Exkursion Brandenberger Mühlweg am 14.07.19

Am 14.07.19 machten sich Gudrun, Kristina, Susanne, Fritz, Lucien, Rudolf und Uli auf, um den Verlauf des Brandenberger Mühlwegs in der Landschaft zu verfolgen. Gleich zu Beginn teilten uns Dorlis und Roman das Ergebnis ihrer Befragung eines Brandenbergers mit: Angeblich gab es eine Sägemühle in Brandenberg.

Die Exkursionsgruppe

Wir haben festgelegt, Altwege in Segmenten zu betrachten.

Quelle: Google Earth. GeoBasis-DE/BKG
Die Segmente des Brandenberger Mühlwegs bis Reichertsried. Quelle: GoogleMaps. GeoBasis DE/BKG (2009)
  • Segment 001.01: gekiester moderner Forstweg (anfangs geteert) ab Schöngeising bis zum kreuzenden Forstweg (der nach Marthashofen führt).
  • Segment 001.02: teilweise zugewachsener (noch genutzter) Waldweg bis zu den Bahngleisen.
  • Segment 001.03: durch den Bau der Bahnstrecke nach Grafrath-Geltendorf-Lindau verlorengegangenes Teilstück
  • Segment 001.04: gekiester moderner Forstweg bis zum kreuzenden Forstweg Landsberied-Wildenroth.
    Auffällig: Die Uraufnahme und die Positionsblätter zeigen den Mühlweg 80-180 m weiter südlich. Tatsächlich scheint man im Gelände dort eine schwache Kante/Grundstücksgrenze zu sehen (laut Höhenprofil ist dort eine Senke von 20 cm). Im Schummerungsbild kann man zudem schwach einen “Damm” von 20 cm Höhe ausmachen der 220 m südlich parallel zum markierten Mühlweg verläuft. Es kann also sein, daß der Mühlweg irgendwann verlegt wurde. Die älteste verlässliche Karte nach der Uraufnahme, die der Bayernatlas im Thema “Zeitreise” zeigt, ist von 1890 und dort ist der Forstweg deckungsgleich mit dem heutigen Verlauf.
  • Segment 001.05: gekiester moderner Forstweg bis zum Abknick nach Südwesten Richtung Reihermoos/Raigermoos.
  • Segment 001.06: ein vermutetes Segment als Fortsetzung der modernen Waldwege von Segment 1.05 und Segment 1.07. Leider ist das im Sommer ein undurchdringlicher Dschungel aus Brombeerranken. Im Schummerungsbild zeichnet sich der Altweg deutlich ab – aber wir konnten ihn nicht erreichen.
    Dieser Nachweis im Schummerungsbild ist der Angelpunkt für unsere nachfolgenden Routenüberlegungen: Bis Reichertsried ist die Routenführung eher spekulativ; wir setzen stark auf eine lineare Fortsetzung dieses Segments 001.06.
    [Zwischen Segment 1.05 und 1.06 kreuzte auch noch die Südwest-Nordost-Verbindung von Grafrath-Weihermoos über Rothschwaige nach Bruck. Diese Verbindung ist rudmentär noch als moderne Wege erhalten. In der Schummerungskarte sieht man noch weitere Teilstücke dieses Altwegs.
    Zumindest zeitweise hätte auch das südlich von Segment 1.06 gelegene Teilstück dieses Altweges als Brandenberger Mühlweg dienen können.]

Nördlich des Segments 1.06 verläuft ein geschwungener moderner Weg (der 1924 erstmals in den Karten auftaucht. Mindestens 100 Jahre gab es offenbar keine Notwendigkeit für einen Weg an der Stelle. Warum man dann einen kurvigen Umweg wählte und nicht die schnurgerade Verbindung reaktivierte ist rätselhaft.)
Nördlich des geschwungenen Wegs haben wir eine Fülle von parallelen Hohlwegen entdeckt, die alle zum heute noch existierenden Forstweg nach Jesenwang führen. (Weiter westlich und nordwestlich gibt es noch mehr Hohlwege.) Alle Hohlwege waren früher sicher tiefer, da sich am Grund eine dicke Schicht aus Laub und Erde angesammelt hat.

Hohlweg, der zum Weg nach Jesenwang führt
Gudruns Hohlwegefächer und Hohlwege (bei Messung 3) westlich des Wegs nach Jesenwang
  • Messung 1: 2,90 m breit und 35 cm tief. Am Grund liegt Schotter.
  • Messung 2: 4,60 m breit und 50 cm tief.
  • Messung 3: 4,20 m breit und 140 cm tief.
  • Segment 001.07: Ein spekulatives Segment. Südlich davon zeichnet die Uraufnahme einen Weg \”Nach Bruck\”, dessen Nachfolger womöglich der Weg ist der heute auf das Reihermoos zuläuft und dann darum herumschwenkt. Die frühere Fortsetzung nach Westen ist auf der Schummerungskarte auch noch zu erkennen. Die Segmente 001.006 – 001.008 hätten also auch hart am Reihermoos entlang laufen können und – wenn unsere Routenvermutung zutrifft – bleibt rätselhaft, warum eine direkte Verbindung vor 1800 aufgab zugunsten eines längeren Weges nahe eines Mooses.
  • Segment 001.08: Sehr schwach erahnt man im Schummerungsbild hier einen Weg in linearer Fortsetzung von Segement 001.06.
    Gegen Ende von Segment 001.08 kreuzt von Süden ein Hohlweg, der womöglich zu dem ehemaligen Weg nach Landsberied führte.
  • Segment 001.09: Im Schummerungsbild sieht man schwache Furchen in passender Richtung an Fuß des Hanges.
  • Segment 001.10: Ein moderner Weg. Ungefähr ab der Mitte des Segments geht ein Hohlweg nach Norden ab, der womöglich zum ehemaligen Weg nach Landsberied führte (oben auf der Moräne schlängelt sich der Weg nach Osten).
    Würde man den Hohlweg südlich fortsetzen, dann käme man zu den Resten einer (vermuteten) “Motte” – also einem künstlich angelegten Hügel, auf dem ein Adeligenturm stand: . (Siehe dazu Dorlis und Roman Bischof: “Der Burgstall bei Reichertsried”, in “Schlösser, Burgen und Burgställe im Landkreis Fürstenfeldbruck”, Brucker-Blätter 2015, Historischer Verein Fürstenfeldbruck. Der vermutete Burgstall liegt 900 Meter von Reichertsried entfernt und kann mit dem Hof eigentlich kaum etwas zu tun haben. Wenn der Brandenberger Mühlweg früher überregional bedeutsam war, dann könnte man ihn von dieser Burg bewachen (falls damals kein Wald stand und ein übersichtlicher Glacis zum 90 Meter entfernten Weg bestand).
  • Segment 001.11: Der Weg ist nicht in der Uraufnahme, nicht im Positionsblatt, zeichnet sich nicht in der Schummerungskarte ab und ist kein aktueller Weg. Trotzdem findet man Kiesel am Boden, was auf eine Befestigung der Trasse hindeutet.
Kiesel auf Segment 001.11

Und auf dem Uraufnahmeblatt nördlich von Segment 001.11 gibt es einen Weg [1] (geb hervorgehoben) nach Landsberied, der sich auf dem eigentlichen Uraufnahmeblatt von Segment 001.11 nicht fortsetzt [2]. Vielleicht wäre der vom Kartographen unterschlagene Wege “unser” Segment 001.10 gewesen?
(Der unterschlagene Weg würde übrigens ziemlich genau zu dem Reichertsrieder-Burgstall-Hügel führen.)

  • Segment 001.12: In der Uraufnahme wird Reichertsried von Süden erschlossen (Segment 001.12a) . Allerdings gibts nördlich davon einen Hohlweg (Segment 001.12b), der die Hofstelle von Osten erschlossen hätte.

Fazit

  • Im Wald sind die GPS-Messung nicht immer verlässlich
  • Man kann gar nicht genug Punkte in der App dokumentieren und dort genau beschreiben, warum man den Punkt gesetzt hat (Messung, Photo etc.)
  • Die Positionsblätter 1:25.000 von 1817-1841 zeigen immer wieder Wege, die in der Uraufnahme von 1808-1864 fehlen. Manchmal sind die Wege auf den Positionsblättern auch näher an den eigentlichen Positionen (wenn man das bei bestimmten Wegen klar feststellen kann). Kurz: Die Positionsblätter haben trotz gröberen Maßstabs oft eine bessere Qualität.
  • Der Wegname “Brandenberger Mühlweg” taucht nur im Osten des Weges auf den Karten auf. Ob die Gesamtstrecke überhaupt über Reichertsried ging, ist nicht vollständig sicher.

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