Grenzen in der Kulturlandschaft

von Ulrich Bähr

Zusammenfassung

Begriffe

Ein Vortrag über Grenzen versorgt uns mit Fachbegriffen über Grenzen.

Und er schärft den Blick, was man in der Landschaft entdecken kann.

Grenzen

Vortrag

Am 30.10.24 hielt Prof. Thomas Gunzelmann im Rahmen des Kulturlandschaftsforum Bayern einen Vortrag über Grenzen in der Kulturlandschaft. Der Fokus lag bei Ostbaiern, doch läßt sich manches auch auf Südbaiern übertragen.

Einen ähnlichen Vortrag hat er schon mal über Feldgeschworene gehalten.

Erst spät von Bedeutung

Das Wort „Grenze“ kam erst im 13. Jhr. aus dem slawischen „granica“ zu uns[1]. Davor sprach man im Alt- und Mittelhochdeutschen allenfalls von „rain“ oder „mark“.

Sehr wichtig waren harte Grenzen zwischen Territorien wohl erst ab dem Territorialstaaten-Konzept.

Würzburger Mark­beschreibung

Allerdings gibt es frühe Ausnahmen, wie z. B. die „Würzburger Markbeschreibungen“ von 779. Dort werden die Grenzen Würzburgs beschrieben mit

Quellen, Seen, Flüssen, Furten, Brunnen, Hügel, Bäumen, (Heer-)Straßen. Sogar ein Grenzstein wird dort erwähnt, der aber auch ein auffälliger natürlicher Stein sein.

Grenzformen

Grenzen kann man einteilen in

  • unscharf
    • Wälder
    • Feuchtgebiete
  • scharf
    • Flüsse
    • Höhenzüge
Grenzsteine

Ältester bayerischer Grenzstein mit Wappen ist von 1513.

Angeblich findet man Grenzsteinketten in der bayerischen Denkmalliste https://geoportal.bayern.de/denkmalatlas/ bzw. https://geoportal.bayern.de/denkmalatlas/liste.html

Das konnte ich aber nicht nachvollziehen. Ich wüßte nicht, wie man danach suchen kann.

Einige Grenzsteine waren Wappen in den gewachsenen Fels gemeiselt.

Grenzbäume

Grenzbäume wurden manchmal eigenartig geschnitten (auf den Stock, mit zwei Wipfeln).

Grenzweg

Grenzwege waren oft „Freiung“ – sie gehörten also nicht zu den angrenzenden Grafschaften etc. Vielmehr gehörten sie dem König/Herzog/Kaiser.

Daher heißen sie auch oft „Hochstraße“ oder „Hohe Straße“ – nicht weil sie auf einem erhöhten Damm waren, sondern vielmehr weil sie der „Hohen Herrschaft“ gehörten.

Rund um Dörfer gab es oft den „Etterweg“, der die Weiden/den Wald vom Dorfgebiet abtrennte. Damit die Tiere vom Dorf nicht ausbüchsten bzw. die Weidetiere in das Dorf gelangten war er meist eingezäunt – teilweise auf beiden Wegseiten.

Kulturland­schaftsstufe

Zwischen zwei Bewirtschaftungsformen finden man manchmal Terrassenstufen. Weil z. B. ein Feld durch jahrhundertelange Erosion irgendwann tiefer lag, als der Wald daneben.

Wölbäcker

Wölbäcker haben keine direkten Grenzen. Aber ihre Ränder sind immer schon markant auszumachen. Ein tolles Beispiel ist Schwamham (Irschenberg), wo die Wölbäcker noch sehr gut in den Wiesen erkennbar sind.

Lesesteinwälle

Lesesteine am Ackerrand abzulegen führt zu Lesesteinwällen.

An Weinberghängen (Weinleiten), die es ja auch bei uns gab, wurden sie manchmal als senkrechte Riegel abgelegt (also mit der Hangneigung).

Landwehren

Landwehren sind Grenzmarkierungen durch Doppelgräben. Meist mit Hegwegen daneben, auf denen man die Grenze abreiten konnte. Für die Verteidigung haben die langen Gräben wenig geholfen. Sie dienten eher der Markierung und Kontrolle.

Grenz­siedlungen

Im 18. Jhr. wurden teilweise extra Siedlungen an der Grenze gegründet, damit die Bewohner auch ein Auge auf die Grenze haben. In Franken heißen die manchmal „Marchhäuser“.



  1. In einer Karte des Klosters Indersdorf von 1791 wird noch der Begriff „Granitz“ verwendet.


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