprachen in der Umgangssprache teilweise noch im 11. Jhr. Romanisch und so war ihr Latein manchmal „unsauber“:
Romanisch |
Deutsch |
Adiutorii |
Helfer |
Deutsche Begriffe
Mittelhochdeutsch / Frühneuhochdeutsch |
modernes Deutsch |
datz |
dazu |
Wismat |
mähbare Wiese |
-ach |
Kollektivum (Stockach – viele Stöcke) |
Kaplanei |
Kirche ohne Pfarrer und ohne Taufrecht |
Quellen München
Buchprojekt
Aktuell entsteht das „Ortsnamenbuch München“
Literatur
- Romuald Bauerreiß: “München-Altheim”. Studien zur frühesten Geschichte der Landeshauptstadt München. In: Adolf Wilhelm Ziegler (Hrsg.): Monachium. Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Münchens und Südbayerns anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadt München 1958. München 1958, S. 87–118.
- Helmut Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt: Eine Veröffentlichung des Stadtarchivs München. Verlagsdruckerei Schmidt, 2009
- Helmut Dollinger: Die Münchner Straßennamen. MünchenVerlag / Langen Müller Verlag, 2016
Literatur
Lehrbücher
- Wilhelm Schmidt: Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. S. Hirzel Verlag, 2007. ISBN 978-3777614328.
Achtung: Wurde ersetzt durch die Neubearbeitung von Helmut Langner! - Helmut Langner (Bearbeitung), Elisabeth Berner, Norbert Richard Wolf: Geschichte der deutschen Sprache: Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. S. Hirzel Verlag, 2013. ISBN 978-3777622729
- Helmut Langner (Bearbeitung), Elisabeth Berner, Norbert Richard Wolf: Geschichte der deutschen Sprache: Ein Lehrbuch für das germanistische Studium Teil 2: Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Frühneuhochdeutsch . S. Hirzel Verlag, 2020. ISBN 978-3777627779
- Rolf Bergmann, Stefanie Stricker: Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft. Universitätsverlag Winter, 2010. ISBN 978-3825357979
- Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur: Eine Einführung in das älteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. De Gruyter, 2003.
Achtung: Gibt etwas Kritik in Amazon dazu! - Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik. Ulan Press, 2012.
Web
- https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprachgeschichte
- mittelhochdeutsche Grammatik: https://freidok.uni-freiburg.de/fedora/objects/freidok:2075/datastreams/FILE1/content
- https://woerterbuchnetz.de/
- https://www.germanistische-mediaevistik.uni-freiburg.de/studium%20/material
Ortsnamen
- Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Beck-Verlag, München, 2006.
- Helmut Stahleder: Von Allach bis Zamilapark. Stadtarchiv, 2001.
- Sigmund von Riezler: Die Ortsnamen der Münchener Gegend; Verlag d. Hist. Vereins, 1887
(versucht die meisten Ortsnamen aus dem Lateinischen herzuleiten)
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11564361?q=Nodering&page=4,5 - Verband für Orts- und Flurnamenforschung: https://orts-flurnamen-bayern.de/de/literatur/publikationen
(Mit der Mitgliedschaft erhält man jährlich die „Blätter für oberdeutsche Namenforschung“.) - Es gibt einen „Arbeitskreis für Bayerisch-Österreichische Namenforschung (ABÖN)“, der alle zwei Jahre eine Tagung abhält und dann einen Tagungsband herausbringt.
Reitzenstein-Kartei
Frhr. v. Reitzensteins Kartei besteht aus 30 000 Karteikarten mit etwa 100 000 Belege für die Herkunft und Bedeutung bayerischer Ortsnamen. Sie soll von der Kommission für bayerische Landesgeschichte gescannt werden. (Stand 2022).
Indogermanisch
Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch
das auch online gibt:
https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm
Althochdeutsch
Wörterbücher online:
http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html
Rätoromanisch
Andrea Schorta , Robert von Planta: Rätisches Namenbuch. 3 Bände. Bern 1939–1986.
Andrea Schorta: Wie der Berg zu seinem Namen kam. Kleines Rätisches Namenbuch mit zweieinhalbtausend geographischen Namen Graubündens. Chur 1988, 3. Auflage 1999.
Personennamen
- Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch; Ferd.-Förstemann-Verlag, Nordhausen, 1856.
- Auflage: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11069103?page=5
- Auflage: https://archive.org/details/bub_gb_doEFT5vbo2kC
Ein Überblick über die Förstemann-Ausgaben: https://de.wikipedia.org/wiki/Altdeutsches_Namenbuch
- Christian Hornung et. al. (Hsg.): Reallexikon für Antike und Christentum (RAC); Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart
Enthält (auch) römische Gentilnamen
Editionen
Tegernseeische Entfremdungsliste:
Beck, Wilhelm: Tegernseeische Güter aus dem 10.Jahrhundert. In: Archivalische Zeitschrift N. F. 20 (1914)
weitere Literatur
Reitzenstein, Wolf-Armin. Lexikon schwäbischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung: Bayerisch-Schwaben. München: C.H. Beck, 2013.
Wilhelm Schmidt. Geschichte der deutschen Sprache. 12. Aufl. Bd. 2. Stuttgart: S. Hirzel, 2020.
Sie entstammt dem empfehlenswerten Lexikon Reitzenstein, Lexikon schwäbischer Ortsnamen, 10. ↑
kann auch postalveolar nahe bei den Zähnen gebildet sein ↑
Siehe dazu das Kapitel „5 Entwicklung der Endungen bei Ortsnamen“ ↑
Bei den in diesem Artikel erwähnten Orten auf -ing enden 3 Belege auf die Genitiv-Singular-Form „-ingas“ und 15 Belege auf die Dativ-Singular-Form „inga“. Natürlich ist das keine repräsentative Auswahl. ↑
Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 2:298. ↑
Es gibt aber z. B. auch einen Beleg von bereits 802 für München-Pasing: „Pasingun“ oder von 958 für München-Giesing: „Chissingun“. ↑
Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 2:298. ↑
Wilhelm Schmidt, 2:298. ↑
Es gibt aber z. B. auch einen Beleg von bereits 870 für Gilching: „Kiltihhingen“ ↑
Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 2:362. ↑
Bei frühneuhochdeutschen und neuhochdeutschen Belegen lassen die Autoren die Endungen vermutlich immer weg, weil sie die Endungen immer klar trennen können vom Ortsnamen. ↑
Christian Hornung et. al. (Hsg.): Reallexikon für Antike und Christentum (RAC); Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart ↑
Auch Wikipedia listet Gentilnamen auf: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Roman_gentes und https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_r%C3%B6mischer_Familien Das ist zwar nicht zitierfähig, man kann aber zumindest schnell abklären, ob das Weiterforschen in diese Richtung lohnt. „Bitius“ ist dort nicht gelistet. ↑
Quelle: https://www.grin.com/document/303489?lang=fr ↑
Siehe dazu: Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein: „Monophthongierung von -heim/-haim in Ortsnamen Altbayerns“, S. 169-194. In: Katrin Simbeck (Hsg.): „Namen in Altbayern: gesammelte Beiträge zu Ehren von Josef Egginger und Günter Schneeberger“. Regensburger Studien zur Namenforschung, Band 8; Regensburg, 2013. ↑
Typisch für das Bairische ist außerdem das überhelle à, der aus dem mittelhochdeutschen Sekundärumlaut [æ] hervorgeht. [Quelle: https://www.grin.com/document/303489?lang=fr)
Dann wäre die Schreibung „ä“ klassisches Mittelhochdeutsch, das im Bairischen Mittelhochdeutsch nur als helles „a“ gesprochen wurde. ↑Laut http://www.koeblergerhard.de/ahd/ahd_f.html ahd far = Fährstelle ↑
Leider konnte dies in den bislang untersuchten rätoromanischen Wörterbüchern nicht nachvollzogen werden. ↑
W. Beck, Tegernseeische Güter aus dem 10. Jahrhundert ↑