Drei Ortsschilder mit alten Formen des Ortsnamens vonSchöngeising

Ortsnamen in Bayern analysieren und verstehen

von Ulrich Bähr. Fußend auf der Vorlesung von Dr. v. Reitzenstein.

Zusammenfassung

Anleitung

Diese Anleitung soll Heimatforschern helfen bairische Ortsnamen auf ihre ursprüngliche Bedeutung zurückzuführen und die Entwicklung der Ortsnamen nachvollziehen zu können.Wie entwickelt sich ein Ortsname vom Althochdeutschen bis heute? Was bedeutet der Ortsname?

Vorlesung als Grundlage

Diese Anleitung basiert auf der nicht-autorisierten und erweiterten Mitschrift einer Übung von Dr. Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein an der LMU im Wintersemester 2023/2024.

Abbildung Dr. Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein bei der Feier seines 100. Semesters an der Ludwig-Maximilians-Universität München am 16.01.2024

Wichtiger Hinweis

In diesem Text werden einige Sonderzeichen wiedergegeben, wie sie früher in Urkunden verwendet wurden (z. B. ein “e” über einem “a”). Leider fehlen die in der HTML-Ausgabe. Klicken Sie also besser auf das PDF-Symbol weiter oben und lesen den Text in seiner vollständigen PDF-Version!

Methode

Vorgehen

Um den Ortsnamen korrekt zu deuten, sollte man so vorgehen:

  • Viele Belege aus alten Urkunden sammeln und auflisten.
    Erst in der Gesamtschau kann man erkennen, wie sich der Ortsname entwickelt hat. Für jeden Beleg ist festzuhalten:
    • Ist es eine spätere Kopie, bei der ggf. moderne Wortformen verwendet wurden? Von wann ist also das Original und von wann die Kopie?
    • Wo wurde der Beleg geschrieben? Urkunden, die bei weit entfernten Reichstagen geschrieben wurde, stammen womöglich von dortigen Schreibern und verwenden die dortigen Sprachformen.

Abbildung Kartei mit je einer Karteikarte für sehr viele Orte Bayerns von Dr. Frhr. v. Reitzenstein. Idealerweise sammeln Sie pro Ort etliche Belege unterschiedlichster Quellen.

  • Falls römische Bodendenkmäler (Römerstraße) in der Nähe liegen, kommen immer auch lateinische oder romanische Namen oder Begriffe in Frage.
    Hier helfen auch rätoromanische Wörterbücher weiter.
  • Mit Hilfe der althochdeutschen und mittelhochdeutschen Grammatik kann man Endungen vom Grundwort trennen und so auf das Grundwort schließen.
  • Veränderungen am Ortsnamen über die Zeit kann man ggf. mit den Prinzipien der Ortsnamenveränderungen nachvollziehen. Falls das nicht gelingt, sollte man genauer hinschauen.
  • Bei Personennamen schlägt man in Förstemann nach. Eigentlich müsste man dazu noch wissen:
    Ist es ein Wort im a-Stamm, o-Stamm etc.?
    Ist es ein stark oder schwach gebeugter Name?
  • Insbesondere wenn man keine frühen Belege hat, hilft die heutige mundartliche Aussprache. Wenn dort z. B. ein /oa/-Diphthong vorkommt, dann deutet das auf ein „frühes ai“ im Namen.

Auf gar keinen Fall kann man immer von der heutigen Schreibung eines Ortsnamens auf die ursprüngliche Bedeutung schließen. Selbst heute gleich lautende Ortsnamen können von völlig unterschiedlichen ursprünglichen Ortsnamen abstammen.

Lexikon

In jedem Fall sollte man prüfen, ob der gesuchte Ortsname nicht bereits enthalten ist im

„Lexikon bayerischer Ortsnamen“ von Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein, C.H.Beck-Verlag, München, 2006.

Auflistung

Für jeden Ortsnamen immer erfassen:

  • Älteste Form
  • Grundwort und Bestimmungswort der ältesten Form mit seinen Erklärungen
  • Spätere Belege (jeweils natürlich mit genauer Quellenangabe)
Begriffe

Die Namenkunde ist das Ergebnis der Namenforschung.

Mundart

Die Phonetik (Aussprache) der Mundart wird nicht einheitlich notiert.

Das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) wird kaum verwendet. Es ist für Laien auch kaum zu verstehen. Hier wird z. B. der Accent acut (á) für ein helles A verwendet.

Schmeller hat eine eigene Schreibweise (auch mit á für das helle A).

Moderne Bairisch-Forscher verwenden eine an Schmeller angelehnte Schreibweise (allerdings mit dem letztlich falsch eingesetzten à für das helle A).

Den Ort „Rausch“ beschreibt Bernhard Stör beispielsweise auf zwei Weisen: „râoš“ und „ràusch“. Beide Notationen wirken ungewohnt. In IPA würde man das vermutlich als „raòʃ“ notieren.

Sprache

Notation

Notation

Für die Lautung gäbe es die IPA-Lautschrift. Sie ist aber für Laien nicht intuitiv erfassbar.

/…/ Phonem / Aussprache /Lautung

<…> Graphem / Schreibung

> (wird) zu

< entstanden aus

↔ alterniert (wechselt) mit

^ Vokallänge bei Graphemen

: Vokallänge bei Phonemen

* zu Beginn eines Wortenamens nicht historisch belegte, erschlossene Form

Das nhd. Wort „Haus“ wird <Haus> geschrieben und /haus/ gesprochen; es bedeutet ‚Haus’. Sein mhd. Vorläufer hûs wird <hûs> geschrieben und /hu:s/ ausgesprochen.

Abgegangene Orte erhalten ein „†“ vorneweg. Gelistet werden abgegangene Orte immer mit ihrem jüngsten Beleg.

Eine geeignete Windows-Schriftart für die Sonderzeichen ist „Mediaevum“, die man hier herunterladen kann: https://web.archive.org/web/20160527123344/http://www.mediaevum.de/mhd/mediaev.exe

Schreibung und Lautung

Die Schreiber der alten Urkunden wollten die Aussprache der meist germanischen Ortsnamen mit dem lateinischen Alphabet abbilden. Dazu mussten sie öfter auf Buchstabenkombinationen und Sonderzeichen zurückgreifen. Die hier wiedergegebene Liste[1] soll helfen, die (vermutliche) Aussprache der frühen Ortsnamen zu rekonstruieren. Die Liste zeigt auch, wie überaus bedeutsam es ist, alle Punkte, Linien und Sonderzeichen der Ortsnamenbelege möglichst akkurat wiederzugeben.

Schrift­zeichen

Laut­wert

 

Schrift­zeichen

Laut­wert

 

Schrift­zeichen

Laut­wert

a

a

 

au

au

 

cz

ts

â

   

au

 

d

d

ä

ä

 

aw

au

 

e

e

 

ä

 

a

aue

 

ei

ai

 

helles a

 

ay

ai

 

eu

oi

 

ai

 

b

b

 

ew

oi

ae

ä

 

c

k

 

e

oi

ai

 

c

ts

 

ey

ai

 

ao

 

ch

ch

 

gv

w (angenährt)

Schrift­zeichen

Laut­wert

 

Schrift­zeichen

Laut­wert

 

Schrift­zeichen

Laut­wert

h

h

 

ow

ou

 

v

u

h

ch

 

p

p

   

hs

ks

 

pf

pf

 

v

f

ht

cht

 

ph

pf

  

ue

i

i

 

s

s

  

uo

î

  

sc

sk oder sch

 

vu

w

 

ie

 

sch

sch

 

vv

fu

ie

ie

 

sh

sch[2]

 

vv

w

iu

ü

 

t

t

 

w

w

j

j

 

tz

ts

 

w

wu

k

k

 

u

u

 

w

fu

o

o

 

u

f

  

we

ö

ö

 

u

  

x

ks

 

ö

 

ü

ü

 

y

i

 

ou

  

ue

 

ye

ie

oe

ö

  

ü

 

z

ts

 

oi

  

uo

 

zz

ss

oo

  

ue

ue

   

Der hier verwendete Lautwert entspricht unserer heutigen Lesart der Zeichen im Deutschen. Hier werden also keine phonetischen Alphabete verwendet, was es Laien stark erleichtert, die Lautung nachzuvollziehen.

Um lange von kurzen Vokalen zu unterscheiden, gilt es nur eines zu beachten: Ein waagrechter Strich auf einem Vokal bedeutet einen langen Vokal.

Vorgänger­sprachen

Indogermanisch

Um die indogermanische Wurzel zu ermitteln, greift man gerne zu den baltischen Sprachen, weil sie als weitgehend unverändert gelten.

Noch immer maßgeblich ist:
Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, das es auch online gibt:
https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm

In Bayern spielen die indogermanischen Wurzeln fast nur bei Flussnamen eine Rolle.

Keltisch

Das Keltische lässt sich aus den modernen gälischen Sprachen rekonstruieren. Diese gälischen Sprachen wurden erst spät schriftlich fixiert (eigentlich erst das Altirisch im 8./9. Jahrhundert). Wir wissen nicht wirklich, wie die Kelten in Bayern gesprochen haben. Es sind (nur) keltische Personennamen und Ortsnamen überliefert.

Althochdeutsch

Die althochdeutschen Endungen sind wichtig für die Ortsnamenkunde! Denn auch wenn die Ortsnamen oft in lateinischen Urkunden stehen, so wurden sie oft (aber nicht immer) deutsch dekliniert. Wenn eine Endung aber nicht recht zu passen scheint, ist zu prüfen, ob nicht eine lateinische Deklination vorliegt.

Prinzipien der Ortsnamenveränderungen

Konsonanten weglassen und assimilieren

Ein Konsonant wird oft dann entfernt, wenn sich dadurch die Aussprache erleichtert. Oft kommt es dabei gleichzeitig zu Konsonantenveränderungen. Wenn diese Konsonantenveränderung erkennbar beeinflusst ist durch nachfolgende Konsonanten, dann ist es eine „Assimilation“.

Beispiele:

„nd“ „nn“ weil nachfolgend noch ein „n“ folgt

„ndp“ „mp“ das „m“ kann wie das „p“ mit geschlossenen Lippen gesprochen werden.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Prannerstraße

1360

Prandengasse

 

heute

Prannerstr.

 

„d“ wurde an das nachfolgend „n“ angepasst, indem es selbst zu einem „n“ wurde

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Gumperts­hausen

957

Kundpolteshusa

 

1313

Gumpoltshausen

 

Die drei Konsonanten in Folge „ndp“ sind schwer zu sprechen und werden durch „mp“ verkürzt.

Suffix einfügen

Es kam vor, dass im Laufe der Ortsnamensbildung Suffixe an den Wortstamm angefügt wurden. Um den Wortstamm zu finden, müssen Suffixe identifiziert und abgetrennt werden.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Würm

722

uuirm

wirm

1056

wirmine

 

„Wirmine“ im Genitiv. Nominativ wäre also „wirmina“. Suffix “-in” wurde also eingeschoben. Meist sind das Ableitungen, wobei unklar bleibt, was diese Ableitung hier bedeutete. [Im Ahd. wurden mit -in üblicherweise Feminina gebildet.]

Vokal runden / labialisieren

Einen vorderen Vokal (i, e, a) mit runden Lippen („Fischmaul“ ) aussprechen. Das verändert die Lautung. Es handelt sich um eine vokale Labialisierung (von lat. labium „Lippe“).

i → ü

e → ö, o

a → dunkles o, wie in Pott

ei eu

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Oberföhring

1315

Fergen…Niedervergen

 

1524

Föhring

 

Thalkirchen

1268

Talkirchen

 

1578

Dallkürchen

 

Neudeck

1430

Neideak

 

1734

neudegg

 

Föhring: Eine Rundung e → ö
Thalkirchen: Eine Rundung i ü (womöglich, um sich deutlich vom dialekt. /kiachn/ abzuheben

Neudeck: <ei> <eu> (offenbar keine neuhochdeutsche Diphtonigierung, da es schon vorher ein Diphthong war)

Vokale abschwächen bzw. aufhellen
bzw. umlauten

Klassischerweise verändert ein nachfolgender heller Vokal einen vorangehenden dunklen Vokal zu einem helleren Vokal. „Schwache“ Vokale sind also helle Vokale. Das ist eine Form der Assimilation.

u → e

a /helles a/

(Hinweis: a → I kommt auch vor. Das ist dann aber ein anderer Kasus und keine Umlautung.)

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Aubing

1010

Ubingun

 

1136

Ubingen

 

Zamdorf

1022

Zamindorf

    

Die Dativ-Plural-Endung wurde bei Aubing von „un“ zu „en“ abgeschwächt.

Zamdorf kommt vom Personennamen „Zamo“. Das nachfolgende „i“ des Genitiv schwächte das „a“ zu /helles a/.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Möschenfeld

?

*maskilinfeld

maskilinfeld

819

Meskilinfeld

meskilinfeld

Der Ortsname kommt vom Personennamen „Maskilo“ (Verkleinerung von „Masko“). Die nachfolgende Genitiv-Endung „-in“ hat das a → e aufgehellt.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Hechendorf (Landkreis Starnberg)

1116 (Kopie 15. Jhr.)

Hôhindorf

hochindorf

1258

Höchendorf

 

Das nachfolgende <i> bewirkte <o> → <ö>

Vokal entrunden

Verwandt mit dem Aufhellen eines Vokals ist das Entrunden eines Umlauts.

Wort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

  

Müller

 

1518

Millnerin

 

ü → i ist eine Entrundung.

Konsonant lenisieren

Eine Verweichlichung. Aus Fortis-Konsonant wird Lenis-Konsonant.

t → d

p → b

k → g

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Daglfing

1524 (Kopie von 1681)

Täglfing

taglfing

1831

Daglfing

daglfing

Denning

1200

Tenningen

 

1352

Danning

 

Thalkirchen

1268

Talkirchen

 

1578

Dallkürchen

 

Blutenburg

1425

Blyutenbürg

Blitenburg

1433

Pluedenberg

 

Straßtrudering

1517

Strastrüchtering

 

1620

Straß­drattering

 

Aus t → d. Bei Daglfing eine erstaunlich späte Entwicklung.

Haplographie

Eine fälschliche Auslassung einer Verdopplung. In einem Wort kommen zwei Buchstaben oder Wortbestandteile hintereinander vor. Irgendwann wurden die Gründe nicht mehr verstanden und man hat es für einen Fehler gehalten und diese „Kopie“ entfernt.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Isar

vor 3. Jhr.

*iovis isura

 

3. Jhr

iovisura

 

Quelle: Itinerarium Antonini. Das doppelte „is“ wurde entfernt, als man den Sinn nicht mehr verstand.

Affrikata

Definition: Plosivlaut gefolgt von homorganem (im Mundraum benachbarten) Frikativ. Beide Laute werden also an der gleichen Stelle gebildet. Die Laute gehen schleichend ineinander über.

Hochdeutsch:

  • [ts] Zahn, In Urkunden auch als „z“ geschrieben – im Gegensatz zur Doppelspirans „zz“, das dem scharfen ß entspricht.
  • [tʃ] Matsch,
  • [pf] Apfel

(Keine Affrikata: [ps] – da folgt auf das labiale [p] ein alveolares [s], das weiter hinten gebildet wird.)

Keine Affrikata: [ks] – da folgt auf das velare [k] ein alveolares [s], das weiter vorn gebildet wird.)

Zusätzliches Affrikat im Südbairischen und Hoch-/Höchstalemannischen:

  • k → kX
    Tirolerisch: Das „k“ ist dort grundsätzlich immer /kch/, was als kX notiert wird. Auch im Anlaut kommt hier /kch/: xannst xommen?“
    Im Alemannischen hingegen ist das „k“ oft geschwunden, so dass das Affrikat /ch/ (was als „x“ notiert wird) im Anlaut übriggeblieben ist (/xaʃte/ = /chaschte/ für Kasten)

Hilfreich: https://linguistik.online

Eindeuten

Ein Wort, dessen Herkunft man nicht mehr versteht, wird angepasst an eine vermeintliche Bedeutung.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Bogenhausen

842

Pupinhuson

 

1196

Pogenhusen

 

Der Isarbogen unterhalb des Ortes wurde wohl als Ortsnamen-Herkunft vermutet, als man den Personennamen Pupo nicht mehr kanne

†Sankt Emmeran

1269

Chunnental

 

1391

Chünigtal

/künigtal/

Der Ortsname kommt eigentlich vom Personennamen „Kuno“. Das „ig“ kam vermutlich als Eindeutung von <chunig> (König) in den Ortsnamen.

Gasteig in München

1309

daz gastaig

 

~1582

Gasta

 

Der Begriff „das Gesteige“ (ahd. gisteigi n.) war spätestens ab 1582 nicht mehr gebräuchlich und deutete einen „gachen Steig“ in den Ortsnamen.

Palatalisieren

Während des Sprechens hebt man den Zungenrücken Richtung harter Gaumen (Palatalisierung).

Beispiel: Modernes /k/ in Kuh (nicht palatalisiert) und in Kiel (palatalisiert)

Beispiel: frühneuhochdeutsches „a“ wird palatalisiert zu einem hellen „a“ (geschrieben ä)

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Schwabing

~782

Suuapinga

swapinga

1488

Schwäbing

schwabing mit hellem a

Die Schreibung „ä“ meint hier ein „helles a“, was eine Palatisierung bedeutet.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Aschheim

1110

Askheim

askheim

?

 

as-ch-heim

 

1165

Aschheim

askheim

  

as-ch-heim

Die ursprüngliche Aussprache mit /k/ wurde nach 1165 palatisiert zu /ch/. Aus /s-ch/ wurde noch später dann /sch/

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

1363

1363

Ettersloch

ettersloch

1501

Ettenslag

ettenslag

Die Palatisierung von /ch/ zu /g/ wurde da wohl schon gesprochen

Sprossvokal einschieben

Ein Vokal wird eingeschoben, um das Wort leichter aussprechen zu können (oder weil es Mode war). Kam öfter zwischen Mittelhochdeutsch und Frühneuhochdeutsch vor. Insbesondere kam es vor, wenn drei Konsonanten hintereinander standen. Im Alt- oder Mittelhochdeutschen Wörterbuch stehen die Wörter immer ohne Sprossvokale.

Beispiel: Statt ahd. <perc> wird 937 geschrieben: <perec>

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Berg am Laim

?

ahd. perc

perk

937

Perec

perek

In das ahd. „perc“ wurde ein „e“ eingeschoben

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Baumkirchen

870

Pouminunchirikum

 

1419

Paemkirichen

pmkirichen

Das zweite <i> im mhd. „Kirche“ ist eigentlich im Mhd. verschwunden. Aber trotzdem hat man es hier offenbar aus dem ahd. „kirihha“ behalten.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Schäftlarn

?

*sceftari

 

760 (Kopie 12. Jhr.)

Sceftilari

 

„-ari“ war der ahd. Suffix für Berufsbezeichnung. Ungesichert ist, ob das ahd. Wort für „Pfeilmacher“ tatsächlich „*skaftari“ bzw. „*sceftari“ war. Falls ja, dann wurde ein „il“ eingeschoben.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Harthausen

814

Haradhusun

 

847

Harthusin

 

„Harad“ kommt von „hart“ (Weide-Wald). Dort hat man ein „a“ eingefügt. Später ist dieser Sprossvokal wieder verschwunden.

Apokope-Vokal tilgen

Ein unbetonter Endvokal wird nicht mehr gesprochen und dann auch nicht mehr geschrieben. Im Oberdeutschen betrifft das meist -e (aus „müde“ wird „müd“).

Es betrifft aber auch das -en (aus „Grafingen“ wird „Grafing“).

unbetonten Vokal tilgen – synkopieren

Einen unbetonten Vokal zwischen zwei Konsonanten ausfallen lassen. Also eine Apokope im Wortinneren.

Beispiel: In Umbilesheim wird das unbetonte <e> vor dem <s> weggelassen zu Humbelshaim.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Giesing

790

Kyesinga

ki-esing

959

Chissingun

chising

Aus dem Diphthong „ye“ [iə] mit betontem „y“ wurde ein „i“ – das unbetonte „e“ fiel weg. Hier fällt das Vokaltilgen mit der Monopthongierung zusammen.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Harlaching

1149-1155

Hadaleichingen

 

1289

Hadlaching

 

Das zweite unbetonte „a“ ist verschwunden.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Gumpertsham

1080

Umbilesheim

 

1150

Humbelshaim

 

„les“ wurde verkürzt (synkopiert) zu „ls“.

Zudem wurde der Vokal „i“ getauscht zu „e“

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Salmdorf

1196

Salindorf

 

1305

Salndorf

 

Die ursprüngliche ahd. Genitiv-Endung „-in“ wurde im Mhd. so nicht mehr benötigt. Der unbetonte Vokal „i“ konnte also wegfallen.

Hiat tilgen

Zwei Vokale hintereinander an einer Silbengrenze (auf Silbenendvokal folgt Silbenbeginnvokal = „Hiat“) können schlecht gesprochen werden. Also schiebt man irgendeinen Laut ein: Silbenfugen-h, Glottis-Verschlusslaut

Manchmal bleibt das Silbenfugen-h sogar beim Einsilbenwort, wenn die Folgesilbe gar nicht genutzt wird („Vieh“, wo das Silbenfugen-h wegen „dem Viehe“ benötigt wurde).

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Aying

791

Eiinga

 

838

Eigingas … Egingas

 

Der Hiat „ii“ wurde getilgt, indem zwischen die beiden „i“ ein „g“ eingeschoben wurde.

Dissimilieren

Wenn zwei ähnliche Laute (zwei Frikative etc.) in einem Wort vorkommen (nicht notwendigerweise hintereinander), dann wandelt man einen der Laute um, damit er nicht mehr so ähnlich klingt.

Beispiel: Dissimilation von <puochloch> mit zwei <ch> zu <puolach>. Hier ist die Lautumwandlung eine Lautweglassung.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Sauerlach

800

Sulagaloh

sulagaloch

1034

Surgeloh

surgeloch

Zwei „l“ in diesem Wort wirkten unharmonisch. Daher wurde „la“ „r“ ausgetauscht. Definitiv liegt keine Assimilation vor, da ja kein „r“-ähnlicher Konsonant nachfolgt und auch kein nachfolgender heller Vokal das „a“ aufgehellt haben könnte.

[Man könnte auch argumentieren, dass durch den weggefallenen betonten Vokal das dreisilbige Wort (fast) nur noch zweisilbig wurde.]

[Vielleicht wurden auch die beiden „a“ problematisch empfunden, was man durch eine Dissimilierung des „la “ auflöste – und dabei das zweite „a“ gleich noch zu „e“ austauschte.]

Monophthon­gieren

Aus einem Diphthong wird ein Monophthong.

Für das heutige Deutsch ist vor allem die sogenannte frühneuhochdeutsche Monophthongierung wichtig. Sie veränderte die Diphthonge

ie [iə] → ie [iː]

uo [uə] und üe [yə] →u [uː]

üe [yə] → ü [yː]

(Merksatz:

li-ebe guote brü-eder → liebe gute Brüder).

Frühneuhochdeutsch (1350 – 1650) wurden diese Diphthonge im Bairischen wieder zu einem Vokal monophthongiert:

ua oder uo → langes ū

ia oder ie → langes ī

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Giesing in MÜnchen

790

Kyesinga

ki-esing

958

Chiessingun

chising

Aus dem Diphthong „ye“ [iə] wurde ein (möglicherweise langes) /i/

Die neuhochdeutsche Monophthongierung ging ab dem 11. Jahrhundert von der Mitte des deutschen Sprachraums aus. Bairische und alemannische Dialekte im Süden nahmen die Veränderungen nicht an und verharren diesbezüglich in älterem Sprachzustand. Dafür wurde um 1500 im Süden aus <ai> teilweise <a> monophthongiert.

Beispiel: Aus <haim> wird <ham>

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Oberschleiß­heim

1305

Sleyshaim

sle-ishaim

1429

Schleisham

schleisham

Aus dem Diphthong <haim> → <ham> ist eine sehr frühe Monophthongierung. Schon ab 1606 steht in den Belegen wieder „Schleißhaim“ – die Monophthongierung hat sich hier also nicht durchgesetzt.

Vokale austauschen

Diese Vokale wurden nicht immer klar unterschieden und konnten gegeneinander ausgetauscht werden:

i ↔ u

a ↔ u

i ↔ e

u ↔ e (zumindest bei „Burg“ ↔ „Berg“)

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Isar

755

Isura

isura

1003

Ysara

 

Isar

1003

Usara

 

1226

Iser

 

Die meisten Flüsse mit dieser Wurzel haben heute ein „er“ am Ende: Isen bei Erding, Iser /Jizera im Sudetenland, Yser in Flandern, Isère in die Rhône.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Gumperts­ham

1080

Umbilesheim

 

1150

Humbelshaim

 

„les“ wurde verkürzt (synkopiert) zu „ls“.

Zudem wurde der Vokal „i“ getauscht zu „e“

Konsonant austauschen

Einige Konsonanten wurden offenbar nicht immer klar unterschieden und konnten gegeneinander ausgetauscht werden. Zu prüfen ist jeweils, ob nicht auch eine Assimilation vorliegt (ob die Konsonantenveränderung also durch nachfolgende Konsonanten beeinflusst ist.)

k (aspirierend gesprochen, wie ein /ch/) ↔ ch ↔ g

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Giesing

790

Kyesinga

ki-esing

958

Chiessingun

chising

Giesing

958

Chiessingun

chising

981

Giesingun

 

Aus „k“ wird „ch“ wird „g“.

Im Bairischen findet man oft <m> <mb>

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Berg am Laim

1482

Perg auf dem Laym

 

1557

Perg aufm Laimb

 

<m> <mb>

Zudem gibt es die schwäbische Assimilation <mb> <mm>

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Amper

823

Ampra

 

1397

Ammer

 

Südlich des Ammersees verläuft die Amper durch schwäbischen Sprachraum, wo die schwäbische Assimilation <mb> <mm> greift

Dativ Plural bei -ing weglassen

Auch im nichtschwäbischen Süddeutschland endeten die Ortsnamen mit -ing im Mhd. meist mit -ingen. Dies war der Dativ-Plural und wurde später weggelassen.

Die Belege von Ortsnamen[3] legen nahe, dass es diese Entwicklung der -ing-Endung gab: Das -ing-Kollektivum („die Leute des xy“) wurde im Ahd. offenbar als Wort mit a-Stamm dekliniert. In den ahd. Urkunden sehen wir Singular-Formen, die ab 1000 in Plural-Formen wechseln. Diese Plural-Formen werden dann ab rund um 1050 in die mhd. Plural-Formen umgewandelt.

Dass wir in den ahd. Urkunden öfter Genitiv, als Dativ sehen, liegt vermutlich an den jeweils gebräuchlichen juristischen Formeln[4].

Rund um das Jahr

wechselte man zu dieser Endung:

Grammatikalisch

?

-ingas / -a

-ingas ist der althochdeutsche Genitiv-Singular (männlich) bei Wörtern mit a-Stamm[5]

-inga ist der althochdeutsche Dativ-Singular (männlich) bei Wörtern mit a-Stamm

1000[6]

-ingun

-ingun ist der althochdeutsche Dativ-Plural (männlich) bei Wörtern mit a-Stamm und ja-Stamm, wie er im Bairischen und Alemannischen vorherrscht.[7]

-ingon ist der althochdeutsche Dativ-Plural (männlich), der mehr im Fränkischen üblich ist.

-ingin[8] wäre der Dativ-Plural (männlich) bei Wörtern im i-Stamm

1050[9]

-ingen

mittelhochdeutscher Dativ-Plural männlich bei starker Deklination (bei schwacher Deklination ist die Endung immer „-ingen“.)[10]

1315

-ing

ab etwa 1350 ist Frühneuhochdeutsch vorherrschend. Ortsnamen aus dieser Zeit werden ohne Deklination wiedergegeben. Allerdings werden Ortsnamen noch heute stark dekliniert als Singular-Substantive („Herrschings Bahnhof“).[11]

Diese Jahreszahlen sind grobe Richtwerte. Ganz offensichtlich gab es immer wieder konservative Schreiber, die ältere Ortsnamenformen bevorzugten. Zudem sind einige Urkunden in weit entfernten Kanzleien geschrieben worden, wo andere Sprachentwicklungen vorherrschend waren. Bemerkenswert ist immer, wenn bestimmte Endungen deutlich früher oder später auftauchen, als nach diesen Richtwerten zu erwarten wäre. Hier würde es sich jeweils lohnen, genauer nachzuschauen: Wer schrieb die Urkunde? Ist die Urkunde in der Nähe geschrieben worden? Ist die Datierung verlässlich? Stimmt die Transkribierung?

Romanische Ortsnamen

Bei frühen Belegen von Ortsnamen in der Nähe von römischen Bodendenkmälern oder bereits als gesichert romanisch geltenden Ortsnamen („Walch*“, „Welsch*“ etc.) ist der Wortstamm nicht nur im Ahd. oder Mhd. zu suchen: Es kommen auch romanische/lateinische Wortstämme in Frage.

  • „-en“ kann von lat. „-anum“ stammen und damit eine Zugehörigkeit ausdrücken. Da stehen meist römische Personen-/ Gentilnamen davor.
    Das große Reallexikon der Antike[12] nennt diese Gentilnamen[13]. (In alten Ausgaben sogar ausschließlich; da gibt es dann auch keinen Eintrag zu Cicero.)

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Peiß

1173

de Bizzen

/bssen/

1183

de Pizze

 

Könnte von *bitianum stammen – also: Landgut eines Mitglieds der Gentile (Familie) Bitius

  • Rätoromanische Lexika helfen manchmal mehr, als lateinische Wörterbücher, um die spätantike Sprache der in Bayern verbliebenen Romanen aufzuklären. Da muss man die Konsonanten durchprobieren: <zz> <ss> etc.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Graß bei Aying

1068

Grazza

/grassa/

1126

Grazze

 

Könnte von rätorom. „prada grassa“ – also: „fette Wiese“ kommen. „Grassa“ heißt heute auch „Düngererde“

Althochdeutsch

Zeitraum

Bis ~1050

Frikative und Spirans

In althochdeutschen Wörtern steht wahrscheinlich die Schreibung

z oft für den stimmlosen alveolaren Frikativ /s/,
mit der Zunge am oberen Zahndamm gebildet

s wohl regelmäßig für den alveolopalatalen Frikativ /ɕ/.
mit Zungenrücken gegen harten Gaumen
= mit dem Zungenblatt hinter dem oberen Zahndamm gebildet.
eine Mischung aus Sonne-s und Dschungel-dsch

h für den stimmlosen velaren Frikativ /x/, wie in „Ach!“
oder den Hauchlaut /h/.

„Spirans“, „Frikativ“ und „Reibelaut“ sind alles Synonyme für Konsonanten, bei denen man dem Luftstrom hört.

Starke Substantive vokalisch deklinieren

a-Substantive deklinieren
 

tag-

(masc.)

wort-

(neutr.)

lamb-

(neutr.)

 

Singular

Plural

Singular

Plural

Singular

Plural

Nom.


-a

-o

-ir

Gen.

-es
(-as)

-o

-es
(-as)

-es

-iro

Dativ

-e
(-a)

-um, -un
(-om, -on)

-e
(-a)

-um, -un
(-om, -on)

-e

-irum, -irun
(-irom, -iron)

Akk.


-a

-o


-a

Instr. womit?

-u
-o

 

-u
-o

 

-u
-o

 

Bei den wenigen Neutrums, die den Plural mit -ir deklinieren, führt das <i> oft zum Umlaut (kalb / kelbir) (hûs / hûsir).

Wir sehen weitgehend den Dativ Singular, da Ortsnamen in Urkunden oft in Formulierungen auftauchen, wie „meine Grundstücke im Ort xy“ bzw. „in xy“. Und nach „in“ folgt immer der Dativ.

ja-Substantive deklinieren
 

hirt-

(masc.)

kunn-

(neutr.)

  
 

Singular

Plural

Singular

Plural

  

Nom.

-i


-a, -e

-i

-i

  

Gen.

-es

-eo, -io
-o

-es

-eo, -io

  

Dativ

-ie
(-e)

-um, -un
-im, -in,
-on

-ie
(-e)

-um, -un
-im, -in,
-on

  

Akk.

-i


-a, -e

-i

-i

  

Instr. womit?

-iu
-u, -o

 

-iu
-u, -o

   

(„kunni“ ist die Sippe, das Geschlecht.)

Analog hirt- delinieren wenige Wörter, aber die Berufe (fiskâri, buochâri, lêrâri etc.)

Analog -kunn deklinieren mehr Wörter, vor allem alle auf -nissi (wârnissi, „Wahrheit“)

ô-Substantive
 

geb-

(fem.)

sunt-

(bis 8. Jhr)

(fem.)

(ab 9. Jhr)

 

Singular

Plural

Singular

Plural

Singular

Plural

Nom.

-a

-ia
-ea, -e

-ia
-ea, -e

-a

Gen.

-u, -a
-o

-ôno

-ia
-ea, -e

-eôno

-a

-ôno

Dativ

-u
-a

-ôm
-ôn, -on

-iu

-eôm

-u

-ôm
-ôn

Akk.

-a

-ia
-ea, -e

-ia
-ea, -e

-a

 

Instr. womit?

      

Schwache Substantive konsonantisch deklinieren

n-Deklination
 

han-

(masc.)

herz-

(neutr.)

zung-

(fem.)

 

Singular

Plural

Singular

Plural

Singular

Plural

Nom.

-o

-on
-un

-a

-on
-un

-a

-ûn

Gen.

(-en)
-in

-ôno

(-en)
-in

-ôno

-ûn

-ôno

Dativ

(-en)
-in

-ôm
-ôn

(-en)
-in

-ôm
-ôn

-ûn

-ôm
-ôn

Akk.

-on
-un

-on
-un

-a

-on
-un

-ûn

-ûn

Instr. womit?

      

Offenbar zählen die Personennamen auch zu dieser Gruppe.

Zweite Lautverschie­bung

Zeitraum

Beginn: Frühes 6. Jahrhundert. Mancherorts ggf. auch erst ~600 n. Chr.

Ende: ~800 n. Chr.

Ablauf

Phase 1: Verschlusslaute zu Frikativgeminaten bzw. nach Vokal zu Frikativ

Aus diesem Laut

geschrieben als

wird dieser Laut

dann u. a. geschrieben als

/p/

p

/f/

f, ff

/t/

t

/s/

zz, ss,s, ß

/k/

k

/ch/ = [x]

hh, ch

Phase 2: Frikativgeminate bzw. Frikative werden zu Affrikaten

Aus diesem Laut

geschrieben als

wird dieser Laut

dann u. a. geschrieben als

/p/

p

/pf/

ph

/t/

t

/ts/

z, tz

/k/

k

/kx/

k, ck

Ort

Zeitraum

Schreibung

Lautung

Schreibung

Lautung

München

1632

Möniken

   

Quelle: Schwedisches Kriegsarchiv 1632. Hier also noch (?) nicht „k“ “ch“ erkennbar.

Phase 3: Stimmhafte zu stimmlosen Verschlusslauten: (8. oder 9. Jhr). Also eigentlich eine Fortisierung – die später durch die Konsonanten-Lenisierung teilweise rückgängig gemacht wird.

Aus diesem Laut

geschrieben als

wird dieser Laut

dann u. a. geschrieben als

/b/

b

/p/

p

/d/

d

/t/

t

/g/

g

/k/

k

  • /b/ → /p/
  • /d/ → /t/
  • /g/ → /k/

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Bogenhausen

776 (Kopie 12. Jhr)

Pubenhusen

 

808

Pupinhusir

 

Ramersdorf

1006

Rumoltesdorf

 

1200

Rumolstorf

 

/d/ → /t/ ist eine bairische Verhärtung

Schreibweisen

Schreibung

Lautung

uu

/w/

z

/ts/

tz

/ts/

ck

/kx/

k

/kx/

ph

/pf/

hh

/ch/

zz

/ß/

Althochdeutsche Diphthongierung

Zeitraum

8./9. Jhr.

Lautwandel

Aus einem Vokal werden zwei in betonten Stammsilben. Im Bairischen änderte sich das / ō/ erst später.

Aus diesem Laut

wird im 8. Jhr

und daraus im 9. Jhr

/ō/

/ua/ oder /uo/

 

/ē/

/ia/

/i·e/

1350 – 1650 Frühneuhochdeutsch

Zeitraum

1350 – 1650

Frühneuhoch­deutsche Diphthon­gierung

Im Bairischen beginnt die Diphthongierung bereits im Spätahd. Zumindest bei

<û> > <ou>

aus dieser mhd. Schreibung

mit dieser Lautung

wird im Neuhochdeutschen diese Schreibung

mit dieser Lautung

î

langes i //

ei

ai

ey

ai /ae/

û

langes u //

au

aw

au

ao /ao/

iu

iw

y

u

ü /y:/ (langes ü)

eu

äu

ew

eu /ɔe/

iiu

 

ei

 

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Aubing

1136

Ubingen

 

1315

Aubing

 

U > Au zeigt die Diphthongierung.

In bair. Texten <û> > <ou> bereits in spätahd. Zeit! Also viel früher.

Zudem ist die Dativ-Plural-Endung „-en“ entfallen.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Neuhausen

1163

de Niwen husen

de nüen husen

1315

Newenhausen

neuenhausen

Diphthongierung: iw ew (/ü/ /eu/) und u au

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Oberschleiß­heim

775

Sliuesheim

 

1281

Sleibsheim

/sleibsheim/

Diphthongierung: iue ei. Drei Vokale in Folge sind sehr selten im Ahd. und werden immer bald verkürzt.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Großeichen­hausen

1031

Ichinhusa

chenhusa

1486

Aîchenhausen

 

Diphthongierung: i ai. Das zeigt, dass das „I“ von Ichinhusa kein altes „ei“ war, dass dann zu „oa“ Diphthongiert worden wäre

Frühneuhoch­deutsche Monophton­gierung

Frühneuhochdeutsch (1350 – 1650) wurden diese Diphthonge wieder zu einem Vokal:

ua oder uo → langes ū

ia oder ie → langes ī

ab 1650 Neuhochdeutsch

Zeitraum

Ab 1650

Neuhoch­deutsche Diphthon­gierung

aus dieser mhd. Schreibung

mit dieser Lautung

wird im Neuhochdeutschen diese Schreibung

mit dieser Lautung

î

langes

ei

ai

û

langes

au

au

iu

iw

y

ü

eu

äu

ew

eu

mittelhochdeutscher Merksatz:
min nüwes hus > mein neues Haus.

Bairisch

iu → ui

Ein Phänomen, das sich in einigen Regionen in Bayern erhalten hat. Dort ist im Laufe der Sprachentwicklung aus dem mittelhochdeutschen Doppelvokal /iu/ ein /ui/ geworden. Deshalb sagen ältere Menschen im Bayerischen Wald und im Werdenfelser Land /drui/ statt /drei/ und /nui/ statt /nei/ (<neu>, mittelhochdeutsch: <niuwe>). “Des is ebbs Nuis”, rufen sie oder auch: “Der Franz hod a nuis Auto.” Und der /Teufel/ (mittelhochdeutsch: <tiuvel>) wird zum /Duife/.

helles A

Im Bairischen gibt ein hell gesprochenes „A“, für das nie eine wirkliche Buchstabenentsprechung gefunden wurde. Dieses helle „A“ ist aus dem mittelhochdeutschen Sekundärumlaut [æ] hervorgegangen[14].

„ä“ ist eine häufige Notierung für das helle „a“. Damit wäre die Schreibung „ä“ klassisches Mittelhochdeutsch, das im Bairischen Mittelhochdeutsch nur als helles „a“ gesprochen wurde.

d t

Es gibt eine bairische Verhärtung:

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

Ramersdorf

1006

Rumoltesdorf

 

1200

Rumolstorf

 

/d/ → /t/ ist eine bairische Verhärtung

Entwicklung der Endungen bei Ortsnamen

Ortsnamen mit -ing

Ort

Jahr

Schreibung

Jahr

Schreibung

Jahr

Schreibung

Aubing

  

1010
1136

Ubingun
Ubingen

1315

Aubing

Aying

791

Eiinga

857
1130

Eigingon
Aiingen

1300

Aying

Daglfing

839

Tagolfingas

1184

Tagolfingen

1524

Täglfing

Denning

  

1200

Tenningen

  

Feldafing

  

1119

Veldoluingen

1403

Feldofing

Feldmoching

790

Feldmohinga

1042

Veldmochingin

1315

Veltmoching

Garching

1020

Gouvirihhinga

1113

Gourichingin

1260

Gauriching

Gauting

8. Jhr. (Kopie 11. Jhr.)

Goutinga

1080

Gutingon

1315

Gauting

Giesing

790

Kyesinga

958

Chissingun

  

Gilching

804

Kiltoahinga

870

Kiltihhingen

1303

Gilching

Gräfelfing

763

Grefoluinga

802

Grefoluingun

1315

Greffolfing

Grafing bei München

  

1294

Grefingen

1527

Gräfing

Großdingharting

  

1167

Dingehartingen

1313

Dingharting

Grünwald

1048

Derbolfinga

1279

Terwolvingen

  

Hailafing

  

1155

Haidolvingen

1351

Haydolfing

Harlaching

  

1149-1155

Hadaleichingen

1289

Hadlaching

Herrsching

776

Horscaninga

11. Jhr

Horschingen

1140

Hôrskin

Hochmutting

1097/98

Hochmtingun

1091

Hŏmŏtingen

1315

Hhmting

Ismaning

806

Ismaninga

960

Isimannigun

1048

Ismanning

Kirchtrudering

772

Truhteringa

1130

Truchteringen

1384

Kirichtruchthering

Oberföhring

750

Feringas

1140

Veringen

1524

Föhring

Oberhaching

806

Hachinga

972
1140

Hahingun
Hachingen

1289

Obernhaeching

Obermenzing

859

Menzinga

1178

Manzingen

  

Otterfing

1003

Otolvinga

1149-1155

Ottoluingen

1495

Oterfing

Pasing

802

Pasingun

1354

Paesingen

1371

Pasing

Schöngeising

763 (Kopie 824)

Kisingas

1149-1155

Gisingen

1347-1350

Geysing

Schwabing

~782

Suuapinga

1138-1147

Suabingen

1488

Schwäbing

Tutzing

980

Tutcingun

1056

Tuzzingen

1476

Totzing

Ortsnamen mit -heim / -ham

Einige ing-Orte gehen auf die Völkerwanderungszeit zurück.
Orte mit der Endung -heim bzw. -ham gelten als etwas jünger.

Gemeint ist immer eine feste Dauersiedlung. Der Begriff ist keine spezifisch fränkische Form – aber sie kommt im Frankenreich gehäuft vor.

„heim“ gibt es nicht als eigenes Wort. Nur zusammen mit anderen Wörtern.

Vielleicht ist es eine Verkürzung von „heima“?

heim-Orte sind selten Pfarrdörfer und wenn, dann änderte sich Namen selten zum volkssprachlichen „-ham“, sondern blieb beim „-heim“. (Wobei es bei Passau auch mit „94148 Kirchham“ eine Ausnahme gibt.) „ham“ ist eine leichter zu sprechende Abschwächung von „heim“. Das heutige mundartliche (jüngere?) „hoam“ wäre eine noch tiefere (spätere?) Mundart-Schicht, die man nie in Urkunden verwendete.

Offenbar wurde zwischen „heim“ und „ham“ nicht streng unterschieden. Es kam durchaus vor, dass ein „ham“ später wieder „heim“ geschrieben wurde (z. B. Oberschleißheim)[15].

Die wenigen Belege deuten an, dass ein Wechsel von „-heim“ zu „-ham“ im ersten Viertel des 15. Jhr. stattfand.

Ort

Jahr

Schreibung

Jahr

Schreibung

Altheim

1369

Altheim

  

Freiham

1136

Friheim

1551

Freyham

Gumpertsham

1362

Humpelshaim

1831

Gumpeltsham

Lochham

1819

Lochheim

1831

Locham

Oberschleißheim

1305

Sleyshaim

1429

Schleisham

Potzham

1418

Potzhaim

1517

Potzham

Westham (Feldkirchen)

1583

Westerhaim

1832

Westerham

Ortsnamen mit Personen­namen

Die meisten Ortsnamen sind zweiteilig. Sie beginnen mit dem Bestimmungswort (hier: ein Personenname) und haben am Ortsnamenende ein Grundwort.

Das Bestimmungswort: Der Personenname

Mhd.: Maskulina mit Konsonant am Ende („Parzival“) werden wie Substantive im a-Stamm dekliniert. Feminina ohne „e“ am Ende deklinieren im o-Stamm. Namen mit „e“ am Ende („Hilde“) werden schwach dekliniert. So dürfte es wohl auch schon im Ahd. gewesen sein.

Der Personenname in ing-Orten liegt meist ohne Endung als Nominativ-Singular vor. Es gibt aber Ausnahmen: „un“ (Dativ-Plural), „in“ (Genitiv-Singular oder Dativ-Singular). Die genannte Person wird also nicht (mehr) als Eigentümer des Ortes gesehen. Diese Person spielte wohl nur in der zurückliegenden Gründungsgeschichte eine Rolle.

Bei Nicht-ing-Orten (also „-dorf“, „-heim“, „-hausen“ etc.) sehen wir bei der Personendeklination hingegen fast ausschließlich Genitiv-Singular. Hier ist wohl immer die genannte Person als Eigentümer gemeint.

Der Endvokal des Personennamens (meist ein „o“) fällt grundsätzlich weg, auch im Nominativ-Singular der ing-Orte. Beispiel: Der Ortsname zu „Giso“ ist „Gising“.

Das Grundwort

Der Ortsnamenbeleg wird immer exakt so angegeben, wie er in der Urkunde vorkommt. Die Deklination hängt somit vom Kontext ab. Oft sehen wir bei ing-Orten ein „-a“ (Dativ-Plural), da im Text vermutlich „bei dem Ort …“ oder „in dem Ort …“ steht. Also: Auch wenn „-ing“ für „die Personen, die dieser Personen zugehörig sind“ steht, so wird der Ort als Einheit doch im Singular gesehen. Aber es gibt Ausnahmen: Auch ing-Orte können die Endung „-un“ und „-en“ haben, was wohl als Dativ-Plural angesehen werden muss.

Ein „-ing“-Ort, wie Aubing, bedeutet die Schreibung „Ubingun“ also „bei den Leuten des Ubo“. Denn: „-ing“ steht für „Leute des“ und „-un“ ist die Dativ-Plural-Endung.

In der vorliegenden Liste von Ersterwähnungen wechseln die Ing-Ort ab 1083 zur mhd. „-ingen“-Endung. Die Belege an Personen-Orten gestattet es nicht für den Bereich zwischen 1006 und 1083 zu entscheiden, ob sie noch ahd. oder schon mhd. dekliniert werden.

Auswertung der Ortsnamen mit Personen­namen

Ort

Grundwort

Jahr

Jahr sortierbar

Schreibung

Ort-Deutsch

End.

Deklination

Stamm

Person

Person-Deutsch

Personen-Endung

Personen-Deklinaton

Person Stamm

Kommentar

†Arfrideshusum

hausen

817

817

Arfrideshusum

ahd

um

Dat.-Pl.

a

Arfrid

ahd

es

Gen.-Sing.

a, i, ja

Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme

†Konradshofen

hofen

1260

1260

Chonratshoven

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

Konrad

?

s

Gen.-Sing.

alle

Personenname: ahd. im a-Stamm möglich oder mhd. für starken Deklinationen. Das unbetonte e wurde synkopiert

†Sankt Emmeran

tal

1269

1269

Chunnental

mhd

Nom.-Sing.

a

Kuno

ahd

en

Gen.-Sing./Dat.-Sing.

n

Personenname: fränkisch (-en) schwach dekliniert (n-Stamm) oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm; oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm.
v. Reitzenstein sieht hier einen Singular(?)-Genitiv – was dann aber sehr spätes Ahd. in der a-Deklination wäre
“tal” als Neutrum im a-Stamm kann ahd. und mhd. sein.

Argelsried

ried

1279

1279

Erengersriede

mhd

e

Dat.-Sing.

a, ja, wa

Eringer

?

s

Gen.-Sing.

a, ja, i

Personenname: Endung -s für Gen.-Sing. Hier ist das „e“ in der Endung „-es“ noch nicht synkopiert.

Aubing

ing

1010

1010

Ubingun

ahd

un

Dat.-Pl.

a

Ûbo

ahd

in

Gen.-Sing./Dat.-Sing.

n

laut v. Reitzenstein schwach dekliniert. [Müßte eigentlich -ôn enden. -un ist eigentlich stark dekliniert im -a-Stamm

Aying

ing

791

791

Eiinga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

Aio, Aeio

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Bogenhausen

hausen

776

776

Pubenhusen

ahd

en

Gen.-Sing./ Dat.-Sing.

alle

Pupo

ahd

en

Gen.-Sing./Dat.-Sing.

n

Personenname: fränkisch (-en) schwach dekliniert (n-Stamm) oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm; oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm. „Hus“: hûs ist ein Neutrum im a-Stamm (?) obwohl es eine Endung „-en“ nur im Dat.-Pl. im i-Stamm gibt.

Daglfing

ing

839

839

Tagolfingas

ahd

as

Gen.-Sing.

a

Tagol[f]

ahd

.

Nom.-Sing.

a, i

laut v. Reitzenstein Plural – aber es findet sich keine passende Pluralendung. {Als Person wird auch genannt: Tagolf/Thachulf]

Deisenhofen

hausen

814

814

Tisinhusir

ahd

ir

Nom.-Pl.

a

Tîso

ahd

in

Gen.-Sing.
Dat.-Sing.

n

ahd. hûs ist ein Neutrum im a-Stamm. Dieser Plural mit -ir war ursprünglich selten und hat sich dann durchgesetzt.

Denning

ing

1200

1200

Tenningen

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

Tenno

?

Nom.-Sing.

a, i

 

Ebertshausen

hausen

994

994

Ebarnunnashusa
Eparanashusa

ahd

a

Dat.-Sing.

a

Eparnun

ahd

as

Gen.-Sing.

a

ahd. hûs ist im a- oder im i-Stamm – da es aber z. B. Tisinhusir gibt, ist hûs wohl ein Neutrum im a-Stamm (wie z. B. auch “lamb”)

Eglfing

ing

1083

1083

Egolvingen

?

en

Dat.-Pl.

alle

Agiulf, Eggolf

?

Nom.-Sing.

a, i

“-en” kann auch ahd. Gen.-Sing. für n-Stamm sein. Oder mhd. Dat.-Pl. oder mhd. schwach dekliniert.
mhd., Name enthält „Wolf“

Etterschlag

loch

805

805

Etinesloch

ahd

Nom.-Sing.

a

Etino

ahd

es

Gen.-Sing.

a, i

Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme.

Feldafing

ing

1119

1119

Veldoluingen

mhd

en

Dat.-Plural

alle

Feldolf

?

Nom.-Sing.

a, i

gesprochen /feldolfingen/
Personenname bedeutet „Feldwolf“

Garching

ing

1020

1020

Gouvirihhinga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

*Gowirich

?

Nom.-Sing.

a, i

noch ahd.

Gauting

ing

8. Jhr. (Kopie 11. Jhr.)

775

Goutinga

ahd

a

Nom.-Pl.

a, ja, ô

Gudo

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Gerblinghausen

hausen

994

994

Keruuenteleshus

ahd

Nom.-Sing.

a

Gerwentel

ahd

es

Gen.-Sing.

a, i, ja

ahd. hûs ist im a- oder im i-Stamm – da es aber z. B. Tisinhusir gibt, ist hûs wohl ein Neutrum im a-Stamm (wie z. B. auch “lamb”)
v. Reitzenstein sieht hier eine schwach deklinierten (also n-Stamm) Genitiv, der der aber -en/ -in im Singular oder -ôno bzw. -ôn im Plural wäre. Klanglich definitiv sehr ähnlich.

Giesing

ing

790

790

Kyesinga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

Giso

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Gilching

ing

804

804

Kiltoahinga

 

a

Nom.-Pl.

a, ja, ô

Kiltiko, Geldiko

ahd

Nom.-Sing.

a, i

Personenname: /kiltoach/ ohne Endung

Gräfelfing

ing

763

763

Grefoluninga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

Grefolf

ahd

un

Dat.-Pl.

a, ja

Personenname ausnahmsweise mit Endung vor -ing-Suffix. Personenname bedeutet Grau(?)-Wolf

Grasbrunn

brunn

1147

1147

Gramasprunnen

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

Graman

ahd

as

Gen.-Sing.

a

Personenname: Endung -s für Gen.-Sing. (mit synkopierten „e“ aus der ursprünglichen Endung -es). Bedeutet Graumann

Gronsdorf

dorf

839

839

Cramannesdorf

ahd

Nom.-Sing.

alle

Gramann

ahd

es

Gen.-Sing.

a, i, ja

Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme. Er bedeutet Grau-Mann

Großdingharting

ing

1167

1167

Dingehartingen

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

Deginhart (?)

?

Nom.-Sing.

a, i

 

Großhesselohe

loch

776

776

Hesinloch

ahd

Nom.-Sing.

a

Hesin, Haso

ahd

in

Gen.-Sing.
Dat.-Sing.
Dat.-Pl.

n
n
ja

Personenname: wenn schwach dekliniert, dann bairisch

Grünwald

ing

1048

1048

Debolfing

?

Nom.-Sing.

a, i

Derbolf

?

Nom.-Sing.

a, i

nicht entscheidbar, ob ahd. oder mhd.

Grünwald

ing

1048-1086

1048

Derbolfinga

ahd

a

Nom.-Pl.

a, ja, ô

Derwolf

ahd

Nom.-Sing.

a, i

nach ahd.

Gumpertsham

heim

1050

1050

Umpilisheim

?

Nom.-Sing.

a, i

Umpili

mhd

s

Gen.-Sing.

alle

Da sogar der Personenname mhd. dekliniert wird, dürfte “heim” auch mhd. sein. „heim“ gilt als Neutrum im a-Stamm

Gumpertshausen

hausen

957

957

Kundpolteshusa

ahd

a

Dat.-Sing.

a

Kundpolt

ahd

es

Gen.-Sing.

a, i, ja

ahd. hûs ist im a- oder im i-Stamm – da es aber z. B. Tisinhusir gibt, ist hûs wohl ein Neutrum im a-Stamm (wie z. B. auch “lamb”)

Harlaching

ing

1149-1155

1149

Hadaleichingen

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

Hadaleich

?

Nom.-Sing.

a, i

 

Heimatshofen

hofen

825

825

Heimolfeshofen

ahd

en

Dat.-Pl.

alle

Heimolf

ahd

es

Gen.-Sing.

a, i, ja

ahd. „hof“ ist eigentlich im a-Stamm.
womöglich ist ein „-on“ gemeint gewesen und als „-en“ geschrieben
Für Mhd. ist der Beleg zu früh
Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme

Herrsching

ing

776

776

Horscaninga

ahd

a

Nom.-Pl.

a, ja, ô

Horskan

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Ismaning

ing

806

806

Isamannninga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

*Isaman

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Jettenhausen

hausen

957

957

Uotinhusun

ahd

un

Dat.-Pl.

a

Uoto

ahd

in

Gen.-Sing.
Dat.-Sing.

n

Personenname: schwach deklinierter bairischer Gen.-Sing.
ahd. hûs ist im a- oder im i-Stamm – da es aber z. B. Tisinhusir gibt, ist hûs wohl ein Neutrum im a-Stamm (wie z. B. auch “lamb”)

Kirchtrudering

ing

772

772

Truhteringa

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

Truhter[o]

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Kleinhelfendorf

dorf

772

772

Helphintorf

ahd

Nom.-Sing.

alle

Helfo

ahd

in

Gen.-Sing.
Dat.-Sing.
Dat.-Pl.

n
n
ja

Personenname: wenn schwach dekliniert, dann bairisch

Loibersdorf

dorf

1113

1113

Liubratesdorf

mhd

Nom.-Sing.

alle

Liuprat

?

es

Gen.-Sing.

alle

Personenname: Gen.-Sing. für alle Stämme

Machtlfing

ing

960 (Kopie 11. Jhr)

960

Mahtolfingen

ahd

en

Dat.-Pl.

alle

Machtolf

ahd

Nom.-Sing.

a, i

„-en“ ist eher untypisch für 960

Milbertshofen

hofen

1140

1140

Ilmungeshouen

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

*Ilmung / *amelung

?

es

Gen.-Sing.

alle

Personenname: ahd. im a-Stamm möglich oder mhd. für starken Deklinationen. Das unbetonte e wurde hier nicht synkopiert

Obermenzing

ing

859

859

Menzinga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

Manzo

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Oberschleißheim

heim

775

775

Sliuuesheim

ahd

Nom.-Sing

a

Sliu

ahd

es

Gen.-Sing.

a, i

Personenname mit Endung -es ein Gen.-Sing. für a-/ja-/i-Stämme

Otterfing

ing

1003

1003

Otolvinga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

*Otolf

?

Nom.-Sing.

a, i

noch ahd., Name enthält „Wolf“

Pasing

ing

763

763

Pasingas

ahd

as

Gen.-Sing.

a

Paso

ahd

Nom.-Sing.

a, i

lat. (!) „in villa pasingas“

Pasing

ing

802

802

Pasingun

ahd

un

Dat.-Pl.

a, ja

Paso

ahd

Nom.-Sing.

a, i

 

Possenhofen

hofen

1181

1181

Pozzenhofen

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

Posso

ahd

en

Gen.-Sing./Dat.-Sing.

n

Personenname: Endung -en bereits mhd. Dat.-Pl. oder noch ahd. Gen.-Sing. (dann aber nicht die bair. -in-Endung). Singular wäre plausibler, da die Höfe ja nur einem Posso gehörten

Ramersdorf

dorf

1006

1006

Rumoltesdorf

?

Nom.-Sing.

a

Rumolt

?

es

Gen.-Sing.

alle

Personenname: ahd. im a-Stamm möglich oder mhd. für starken Deklinationen. Das unbetonte e wurde hier nicht synkopiert
“dorf” als Neutrum im a-Stamm kann ahd. und mhd. sein.

Salmdorf

dorf

1010

1010

Sallandorf

?

Nom.-Sing.

a

Salo

ahd

an

Gen.-Sing.

n

Personenname: Endung -an könnte ein ahd. Gen.-Sing. im n-Stamm sein, die eigentlich -en lautet. (fränkische Variante).

Schwabing

ing

782

782

Suuapinga

ahd

a

Dat.-Sing.
Nom.-Pl.

a
a, ja, ô

Swapo

ahd

Nom.-Sing.

a, i

oder es ist Dativ-Pl. im i-Stamm

Siegertsbrunn

brunn

1048

1048

Sigihohesprunnen

?

en

Dat.-Pl.

alle

Sigihoch

?

es

Gen.-Sing.

alle

Personenname: Endung -s für Gen.-Sing. Hier ist das „e“ in der Endung „-es“ noch nicht synkopiert.

Tutzing

ing

980

980

Tutcingun

ahd

un

Dativ Pl.

a, ja

*Tuzo

ahd

in

Gen.-Sing.
Dat.-Sing.

n

 

Wörnbrunn

brunn

1135

1135

Wermperchtasprunnen

mhd

en

Dat.-Pl.

alle

Wermbrecht

ahd

as

Gen.-Sing.

a

Personenname: Vermutlich noch eine ahd. Endung -as vom Gen.-Sing.

Zamdorf

dorf

1022

1022

Zamindorf

?

Nom.-Sing.

a

Zamo

ahd

in

Gen.-Sing./Dat.-Sing.

n

Personenname noch ahd. schwach dekliniert mit bair. Endung -in als Gen.-Sing. oder Dativ-Sing. im n-Stamm.
“dorf” als Neutrum im a-Stamm kann ahd. und mhd. sein.

Bestimmungs­wörter

Die meisten Bestimmungswörter sind Personennamen. Umso interessanter sind davon abweichende Ortsnamen. Nicht immer sind diese Begriffe heute noch geläufig. Die folgende Liste kann also als Inspiration dienen bei der Deutung anderer Ortsnamen.

Ort

Jahr

Schreibung

Lautung

Bestimmungs­wort

Bedeutung

Allach

774

Ahaloh

/acha loch/

Ache

fließendes Wasser

Arget

851

aragartin

 

Arach = Stricke

evtl.: mit Stricken eingezäunt

Au

1289

in Aw

/au/

Au

vom Wasser durchzogenes Geländer oder Burg am Wasser

Perlach

790

Peralohc

/pera loch/

Bär

Eber

Fürstenried

1194 (Kopie von 1428)

Parschalchesriet

/pars kalches/

Barschalk

abgabepflichtiger Diener / Vasall. Vermutlich eine romanische Gruppe.

Baumkirchen

870

Pouminunchirikum

/pouminun/

baumig

aus unbehauenen Baumstämmen. „baumstämmig“

Baierbrunn

776

Paierbrunnen

 

Bayer

Baiuvaren in ansonsten alamannischen Gebiet

Biberkor

1080

Piberchar

 

Biber

Kar -= Behälter, Vertiefung

Unterbiburg

1034

Pipurk

 

Biburg

Umwallung

Biederstein

1784

Biederstein

 

bieder

brav, wacker, bieder

Beigarten

1140

Bigarten

 

Biene

Einhegung für Bienen

Percha

785

Perchach

 

Birke

 

Blutenburg

1425

Blyutenbürg

/blitenburg/

Blüte

blühende Burg

Pullach

790

ad Puoch

 

Buche

 

Oberdill

1877

Oberdill

 

Dill

Bretterzaun, der Wald umschloss

Dornach

856

Dornah

/dornach/

Doren

Dornengestrüpp oder Burgbefestigung

Dürrnhaar

1555

Drenhar

 

Dürr

magere Wiese

Andechs

1068

Andehs

 

Eibe

von lat. daxia
ana = entlang

Aschheim

756

askheim

 

Esche

 

Feistenhaar

1555

Vaystnhard

 

Feist

fette Wiese

Unterföhring

750

Feringas

 

Ferigo, Far

Fährmann oder Fährstelle

Forstenried

1166

predium Uorstersried

/vorsters/

Forster

Förster, ein weltliches Amt im Kloster

Freimann

948

Frienmannun

/fri en/

frei

freie Männer

Gern

1024

gerin

/gêrin/

Gern

Spitze, Dreieck

Gasteig

1293

Gasteig

 

Gesteige (das ~ !)

 

Grafing

1294

Grefingen

 

Graf

bei den Leuten des Grafen

Grünwald

1279

Grunnwald

 

Grüner Wald

Laubwald

Menterschwaige

1315

Harthausen

/hart/

Hart

am/im Weide-Wald

Kleinhesselohe

1791

Heselloh

 

Hasel

 

Großhesseloh

776

Hesinloch

 

Hasel

 

Haidhausen

808

Heidhusir

/he id/

Heid

an/auf Heide

Hellabrunn

1754

Hellenbrunn

teilweise zu /höll/ geworden

Hell

helle, klare Quelle. Oder: ertönende Quelle [murmelnd?]

Hechendorf (Landkreis Starnberg)

1075

Hochendorf

 

Hoch

beim hohen Dorf

Hochmutting

1091

de Hŏmŏtingen

 

Hoher Mut

Edelmut

Holzhausen

1140

Holzhusen

 

Holz

am/im Wald

Keferloh

1140

Keuerloh

/keferloch/

Käfer

Käferwald

Kaps

1034

Chapfis

 

Kapf

Die Höhe. Ausschau-Platz

Hasenbergl

1812

Küniglberg

 

Karnickel

Kaninchen

Kasten

1308

zu Chastel

 

Kast

Burg, Kastell

Nymphenburg

1193

Kemenaten

 

Kemenate

heizbares Gemach

Kirchheim

1098

Kirihaim

/kirich haim/

Kirche

 

Graggenau

1325

Grakkau

 

Krak (bair.)

Krähe, Rabe

Langwied

1279

langunt

 

lang

Furt, wo man lange waten kann

Großlappen

1167

Louppen

 

Laub

[Laubwald?]

Laufzorn

804

Laufzoro

 

Lauf, Zorn

Lauf = Wasserlauf
Zorn = Rodeland

Lehel

1525

auf dem Lehen

 

Lehen

 

Berg am Laim

1482

Perg auf dem Laym

 

Lehm

Lehm

Lochhausen

984

Lohhusa

/loch/

Lohe

lichter Wald

Leutstetten

11. Jhr zu 8. Jhr

Liucilstat

/lüzilstat/

lütt

klein

Moosach

807

Mosaha

/mos aha/

Moos

Moor

Neudeck

1352

der Neydegker

/nîdeck/

Neid

feindselige Gesinnung

Neuhausen

1163

de Niwen husen

/nüwen/

neu

neue

Otterloh

1020

Ottarloh

 

Otter

(Kreuz-)Otter, Schlange

(kein Gewässer für Otter )

Starnberg

948

Ouviheim

/ouviheim/

Ovis (lat.)

Schaf

Planegg

1409

Planegk

 

Plane, Ecke

Plan = Ebene
Egg = Höhenvorsprung

Putzbrunn

976

Puzeprunnin

 

Pützen

schöpfen

Riem

957

Rim

 

Riemen

schmaler Ackerstreifen

Sauerlach

800

Sulagaloh

/sulagaloch/

Sau, Lager

Schweinesuhle

Schäftlarn

760 (Kopie 12. Jhr)

Sceftilari

/skeftilari/

Schaft

Pfeilmacher

Steinhausen

1172

Stainhausen

/stain/

Stein

Häuser aus Stein (nicht aus Ziegeln oder Holz)

Kirchstockach

1003

Stockah

/stokach/

Stöcke

eine Rodung, bei der Stöcke stehen blieben [Waldfeldbau?]

Solln

11. Jhr

Solon

 

Suhle

 

Thalkirchen

1268

Talkirchen

 

Tal

 

Neuherberg

997

Wacreinna

 

Wag

Wag = Teich, Wasser
Rein = Grenze, Ackerrand

Oberhaching

1003

Winidun

 

Wenden

Slawische Siedler, die zum Roden angesiedelt wurden

Winning

1003

Uuindun

/windun/

Wenden

Slawische Siedler, die zum Roden angesiedelt wurden

Ortsnamen in München

München

Bedeutung

Der Name kommt von „Mönchen“. Denn das Stadtsiegel von 1236 (HStA) zeigt einen Mönch.

Aventin 1533 in „Bairische Chronik“: München wurde gebaut auf Besitz von Kloster Schäftlarn [oder Tegernsee?]

Da kein Klostername im Ortsnamen vorkommt (wie z. B. in Pentenried) können es auch Eremiten gewesen sein und keine Klosterdependance.

Belege

Schwedisches Kriegsarchiv 1632: „Möniken“. Da war offenbar noch nicht die Lautverschiebung von k → ch

Schmeller 1828: Mnchen (Minga, Oberland, MinichՁ, MinkhՁ~, MinchՁ~ oberpfl)

Tschechische Quelle 1554: Mnichov.

Buchprojekt

Aktuell entsteht das „Ortsnamenbuch München“

Literatur
  • Romuald Bauerreiß: “München-Altheim”. Studien zur frühesten Geschichte der Landeshauptstadt München. In: Adolf Wilhelm Ziegler (Hrsg.): Monachium. Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Münchens und Südbayerns anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadt München 1958. München 1958, S. 87–118.
  • Helmut Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt: Eine Veröffentlichung des Stadtarchivs München. Verlagsdruckerei Schmidt, 2009
  • Helmut Dollinger: Die Münchner Straßennamen. MünchenVerlag / Langen Müller Verlag, 2016
Straßennamen

Kaufinger: 1239 Ein Zeuge Chunradus Choufringer

Pranner: 1360 Prandengasse (assimiliert und verdoppelt)

Hacken: 1368 in den Hacken (Einhegung)

Graggenau: (Krähen-Au)

Rindermarkt: 1242 foro pedrum

Irchergasse: nach dem Beruf der Feinledermacher

Würm: 722 uuirm („uu“ ist immer als „w“ zu sprechen)
956 vuirama
1056 …fluminus wirmine
Die „…“ bedeuten: Kein Nominativ. Hier Genitiv.
Also wäre das *wirmina im Nominativ
Es wurde also nachträglich ein Suffix „in“ eingeschoben. Diese Suffixe sind meist Ableitungen. Die Wurzel war daher wohl „*wir-“, was indogermanisch „Wasser“ bedeutet.
[Was die Ableitung „-in“ bzw. „-min“ bedeutet, bleibt unklar.]

Fluss

Isar: 3. Jhr.: Im [Itinerarium Antonini]: iovisura (Ponte Aeni (Inn) → Turo → iovisura → Ad Castra)
Da später nur “Isar” geschrieben, ist “iov“ offenbar Präfix. Daher:
iovisura < *iovis isura (Jupiter im Genitiv, Jupiters Isar. Vermutlich war eine Jupiter-Statue am Flussübergang)
Das doppelte „is“ wurde 300 n. Chr. wohl für einen Fehler gehalten, als man die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr verstand. Also weggelassen (= Haplographie).
736 Isara
755 Isura
1003 Ysara (ganz offensichtlich sind die Vokale i/u und a/u nicht klar unterschieden worden)
1226 Iser

Es gibt weitere Flüsse, die auf die selbe Wurzel zurückgeführt werden
Eisack
Isen bei Erding
Iser / Jizera (Sudetenland)
Yser (Flandern)
Isère (fließt in die Rhône)
Also gibt es wohl eine Wurzel „is“ mit einem Suffix/Ableitung „-ura“
„is“ ist indogermanisch „für sich heftig schnell bewegen“. Damit ist der Name wohl aus dem Jahr ~1000 v. Chr.

ing-Orte im Stadtgebiet München

-ing

-ing steht für die Zugehörigkeit zu einem Führer. Nach der Niederlassung einer Germanengruppe nannten die Nachbarn sie so.

Aber wohl kein Dativ à la „gisos (Dorf)“, sondern eher „die Leute vom Giso“.

Orte mit „-heim“ sind meist jünger, als Orte mit „-ing“, die wohl noch während der Völkerwanderungszeit gegründet wurden.

Aubing

1010 Ubingun „un“ ist Dativ Plural. Also: Bei den Leuten des Ūbo.
„Ūbo“ mit einem langen „U“ gesprochen.
Logischer wäre eigentlich: „Ubiing“, da „Ūbi“ der Genitiv ist [aber nur im Lateinischen und das wäre ahd.! Oder es ist schon mhd. und der -en Genitiv] und
„Ūbo“ ein schwach flektierter Name ist. [Es scheint aber nur schwach flektierte Adjektive zu geben – der Name wäre aber ein Substantiv! Gemeint war wohl: schwach dekliniert]

1136 Ubingen „en“ ist die abgeschwächte Dativ-Plural-Endung

1315 Aubing „Au“ ist die Diphthongierung „Au“ < „U“
Die Endung -en fällt weg

Aubing: Von

Zu

Jahr

Schreibung

Lautung

Jahr

Schreibung

Lautung

1136

Ubingen

 

1315

Aubing

 

<Au> ist die frnhd. Diphthongierung <u> > <au> ab 12. Jhr. In bair. Texten <û> > <ou> bereits in spätahd. Zeit.

Aufgabe des Dativ-Plural mit der Endung -en

Daglfing

839 Tagolfingas „Tagol“ ist ein Name. „-as“ ist althochdeutscher Plural.

1184 Tagolfingen

1524 Täglfing (geschrieben in Kopie von 1681)
„ä“ ist eine häufige Notierung für das helle „a“ (Sekundärumlaut)[16]

1831 Daglfing T → D = Lenisierung

Denning

1200 Tenningen

1352 Danninga Es gibt sowohl „Tenn“, als auch „Dann“ als Namen.
„Dann“ ist vermutlich eine archaische Schreibung, die so nicht gesprochen wurde

Feldmoching

790 Feldmohinga “Feld” von Anfang an zur Unterscheidung von Ampermoching. Also: Das Moching, das nicht an einem Gewässer liegt [und nicht im Wald?]

1042 Veldmochingin „a“ → „in“ ist eine Abschwächung

1371 Mochingen

1315 Veltmoching

Giesing

790 Kyesinga „ye“ ist in der Mundart erhalten

958 Chissingun „ch“ ist ein leicht aspirierendes „k“
„i“: Kein Diphthong mehr!

981 Giesingun [„g“ und „k“ offenbar austauschbar]

Harlaching

1149 – 1155 Hadaleichingen (Urkunde von Kloster Tegernsee)
„hadaleich“ ist der Personenname Hadaleich

1289 Hadlaching „-en“ verschwunden
unbetonte Silbe „a“ verschwunden

1568 Hardlaching womöglich eine Eindeutung zu „Hart“ (Wald)

Kirchtrudering

älter, als Waldtrudering, da hier die Kirche stand

772 Truhteringa h wird als „ch“ gesprochen
Eine Kopie von 824 (Freising) – kann also Schreibung von dann enthalten.
Der Name „Truhter“ ist nicht in Förstermann zu finden, aber im Ergänzungsband von Henning-Kaufmann
„-a“ ist Nominativ Plural in Althd.

1130 Truchteringen

1384 Kirichtruchthering „-en“ fehlt

1472 Straßtruchtering … Kirchtruchtering

Obermenzing

859 Menzinga das „i“ in der Endsilbe schwächt das „a“ zu „e“

1178 Manzingen „Manzo“ ist vermutlich der Personenname

1390 ze obern Mentzingen

Pasing

763 in villa pasingas „paso” als Personenname. Man kennt dort 30 Reihengräber
„-as“ ist Akkusativ Plural in Latein – also germanisches Wort lateinisiert

802 pasingun „-un“ ist Dativ plural

980 de pâsingin „-in“ ist Dativ plural

1354 paesingen „ae“ wird als ein langes â gesprochen. Es wird nicht als Umlaut-ä gesprochen

1371 pasing

Schwabing

~782 Suuapinga „swapo“ als Personenname oder für einen schwäbisch Sprechenden

1488 gen Schwäbing bei Munchen
„ä“ als Schreibung für helles a – eine Palatisierung

Unter-/Oberföhring

750 ad Feringas „e“ ist ein sehr früher Umlaut!
Ferge = „Fährmann“. [17]Also: Bei der Fähre, wo früher die Römerbrücke war

783 Faringa

1140 Veringen

1315 Fergen … Niedervergen
„Fergen“ ohne Zusatz und damit immer der größere Ort
(und meist auch der ältere Ort)

1524 Föhring (spätere Kopie) Rundung. Eher keine Eindeutung von „Föhre“

17. Jhr Oberföhring

1784 Ober- und Niedervergen (altertümliche Form)

heim-Orte im Stadtgebiet München

-heim

-heim feste Dauersiedlung. Keine spezifisch fränkische Form – aber sie kommt im Frankenreich gehäuft vor.
„heim“ gibt es nicht als eigenes Wort. Nur zusammen mit anderen Wörtern.
Vielleicht ist es eine Verkürzung von „heima“?
heim-Orte sind selten Pfarrdörfer und wenn, dann änderte sich Namen selten zum volkssprachlichen „-ham“, sondern blieb beim „-heim“. „ham“ ist eine leichter sprechende Abschwächung von „heim“. Das heutige mundartliche „hoam“ wäre eine noch tiefere Mundart-Schicht, die man nie in Urkunden verwendete.
Orte mit „-heim“ sind meist jünger, als Orte mit „-ing“, die wohl noch während der Völkerwanderungszeit gegründet wurden.

Altheim

1369 Altheim

1408 in der aussern stät zu Altheim genant in dem Gagken
„Hagken“ für „Hag, Einhegung“
gemeint ist wohl: In dem Ring zwischen innerem und äußerem Mauerring

1437 in der Gasse genannt Altheim

Freiham

1136 Friheim „ei“ ist eigentlich falsch für Altbairisch
von „frei“ für „freies Gelände“ oder „juristisch frei“?

1184 Eberhardus de Frihaim
„ai“ ist die altbairische Schreibung

1551 Freyham pi München

von Schreibung

mit Lautung

zu Schreibung

mit Lautung

ī

î

ey

î

ei

 

a

 

Peter Wiesinger sieht einen Unterschied zwischen herrschaftlichen (-heim) Siedlungen und nichtherrschaftlichen (-ham) Siedlungen. Vermutlich wurde aber einfach nur im Dialekt „-heim“ als „-hoam“ gesprochen, was dann leicht als „-ham“ geschrieben wird.

Stadelheim

1840 Stadlershofen Familienname Stadler

1855 Stadlheim

Pilgersheim

1784 Pilgramsheim Familienname

hausen-Orte im Stadtgebiet München

-hausen

Bedeutet „Häuser“

[-husen ist der Dativ-Plural von ahd. hûs (= Haus). Der Dativ-Plural wird dabei als Lokativ verwendet.]

Bogenhausen

776 Pubenhusen (Kopie des 12. Jhr.) „-en“ ist bereits mittelhochdeutsch
Personenname Pupo flach flektiert

808 Pupinhusir b > p die 3. Phase der Zweiten Lautverschiebung
„-ir“ ist der neuhochdeutsche Plural! Kommt hier sehr früh!

842 Pupinhuson „-on“ hier wieder der althochdeutsche (fränkische) (Dativ-)Plural

1196 Pogenhusen vermutlich eine Eindeutung des Isarbogens

1582 Pugenhausen

Menter­schwaige

1315 Harthausen von Häuser an/in Weidewald

1620 Schwaige (Schwaigen lieferten rund 100 Käse/Jahr ab)

1790 Schwaige Harthausen

1870 Menterbräuer ein Familienname

Haidhausen

808 Heidhusir Häuser an/auf Heide
„-ir“ ist der neuhochdeutsche Plural! Kommt hier sehr früh!

937 Heidhusa „-a“ Nominativ Plural

1123 Heithusen „-n“ Dativ mittelhochdeutsch

1437 Haidthawson u > au ist die Diphthongisierung mit Lautung „aw“

Steinhausen

1172 Stainhausen Häuser aus Stein
(nicht von Ziegelei, denn Ziegel wurden nicht „Stein“ genannt)

1382 lienhart da Staenhuser
lienhart = Leonhart
i > e ist Diphthongisierung

Neuhausen

1163 de Niwen husen
„iw“ hat die Lautung „ü“

1315 Newenhausen „ew“ hat die Lautung „eu“
neuhochdeutsche Diphthongierung.
langes ī > ei,
langes ü > eu,
langes u ein au
mittelhochdeutscher Merksatz:
min nüwes hus > mein neues Haus.

Lochhausen

984 Lohhusa von lat. Locus oder „Lohe“ (lichter Wald).
es gäbe noch „Loch“ (Bodenvertiefung)
/loch/, da <h> meist /ch/ gesprochen wurde

972 Lochusum nom. Plural im ahd.

1104 Lŏchusen bereit mhd.
<ŏ> könnte den Diphthong /ou/ bedeuten

1140 (Kopie des 15. Jhr) Lochhausen
Diphthong <au> wohl nicht die Originalschreibung von 1140

1371 Lochhawsen <aw> für Diphthong /au/. Hier passt Diphthong zeitlich.

hofen-Orte im Stadtgebiet München

-hofen

<hofen> steht für Höfe und ihr Umland

Milbertshofen

1140 Ilmungeshouen <u> wurde /f/ gesprochen
Personenname *ilmung oder *amelung. Stark gebeugt.

1152 Amelungeshouen auch eine Urkunde aus Schäftlarn
unklar, woher diese starken Schreibungsvarianten kommen

1161 Ilmelungeshouen Der ursprüngliche Personenname war da wohl nicht mehr bekannt

1195 Ilbungeshouen

1250 Imenlungeshouen

1320 Mlmatzhouen <> (also u mit e darüber) ist eine Präposition. Also: Hof des Mulmatz.

1325 Muelbunchhoeen

1360 Mulwetzhouen

1391 (Kopie des 17. Jhr) Milmatzhofen

1429 Milberezhofen

†Konradshofen

der Ort ist abgegangen. Daher das † vorneweg

1260 predia in Chonratshoven „predia“ für Landgut
Könnte ein Probst Konrad von Schäftlarn sein.
<v> hätte eigentlich als <u> geschrieben gehört

1391 (Kopie 17. Jhr) Cunrathshof

dorf-Orte im Stadtgebiet München

-dorf

<dorf> meinte ursprünglich auch einen Einzelhof. Später nannte man Einzelhöfe „Einöde“. Es gab noch Weiler (2 – 3 Höfe) und Dörfer (mit mehr als 3 Höfen). „Markt“ war eher eine juristische Zuschreibung.

Ramersdorf

1006 Rumoltesdorf <es> ist ahd.
Personenname Rumolt. So ein Rumolt hat in der Gegend z. B. 769 bezeugt.

1200 Rumolstorf <t> ist eine bairische Verhärtung

1293 Ravmoldesdorf <v> wird als /langes u/ gesprochen > /au/

1293 Ramoldestorff <av> zu <a> ist die Monophtonisierung

1413 Ramerstorff

Zamdorf

1022 Zamindorf Personenname Zamo
<in> ist Genitiv schwach flektiert. Dieses <i> hellte das /a/ auf.

1318 Zmdorf <> wird als /helles a/ gesprochen, wie in „Zamperl“, „Anten“, weil früher dem <a> ein <i> folgte.

1517 Zemdarff <e> wurde wohl als /helles a/ gesprochen
<a> wurde wohl nie so genau vom <o> unterschieden. Beide Buchstaben wurden ähnlich ausgesprochen.

Freimann

948 Frienmannun Dativ Plural von „mann“. Also: Bei den freien Männern

1180 Frigimannin vermutlich man an eine Regel, wie <Maget> > <Maid> und bildete dann (fälschlich) zurück

1305 Vreimanue -e ist der Singular
<V> = /f/

1381 Frimanne wurde später als 1305 geschrieben, gibt aber doch die ältere Form wieder.

Ludwigsfeld

1802 Augustenfeld…Ludwigsfeld…Karlsfeld Trockengelegte Moore als Felder.
Alle nach Wittelsbacherprinzen benannt

†Sankt Emmeran

822 capella

1269 chunnental Personenname Kuno. <en> ist der Genitiv.

1391 chünigtal /künigtal/. Eine Eindeutung von <chuning> = König

1429 Küntal…gen Sannt Haymeran <Haymeran> = „Emmeran“

ried-Orte im Stadtgebiet von München

-ried

Rodung. Es gibt aber auch <riet> als Sumpfgebiet.

Forstenried

1166 predium Uorstersried „s“ ist der Genitiv
Es ist also „Försters Rodung“. Förster war ein bedeutendes Amt, ein weltlicher Beamter im Kloster

1169 Vorstetrieth diese kaiserliche Urkunde wurde weit entfernt geschrieben. Der Name war dem Schreiber daher wohl nicht geläufig.
„vorstet“ ist vermutlich ein Tippfehler für „forster“ (den man aber nicht einfach korrigieren darf, wie es die Regesta Boica im 19. Jhr. getan hat!)

1647 Forstenriedt „n“ für die leichtere Aussprache

Fürstenried

1194 (Kopie von 1428)Parschalchesriet Barschalk war ein abgabepflichtiger Diener/Vasall. Vermutlich eine romanische Gruppe (?)
<ch> = /k/

1423 Posseltzried brutal verkürzt. Man benötigt viele Belege für einen Ortsnamen, um da noch einen Zusammenhang erkennen zu können.

1726 Fürstenried gemeint ist der „Kurfürst“ Max-Emanuel

1739 Fürsten-Ried (olim Poschets-Riedt dicta) „olim“ für „einst“. „dicta“ für „genannt“

Holzapfelkreuth

1867 Familie Holzapfel „kreuth“ ist die Rodung < <gerute>
das waren königliche Revierjäger. 1855 bauten sie ein Ökonomieanwesen, das 1858 an den Sohn übergeben wurde.

kirchen-Orte im Stadtgebiet von München

-kirchen

Es gibt schon auch Kirchen-Orte, die nach Personen zurückgehen (bei Eigenkirchen). Aber tatsächlich ist das selten.

„Holzkirchen“ meint meist Kirchen am/im Wald (also nicht im Feld). Aber man sollte immer die Nachbarorte anschauen! Wenn es dort ein „Steinkirchen“ gibt, dann war wohl eher eine hölzerne Kirche gemeint.

Baumkirchen

870 Pouminunchirikum In der Quelle ist vermutlich ein Schreibfehler. Gemeint war wohl ein <n> am Ende für Dativ Plural.
<pouminun> ist ein Adjektiv. Also: „baumstämmige Kirche“, „Kirche aus unbehauenen Baumstämmen“

1419 Paemkirichen <paem> wurde als /pa:m/ gesprochen
Das letzte <i> ist ein überflüssiger Sprossvokal.

1583 Paimkirchen p.templ (aus Apians Topographie)
p. = “pagus“ (für Gau, oder – hier eher – Pfarrei)
templ. = templum („Kirche“)
<ai> vermutlich für /helles á/

Johannes­kirchen

815 in loco Feringas ecclesian sancti Johannis baptistae
Praktisch alle Johanniskirchen sind Johann-Baptist-Kirchen

1315 Janschirchen Kosename von Johannes

~1583 templ. Jonskirchen pag.

1620 St. Johannes

1689 Johannskürchen

1950 /Johåneskhiachɐ/ (Mundart) Das ɐ ist ein Schwachlaut, Murmellaut.

1950 /hånskiacha/ Heute ist die mundartliche Aussprache wohl eine andere

Thalkirchen

1268 Talkirchen

1578 Dallkürchen de Caplanej
Die „Kaplanei“ hat keinen Pfarrer, sondern nur einen Kaplan (ohne Taufrecht).
<D> ist eine Lenisierung
Drückt <all> eine Vokalverkürzung aus?
<ü> ist eine Rundung. Der Schreiber will damit womöglich einer dialektalen Aussprache vorbeugen (/kiachn/)

heute Thalkichen Warum <Th>? Weil die Schreiber nach Zeilenzahl bezahlt wurden und möglichst viele Ausschmückungen eingefügt haben, die die Aussprache nicht veränderten.

Kirchtrudering

772 Truhtheringa Nominativ Plural. Eine Person Truchter, die Leute vom Truchter.

1384 Kirichtruchtering … Strastruchtering

Maria-Einsiedel

1730 Asamisch M Einsidl dall <M> für „Maria“

1732 aedificarit et dotavit Cosmas Daminanus Asam … politur statua Beatissimae Virginis Einsidelensis. Also: Ein Marien-Standbild wird in der Einsiedelei verehrt. Es steht in der Kirche, die Asam gebaut und dotiert hat.
„Maria in der Einsiedelei“ könnte auch eine Kopie der Schwarzen Madonna von Einsiedeln (Schweiz) meinen.

†Sankt Emmeran

1524 Capella ad S. Emmeramum
dort gab es ein Benefizium (Stiftung) für einen Eremiten
Die Leiche von St. Emmaran wurde bis Oberföhring gefahren. Ab da ging es per Boot nach Regensburg.

1583 Templum …

St. Georgen­schwaige

1531…des wirdigen gotzhauß San Jörgenn zw Müllmertshoffenu

1685 Schwaig zu Mülbertshofen bei St. Georgen genannt

burg-Orte im Stadtgebiet von München

-burg

-burg und -berg sind verwandt und sie wechseln auch öfter bei den Bezeichnungen.

Blutenburg

1425 Blyutenbürg von „Blüte“, „die blühende Burg“
<yu> = /i/
<ü> womöglich einfach nur /u/

1433 Pluedenberg in der Regesta Boica auch <Bluatenbuag>

1817 Blutemburg die Blüten hat man da nicht mehr rausgehört.

Nymphenburg

1193 Kemenaten = Heizbares Gemach

1662 Gueth Ober und Underkhematen

1664 Schwaigbau zu Nymphenburg (Verkauf an den Kurfürsten. Die Gaststätte heißt heute noch „Zur Schwaige“

Josephsburg

1696 auf dem vorgehabten Pau zu Perg am Laum … den jezig Pau zu Perg

1701 von dem jetzt regierenden Herrn hchstgedacht Ihro Churfuerstl. Durchl. zu Clln. Anno 1693 an dem darbey liegenden grossen Garten ein schoene Schantz [Burg] die Josephs-burg genannt … erbauet worden.
Also einer der drei geistlichen Churfürsten in Deutschland hat eine richtige Burg gebaut (kein Schloss)

Biederstein

1784 Biederstein für brav, wacker, bieder

Neudeck

1352 Ott der Müllner, genant der Neydegker von Neid-Eck aus langem î < *Nîdeck für feindselige Gesinnung

1383 Neydekk

1430 Neidegk

1734 zu neudegg ob der Au Rundung <ei> > <eu>

Amalienburg

1734 zum Newen gepew Amallienburg für Maria Amalia von Österreich Frau von Karl Albrecht von Bayern

1734 Außgab Auf das Neuerpaute Lusthaus, genant Amallienburg

Verkehrsnamen im Stadtgebiet von München

Gasteig

1293 …den siechen auf dem Gasteig ze Muenchen

1295 in Gastaro Monacensi

1302 auf daz Gastaige Neutrum! Es kommt also von „das Gesteig“ < ahd. gisteigi, gasteig.
<daz> = /das/)

1306 uf daz Gaistag [eine Falschschreibung?]

1309 … den sondersiechen uf daz gastaig [Appelativ?]

~1582 Gasta ad pontem Isarae in colle sita [auf der Anhöhe] vulgo domus leprosorum
Warum der Akzentwechsel? Womöglich eine Eindeutung von „gâch“. Spätestens ab 1582 kannte man „das Gesteig“ nicht mehr

Straßtrudering

Das Trudering, durch das die Straße von Salzburg ging. Also nicht das Kirchtrudering

1384 Strastruchtering

1517 Strastrüchtering

1620 Straßdrattering

Langwied

1279 Lanqunt molendinum Wassermühle bei der Furt, wo man lange waten kann

1415 Lauutquat

1468 Lanncquat

1514 das gestad an dem Langwader pach … der Symon von Lankwad … von Lanckwayd

1530 Lanckwid

Wirtschaftsnamen im Stadtgebiet von München

Lehel

1525 Auf dem Lehen

1696 Auf dem Lehel

heute mundartl. /Lechel/. Siehe dazu auch den Namen Lechner für Leheninhaber!

Naturnamen im Stadtgebiet von München

Moosach

807 Mosaha Moorbach. Die Pflanze „Moos“ wäre eher <Mias> geschrieben.

12. Jhr. Mosache

1200 Msach .. Mosa Bei <ou> wurden beide Buchstaben übereinander geschrieben

Au

1289 in Aw von Wasser durchflossenes Gelände (kann auch eine Burg am Wasser sein)

1337 in der Awe

Hellabrunn

1754 Hellenbrun helle, klare Quelle. Schmeller hingegen: „hellen“ = ertönen. <hell> ist teilweise zu <höll> geworden

1831 Hellbrunn

Solln

11. Jhr. Solon Dativ Plural. Sol = Suhle

1157 Solen

1517 Solln

1638 von Sohlen bey München <oh> als langes /ô/ wäre ein Schmarrn. Aber die Urkunde wurde in Tuntenhausen geschrieben ohne Ortskenntnis

Siebenbrunn

1750 Sibenbrunn wurde wohl trotzdem als langes /î/ gesprochen

Gern

1024 nuncopato gerin als langes /ê/ gesprochen.
„Gern“ für Spitz, Dreieck. Auch für die spitze germanische Sper „Germ“ bzw. „Frame“
<gerin> = <kerin>. <g> und <k> sind prinzipiell austauschbar.
Diese Urkunde wurde in Tegernsee geschrieben.

Riem

957 Riēma der Schreiber verdeutlicht den Diphthong mit dem Überstrich
wohl vom Flurnamen „Riemen“ für schmaler Ackerstreifen

1104 Rieman Akkusativ [was sich aber wohl nur aus dem Zusammenhang ergibt. Denn bei der mhd. konsonantischen, schwachen Deklination ist Maskulinen die Endung bei allen Fällen <en>]

1315 Riemen

1583 Riem

1740 Riemb im bairischen Dialekt gibt es oft ein „mb“ < „m“
Vergleiche auch: „nd“ < „n“ in bair. „Mander“ für „Männer“

Berg am Laim

von Anhöhe auf Lehm. „Berg“ meinte früher fast ausschließlich flache Anhöhen.

937 locum qui dicitur Perec das zweite „e“ ist ein Sprossvokal. „perec“ < ahd. „perc“

1482 Perg auf dem Laym

1557 Perg aufm Laimb im bairischen Dialekt gibt es oft ein „mb“ < „m“

Laim

1047 Leyma

1150 Laimen ein „altes ei“ > bair. /oa/

1196 Leim

Warnberg

Berg von Person „Waro“. Eine Burg südlich von Solln

1150 Warnberch /Warnberg/ mit gehauchtem „g“

Bewuchsnamen im Stadtgebiet von München

Allach

774 Ahaloh /ahaloch/. Eine Ache (= fließendes Wasser, die Würm) in Lohe

1092 Ahaloch

1119 Ahloch

1500 Alach

Perlach

790 Peralohc /peraloch/. Das „â“ für ahd. Nominativ Plural.
Bären-Ache. „Bär“ = Eber. Die Ache war der damals noch sichtbare Hachinger Bach, der durch Perlach floss

1098 Perloh

1315 Perlach Quelle: Konradinisches Matrikel im erzbischöflichem Archiv.
Band 3. Diese Edition ist zuverlässig.

Großlappen

1167 Louppen von Laub, Blatt

1200 Lauppen

1574 Läppen /helles a/

Hirschau

1649 Hürschau eine Rundung

1803 Hirschau

Hirschgarten

der war lange nicht zugänglich. Der Landesherr übte dort das Schießen

1781 Tiergarten in dem sog. Hasengartten

Tiergarten für Hochwild. Hasengarten für Niederwild.

1786 im Hirschgarten

Graggenau

1325 Grakkau von Krähe/Rabe, bairisch: Krak

1326 Gragkenawe

1731 Graggenau

Fasanerie

1724 Hannß Veit Fasonmaister zu Mosach

1835 Obere Fasanerie

1839 Oberfasangarten (Fasanerie)

Fasanengarten

1708 der vacant wordene wiltpaanerdienst zu Perlach

von „Wildbann“

1719 ihme der Fasohnengartten

Falkenau

1733 Falkenau

Hasenbergl

1812 Küniglberg von Karnickel. Siehe auch italienisch Conigli = Kaninchen.

1867 Kaninchenberg verhochdeutscht

19. Jhr. Hasenbergl

Lerchenau

1913 Lerchenau

Kleinhesselohe

1791 Heselloh von Hasel

1793 Gegend die von den Münchner das kleine Hesellohe genannt wird.

Beachte: „Das“ Lohe

Ortsnamen im Landkreis München

Romanische Namen im Landkreis München

Peiß

1173 de Bizzen <en> kann kommen von <anum> und damit eine Zugehörigkeit ausdrücken. Dann könnte es von „bitianum“ = Landgut des Bitius kommen.

Der Ort liegt an der Römerstraße. Da sind Herleitungen aus dem Lateinischen/Romanischen naheliegend.

1183 de Pizze

1185 de Bizze /bîsse/

1195 de Bîzze Längezeichen tatsächlich so geschrieben

1402 Peizz /Paiß/ langes î => Diphthongisiert

1435 Peys

1524 Beis

17. Jhr. Peiss

Es gibt viele Orte mit -anum. Da stehen meist römische Personen-/ Gentilnamen davor.
Das große Reallexikon der Antike nennt diese Gentilnamen. (In alten Ausgaben sogar ausschließlich; da gibt es dann auch keinen Eintrag zu Cicero.)
„Peißenberg“ kommt übrigens von einem germanischen Piso.

Graß bei Aying

1068 Grazza „zza“ passt nicht zum germanischen „Gras“
in einem rätoromanischen Wörterbuch steht z. B. „prada grassa = Fettwiesen“. Also: eine fette Wiese?
Der Ort liegt an der Römerstraße. Da sind Herleitungen aus dem Lateinischen/Romanischen naheliegend.

1126 Grazze

†Reis bei Hofolding

1150 Rûzze

1250 Ruzzen huba dim inculta eine unbewohnte Hube

1294 Reuzzen û → au und dann umgelautet zu eu

1335 Raeusse kein Doppel-Spirans „zz“ mehr, das dem scharfen ß entspricht

1454 in der öde zu reus

1546 Reyss

Möglicherweise kommt das von:
rätorom. rosua (Loch)[18] oder von
rätorom. rusa (Brombeerstrauch)
was dann zu „rusia“ wurde

Kleinhelfendorf

3. Jhr. Isinisco Die Römerstraße macht extra einen Knick um den Ort
Verwandt mit dem Flussnamen „Isen“, „Isar“ etc., also indogerm. *eis (sich heftig schnell bewegen) [obwohl es dort keinen Fluss gibt??? Die Mangfall ist über 2 km entfernt.]

4. Jhr. Isunisca (Tabula Peutingeriana)

ing-Orte im Landkreis München

Aying

791 Eiinga Nominativ Plural, die Leute des Aio, Aeio
Spekulation: Das könnte auch ein romanischer Personenname sein

838 Eigingas..Egingas Hiat-Tilgung durch Einfügen von <g>: <ii> zu <igi>

857 Eigingon Dativ Plural

1130 Aiingen

1300 Aying [könnte eine Hiat-Tilgung mit /j/ sein]

1515 Aying

Garching bei München

1020 Gouvirihhinga in Tegernseeische Entfremdungsliste[19] in Folge der Säkularisierung durch Arnulf I. dem Bösen. […] rückgängig gemacht – daher die Entfremdungsliste.
Von Person *Gowirich

1113 Gourichingin Dativ Plural

1260 Gauriching

1300 Garchingen

Gräfelfing

763 Grefoluinga /grefolfinga/ von Person Grefolf, wie Grau[?]-Wolf

1315 Geffolfing

1440 Geffelfing

1811 Gfelfing

Hochmutting bei Freising

1091 Heinrich de Hŏmŏtingen von „Hoch-Muat“ = Hoher Mut (~ Edelmut)

1097/98 Hochmŏtingung (Waltenburg [?)

1315 Hhmting mundartlich damals: /hoachmuating/

1524 Ober- und Niderhochmuting

Ismaning

806 Isamanninga von Person *Isaman

960 Isimannigun

1048 Ismanning

1220 Ismaening <ae> für /helles a/

Ober- /Unterhaching

806 Hachinga

972 Hahingun

1003 Hachinga, que aliter Winidun nuncupatur

“Haching, das anders Winidun genannt wird
Also auch hier: Slawische Siedler (Wenden), die die schwierige Rodung durchführten

1140 ad superius Hachingen Neutrum, Akkusativ

1289 Obernhaeching

1180 in inferiori hachingen Ablativ von inferior
Hachingen: Dativ Plural – ist aber Singularisiert: Das Haching

1315 Nidernhachingen Dativ

1695 Undterhäching

Großdingharting

1167 Dingehartingen [vermutlich von Person Deginhart]

1313 Dingharting

1351 Micheldingharting

1394 Merer Dingharting „merer“ = „größer“.

1457 Maior Dingharting Maskulin!

1457 zu grossen Tinghartingen

Kleindingharting

1351 zu wenigen Dingharting

1482 Klaindinghartting mundart: /gloadingharting/

Grünwald

mit Betonung auf der letzten Silbe

1048 Derbolfinga von Person Derbolf

1279 Terwolvingen wurde auf Urkunde später in „Grunnwald“ geändert

1288 von dem Grnemwalde

Eglfing

[1083 Egolvingen] von Person Agiulf/Eggolf, was „Wolf“ bedeutet

Hailafing

1155 Haidolvingen von „Wolf auf der Heide“

1351 Haydolfing

Dirnismaning

1300 Drrenismaning

1536 (Kopie 17. Jhr) Diernißmaning

Otterfing

1003 Otolvinga Achtung: Diese Schreibung stimmt. Im „Lexikon bayerischer Ortsnamen“ ist ein Tippfehler!

Nach einer Person *Otolf, was etwas mit „Wolf“ bedeutet

1495 Oterfing

Grafing bei München

1294 Grefingen bei den Leuten des Grafen

1527 Gräfing „ä“ für /helles a/
apokopiertes -en. Das heißt: Verkürzt durch eine Apokope = unbetonte Endsilbe weglassen

Unterföhring

von ahd. „ferigo“ = Ruderer, Fährmann und somit: Bei den Leuten des Fährmann. Oder von ahd. „far“ (Überfahrstelle). Also: Bei den Leuten der Fährstelle.
Es könnte sich bei frühen Belegen auch um Oberföhring handeln. Aber Unterföhring ist das Pfarrdorf.

750 Feringas Nominativ Plural oder feminim Akkusativ Plural

783 Faringa ohne Umlaut

1140 Uerinen

1180 Feringin utrunque … Superion Ferinigin …inferius Feringin

“utrunque” = beidseits. Feringin ist der lateinische Applativ Dativ – der Ortsname wurde also lateinisch geformt. Ort sind oft nur neutrum.

1319 ze obernuergen … ze nidernuerven Dativ sing.

17. Jhr. Unterfoehring „oe“ womöglich, weil Drucker keine Letter hatte. Hier ist es aber eine Rundung.

Winning

1003 Uuinidun — et altera Hachinga, que aliter Windun municupatur

winit = freie slawische Siedler, Wenden

1486 Winnig letztes „n“ fehlt, wegen dem Doppel-n davor

1487 Wynnyng

Schäftlarn

760 (Kopie 12. Jhr) Sceftilari /skeftilari/

<il> ist ein Einschub zur leichteren Aussprache
<-are> ist die Berufs-/Tätigkeitsbezeichnung. Also: ahd. singular „bei dem Schaftmacher“

778 (Kopie 12. Jhr) Sceftlare /skeftlare/

778 (Kopie 824) Scaftilare /skaftilare/

828 (Kopie 9. Jhr) ad monasterium sancti Dionisii [Genitiv!] qui dicitur Sceftilares
Kloster Dionisius (St. Denis in Frankreich) ist von karolingischen Stiftern. Man hat oft an den Heiligen (Dionisius) geschenkt und nicht an das gleichnamige Kloster.

1140 Sceftelaren

1170 Scheftelaren /skeftelaren/

1285 Scheftelingen ein Beleg aus dem weit entfernten Görz. Ein singulärer Beleg

heim-Orte im Landkreis München

Gumpertsham

1050 Umpilisheim Die Person Umpili (stark gebeugter Name)

1080 Umbilesheim

1150 Humbelshaim <es> synkopiert zu <s>. Evtl. wurde die „Hummel“ eingedeutet, weil der Personenname mittlerweile unbekannt war?

1362 Humpelshaim

1831 Gumpeltsham Das <G> ist unerklärlich, aber wenigstens lautlich verwandt dem <H>
<haim> → <ham> ist eine dialektbestimmte Monophtongierung.

Aschheim

756 Ascheim <askheim>
ein schematischer, fränkischer Ortsname zu „Esche“/“Eschenwald“.
Wohl ein kollektives Neutrum.

1110 Askheim <askheim>, die Palatisierung zu <as-ch-heim> bzw. <asch-heim> kam erst später

1165 Aschheim <askheim>

Westerham bei Feldkirchen

1150 Westerhaim vermutlich der Ort westlich vom Pfarrort Feldkirchen

1583 Westerhaim pagus templum

„pagus templum“ = Ort mit Kirche

1832 Westerham

Oberschleiß­heim

775 Sliuuesheim <es> = Genitiv einer Person Sliu. Heim des Sliu

1281 Sleibsheim 3 Konsonanten in Folge sind sehr selten und werden bald verkürzt

<iuu> → <ei> ist eine zeittypische Diphthongisierung

1305 Sleyshaim

1429 Schleisham Brüder Schleisham

„Brüder Schleisham“ meint das Prämonstatenser Kloster Neustift, die dort Besitz hatten. Das ist also Differenzierung zur Unterscheidung von anderen „Schleisham“-Orten
<haim> → <ham> ist eine sehr frühe Monophtongierung

1606 Schwaig khlein Schleißhaim
hier also wieder der Diphthong

1640 Hof Neuen Schleißhaimb

Unterschleiß­heim

1315 Nidersleizhaeim /niderslaitshaim/

1450 Grossen Schleisham

17. Jhr. Unterschleissheim Warum wurde hier nicht monophtongiert zu <ham>?
Ober Schichten wollten nicht die Vulgo-Dialektform <ham> schreiben. Hier hat also der Kurfürst mit seinem Schloss Einfluss genommen.
Ganz generell sind Kirchdörfer öfter beim <heim> geblieben. Wobei es bei Passau auch ein „94148 Kirchham“ gibt.

Potzham

1042 Potzheim zu einer Person Pozo

1149 Pozehaim eigentlich müsste es wohl „*Pozenheim“ mit „n“ für den Genitiv lauten

1418 Potzhaim

1517 Potzham

Lochham

1057 Lochheim von Lohe. Also Wohnstätte am Wald

1289 in Lohen /Lochen/

1526 Lochen an der Würm

1796 Locha <a> ist ein Murmellaut

1819 Lochheim

1831 Lochheim … Locham

Lustheim

1684 der neue erpauendes Lusthaus zu Schleißheim
„Lusthaus“ = „Sommerhaus“

1690 Lusthaus Schleißheim

1715 Lustheimb

Kirchheim

1098 Kirihaim da fehlt ein „h“, denn es lautete wohl /kirichaim/

1127 Chirc heim

1187 Chirchhaim /kirchhaim/

1524 Parochialis ecclesia s[ancti] Andreae in Kirchhaimb
“Parochialis ecclesia” = Pfarrkirche
“Andreae” meint das grammatische Geschlecht; meint also kein weibliches Andrea.

1811 Kirchheim bei München in dieser Quelle (Deisenberger Lexikon) steht immer die nächstgelegene Stadt

Mittenheim

1738 Monasterium Fratrorum minorum ord. s. Francisci
= Kloster der minderen Brüder des Ordens vom Heiligen Franziskus
„Fratrorum“ ist fehlerhaft

1867 Mittenheim

hausen-Orte im Landkreis München

-hausen

-hausen ist wohl etwas jünger, als -heim

†Arfrideshusum

817 Arfrideshusum…testes Arfrid presbiter

„Priester Arfrid testiert“. Der Ort lag wohl bei Schäftlarn

Ebenhausen

1130 Emmenhusen

1325 Embawsen /embhausen/

1811 Ebenhausen hyperkorrekt vom mundartlichen Emhausen geschlossen auf diese Schreibweise

Ebertshausen

994 Ebarnunnashusa … Eparanashusa
von der Person , die stark flektiert wird

1162 Ebershusen

1367 Ebraczhausen /ebratshausen/

Gerblinghausen

994 Keruuenteleshus /kerwenteleshus/. Nur ein Weiler einer Person „Gerwentel“
Das bedeutet „Speer-Wender“ bzw. „Speer-In-die-Hand-Nehmer“
Auf englisch: Shakespear
Analog: Karwendel (von Gerwentilsaue)

1092 Gerwenteleshus Der Singular ist womöglich ein Schreibfehler

1346 Gerwendelousen

Großeichen­hausen

994 Ichanhusa Person Icho, schwach gebeugt

1031 Ichinhusa noch der althd. Genitiv

1486 Aichenhausen î → ai (kein altes „ei“ → „oa“)

1831 Aichenhausen (Groß)

Gumperts­hausen

957 Kundpolteshusa Person Kundpolt, stark gebeugt

1313 Gumpoltshausen „ndp“ → „mp“, weil drei Konsonanten in Folge kaum auszusprechen sind

Holzhausen

1140 Holzhusen für „Häuser am Wald“

1288 Ortolf der Holzhauser

Harthausen

814 Haradhusun ahd. „hart“ = „(Weide-)Wald“
das erste „a“ ist ein Sprossvokal

847 Harthusen

Riedhausen (Einöde)

1306 in dem Riedehof

1316 datz den Ried „datz“ aus „dazu“, also: „bei dem Ried“

15. Jhr. Riedhof

1616 Hans Riedthauser [Familienname] auf dem Gut genannt der Riedhoffer [Hausname]

Jettenhausen

957 Uotinhusun Person Uoto

1140 ötenhusen /outenhusen/

1180 ŏtenhusen…Uetenhusen

1531 Jettenhausen

Hausen

937 Husun Dativ Plural: Bei den Häusern

1297 Hausen

1390 ze Hausen bey Chirichhaym

hofen-Orte im Landkreis München

-hofen

-hofen ist kaum von -hausen zu unterscheiden – das wechselt im Ortsnamen gerne von Jahr zu Jahr. Genauso wechselt auch <hof> und <hofen>
Höfe haben jedenfalls immer einen Umkreis von Ackerland

Deisenhofen

814 Tisinhusir von Person Tîso. Ein ursprünglich seltener Plural von ahd. hus – der sich dann aber durchgesetzt hat.

1078 Tisinhova

1289 Teisenhoven curia

1307 Teisenhofen

Heimatshofen (bei Aying)

825 ad Heimolfeshofen von Person Heimolf

Lochhofen

1183 Lochoven „Loch“ von lateinisch „lucus“ (Hain)
eigentlich /lochhofen/ – das zweite „h“ fehlt in Quelle.
ggf. auch /lokhofen/

1279 Lochhofen

Lohhof

1450 Lochhofen mundartlich: Lo(h)hof

Wächtershof

1928 Wächterhof nach Geheimrat Adolf Wächter, der 1927 den Hof kaufte. Vorher hieß er „Gernerhof“ oder „Westernhof“

dorf-Orte im Landkreis München

-dorf

-dorf ist eine Weiterentwicklung von „-höfen“.

Gronsdorf

839 Cramannesdorf nach Person Gramann (Grau-Mann)

12. Jhr. Cramanstorf Verhärtung zu -torf oft och erhalten bei anderen Orten

mundartl. Gronsdorf

Kleinhelfendorf

772 Helphintorf nach Person Helfo. /helfindorf/

11. Jhr. zu 954 curte regia … germana lingua Helfandorf vocitat Romana vero Adiutorii cicum
„an“ in „Helfandorf“: Genitivform -an statt -in
Romanisch wurde da noch gesprochen!
„Adiutorii“ müsste eigentlich „Adiutoris“ oder „Adiutorum“ heißen (für „Helfer“) – aber Romanisch war unsauberes Latein
Der Ort liegt an der Römerstraße!

1454 Klainhelfendorff In diesem Ort ist der heilige Emmeran (Bischof von Regensburg) erschlagen worden.

Loibersdorf

1113 Liubratesdorf /lübratesdorf/, eine Person Liuprat oder Liubrat

1159 Liubratestorf

Salmdorf

1010 Sallandorf Person Salo. Genitiv -an

1196 Salindorf Genitiv -in

1305 Salndorf verkürzt <in> zu <n>

1315 Salemdorf

1524 Saldorf

1735 Salmdorf

stetten-Orte im Landkreis München

Heimstetten

1098 Heinsteten Person Heino. Ein Beleg für folgerichtige <Heinenstetten> fehlt.

1328 Haimsteten

Naturorte im Landkreis Münchzen

Badersfeld

1924 Badersfeld nach Franz Bader (Abteilungsdirektor der bayerischen Landesanstalt für Moorwirtschaft)

Großkarolinen­feld

1802 zum Behuf …Moosgründe

1802 Rosenheimer Moos

1802 Karolinenfeld nach der Kurfürstin Friederike Karoline Wilhelmine von Baden, 1797 Max Joseph von Bayern heiratete und für evangelische pfälzische Sieder Platz schaffen ließ

1802 Großkarolinenfeld

1802 Tochterkolonie Kleinkarolinenfeld nebst Peis

1806 Kleincarolinenfeld

Möschenfeld

819 Meskilinfeld Person Maskilo, schwach gebeugt. Verkleinerung von Masko.
<i> hat das <a> umgelautet

1279 Meschenveld

1289 Mesinvelt

1578 Möschenfeldt

Mühlthal bei Straßlach

1430 an dem Mühltal ein Flurname – hier ohne <th>

1518 Katharina Millnerin in dem Mühlthal „Millner“ ist der Hausname. Erstes <i> dabei eine Entrundung von <ü> zu <i>. Das <n> zur leichteren Aussprache eingefügt.

Kirchorte im Landkreis München

Altkirchen

994 Altkiriha Nominativ Singular, feminim. /altkiricha/

1050 Altchiricha

1390 Altkirchen Dativ Singular – „bei der Kirche“

1576 Altkürchen

Feldkirchen (Westerham)

804 de ecclesia ad Feldkirc /Feldkirch/ vermutlich. Kirche auf dem freien Feld

1020 Veldchirihha /feldkiricha/

1319 ecclesia VVeldchirchen

Höhenkirchen (Siegertsbrunn)

1005 Machwartes Prunnen Person Markwart. In Urkunde wurde direkt darüber geschrieben „Hohenkirchen“ (die höher gelegene Kirche)

1313 Hhenchirchen

Siegertsbrunn übrigens von Person Sighoch

Kirchheim bei München

1098 Kirichaim

†Kirchlberg

keine Quellen

Kirchstockach

1003 Stockach … Stockah beide Orte hießen damals gleich!
„Stockach“ ist ein Kollektivum von Stöcken (also eine Rodung, bei der die Stöcke stehen blieben [Waldfeldbau?])

1315 filias …. Stockach „filias“ für Filialkirche

1469 Kichstockach

Ödenstockach

1440 Stockach

1441 Oedenstokchach evtl. zweitweise unbewohnt

1665 Edenstockha

Maria Eich

? zu Ehren der heiligen Mutter erputen Kapellen

1751 zu 1710: Von dem Ursprung und Anfang des Gnadenortes bei unserer lieben Frauen in der Eichen (ein Loretobild. Angeblich haben Engel Marias Geburtshaus von Nazareth am 10. Mai 1291 in Trsat im heutigen Kroatien abgesetzt worden sein und dann 3 Jahre später nach Recanati in Italien (Marken) gebracht)

Martinsried

1126 Riede

1330 sand Marteins Ryedt (Urkunde von Kaiser Ludwig)

1439 Marteinkazmair in Marteinsried

1636 Martinsried

Befestigungsorte im Landkreis München

Arget

851 in loco qui dicitur aragartin Garten (hortus) / eingezäunte Fläche, die evtl. mit „Arach“ (Stricken) eingezäunt war

1080 Aregarten

1313 Argart

1515 Argät

1587 Arget

Kaps

1034 Chapfis Kapf = Höhe. Kapfen = Ausschau halten. Der Platz, wo man eine gute Aussicht hatte

1048 Chapphas <hp> = /f/

1750 Kaps

Kasten

1308 Unsers gtes zu Chastel Befestigungsanlage. ahd. Kast = Ort, Stadt. mhd. Kast = Burg, befestigter Ort (Kastell)

1381 mein holtz und wismat daz gehaissen ist des Gollirs Chast
Wismat = mähbare Wiese
Gollir ist die Familie nach der Gollierstraße benannt ist

(Neubiberg) Unterbiberg

1034 Pipurk gothisch Piburgeis: außerhalb des Lagers. Eine Umwallung

1832 Unterbiberg

Oberdill

1877 Oberdill mhd. tülle = Bretterzaun, der einen Wald umschloss
(siehe auch 82319 Oberdill (Starnberg), das 1337 erwähnt wurde als Düllkall mit „kall“ für lateinisch „Holz“)

Ottendichl

981 de Oppituelle Person Oppo. tlle: Bretterzaun

1152 Oppentuhelen

1376 Oppintuoh

1390 Ottenthel <oppin> → <otten> ist eine Assimilation

1582 Ottentdhel

1763 Ottendichel

Planegg

1409 Planegk „plan“ = „Ebene“, „egg“ = „Höhenvorsprung“
Der Blomberg hieß ursprünglich „Planberg“

1739 In arce Planegg (auf der Burg Planegg)

Schwaneck

1846 Schwaneck in Schmeller Tagebücher steht: Schmeller besucht Schanthaler auf seinem neuen Schloss bei Hesselohe.
<Schwan> kann von Schwanthaler oder von Hohenschwangau kommen

1867 Schwaneck Schloss

Verkehrsorte im Landkreis München

Furth bei Oberhaching

1155 ad Frt

1137 in villa Uerte /verte/

1180 Vurte

1294 Daze Furte apud Haechingen predium

Hochbrück

1853 Kanalhäusl bei der Hochbrücke (Garching)

Kreuzstraße

1835 Kreuzstrasse

1839 Kreuzgasse

1867 Kreuzstraßenwirth Homonym [klingt gleich, heißt aber etwas anderes] (Oberschleißheim)

Neufahrn

1140 Niuvaren /njüfaren/
Theorie 1: Neusiedler / Neuerweg
Theorie 2: Neufahren, wie Vorfahren, Nachfahren

1172 Neuuaren /neuvaren/

1527 Nffarn

Straßlach

819 Strazloh

870 Strazloch

1440 Straslach

Höllriegelskreuth (Pullach)

1848 Hllriegelsgreuth Rodung

Laufzorn

804 Laufzoro „Lauf“ von „Wasserlauf“. „Zorn“ = Rodeland von zerren, aufreißen

1127 Lorfzorn

1486 Lauffezorn

Neuried

1155 Niwwenrieht

1198 Niwenriet

1429 Neuried

Gewässerorte im Landkreis München

Baierbrunn

776 Paierbrunnen frühe Ansiedelung von Baiuvaren in allemanisch-schwäbischem Gebiet (wo es aber auch Romanen gab, wie der Ort Walchstadt zeigt)

1184 Baierbrunn

Brunnthal

1073 Brunnentail aus einer Fälschung!

1114 Brunnethale

Dirnismaning
Dürrnhaar

1020 Hard „Hart“ = Weidewald

1555 zu Vaystnhard ggen Drenhar „Vayst“ für fette Wiese
„Dren“ für dürre, magere Wiese

1831 Dürnhaar

Gleißental­weiher

1685 Gleissental

1831 .. den Gleissenthaler Weiher

Grasbrunn

1147 Gramasprunnen Person Gramann, Graumann
<Gra> auch in Gröfelfing (von einem Grauwolf oder so)

1152 Gramannesprinnen

Siegertsbrunn

1048 Sigihohesprunnen von Person Sigihoch

1256 Sighartsprunne

Ottobrunn

1902 bis 1921 als Ergebnis langer Diskussionen und Verhandlungen der Siedler

Putzbrunn

976 Puzeprunnin keine Person! Sondern von mhd. „pützen“ = schöpfen
Das Wort gab es im Ahd. Wörterbuch noch nicht, war aber offenbar schon in Gebrauch

1092 Puziprunnan

1152 Buzprunnen

1817 Putzbrunn

Sauerlach

800 Sulagaloh /loch/, lichter Wald mit Schweinesuhle

1034 Surgeloh zwei „l“ wirkten unharmonisch. <la> → <r>. Keine Assimilation, sondern ??

1170 Sûrgloch

1313 Sawerloch

1430 Savrlah /saurlach/

Wörnbrunn

1135 Wermperchtasprunnen Quelle der Person Wermbrecht/Wermprecht

1195 curiam unam in Werinbrehtesbrunnen

1313 Wernprunnen

1832 Wörnbrunn

Neuherberg

997 Wacreinna „Wag“ = Teich, Wasser. „Rein“ = Grenze, Ackerrand

1543 auf der Neuen Herberge

Pflanzenorte im Landkreis München

Aschheim

756 Asc⸰heim „asc“ = Esche. <heim> als Verkürzung des ahd. „Heima“

Dornach

856 Dornah /dornach/
<ah> ist ein Kollektivum, also: viele Dornen, Gestrüpp
könnte daher auch eine Burgbefestigung gewesen sein.
Kann aber nicht „Bach“ meinen, da ahd. „aha“ nie ohne das „-a“ erscheint

Haar

1050 Harda lichter (Schweine-)Weidewald „Hart“

1398 Hard

1583 Har

1600 Haar

Großhesselohe

776 Hesinloch Person Hesin oder Haso.
oder (wahrscheinlicher) „Hasel“

1301 Heseloch

1831 Hesellohe … Hesellohe … Klein-Hesellohe

Pullach im Isartal

790 unam silvam, que ad Puoch ein Wald, der bei einer „Buche“ steht

806 Puolach lichter Buchenwald
Dissimilation von <puochloch>

1583 Puelach /puälach/ also kein Umlaut!

Grünwald

1048-1086 Derbolfinga

1279 Terwolfingen Person Derwolf
später in der Urkunde (Traditionsbuch Herzogsurbar von Schäftlarn) darüber geschrieben: <Grunnwald>. Meint „Laubwald“

1288 von dem grnem Walde

1313 Grnwald

Tierorte im Landkreis München

Beigarten

1140 Bigarten Einhegung (lat. hortus) von Bienen zu ahd. „pia“ und mhd. „bie“

1277 Peigarten Diphthongiert

Keferloh

1140 Keuerloch /keferloch/ Käferwald. Im Bairischen gibt es keine Kiefer – nur Föhren

1170 Cheuerloh /keferloch/

1583 Keferloe

Otterloh

1020 Ottarloh kein Otter, da kein Gewässer in der Nähe. Daher die „Otter“, wie „Kreuzotter“

1149 Otterloch

Sauschütt

1867 Sauschütte Jägersprache: die Haus-/Wildschweinfütterstelle

Ortsnamen im Landkreis Starnberg

Quellen

Gute Quellen sind

  • Edition von Kloster Schäftlarn-Traditionen + Herzogsurbar
  • Edition von Kloster Dießen
  • Edition des Urbars (Steuerbach) von Seefeld
  • Bernhard Stör: Die mundartlichen [?] im Landkreis Starnberg; Blätter für oberdeutsche Namenforschung, 2023 [?]
Ammer

3. Jhr. Ambre, Ambrae verwandt mit griechisch „Ombros“ = Regen und lat. „Imper“ = Regen

775 (Kopie von 824) Ambre confluentis „der einmündende Ambra“

823 Ampra

1397 Ammer südlich des Ammersees erst ab da <Ammer> wegen der schwäbischen Lautverschiebung von <mb> zu <mm>

1424 Amer

Starnberger See

818 Uuirmwseo /wirmseo/ von indog. *wer für Wasser

1034 Wirmsê

1762 Wurmsee, seu Lacus vermini „See des Wurms“ – eine Eindeutung

1784 … des Wurm- oder Starnbergersees

Rausch

1126 de Rogens lat. ruga = Runzel, Falte. Also: tiefe Gasse
Im rätoromanischen Namenbuch von Andrea Schorta: Rausch = Lawinenzug

1204 Ruges

1227 Rûs

1362 Rausch

Andechs

1068 Andehsa von lat. daxia = Eibe. „ana“ bedeutet vermutlich „entlang, über – hin, auf – hin“. Also: Beim Eibenwald

1452 auf dem hailigen perg ze Andechs

Gilching

804 Kiltoahinga /kiltoahinga/ nach Person Kiltiko [bzw. Geldiko]

870 Kiltihhingen /kiltichingen/

1152 Giltichingen

1261 Gilchingen <ingen> war sehr lange üblich

1303 Gilching

Possenhofen

1181 Pozzenhofen /possenhofen/ nach Person Posso
<zz> = /s/ (meist)
<z> = /z/ (oft)
<Ʒ> = /z/ (oft)

1545 Possennhofen

Leoni

1867 Assenbuch (Leoni) nach dem italienischen Sänger Leoni, der dort ein Wirtshaus gründete
„Assenbuch“ nach der Person Asso

Hechendorf

1075 Hochendorf <ou> ist archaisch. Bedeutet „beim hohen Dorf“

1116 (Kopie 15. Jhr) Hôhindorf Dativ

1258 Höchendorf nachfolgende <i> führte zu Umlaut <o> → <ö>

1819 Hechendorf Entrundung

Pilsensee

von der Pflanze „Bilse“

Tutzing

980 Tutcingun bei den Leuten des *Tuzo (nicht belegt)

11. Jhr. zu 740 Dutcingun Dativ Plural

1056 Tuzzingen /Tuzingen/

1476 Totzing Vokalabsenkung

1557 Tutzing

Unterzeismering

mundartlich unddӑzoӑsmӑring
kein Beleg. Es müsste aber von der Person *Zeismar kommen

Feldafing

1119 Veldoluingen /feldolfingen/ von Person Feldolf. Also: Feld-Wolf.

1403 Feldofing

1716 Feldafing

Starnberg

948 Ouviheim /ouviheim/ von lat. ovis = Schaf. Also: Schafheim. Eine der typischen schematischen Benennungen aus der Frankenzeit, die keinen tieferen Grund hatten. Es muss dort also keine Schafe gegeben haben.
<ou> also nicht von „Aue“

1208 Ŏheim /ouheim/

1225 Starnberg von Starenburg

Leutstetten

11. Jhr. zu 8. Jhr Liucilstat /lüzilstat/ von ahd „luzil, liuzil“ mhd. „Lützel“ für „klein“. Also: Kleine Wohnstätte
übrigens: Das war ein Mustergut für Milchwirtschaft, wegen dem König Ludwig III der „Millibauer“ genannt wurde

1116 Lucilsteten

1315 Levtsteten /leutsteten/

Gauting

11. Jhr. zu 8. Jhr. Goutinga zu Person Gudo. <a> zeigt an Plural mask.

1080 Gutingon Dativ Plural

1315 Gauting

Percha

785 Perchach ahd. Pircha mit Kollektivum <ach> von <ahi>. Also: Birkenwald

1429 in dem Dorff zur Berchach an dem Wirmsee

1591 Percha

Machtlfing

960 (Kopie 11. Jhr.) Mahtolfingen <-en> ist untypisch für 960

1352 Uolricus dictus Mahtolfing de Mahtolfingen
“dictus” kündigt einen Beinamen/Familiennamen an

Biberkor

1080 Piberchar Biber-Kar, „Kar“ ist eine Vertiefung, wurde später zu „Behälter“

1195 Biberchar

1643 Biberkor

Etterschlag

805 Etinesloch Person Etino und Lohe

1363 Ettersloch

1501 Ettenslag Palatisierung von /ch/ zu /g/ wohl schon gesprochen

Herrsching

776 Horscaninga Leute des Horskan. Nominativ Plural

11. Jhr. Horschingen /horskingen/ Dativ

1140 Hôrskin

1362 Hrsching /hörsching/

1411 Hersching

Argelsried

1279 Erengersriede Rodung der Person Eringer

1473 Ergasried

1497 Argesried

Pentenried

1294 in Sancti Benedicti Riede also: Die Rodung der Benediktbeuerner

1430 Pentiktenried ein Beleg aus einem Kloster

1488 Penigkenried ein staatlicher Beleg, der den mundartlichen Namen mit geringerem Klosterbezug bevorzugte

1610 Pendtenried

Sonstige

Pfaffenhofen am Inn

pons aeni Die römische Brücke haben nachweislich die Germanen zerstört.

Quellen

Repertorien

Ein Repertorium ist ein „Findbuch“. Also ein Verzeichnis von Urkunden.

Im Hauptstaatsarchiv (HStA) gibt es einen Repertorienraum. Dort liegt z. B. Das St.-Peter-in-München-Urkundenbuch.

Aventin

Johannes Aventinus (*1477, †1534) mit seiner „Bairischen Chronik“, „Annales Ducum Boiariae“ etc. gilt in Summe als verlässliche Quelle.

Die Druckversion wurde verfälscht/purigiert (seine Bücher landeten auf dem Index, weil er Lutheraner war). Die auf den Handschriften basierende Edition ist die verlässliche [vermutlich ist das Matthias Lexer (Hsg.): Johannes Turmair’s genannt Aventinus Bayerische Chronik bzw. Sämmtliche Werke. Es gibt sie online

https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11568807?q=%28Johannes+Turmair%22s+genannt+Aventinus+s%C3%A4mmtliche+Werke+%29&page=6,7
Apian

Philipp Apian: Topographie von Bayern und bayerische Wappensammlung (Ausgabe von Verlag Wolf, München,1880) bietet viele Ortsnamen und hat ein Register. Geschrieben ~1588

Online: https://www.digitale-sammlungen.de/en/view/bsb00070653?page=5

Schmeller

Johann Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. 1828
enthält auch Ortnamen (wie München)

Online: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB00005027?lang=de

Verband

Der Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e. V gibt Publikationen heraus.

U. a. werden die mundartlichen Aussprachen von Ortsnamen aufgenommen.

Konradinische Matrikel

Martin von Deutinger (Hrg.), Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing III, München 1850. BSB-ID 991071329349707356

https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10799715?page=,1

Diese Edition ist zuverlässig. Ein mittelalterliches Urbar des Bistums Freising, das die Besitzungen sämtlicher fürstbischöflicher Güter auflistet. Enthält viele Erstbelege von Kirchen.

Lateinische Begriffe

Es kann gelegentlich helfen, eine Urkunde zu entziffern:

Lateinisch

Deutsch

olim

einst

dicta

genannt

M

Maria

dictus

kündigt Beinamen/Familiennamen an

Parochialis ecclesia

Pfarrkirche

huba dim inculta

eine unbewohnte Hube

Romanische Begriffe

Die Urkundenschreiber sprachen in der Umgangssprache teilweise noch im 11. Jhr. Romanisch und so war ihr Latein manchmal „unsauber“:

Romanisch

Deutsch

Adiutorii

Helfer
von lat. „adiutoris“ bzw. „adiutorum“

Deutsche Begriffe

Mittelhochdeutsch / Frühneuhochdeutsch

modernes Deutsch

datz
datz den

dazu
bei dem

Wismat

mähbare Wiese

-ach

Kollektivum (Stockach – viele Stöcke)

Kaplanei

Kirche ohne Pfarrer und ohne Taufrecht

Quellen München

Buchprojekt

Aktuell entsteht das „Ortsnamenbuch München“

Literatur
  • Romuald Bauerreiß: “München-Altheim”. Studien zur frühesten Geschichte der Landeshauptstadt München. In: Adolf Wilhelm Ziegler (Hrsg.): Monachium. Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Münchens und Südbayerns anlässlich der 800-Jahrfeier der Stadt München 1958. München 1958, S. 87–118.
  • Helmut Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt: Eine Veröffentlichung des Stadtarchivs München. Verlagsdruckerei Schmidt, 2009
  • Helmut Dollinger: Die Münchner Straßennamen. MünchenVerlag / Langen Müller Verlag, 2016

Literatur

Lehrbücher
  • Wilhelm Schmidt: Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. ‎ S. Hirzel Verlag, 2007. ISBN ‎ 978-3777614328.
    Achtung: Wurde ersetzt durch die Neubearbeitung von Helmut Langner!
  • Helmut Langner (Bearbeitung), Elisabeth Berner, Norbert Richard Wolf: Geschichte der deutschen Sprache: Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. ‎ S. Hirzel Verlag, 2013. ISBN 978-3777622729
  • Helmut Langner (Bearbeitung), Elisabeth Berner, Norbert Richard Wolf: Geschichte der deutschen Sprache: Ein Lehrbuch für das germanistische Studium Teil 2: Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Frühneuhochdeutsch . ‎ S. Hirzel Verlag, 2020. ISBN 978-3777627779
  • Rolf Bergmann, Stefanie Stricker: Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft. ‎ Universitätsverlag Winter, 2010. ‎ ISBN 978-3825357979
  • Stefan Sonderegger: Althochdeutsche Sprache und Literatur: Eine Einführung in das älteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. ‎ De Gruyter, 2003.
    Achtung: Gibt etwas Kritik in Amazon dazu!
  • Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik. Ulan Press, 2012.
Web
Ortsnamen
  • Wolf-Armin Frhr. v. Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Beck-Verlag, München, 2006.
  • Helmut Stahleder: Von Allach bis Zamilapark. Stadtarchiv, 2001.
  • Sigmund von Riezler: Die Ortsnamen der Münchener Gegend; Verlag d. Hist. Vereins, 1887
    (versucht die meisten Ortsnamen aus dem Lateinischen herzuleiten)
    https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11564361?q=Nodering&page=4,5
  • Verband für Orts- und Flurnamenforschung: https://orts-flurnamen-bayern.de/de/literatur/publikationen
    (Mit der Mitgliedschaft erhält man jährlich die „Blätter für oberdeutsche Namenforschung“.)
  • Es gibt einen „Arbeitskreis für Bayerisch-Österreichische Namenforschung (ABÖN)“, der alle zwei Jahre eine Tagung abhält und dann einen Tagungsband herausbringt.
Reitzenstein-Kartei

Frhr. v. Reitzensteins Kartei besteht aus 30 000 Karteikarten mit etwa 100 000 Belege für die Herkunft und Bedeutung bayerischer Ortsnamen. Sie soll von der Kommission für bayerische Landesgeschichte gescannt werden. (Stand 2022).

Indogermanisch

Julius Pokorny: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch
das auch online gibt:
https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm

Althochdeutsch

Wörterbücher online:

http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html

https://awb.saw-leipzig.de/?sigle=AWB&lemid=A00001
Rätoromanisch

Andrea Schorta , Robert von Planta: Rätisches Namenbuch. 3 Bände. Bern 1939–1986.

Andrea Schorta: Wie der Berg zu seinem Namen kam. Kleines Rätisches Namenbuch mit zweieinhalbtausend geographischen Namen Graubündens. Chur 1988, 3. Auflage 1999.

Personen­namen
  • Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch; Ferd.-Förstemann-Verlag, Nordhausen, 1856.
  1. Auflage: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11069103?page=5
  2. Auflage: https://archive.org/details/bub_gb_doEFT5vbo2kC

Ein Überblick über die Förstemann-Ausgaben: https://de.wikipedia.org/wiki/Altdeutsches_Namenbuch

  • Christian Hornung et. al. (Hsg.): Reallexikon für Antike und Christentum (RAC); Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart
    Enthält (auch) römische Gentilnamen
Editionen

Tegernseeische Entfremdungsliste:
Beck, Wilhelm: Tegernseeische Güter aus dem 10.Jahrhundert. In: Archivalische Zeitschrift N. F. 20 (1914)

weitere Literatur

Reitzenstein, Wolf-Armin. Lexikon schwäbischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung: Bayerisch-Schwaben. München: C.H. Beck, 2013.

Wilhelm Schmidt. Geschichte der deutschen Sprache. 12. Aufl. Bd. 2. Stuttgart: S. Hirzel, 2020.


  1. Sie entstammt dem empfehlenswerten Lexikon Reitzenstein, Lexikon schwäbischer Ortsnamen, 10.



  2. kann auch postalveolar nahe bei den Zähnen gebildet sein



  3. Siehe dazu das Kapitel „5 Entwicklung der Endungen bei Ortsnamen“



  4. Bei den in diesem Artikel erwähnten Orten auf -ing enden 3 Belege auf die Genitiv-Singular-Form „-ingas“ und 15 Belege auf die Dativ-Singular-Form „inga“. Natürlich ist das keine repräsentative Auswahl.



  5. Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 2:298.



  6. Es gibt aber z. B. auch einen Beleg von bereits 802 für München-Pasing: „Pasingun“ oder von 958 für München-Giesing: „Chissingun“.



  7. Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 2:298.



  8. Wilhelm Schmidt, 2:298.



  9. Es gibt aber z. B. auch einen Beleg von bereits 870 für Gilching: „Kiltihhingen“



  10. Wilhelm Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 2:362.



  11. Bei frühneuhochdeutschen und neuhochdeutschen Belegen lassen die Autoren die Endungen vermutlich immer weg, weil sie die Endungen immer klar trennen können vom Ortsnamen.



  12. Christian Hornung et. al. (Hsg.): Reallexikon für Antike und Christentum (RAC); Anton Hiersemann Verlag, Stuttgart



  13. Auch Wikipedia listet Gentilnamen auf: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Roman_gentes und https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_r%C3%B6mischer_Familien Das ist zwar nicht zitierfähig, man kann aber zumindest schnell abklären, ob das Weiterforschen in diese Richtung lohnt. „Bitius“ ist dort nicht gelistet.



  14. Quelle: https://www.grin.com/document/303489?lang=fr



  15. Siehe dazu: Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein: „Monophthongierung von -heim/-haim in Ortsnamen Altbayerns“, S. 169-194. In: Katrin Simbeck (Hsg.): „Namen in Altbayern: gesammelte Beiträge zu Ehren von Josef Egginger und Günter Schneeberger“. Regensburger Studien zur Namenforschung, Band 8; Regensburg, 2013.



  16. Typisch für das Bairische ist außerdem das überhelle à, der aus dem mittelhochdeutschen Sekundärumlaut [æ] hervorgeht. [Quelle: https://www.grin.com/document/303489?lang=fr)
    Dann wäre die Schreibung „ä“ klassisches Mittelhochdeutsch, das im Bairischen Mittelhochdeutsch nur als helles „a“ gesprochen wurde.



  17. Laut http://www.koeblergerhard.de/ahd/ahd_f.html ahd far = Fährstelle



  18. Leider konnte dies in den bislang untersuchten rätoromanischen Wörterbüchern nicht nachvollzogen werden.



  19. W. Beck, Tegernseeische Güter aus dem 10. Jahrhundert


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