Römischer Weinhändler mit Cursus-Publicus-Planwagen

Römerstraße Jesenwang-Heinrichshofen

von Ulrich Bähr mit Beiträgen von Klaus Köppe, Martin Moser und Gudrun Hanuschka-Ende

Zusammenfassung

Fazit

Die Römerstraße Salzburg-Augsburg im Landkreis Fürstenfeldbruck (von Jesenwang bis Heinrichshofen) läßt sich nur noch schwach mit Luftbildern nachweisen.

Die kurvige Routenführung versucht vermutlich sumpfigen Gegenden auszuweichen. Die geologische Karte erklärt weitgehend die Routenführung.

Es ist möglich, daß die Reparatur von Teilen dieses Abschnitts schon früh eingestellt wurde und die Römerstraße in diesem Bereich schon in der Spätantike verschwand.

Exkursion

Abbildung Die Altwegegruppe während der Begutachtung der Römerstraße
[Photograph: Ulrich Bähr, Aufnahmedatum 03.08.24]

Am 03.08.24 untersuchte die Altwegegruppe diesen Abschnitt der Römerstraße vor Ort. Da aber kein heutiger Weg auf der alten Römerstraße liegt, kann man sich ihr nur im Zickzack nähern.

Belege

Untersuchter Bereich

Abbildung Der untersuchte Abschnitt der Römerstraße
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Betrachtet wurde der Abschnitt der Römerstraße Gauting-Augsburg zwischen 82272 Franzbauer (Moorenweis) und 86492 Ziegelstadel (Egling a.d.Paar)

Luftbilder

Römertshofen-Franzbauer

Beleg A

Abbildung Lage der Luftbilder zwischen Römertshofen und Franzbauer
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Westlich des Knicks der Straße zwischen 82272 Römertshofen (Moorenweis) und Franzbauer erscheinen amorphe Strukturen entlang des fruchtbareren, feuchten Streifens. Dies können Materialentnahmegruben entlang der Römerstraße sein.

Abbildung Zwischen 82272 Römertshofen (Moorenweis) und Franzbauer
[Google-Earth, 08.04.2009, 2004 Maxar Technologies]

Abbildung Zwischen 82272 Römertshofen (Moorenweis) und Franzbauer
[Google-Earth, 03.03.2011, 2024 Maxar Technologies]

Hier sieht man gut beidseits des Kiesdamms die dunklen Streifen, wo während des Baus der Oberboden in den Materialentnahmegraben zurückverfüllt wurde, nachdem die römischen Soldaten das Kiesgemisch darunter ausgegraben und auf den Straßendamm geschaufelt haben. Daher sieht man in der Mitte den hellen kiesigen Streifen des ehemals erhöhten Straßendamms.

Beleg A2

Abbildung Lage des Luftbilds A2 zwichen Römertshofen und Franzbauer
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Abbildung Zwischen 82272 Römertshofen (Moorenweis) und Franzbauer. Blick nach Norden.
[Luftbild. Photograph unbekannt. Aufnahmedatum vor 1991. Veröffentlicht in den Brucker Blättern[1].]

Auch hier sieht man gut beidseits des Kiesdamms die dunklen Streifen des Materialentnahmegrabens in die der Oberboden zurückverfüllt wurde, nachdem das darunterliegende Kiesgemisch auf dem Straßendamm ausgebracht wurde, der sich sehr schön hell abzeichnet. Die humosen dunklen Gräben wurden durch das Pflügen verzogen und sehen daher fransig aus.

Auffällig ist ein Streifen südlich der Römerstraße, der sich schwach dunkel abzeichnet. Man könnte an einen zusätzlichen Materialentnahmegraben aus einer späteren Straßenreparaturphase denken.

In diesem Bereich wurde eine römische Münze gefunden: ein As für Tiberius von ca. 16/22 n. Chr.[2]

Beleg A3

Abbildung Lage des Luftbilds A3 zwischen Römertshofen und Franzbauer
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Abbildung Von der Maisach zum Franzbauer-Hof. Blick nach Osten. Unten die Straße von Purk nach Moorenweis, darüber (östlich der Maisach) die Kreisstraße FFB3. Oben das Flurstück „Rote Tanne“. Ganz oben die Straße von Römertshofen über den Franzbauer-Hof nach Albertshofen.
[Luftbild. Photograph unbekannt. Aufnahmedatum vor 1991. Veröffentlicht in den Brucker Blättern[3].]

In diesem Bereich wurde zwei römische Münzen gefunden: ein As für Tiberius von ca. 16/22 n. Chr. und ein As für Caligula von ca. 37/38 n. Chr.[4]

Südlich Purk

Beleg B

Südlich von Purk kann man östlich der Kreisstraße FFB3 einen kiesigen Streifen im Acker sehen, der dem vermuteten Verlauf der Römerstraße entspricht. Dieser helle Streifen entsprach früher der Ortsgrenze von Moorenweis/Purk, was dafür spricht, daß der Straßendamm hier nach länger sichtbar war.

Entlang der Maisach liegt (außerhalb des Niedermoors westlich der Baches) würmzeitlicher kiesiger Schmelzwasserschotter[5] unter der Oberfläche. Das würde sich für eine Kiesentnahme an Ort und Stelle eigenen. Wir würden hier also Materialentnahmegruben und -gräben entlang der Römerstraße erwarten. Die sehen wir auf den vorliegenden Luftbildern aber nicht. Möglicherweise ist die Humusauflage hier so dünn, daß sich das in die Gräben verfülllte Oberflächenmaterial kaum vom sonstigen Oberboden unterscheidet. Es wäre spannend zu beobachten, ob zukünftige Satellitenaufnahmen doch einmal solche Strukturen offenbaren.

Interessant ist die schwach aufscheinende Struktur nördlich der Römerstraße rechts der Maisach. Das kann vom Wenden beim Mähen kommen, oder wir sehen den Rest eines ehemaligen Parallelwegs der Römerstraße. Bachläufe waren immer überschwemmungsgefährdet. So kann es schon sein, daß die Römerstraße etwas südlich versetzt neu angelegt wurde nach einer Überschwemmung. Hinzu kommt, daß genau an dieser Stelle früher ein kleiner Bach von Lindach kommend in die Maisach mündete. Überschwemmungen könnten auch ehemalige Materialentnahmegräben weggespült haben.

Zudem befand sich nördlich der Römerstraße westlich der Maisach ein Krautgartenareal. Die intensive Bewirtschaftung dort könnte weitere Spuren von Gruben und Gräben beseitigt haben.

Abbildung Maisach-Übergang südlich von 82272 Purk (Moorenweis) an Kreisstraße FFB3 [Google-Earth, 22.03.11, 2024 Maxar Technologies]

Beleg C

Abbildung Lage von Luftbild C südlich von Purk
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Südlich von 82272 Purk (Moorenweis) findet sich westlich einer Weggabelung eine schwache Andeutung eines trockeneren Streifens im Acker auf einem Luftbild. Der könnte von der Römerstraße herrühren. Wir sehen aber keine dunkleren, feuchten Streifen von Materialentnahmegräben entlang der Römerstraße. Nach der GK25-Karte befindet sich unter der Oberfläche tatsächlich Molassesand, der nicht ideal ist für den Straßenbau. Man mußte zur Bauzeit also Kies von anderen Stellen heranfahren. Später wurde der Kiesdamm unregelmäßig in die Breite verpflügt.

Auffällig ist der schmale dunkle leicht mäandrierende Streifen im hellen breiten Kiesstreifen. Der könnte entstehen, wenn die Straße bei Aufgabe schon stark zerfahren war und eine Rinne im Gelände gebildet hat. Wir haben im Bereich von Gauting bis Augsburg bislang noch keinen Beleg dafür, daß der Rand des Kiesdamms durch große Steine vor dem Breitfahren gesichert war. Die Kutschenräder und Pferdehufe beförderten also – insbesondere nach Regelfällen – kontinuierlich das Kiesgemisch stückweise Richtung Straßenrand und darüber hinaus.

Abbildung südlich von 82272 Purk (Moorenweis)
[Google-Earth, 01.01.2009, 2024 Maxar Technologies]

Südwestlich von Purk

Beleg D

Abbildung Lage von Luftbild D südwestlich von Purk
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Südwestlich von Purk erscheint auf einem Luftbild ein kiesiger Streifen im keimenden Getreide. Der Untergrund der rißzeitlichen Moräne ist hier lehmig-sandig, schluffig mit Kies – also bedingt geeignet für Kiesentnahme entlang der Römerstraße. Da wir keinen Graben in den vorliegenden Luftbildern sehen, war die Materialgüte vermutlich nicht ausreichend.

Abbildung südlich von 82272 Purk (Moorenweis)
[Google-Earth, 18.04.2022, 2024 Maxar Technologies]

Beleg E

Abbildung Lage des Luftbilds E südwestlich von Purk
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Abbildung süd-westlich von 82272 Purk (Moorenweis). Blick von Norden nach Süden.
Links unten (hier östlich) liegt Purk. In der rechten unteren Ecke verläuft die Straße von Purk zur Kreisstraße FFB13 (zum Meierhof).
[Luftbild. Photograph unbekannt. Aufnahmedatum vor 1991. Veröffentlicht in den Brucker Blättern[6].]

In diesem Bereich wurde eine römische Münze gefunden: ein Dupondius für Caligula oder Claudius I. von ca. 37/52 n. Chr.[7]

Südlich von Steinbach

Beleg F

Abbildung Lage von Luftbild F südlich von Steinbach
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Weiter westlich (südlich von Steinbach) erscheint die Römerstraße recht deutlich als heller Streifen begleitet von dunkleren Streifen. Dies kann gedeutet werden als der kiesige Straßendamm, der früher dicht gesäumt war von Materialentnahmegruben. Heute sind diese Gruben längst mit humosem Material gefüllt, das Wasser ein wenig besser speichert.

Abbildung Meierhof westlich von 82272 Purk (Moorenweis) zwischen 82272 Steinbach (Moorenweis) und 82282 Windach (Moorenweis)
[Google-Earth, 18.04.2022, 2024 Maxar Technologies]

Östlich des Steinachs zeigt sich wieder das typische Bild des hellen Kiesstreifens mit den dunklen Streifen der Materialentnahmegräben direkt neben dem ehemaligen Kiesdamm, die noch während der Bauzeit mit dem Oberboden verfüllt wurden, nachdem das darunterliegende Kiesgemisch auf dem Straßendamm ausgebracht wurde, der sich sehr schön hell abzeichnet. Die Römer konnten hier den sandig-schluffigen Kies einer rißzeitlichen Moräne aus dem Boden holen neben der Römerstraße.

Westlich des Steinachs können wir nur den hellen Streifen des ehemaligen Kiesdamms erkennen. Durch das Pflügen wurde er schon stark in die Breite verzogen. Materialentnahmegräben fallen hier nicht auf. Das kann darauf hindeuten, daß hier im Untergrund kein Kies anstand. Man mußte dann den Kies von anderen Stellen der Straßenbaustelle heranfahren. Während östlich der Steinach die rißzeitliche Moräne mit ihrem teilweise kiesigen Material knapp nördlich der Römerstraße beginnt, so endet sie westlich der Steinach knapp südlich der Römerstraße. Und hier scheint das Material doch zu sandig für den Straßenbau gewesen zu sein bzw. die tonige Süßwassermolasse zeigt sich hier in Wahrheit doch noch weiter südlich, als auf der Geologischen Karte ausgewiesen.

Abbildung Von der Steinbachquelle ostwärts Richtung Meierhof.
Rot hinterlegt die ehemalige Römerstraße.
[Aufnahme vom 03.08.24, Photograph: Ulrich Bähr]

Beleg G

Abbildung Lage von Luftbild G südwestlich von Steinbach
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Südlich von Steinbach, gleich nördlich des Waldstücks Scheiderlaich, erkennt man die Römerstaße auf einem etwas längeren Streifen. Gut erkennbar kreuzt sie die Flurstücke 1166 und 1108 diagonal, um sich dann am Südrand des Flurstücks 1139 fortzusetzen (übrigens exakt entlang der modernen Flurstückgrenze!).

Die Römerstraße durchläuft hier eine kiesig-sandige rißzeitliche Moräne, was man sich schon als geeignet für einen Straßendamm vorstellen kann. Trotzdem erkennt man auf den Luftbildern hier bislang keine ausgeprägten Entnahmegräben und -gruben.

Am Ostrand von Flurstück 1108 geht die Römerstraße in eine Struktur über, die verblüffend an einen Kreisverkehr erinnert. Sichtbar auch auf dem Luftbild Bayernatlas 2003. Ein römischer Kreisverkehr war es wohl nicht – bislang kennen wir aber keine Erklärung für diese Struktur.
Interessant ist, daß sich die modernen Ackergrenzen hier teilweise an der Römerstraße orientieren, was sie während der Uraufnahme noch nicht taten.

Abbildung Südwestlich von 82272 Steinbach (Moorenweis) [Google-Earth, 14.04.2018, 2024 Maxar Technologies]

Beleg H

Abbildung Lage von Luftbild H
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Abbildung Zwischen Steinbach und Windach der Meierhof. Blick von West nach Ost. Am oberen Bildrand die Kreisstraße FFB13. Durch die Bildmitte verläuft der Steinbach, der ziemlich genau in der Bildmitte entspringt.
[Luftbild. Photograph unbekannt. Aufnahmedatum vor 1991. Veröffentlicht in den Brucker Blättern[8].]

In diesem Bereich wurde eine römische Münze gefunden: ein As für Claudius I. von ca. 41/54 n. Chr.[9]

Nördlich von Dünzelbach

Beleg I

Abbildung Lage von Luftbild I
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Nördlich von Dünzelbach zeigt sich die Römerstraße wieder auf einer recht langen Strecke durchgehend. Man kann sogar zwei Knicke in der Römerstraße erkennen. Der moderne Weg, der von Norden kommend die Römerstraße kreuzt, macht auf Höhe der Römerstraße eine kleine Kurve. So ist das bereits in der Uraufnahme eingezeichnet. Das könnte bedeuten, daß der moderne Weg so alt ist, daß beim Wegebau die Römerstraße noch existierte oder zumindest als Damm präsent war. Von Dünzelbach kommend ist das die Verlängerung der heute „Alte Schulstraße“ genannten Straße. Nach Norden führte der Weg in der Uraufnahme in den Wald und verliert sich dort. Einen ähnlichen Straßenknick direkt auf der Römerstraße konnten wir auch zwischen Römertshofen und Albertshofen beobachten. Auch auf dem alten Weg von Jesenwang nach Langwied knickt die Straße dort.

Straßenbegleitend sieht man durchgehend dunkle Streifen, was auf Materialentnahmegräben in der rißzeitlichen Moräne/Seitenmoräne mit ihrem kiesig, sandig-schluffigen Material hindeutet.

Abbildung Nördlich von 82272 Dünzelbach (Moorenweis) [Google-Earth, 14.04.2018, 2024 Maxar Technologies]

Die dunklen Flecke im Flurstück 620 nördlich der Römerstraße können durchaus Materialentnahmegruben gewesen sein. Allerdings sind sie untypisch groß und teilweise zu weit entfernt von der Römerstraße. Daher waren das wohl spätere Kiesgruben. Die untere dunkle Stelle war zumindest später ein Teich, der auch in der Uraufnahme eingetragen wurde. Die weiter nördlich erscheinende dunkle Stelle findet sich nicht (mehr) in den Karten. Heute ist die Stelle flach gepflügt.

Abbildung Weiher nördlich von 82272 Dünzelbach [Uraufnahme, Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Östlich von Egling a.d.Paar

Beleg J

Abbildung Lage von Luftbild J
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Östlich von Egling a.d.Paar kreuzt die Römerstraße heute ein Solarfeld. Man ist versucht aus dem Luftbild zu schließen, daß die Römerstraße direkt auf die südöstliche Ecke des Solarfeldes zuläuft. Die Bodendenkmalskarte vermutet die Römerstraße jedoch etwa auf der Mitte des Ostrandes des Solarfeldes. Womöglich sehen wir auch nur eiszeitliche Altarme des Dünzelbaches.

Abbildung Östlich von Egling a.d.Paar [Google-Earth, 22.03.2011, 2024 Maxar Technologies]

Sehr deutlich zeigt sich hier der breite kiesige Damm mit den begleitenden Materialentnahmegräben. Diese Gräben scheinen nahe des Solarfeldes oft aufgeweitet zu ungleichmäßigen Gruben. Der Untergrund aus einer kiesig-sandigen rißzeitlichen Moräne scheint hier vorzüglich geeignet gewesen zu sein, für den Materialabbau direkt neben der Römerstraße.

Beim „Ziegelstadel“ (früher „Ziegelhütte“) läuft die Römerstraße unter dem modernen „Dünzelbacher Weg“, der von 86492 Heinrichshofen (Egling a.d.Paar) nach 82272 Dünzelbach (Moorenweis) verläuft. Kurz vorher wurde die Römerstraße schon vor Jahrhunderten durch eine Kiesgrube angeschnitten: Der Wolfsgrube.

Parallelweg östlich von Egling a.d.Paar

Beleg K

Die Bodendenkmalskarte bezeichnet das Teilstück des „Dünzelbacher Weges“ von Heinrichshofen nach Dünzelbach zwischen Ziegelstadel und dem (modernen) Weiher auch als Römerstraße. Wir wissen nicht warum. Dieser Abschnitt liegt komplett unter der modernen Straße. Der Abschnitt liegt geologisch neben einer lehmigen Talfüllung, auf Kies stieß man beim Straßenbau wohl nur gelegentlich östlich der Straße – wo wir aber keine Materialentnahmegruben auf den Luftbildern erkennen können.

Wenn der Abschnitt eine Römerstraße war, dann war es womöglich eine parallele Ausweichroute. Oder es ist Teil der ersten Ausbaustufe, später könnte die Straße näher an das Riedholz gerückt sein, wodurch die Strecke kürzer wurde. Zudem wäre die nördliche Route auf einem flachen Hang und somit weniger hochwassergefährdet.

Abbildung Kiesiger Streifen nördlich des Weihers (östlich von Egling a.d.Paar) [Google-Earth, 22.03.2011, 2024 Maxar Technologies]

bei Langwied

Beleg L

Abbildung Lage von Luftbild L südlich von Langwied
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Abbildung Ehemaliger Graben (?) in Wiese östlich der Mühle
[Google-Earth, 18.04.2022, 2024 Maxar Technologies]

Beleg M

Abbildung Lage von Luftbild M östlich von Langwied
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Abbildung kiesiger Streifen östlich von Langwied [Google-Earth, 01.01.2009, 2024 Maxar Technologies]

Beleg N

Abbildung Lage von Luftbild N zwischen Römertshofen und Langwied
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Abbildung feuchter Streifen östlich von Langwied, der aber z. B. auch von einer Gülledüngung stammen kann [Google-Earth, 24.07.2012, 2024 Maxar Technologies]

Relief

keine Belege

Im LIDAR-Relief zeichnet sich die Römerstraße in diesem Gebiet nicht ab.

Purk

Auffällig ist, daß der tief ausgefurchte Zufahrtsweg zur Burg von Purk auf der Römerstraße liegt. Es wirkt, als wollte die Burg die Römerstraße kontrollieren.

Abbildung LIDAR-Reliefkarte des Burgstalls von Purk
rosa: Bodendenkmal. Insbesondere die Römerstraße von West nach Ost.
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Ganz offenbar war die Römerstraße noch als Straße nutzbar, als die Burg gebaut wurde. Rund um Purk nehmen Flurgrenzen auch öfter Bezug auf die Römerstraße.

Erstaunlich ist auch, warum die Römerstraße diesem Hügel nicht ausgewichen ist, sondern eine Höhe von 30 Metern in Kauf genommen hat:

Eine Trassenverlegung 200 Meter südlich hätte den Römern die Steigung erspart. Die Römerstraße schwingt in einer S-Kurve offensichtlich absichtlich auf diesen Hügel zu. Womöglich war der Purker Hügel eine Visier-Station für die römischen Geodäten, oder es gab dort eine römische Einrichtung (Wachturm, kleine Straßenstation „mutatio“), die man direkt ansteuern wollte. Ende des 19.Jhr. hat ein Hugo Arnold Reste von zwei römischen Gebäuden gefunden.[10] Später fand man dort römische Münzen von 137 bis 171 n. Chr.

Materialentnahmegruben und -gräben

Gräben und Gruben bei Argelsried

Die sehr detaillierte vier Wochen andauernde Ergrabung der Gräben und Gruben entlang der Römerstraße bei 82205 Argelsried (Gilching) im Jahr 2020 durch Stefan Kaminski[11] ergab:

Die Gräben waren reine Materialentnahmegräben aus der Bauzeit. Am Grabengrund zeigte sich kein Sediment von stehendem oder fließendem Wasser. Der untersuchte Graben hatte auch eine sehr unregelmäßige Tiefe und war somit als Drainage-Graben ungeeignet. Die Gräben dienten nicht als Entwässerungsgräben und wurden offenbar schon während der Bauphase wieder zugeschüttet mit Oberboden von anderen Straßenbauabschnitten. Die etwas weiter entfernt von der Römerstraße liegenden unregelmäßigen amorphen Gruben stammen von bis zu 3 Phasen späterer Reparaturen. Für Argelsried datiert Stefan Kaminiski diese Phasen so:

Phase

Grubenart

Datierung

1

Bau

Graben (und Straße)

46 n. Chr., worauf auch eine Fibel aus dem 1. Jhr. (vermutlich noch vor 33 n. Chr.) hindeutet

2

Reparatur

Grube

erste Reparatur. Vermutlich 200 n. Chr. (aus dieser Zeit ist auch der Gilchinger Meilenstein, der nur noch als Photo und Replik existiert. Demnach wurde er 31 Meilen von Augsburg entfernt aufgestellt anläßlich des Reparaturauftrags vom 10.12.200)

3

Reparatur

Grube

um 348 – 350 bzw. 337 – 340, wie Münzfunde in Gruben dieser Phase zeigen.

4

Reparatur

nur Minigruben

?

Gräben und Gruben im untersuchten Gebiet

Natürlich mußten die römischen Straßenbausoldaten auch hier irgendwo Kies gewinnen und zum Straßendamm schaffen. Schubkarren gab es damals noch nicht, also versuchten sie den Kies möglichst immer in der Nähe zum Straßendamm zu gewinnen und in Körben etc. zum Damm zu tragen. Wenn neben der Straße kein Kies verfügbar war, blieb nur der teure und langsame Transport mit Wägen.

Wenn also auf Luftbildern neben der Römerstraße keine Materialentnahmegräben und -gruben sichtbar sind, dann muß man das Gründe haben. Meist liefert die Geologie die Antwort.

Der hier untersuchte Abschnitt der Römerstraße liegt vorwiegend auf rißzeitlichen Ablagerungen und auf sandiger Molasse. Selbst auf den Schotterflächen sind die Kiese hier manchmal mehrere Meter tief verlehmt. Wo allerdings Kies ansteht, dürfte die Kiesqualität auch hier gut sein. Dort sind Materialentnahmegräben- und gruben zu erwarten – und gelegentlich sieht man sie auch hier. In den verlehmten Rißmoränenzonen weicht jedoch das Verfüllmaterial (also der Oberboden) nicht so stark von der Umgebung ab und ist schwerer zu erkennen. Dennoch sind hier und da breite dunkle Streifen um den Kieskörper zu sehen.

Also: Im untersuchten Gebiet gibt es diese Kiesvorkommen:

  • Gelegentlich findet man straßenbautauglichen guten Kies neben der Römerstraße. Der humose oberste Bodenhorizont, den die Römer nach der Kiesentnahme in den Materialentnahmegraben entsorgt haben, ist dunkel und hält sehr gut die Feuchtigkeit. So zeichnet er sich in vielen Vegetationsphasen deutlich im Luftbild ab.
  • Manchmal ist der Kies stark verlehmt, aber tauglich. Diese Masse ist aber ähnlich humos und wasserhaltig, wie der kiesfreie Oberboden. Wenn der Oberboden hier zurück in den Graben kommt, unterscheidet er sich wenig von der Masse. die vorher darin war. Auf Luftbildern sehen wir dann nur selten und nur schwach einen Graben.
  • An mindestens der Hälfte der Stellen findet man überhaupt keinen Kies in akzeptabler Tiefe. Dann bleibt nur der Transport von weiter her. In diesen Bereichen sehen wir überhaupt keine Materialentnahmegräben – weil es sie nie gab.

Das untersuchte Gebiet ist geprägt von rißzeitlichen Moränen. Die Römerstraße verläuft oft an der Grenze zwischen kiesigem Unterboden und schluffig-sandigem Unterboden. So ein Kies-Lehm-Gemisch ist zwar nicht frosthart, aber doch auch für den Straßenbau geeignet: Es läßt sich gut verdichten, wird bei Trockenheit sehr hart und vernäßt nicht so leicht. Praktisch an jeder Stelle der Römerstraße sind die Römer somit direkt neben der Straße auf geeignetes Baumaterial gestoßen.

Abbildung Der Untergrund unter dem Ackerboden.
Roter Kasten: Das untersuchte Gebiet
Rosa Linie: Die Römerstraße
Rote Punkte: Hinweise auf Materialentnahmegruben für Straßenreparaturen
grünliche Flächen: Schluff und Sand im Unterboden
bräunliche Flächen: Kies im Unterboden
[Digitale Geologische Karte von Bayern 1:25.000, Bayerisches Landesamt für Umwelt]

Gräben und Gruben östlich des untersuchten Gebiets

Im Bereich des würmzeitlichen Schmelzwasserschotters zwischen Jesenwang und Gauting liegt würmzeitlicher Kies knapp unter der dünnen Erdauflage. Diese jüngeren Moränen enthalten also deutlich weniger Lehm. Dort sehen wir daher auch praktisch immer die Gräben und Gruben entlang der Römerstraße. Dieser Bereich der Münchner Schotterebene reicht bis Rosenheim. Recht konsequent wird die Trasse der Römerstraße dabei so gelegt, daß nur kurze Flecken feinsandig-schluffigen Lößlehms durchquert werden.

Flurgrenzen

Kaum Überein­stimmungen bei Wegen

Im gesamten untersuchten Areal liegt kein einziger Weg der Uraufnahme auf der alten Römerstraße. Die Römerstraße hat offensichtlich mit dem Beginn der Besiedelung hier keine Rolle mehr gespielt.

Nur strecken­weise Überein­stimmung bei Flurgrenzen

Bei den Flurgrenzen sehen wir eine Dreiteilung im untersuchten Abschnitt der Römerstraße:

  • Ostteil: Äcker nutzten von Jesenwang bis zu dem Bereich um Purk oft die Römerstraße als Flurgrenze. Die Römerstraße bildet hier auch die Ortsgrenze zwischen Albertshofen und Langwied. Möglicherweise konnte die Römerstraße während der Urbarmachung hier noch als Damm-Grenze dienen.
  • Mittelteil: Dann gibt einen langen Abschnitt, wo kein Acker Bezug nimmt auf die Römerstraße. In diesem Mittelteil war die Römerstraße also bei der Verteilung von Ackerflächen nicht mehr präsent oder die Ackergrenzen haben sich hier ausnahmsweise stark verschoben bis zur Zeit der Uraufnahme im 19. Jahrhundert. Eine Neuaufteilung von Ackerflächen nach einer Wüstung ist prinzipiell immer denkbar – obwohl bei den uns bekannten Wüstungen die Grundstücksgrenzen immer erhalten blieben.
  • Westteil: Erst nördlich von Dünzelbach spielte die Römerstraße wieder eine Rolle bei der Acker-Abgrenzung.

Nördlich des Schneiderlaich-Waldes südlich von Steinbach verläuft erstaunlicherweise ein moderner Weg exakt entlang der Römerstraße, den es während der Uraufnahme noch nicht gab. Diesen Weg findet man aber erst in einer Karte von 1974 und wurde offenbar während der Flurbereinigung angelegt. Genauso orientierte man sich bei der Stephansleite offenbar zufällig am Verlauf der Römerstraße.

Der als Römerstraße eingezeichnete Abschnitt zwischen Heinrichshofen und Dünzelbach war schon in der Uraufnahme ein breiter Weg über Dünzelbach nach Moorenweis.

Abbildung Flurgrenzen, die Bezugnehmen auf den Verlauf der Römerstraße
blau: Flurgrenzen der Uraufnahme entlang der Römerstraße
orange: Flurgrenzen der modernen Flurkarte entlang der Römerstraße
rosa: Bodendenkmäler, insbesondere die Römerstraße
[Uraufnahme, Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Geologie des Mittelteils

Der Mittelteil liegt auf lehmigem Grund, weshalb man dort auch kaum Materialentnahmegräben und -gruben nachweisen kann. Dort, wo die Böden kiesig oder sandig sind, fallen die Ackergrenzen öfter mit der Römerstraße zusammen. Das kann bedeuten, daß im frühen Mittelalter tatsächlich nur dort Ackerbau betrieben wurde.

Die Betrachtung der Luftbildbelege und der Geologie zeigte

Abbildung Der Untergrund unter der Römerstraße.
Blau: Hier fallen Ackergrenzen mit der Römerstraße zusammen.
Rot: Deutlich erkennbare, vermutlich römische Materialentnahmegruben.
[Digitale Geologische Karte 1:25.000]

Im Westteil kann man erkennen, daß die römischen Ingenieure ihre Trasse gerne in verfüllte, sehr alte Flußläufe legten.

Bodenqualität entlang der Römerstraße

Im betrachteten Gebiet durchläuft die Römerstraße eine Geologie, die geprägt ist von riß-eiszeitlichen Moränenzügen, die durchsetzt sind mit Lößflächen. Die Ackergütezahlen sind meist über 45, teilweise sogar 60. Die alten Orte Schöngeising und Jesenwang haben schlechtere Böden.

Der Boden besteht hier aus

  • viel Braunerde aus Schluff / Lößlehm (teilweise passabler Ackerboden),
  • Pseudogley (Stauwasser, daher eher für Wald und Wiesen geeignet) und
  • etwas Gley (wenig fruchtbar, da sauer – hier steht vermutlich Grundwasser an).
  • Gleybraunerde, ein Übergangstyp, bietet moderate Bedingungen und war bereits im Hochmittelalter eingeschränkt nutzbar.
  • Kolluvisole aus Schluff bis Lehm bieten erst in der Neuzeit gute Anbaubedingungen, als bessere Drainagesysteme die Wasserführung optimierten.

Das ist also heute über weite Strecken recht gutes Ackerbauland. Die Eignung von Böden für die Landwirtschaft variiert stark je nach physikalischen Eigenschaften und historischer Anbautechnik. Die heutigen guten Bewertungen sind jedoch oft das Ergebnis von neuzeitlichen Entwässerungsmaßnahmen zur Stauwasserableitung.

Für die frühen germanischen Siedler mit Hakenpflug war zusätzlich bedeutsam, daß die Erde nicht zu lehmig ist. Lehmige Erde ist nur sehr gelegentlich bei perfekter Witterung mit einem Hakenpflug bewirtschaftbar. Die an sich guten, aber schweren lehmigen Böden (Lößlehm) im hier untersuchten Raum konnten erst genutzt werden, als der Wendepflug aufkam ab dem 8. Jahrhundert.

Abbildung Mitglieder der Arbeitsgruppe “Steinzeitbier” bei einem Pflugversuch mit einem (sehr) primitiven Hakenpflug [Photo: Ulrich Bähr, aufgenommen 2017 in Brandenberg]

Abbildung Unteres Ende einer Hakenpflug-Replik mit Eisenummantelung. Dieses Teil wurde in eine Deichsel gesteckt. [Photo: Ulrich Bähr, aufgenommen 2014 in Campus Galli, Meßkirchen]

frühmittelalter­liche Eignung für Ackerbau

Die Böden zeigen recht deutlich, an welchen Abschnitten der Römerstraße Ackerbau mit dem Hakenpflug möglich war:

  • Der Westteil ist geprägt von „Kolluvisol aus Schluff bis Lehm“, was offenbar gut zu bewirtschaften war.
  • Der Mittelteil mit abwechselnd Gley, Pseudogley, Gleybraunerde und vor allem Lößlehm war (bis auf Ausnahmen) offenbar zu lehmig und zu schwer für den Hakenpflug. Beispielsweise hat der Meierhof („Moarbaur“) sehr gute Böden (Lößlehm) und auch hier läuft die Römerstraße nicht entlang von Flurgrenzen der Uraufnahme.

Abbildung Übersichtsbodenkarte 1:25.000
grau: Pseudogley
lila: Gley und Braunerde-Gley
orange: Braunerde aus Schluff bis Schluffton (Lößlehm)
ocker: Braunerde aus Lehmsand
dunkelgrün: Niedermoorgley

  • Eigenartigerweise folgen die Flurgrenzen der Römerstraße im östlichen Teil des Gebietes eher auf ackerbau-ungeeigneten Flächen. Genau dort hätte man erwartet, daß die Felder als letztes abgesteckt worden wären.
Gründe für fehlende Orientierung der Ackergrenzen an der Römerstraße

Ganz offensichtlich bedeuten schlechte Böden nicht automatisch, daß die Flurgrenzen sich nicht an der Römerstraße orientieren. Welche weiteren Faktoren kann es geben?

  • Auch wenn die Böden gut sind, so ist die Neugründung eines Hofes oder Dorfes weit entfernt von bestehenden Siedlungen mühsam. Ein Beispiel ist der Meierhof, um den sich – trotz guter Erde – keine weiteren Höfe angesiedelt haben. Er liegt noch heute alleine auf weiter Flur.
    Und so haben vermutlich bereits in der Römerzeit und im Frühmittelalter Rodungsflächen suchende junge Landwirte das Risiko der Alleinlage gescheut und gute Böden blieben länger ungenutzt.
  • Auch auf in der Frühzeit schwer zu bearbeitenden Lößlehm finden wir Spuren vorrömischen Ackerbaus („Celtic Fields“ z. B. in den Wäldern von Eresried und Dünzelbach
  • Trotz moderner Pflüge wird der Lößlehm auch heute nicht so oft für den Ackerbau genutzt. Die Lößlehmflächen sind heute oft Siedlungsflächen oder Wald. In einigen dieser Wälder finden wir nicht einmal Spuren mittelalterlichen Ackerbaus (Wölbäcker)
  • Im Frühmittelalter war die Auswahl an Flächen größer, da Baiern nur dünn besiedelt war. Man konnte wählerisch sein. Im Hochmittelalter erzwangen das Bevölkerungswachstum und die rückständigen Anbaumethoden die Rodung aller Wälder und den Ackerbau auch auf schlechten Böden. Mit dem pest- und kriegsbedingten Bevölkerungsrückgang und effizienterer Bewirtschaftung konnten diese Flächen wieder aufgegeben und aufgeforstet werden. Geblieben sind die alten Wölbäcker in den jungen Wäldern, wie im Grunertshofener Holz, Meierholz, Jungholz (bei Steinbach), Heinrichshofener Holz, Zollerholz etc.
  • Die Gegend wurde womöglich so spät besiedelt, daß die Römerstraße hier schon verschwunden war. Allerdings läuft die Römerstraße hier kaum durch klassische Überschwemmungsgebiete. Ein Damm löst sich dann eigentlich nicht durch natürliche Ursachen auf.
Spät besiedelt?

Einen groben Hinweis auf die Zeit der Besiedelung können die Ortsnamen liefern. (Die Ersterwähnungsbelege helfen allerdings kaum weiter. Denn für die Orte im Bistum Augsburg fehlen uns die Urkunden des Bistums, während sie im Bistum Freising zurückreichen bis in das 8. Jhr.)

Im untersuchten Areal liegen diese Orte

Ort

ältester Ortsnamenbeleg von

ältester Ortsnamensbeleg

82287 Jesenwang

773

Oasinuuanc

82272 Albertshofen (Moorenweis)

  

82272 Römertshofen (Moorenweis)

  

82272 Langwied (Moorenweis)

1470

 

82272 Purk (Moorenweis)

1100

Burch

82272 Windach (Moorenweis)

12. Jhr

 

82272 Steinbach (Moorenweis)

12. Jhr

 

82272 Dünzelbach (Moorenweis)

13. Jhr

 

82272 Moorenweis

1140

Morunvis

86492 Egling a.d.Paar

1130

Egelingen

86492 Heinrichshofen (Egling a.d.Paar)

1085

Heinricheshouen

Es fällt auf, daß nur ein Ort auf -ing endet. Eine gängige Theorie besagt, daß die ing-Orte zu den älteren Ortsgründungen zählen. Das hier betrachtete Areal zählte also vermutlich nicht zu den am ersten (von Germanen) besiedelten Flächen im Landkreis Fürstenfeldbruck.

mögliche Gründe für den Verfall der Römerstraße während der Römerzeit

Warum spielte die Römerstraße ausgerechnet hier keine große Rolle bei der Flurgrenzenfestlegung?

Schon zur Römerzeit hatte die Strecke Salzburg- Gauting-Schöngeising-Augsburg einen Schwachpunkt: Das Isartal. Jedesmal wenn es zu Hangrutschungen kam, mußte die Römerstraße dort sehr aufwändig rekonstruiert werden. Es ist also denkbar daß diese Römerstraße immer wieder für Jahrzehnte nicht durchgängig befahrbar war und nur als lokaler Verbindungsweg nutzbar war. Dann wurde sie nur zwischen größeren Orten repariert, aber eben nicht westlich von Purk.

69 n. Chr. wurden die Legionen Augsburgs an den Limes verlegt. Militärisch relevant waren ab da nur noch die Straßen von Italien an die Donau. Augsburg war für das Militär ab da grob gesprochen nur noch eine Raststation. Über die Verbindung nach Salzburg wurden wohl keine Truppen aus dem Noricum herangezogen.

Die raetischen Römer haben sich vermutlich nach dem Abzug der römischen Legionen 407 n. Chr. immer mehr aus der Fläche zurückgezogen und weitgehend nur noch hinter den Augsburger Stadtmauern gewohnt. Und auch dort haben sich die Romanen im 6. /7. Jahrhundert in den Bereich um den heutigen Dom zusammengedrängt. Auch wenn für den Textilhandel in der Spätantike weiterhin Straßen wichtig waren, so war unser Streckenabschnitt da womöglich nicht mehr bedeutsam genug, um ihn in Stand zu halten. Ihre Waren bezogen die römischen Händler aus dem Westen und Süden – soweit bislang bekannt.

Allerdings bleibt die Frage, ob die römischen und spätantiken Augsburger Salz aus dem Salzburger Raum bezogen. Das spräche dann sehr für einen Unterhalt der Römerstraße.

Es wäre sehr hilfreich von Münzfunden entlang der Römerstraße zu erfahren und dabei auch den genauen Fundort (direkt auf der Römerstraßenlinie bzw. wie weit entfernt?)

mögliche Gründe für den Verfall der Römerstraße im Frühmittelalter

Für die germanischen Siedler waren die schweren Böden entlang dieser Römerstraße erst mit dem Wendepflug ab rund 800 n. Chr. interessant. Somit blieb dieser Streckenabschnitt womöglich mehrere Jahrhunderte ohne Wartung und verbuschte.

Möglicherweise gab es im Frühmittelalter keinen Bedarf mehr für eine Fernverbindung Gauting-Schöngeising-Augsburg. Zu bedenken ist, daß dieses Römerstraßensegment im Grenzbereich des Karolingerreichs und dem Herzogtum Bayern lag. Trotz aller verwandtschaftlichen Beziehungen und Lehnsabhängigkeiten war diese Beziehung bis zur Absetzung Tassilo III. nicht immer spannungsfrei. Eine Heerstraße zwischen den beiden Machtgebieten war womöglich beiden Seiten unheimlich. Kann also sein daß sie absichtlich nicht fahrbereit gehalten wurde oder gar zerstört wurde.

Die frühmittelalterlichen Zentren waren Augsburg, Dachau, Oberföhring (Isarübergang), Freising, Salzburg, Regensburg und natürlich die langobardischen, oberitalienischen Zentren. Da lag das hier untersuchte Gebiet definitiv ab vom Schuß. Ein Unterhalt der alten Römerstraße hätte nur sehr wenigen Reisenden einen Nutzen gebracht.

Tatsächlich stellt sich eher die Frage, warum die Römerstraße von Gauting bis Jesenwang erhalten blieb. Dieser Teil der Römerstraße hätte ja auch aufgegeben werden können.

Und auch für das Frühmittelalter würde man gerne erfahren, ob Salz aus dem Salzburger Raum nach Augsburg gebracht wurde. Dafür bräuchte man eine gut unterhaltene Fernverkehrsstraße.

Keltische Viereckschanzen entlang der Trasse

Viereck­schanzen begleiten die Römerstraße

Die älteren latène-zeitlichen (keltischen) Viereckschanzen liegen auffällig nah an der späteren Römerstraße. Vermutlich war jede Viereckschanze der stärker befestigte Hof der mächtigsten Familie in einem Dorf. Rund um jede Viereckschanze muß man sich also jeweils ein keltisches Dorf denken, von dem sich aber keine Spuren im Boden erhalten haben.

Abbildung Die Römerstraße (grün) begleitet von Viereckschanzen (rote Quadrate)
[Karte: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Es ist augenfällig, daß die Römerstraße die Viereckschanzen mehr oder minder verbindet. Also gab es vermutlich eine latène-zeitliche Vorgängerstraße, die die keltischen Dörfer verband. Die römischen Bau-Soldaten haben diese Trasse womöglich „nur“ begradigt und befestigt.

Keltisches Wegenetz nicht rekonstruierbar

Die erhaltenen Viereckschanzen gestatten nicht, eine keltische Straßenkarte zu rekonstruieren. Auch entlang der Römerstraße Augsburg-Salzburg gibt es Lücken:

  • Rund um Kissing und Mering
  • Zwischen Jesenwang und Schöngeising
  • Zwischen Steinlach und Buchendorf
  • Zwischen Buchendorf und Oberhaching
  • etc.

Andererseits deutet eine Kette von Viereckschanzen zwischen Biburg und Aubing auf einen möglichen weiteren keltischen Weg nördlich von Germering.

Ganz generell sind die Viereckschanzen in Südbaiern sehr ungleich verteilt. Es gibt gar nicht so viele Häufungen von Viereckschanzen, die ggf. durch Wege verbunden sein konnten:

  • Rechts der Isar von Wolfratshausen bis Unterhaching
  • Südlich von Erding
  • Entlang der Alz
  • Ggf im Bereich Traunreut bis Freilassing

Die Häufung von Viereckschanzen entlang der Römerstraßen im westlichen Landkreis Fürstenfeldbruck ist also durchaus eine Besonderheit.

Ziele der keltischen Wege noch unklar

Es deuten sich also zwei latène-zeitliche überregionale Wege durch den Landkreis Fürstenfeldbruck an. Solche Wege dienten vermutlich dem Transport und/oder Boten.

Natürlich wäre es spannend zu erfahren, welche Wirtschaftszentren, Oppida (Städte) und Rohstoff-Abbaugebiete durch diese Wege verbunden waren. Aktuell geben es die wenigen verfügbaren Informationen nicht her, hier qualifiziert zu spekulieren.

Auch wenn das römische Augsburg nach den Vindelikern benannt wurde, so gilt es doch nicht als bedeutsame keltische Siedlung. Womöglich liegen die 5 bekannten Viereckschanzen zwischen Egling und Friedberg nur zufällig entlang der späteren Römerstraße und waren zu keltischer Zeit gar nicht mit einem Weg nach Augsburg verbunden.

Segmente der Römerstraße

Problematische Beleglage

Wir können die Römerstraße immer nur an wenigen Stellen im Luftbild erkennen. Das deckt sich aber jeweils recht gut mit der Römerstraße in der Bodendenkmalskarte. Daher wird hier die Bodendenkmalskarte als Basis herangezogen.

Segmentlängen

Im untersuchten Bereich sehen wir 10 Segmente. 9 davon sind schnurgerade, 1 Segment ist eine Kurve. Die Segmente sind durchgezählt, beginnend im Osten bei Jesenwang.

Segment-Nr.

Länge [m]

römische Meile

1

1600

1,08

2

Kurve

 

3

1600

1,08

4

1000

1,08

5

600

 

6

212

0,87

7

600

 

8

277

 

9

195

 

10

1300

0,87

Eine gewisse Orientierung an der römischen Meile ist augenfällig.

Segmentrelief

Bei den östlichen Segmenten 1 – 4 und bei Segment 7 sehen wir eine Erhebung in der Mitte des Segments. Das widerspricht dem gängigen Bild, daß auf einem Hügel ein Soldat mit Meßstange stand und so das Ende des Straßensegments angepeilt wurde. Hier gab es also mindestens eine Anpeilung auf halber Strecke.

Die übrigen Segmente entsprechen eher dem Bild des Anpeilens von Segmentende zu Segementende.

Segment-Nr.

Relief (links ist Osten, rechts ist Westen)

1

2

Kurve

3

4

5

6

7

8

9

10

Routenführung

Definitiv verläuft die Römerstraße nicht auf einer geraden Linie Richtung Augsburg. Die Frage ist: Warum?

Ein Grund kann sein, daß die Römerstraße einen bestehenden keltischen Wege nutzte, der in Ost-West-Richtung verlief und überhaupt nicht zum späteren Augsburg führte.

Vielleicht lag es auch an der Geologie:

Zweimal biegt die Römerstraße im untersuchten Bereich von einer längeren Geraden nach Westen ab. Was hätte es bedeutet, wenn die römischen Straßenbauer diesen Geraden stur gefolgt wären?

Abbildung orange und rot: Die tatsächliche Römerstraße D
blau: Die Fortführung nach dem ersten Schwenk A
grün: Die Fortführung nach dem zweiten Schwenk B
gelb: Die Fortführung nach dem dritten Schwenk C

A:

B:

C:

D:

Route

Länge

Anstiege

Abstiege

Steigungen

A

17,2

47

91,1

vor Luttenwang, zwischen Luttenwang und Hörbach und bei Steinach

B

19,86

44,4

67,1

Südlich von Adelshofen, bei Langwied, bei Steinbach

C

20,8

61,7

84,2

Bei Purk, am „Schlagholz“ südlich Eresried, Heinrichshofener Holz südlich Eresried

D

21,2

61,6

84,5

im Grunertshofener Holz, bei Purk, beim Meierhof, nördlich von Dünzelbach

Erstaunlicherweise hat jede der Varianten ihre Steigungen. Man kann nicht wirklich sagen, daß die am Ende tatsächlich gewählte Routenführung D die flacheste ist. Tastsächlich hätte die Route B in Summe die wenigsten Steigungen bedeutet.

Fazit: Das Geländerelief erklärt die Routenwahl nicht.

Allerdings wäre B etwa 3 km lang in Wurfweite des Steinach-Baches verlaufen – da haben die Ingenieure womöglich eine Überschwemmungsgefahr befürchtet. Andererseits verläuft die Route D am Ende parallel zur Paar, was mindestens die gleiche Überschwemmungsgefahr bedeutet[12]. Heute gelten neben dem Gebiet um die Paar nur die Flächen westlich von Merching (Route A) als hochwassergefährdet.

Anders sah es noch Mitte des 19. Jahrhunderts aus: Zwischen Langwied, Steinbach und Eresried wurden die Senken als sumpfig in der topographischen Karte eingezeichnet. Tatsächlich umgeht die Route D das feuchte Heinrichshofener Holz und bleibt weitgehend in trockenen Bereichen:

Abbildung Erste bayerische topographische Karte.
grün schattiert: sumpfiges Gebiet.

Fazit: Vermutlich wurde die Route gewählt, um auf den Straßendamm auf trockenem Grund bauen zu können. Eine knapp 20 % kürzere Route wäre es nicht der Mühe wert gewesen, die Straße mit Knüppeln befahrbar zu machen.

Literatur

Bergheim, Anna Ulrike (Herausgeber), und Werner (Herausgeber) Dreher. Schlösser, Burgen und Burgställe im Landkreis Fürstenfeldbruck. Brucker Blätter. Fürstenfeldbruck: Historischer Verein Fürstenfeldbruck, 2015.

Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt. „Bericht zur Ausstellung ‚Die Römer in Moorenweis‘“. Brucker Blätter des Historischen Vereins Fürstenfeldbruck, 1991.


  1. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, „Bericht zur Ausstellung ‚Die Römer in Moorenweis‘“.



  2. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, 37.



  3. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, „Bericht zur Ausstellung ‚Die Römer in Moorenweis‘“.



  4. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, 37.



  5. Digitale Geologische Karte von Bayern (dGK25)



  6. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, „Bericht zur Ausstellung ‚Die Römer in Moorenweis‘“.



  7. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, 37.



  8. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, „Bericht zur Ausstellung ‚Die Römer in Moorenweis‘“.



  9. Bernhard Overbeck und Klaus Burkhardt, 37.



  10. Bergheim und Dreher, Schlösser, Burgen und Burgställe im Landkreis Fürstenfeldbruck, 125.



  11. Vortrag am 10.05.2023 im Museum Schichtwerk in Gilching. Leider liegt kein Grabungsbericht und keine Publikation dazu vor.



  12. Die Paar ist z. B. 1999 über die Ufer getreten, die Steinach hingegen nicht.


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