Hohlwege am Leithenberg

(von Thorsten Blümlein)

Auszug aus Hintergrundkarte: Uraufnahme (1808-1864)
Darstellung Hohlwege zum “Römersträßchen” (rot)
Weitere deutlich sichtbare Hohlwege (orange)
Kapellenweg von Emmering kommend, am Fuße der Hohlwege (blau)
Wegführung auf dieser Karte (weiß)
Hohlwege zur weiteren Untersuchung (grün)
Quelle: Geobasisdaten Bayerische Vermessungsverwaltung
Hohlwege am Leithenberg in Google Maps dargestellt
Bilddarstellung Quelle: Google Maps

Bericht

Auszug aus dem „Bericht mehrerer Mitglieder des historischen Vereins von und für Oberbayern nach Bruck und Umgebung“ des königl. Gerichtsschreibers F.S. Hartmann am 16. und 17. September 1871.

Am 17. September morgens wurde ein Ausflug nach dem Römersträßchen bei Emmering gemacht. Referent glaubt hier erläuternd bemerken zu müssen, daß außer der großen Herrstraße von Augusta Vindelicorum nach Juvavum noch 3 weitere große Straßen den Brucker Bezirk durchschnitten, welche Handel und Verkehr zwischen Augsburg und Föhring (wahrscheinlicher München) vermittelten. Dies waren die Straßenzüge Augsburg, Friedberg, Odelzhausen, Dachau, München für Handelsgüter; Augsburg, Kissing, Baindlkirchen, Günzelhofen, Aufkirchen, Maisach, Esting, Olching, Aubing, Lochhausen, Pasing, München für den Viehtrieb und Augsburg, Althegnenberg, Hattenhofen, Mammendorf, Bruck, München für den Hufschlag. Den Nachweis hierüber hier zu liefern hält Referent nicht für geeignet; er ist es aber im Stande und wird dies mit der Vorlage der historisch-topografischen Beschreibung des Brucker Bezirkes bestätigen. Hier sein nur bemerkt, daß eingangserwähntes Römersträßchen bei Odelzhausen  von der Hauptstraße abzweigt, von Norden nach Süden läuft, hierbei die Ortschaften Rottbach, Maisach, Emmering berührt und die beiden Straßenzüge Augsburg, Odelzhausen, Dachau, München und Augsburg, Althegnenberg, Bruck, München verbindet. Dieses Sträßchen führt in ganz gerader Richtung und ist außerhalb des Dorfes Emmering bis zur Kapelle am Leithenberge deutlich als Hochstraße zu erkennen, wie es auch im Volksmunde den Namen \”Steinweg\” führt. Seine Dammhöhe beträgt 6-7\’ über die Grundebene, während die Dammbreite sich auf 10\’ und oft darüberstellt. Jenseits der Kapelle geht diese Straße, welche hier von der Landsberger Bahn durchschnitten wird, in einen Hohlweg über; rechts und links desselben sind starke Erdbefestigungen, welche in der Art ihrer Anlage und Ausführung den bei Schöngeising geschilderten vollkommen gleichen und welche den Übergang dieses Sträßchen über den Leithenberg schützen. Sobald dasselbe den Hohlweg betritt, befindet sich links ein mächtiger halbmondförmiger Wall 146 Fuß lang (ca. 42,00m) mit einer wechselnden Grabentiefe von 12-25 Fuß (ca. 3,50-7,00m) und einer oberen Grabenbreite zu 28 Fuß (ca. 8,20m) zur Verteidigung der Fronte gegen Norden und Osten. Gegen Westen schützen dasselbe dreifache gegen außen springende Umwallungen mit einer Länge von 230-240 (ca. 70,00m), und einer durchschnittlichen Grabentiefe von 6-7 Fuß (ca. 2,00m). An der linken Flanke der Straße läuft mit derselben bis zu deren Austritt aus dem Hohlwege parallel gleichfalls ein Wall, während die südliche Fronte wieder mit einer freifachen Umwallung geschützt ist. Der fürstliche Wall hat 48 (ca. 14,00m), der nächstfolgende 84 (ca. 24,00m) und der hinterste 124 (ca. 36,00m) Fuß Länge, bei einer durchschnittlichen Grabentiefe von 6-7 Fuß (ca. 2,00m).

Eigenes

Dieser Bericht hat mich bei der Suche nach Altwegen sehr inspiriert. Ich konnte die Hohlwege tatsächlich wie beschrieben Vorfinden. Ob eine Nutzung des Weges schon zu Römerzeiten stattgefunden hat, sollte hoffentlich mit weiterführenden und umfangreichen Recherchen herauszufinden sein. In der Uraufnahme (1808-1864) ist dort ein Weg eingezeichnet. Die wieder aufgefundenen Hohlwege würde ich gerne mit der Arbeitsgruppe zusammen weitergehend untersuchen.

Es war meine 2-te Besichtigung der Hohlwege, diesmal konnte ich zur Dokumentation auch ein paar Fotos schießen.

Zugang zum Hohlweg “oben” am Tonwerk – Aufnahmen vom 14.09.2019
Erster Einblick von oben in einen Hohlweg vom Fußweg her
Ein paar “schnelle Foto´s” wurden noch gemacht, die Stechmücken zeigten sich leider gnadenlos –
Verschiedene Perspektiven zum o.g. Bericht von F.S. Hartmann der Hohlwege.
Die Dimensionen der Wälle sind auch heute noch sehr beeindruckend.

Die Marienkapelle

Heute konnte ich die im o.g. Text, die sogenannte Marienkapelle gegenüber der Bahngleise, auf der Emmeringer Seite fotografieren. Der Kapellenweg führt aus der Dorfmitte, am Neubaugebiet entlang, für ca. 200m sichtlich erhöht auf einem Damm direkt an der Kapelle vorbei, durchbrochen durch die Bahnstrecke, in den Hohlweg. Schriftlich erwähnt wurde diese laut einem einem Aushang an der Kapelle im Jahr 1635.

Die Rückseite der Marienkapelle aus Richtung der Gleise
Die Marienkapelle
Bitte Lesen
Der Kapellenweg, früher Steinweg in Richtung der Marienkapelle

3 Kommentare zu „Hohlwege am Leithenberg“

  1. Ulrich Bähr

    Toller anschaulicher Beitrag! Trotzdem ist mir der Text von 1871 teilweise unklar geblieben. Was hat er da für einen Wall gesehen? Vermutlich müßte man den Text Zeile für Zeile mal abklopfen und mit Karten vergleichen.

  2. wegmarke

    Ein sogenannter Wall ist im Geländerelief teilweise ersichtlich.Ob es denn tatsächlich einer ist? Dazu ist eine Erkundung vor Ort dringend notwendig. Ist ein Verteidigungswall üblich an einem Hohlweg? Konnte darüber leider noch nichts lesen.

  3. Pingback: Münchner Berg bei Bruck – Altwege im Landkreis Fürstenfeldbruck

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