Die Römerstraße von Schöngeising bis zur Willibaldskirche

Am 03.10.21 haben Manfred, Andreas, Lucien und Uli den Abschnitt der Römerstraße von Schöngeising bis zur Willibaldskirche bei Jesenwang untersucht. Wir wollten sehen, was man heute noch davon sehen kann.

(von Ulrich Bähr, Manfred Gehrke, Andreas Knoll, Lucien Mayer)

Grundlagen

Welche Relikte finden wir heute noch, die uns helfen können, den Verlauf der Römerstraße nachzuvollziehen:

  • Die heute noch sichtbaren Gruben zur Materialentnahme (Kiesgruben) (bei Trockenheit etwas kräftiger Bewuchs und daher dunkler)
  • Im Luftbild erkennbare eingeebnete Materialentnahmegruben
  • Im Luftbild erkennbare Entwässerungsgräben (bei Trockenheit etwas kräftiger Bewuchs und daher dunkler)
  • Im Luftbild erkennbarer Straßendamm (bei Trockenheit wenig Bewuchs und daher hell)
  • Im Gelände erkennbare Dämme

Diese Relikte kann man durch Linien verbinden. Diese Linien berühren einander an Punkten. Diese Punkte stellen dann die Enden der Segmente dar.

Die Segmente

Von Schöngeising/Sudetenstraße bis Jesenwang/Flugplatz ergeben sich dadurch 6 Segemente (bzw. auch nur 4 je nach Zählweise).

Abbildung Die Römerstraßensegmente (blau) mit ihren Endpunkten (Pxxxx). Rot sind Hügel markiert. Unterhalb der Punkte jeweils die Höhe über dem Meeresspiegel.
[Quelle: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206]

Segmentlängen

Man liest gelegentlich, dass die römischen Ingenieure Vorgaben für die Segmentlängen gehabt hätten. Dies lässt sich bei den vier hier untersuchten Segmenten nicht nachweisen:

Segment

Länge [m]

Römische Fuß

450 röm. Fuß

750 röm. Fuß

Römische Passus

Römische Meile

Römische Leugae

S01

1320

4.457

33,5

5,9

891,9

0,89

0,59

S02

1350

4.558

34,3

6,1

912,2

0,91

0,61

S03

476

1.607

12,1

2,1

321,6

0,32

0,21

S04

619

2.090

15,7

2,8

418,2

0,42

0,28

Mittelwert

941,3

3.178,1

23,9

4,2

636,0

0,6

0,4

Die Längen der Segmente waren wohl doch eher durch die Topographie bestimmt.

Von Hügel zu Hügel?

Es wäre naheliegend anzunehmen, dass ein Vermessungsingenieur auf einem Hügel steht und von dort als Endpunkt eines Segments den nächsten Hügel anpeilt. Die einzelnen Segmente würden dann von Hügel zu Hügel verlaufen.

Erstaunlicherweise kann man das bei den vier hier untersuchten Segmenten nur bedingt bestätigen. In Schöngeising würde man ein Segmentende auf Höhe der heutigen Bahngleise erwarten. Doch falls hier nicht zwei Segmente ohne jeden Winkel aneinander anschließen, dann endet das Segment erst weiter östlich im Hang. (Das Straßenniveau wurde dabei auf Höhe der Materialentnahmegruben angenommen, da der heutige Straßendamm heuer liegt und insbesondere bei der Bahngleisverlegung beträchtlich erhöht wurde.)

Das Segement S02 läuft ganz offensichtlich über einen Hügel hinweg. Die weiter westlich anschließenden Segmente könnten tatsächlich auf kaum ausgeprägten Erhebungen geendet haben.

Noch unklare Segmente bei Willibaldskirche

Die Betrachtung endet mit Segment S04. Die restliche Strecke bis zur Willibaldskirche ist noch unklar. Zur endgültigen Festlegung müsste man Einblick nehmen dürfen in die Grabungsberichte der drei Schnitte durch die Römerstraße, die 2002 vorgenommen wurden. Leider sind diese Grabungsberichte nicht mehr verfügbar oder unter Verschluss.

Tatsächlich wäre dieser Bereich sehr interessant, da dort die Straße durch ein Handwerkerdorf mit Streifenhäusern verlief.

Segment S01

Lage

Von Schöngeising/Sudetenstraße (Punkt P0001) bis Schöngeising/Waldrand (Punkt P0002)

Abbildung Segment S01 [Quelle: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206]

Länge: 1.320 Meter (= 0,89 römische Meilen = 0,59 röm. Leugae)

Endpunkte

Endpunkt P0001 liegt am Rand einer Amperterrasse. In Römerstraße durch Schöngeising ab Ecke Rothschwaiger Straße“ wurde diese Stelle als „Knick #1“ identifiziert auf Höhe Schöngeising/Sudetenstraße.

Endpunkt P0102 liegt gleich nach dem Waldrand unterhalb des Höhenrückens des Schlossbergs. Er ergibt als Schnittpunkt der Segmente S01 und S02.

Das Segment S01 wird definiert durch die heute noch im Gelände erkennbaren beidseitigen Materialentnahmegruben.

Neuzeitliche Nutzung

In der Uraufnahme verlief Segment S01 durch Wald, es gibt keine anliegenden Grundstücke. Sie ist aber bereits als „Roemer Straße“ markiert. Die damalige Straße verlief ziemlich exakt auf der aus den Materialentnahmegräben errechneten Linie. Nur nahe des Endpunktes P0001 wechselt sie am Hang zu zwei parallelen Schlangenlinien. (Ein Rest davon ist 2021 noch zu sehen südlich der Straße im Wald.)

In dem Waldgebiet sind keine Wölbäcker erkennbar. Nördlich der Strecke wurde in die Hangkante der oberen Amperterrasse eine 55 x 29 Meter große Kiesgrube gegraben, die aber vermutlich neuzeitlich ist, da sie für römische Kiesgruben zu groß ist.

Heute ist Segment S01 Teil der Schöngeisinger Bahnhofstraße, die 2020 durch einen breiten Radweg erweitert wurde. Dadurch wurden zwei der nördlichen Materialentnahmegruben verschüttet. Die archäologische Begutachtung erbrachte in diesem Bereich aber keine Befunde oder gar Funde.

Längsprofil

Das Segment S01 quert die Bahnlinie München-Buchloe. Zwischen 1869 und 1873 wurde dafür an dieser Stelle ein zwei bis drei Meter hoher Damm errichtet. (1893 musste in Schöngeising ein zusätzlicher Haltepunkt eingerichtet werden.) Wenn wir die Höhe der erhaltenen Materialentnahmegruben als römerzeitliches Bodenniveau annehmen, dann kann man vor und nach der Bahntrasse ein Bodenniveau von 551,2 bis 551,3 Meter über Normalnull vermuten. Die Römerstraße liegt also unter dem Bahndamm. Heute stellt der Bahnhof den höchsten Punkt dar, von dem man in beide Richtungen bergab blickt – zur Römerzeit war diese Stelle unauffällig flach und es gab ein gleichmäßiges sanftes Gefälle von Landsberied hinab nach Schöngeising.

Auffällig ist, dass nördlich der Bahnlinie keine Materialentnahmegruben auf der westlichen Straßenseite zu finden sind. Der Grund ist unbekannt. Möglicherweise hat dort ein anderer Trupp Soldaten die Straße gebaut.

Deutlich erkennbar im Profil ist die Amperterrasse ungefähr 300 Meter nach dem Punkt P0001. Auch wenn wir uns den Bahndamm wegdenken, so bleibt festzuhalten, dass es keine direkte Sichtverbindung zwischen dem Startpunkt P0001 und P0102 gab. Für die Vermessung war das problematisch. Trotzdem scheint die Römerstraße vor und nach der Hangkante in einer durchgehenden geraden Linie verlaufen zu sein. Offensichtlich haben die römischen Vermesser im Bereich der Hangkante mehrere Zwischenanpeilpunkte verwendet, um dem Ideal der geraden Linie nahezukommen.

Da die römischen Wägen mit den selben Problemen zu kämpfen hatten, wie die neuzeitlichen Kutschen und Karren, ist es ohnehin erstaunlich, dass die römischen Ingenieure an diesem Hang ausweislich der Materialentnahmegruben tatsächlich einen Straßendamm und keine Hohlwege vorsahen.

Querprofil

Zwischen den Materialentnahmegruben liegen 21,5 Meter. Das ist der gleiche Wert, wie beim Segment nahe der ehemaligen römischen Schöngeisinger Amperbrücke. Daher ist auch hier davon auszugehen, dass die Straßenbreite 6 Meter betrug. Daneben noch jeweils 5,6 Meter breite unbefestigte Streifen, auf die 2 Meter breite Entwässerungsgräben bis zum Rand der Materialentnahmegruben folgten.

Segment S02

Lage

Vom Waldrand/Schöngeising (Punkt P0102) bis Landsberied/Kohlstattweg (Punkt P0203).

Länge: 1350 Meter (= 0,91 römische Meilen = 0,61 röm. Leugae)

Abbildung Segment S02
rote Linien: Linker und rechter Rand des im Luftbilds sichtbaren feuchteren Streifens
orange Linie: parallele Struktur, die in manchen Luftbildern sichtbar ist.
gelbe Linie: im Luftbild erscheinender trockenerer Streifen
blaue Linie: Die lineare Verlängerung des sichtbaren Streifens bis sie auf die Segmente S01 und S03 trifft
[Quelle: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206 ]

Östlich des Zahlbergs sehen wir im Luftbild in Flurstück 45 einen trockenen Streifen der Römerstraße. (Der Boden ist dort sandiger Lehm. Auf den lehmigen Wiesen rundum zeichnet sich die Römerstraße im Luftbild im Bewuchs nicht ab.) Dieser trockene Streifen ist die Referenz für das Römerstraßensegment S02.

Linear nach Süden verlängert erkennt man, dass es nicht die Fortsetzung von S01 ist, sondern um 3° abweicht. Bei Punkt P0102 treffen sich die beiden Geraden – so ergibt sich dieser Punkt P0102. Es wäre denkbar, dass der Schnittpunkt P0102 in Wahrheit 160 Meter weiter westlich lag. Dann wären die Segmente S01 und S02 beide exakt eine römische Meile lang.

Segment S03 wird durch eine Luftaufnahme mit einem trockenen Streifen definiert. Nach Süden verlängert würde er die eindeutig in der Luftaufnahme erkennbaren Römerstraßenstreifen in Flurstück 45 zu weit südlich treffen. Offensichtlich muß also die Trasse von Segment S03 irgendwo in einer S-Kurve auf Segment S02 einschwenken. Da der Kohlstattweg über einen kleinen Hügel führt, bietet sich hier ein geeigneter Punkt (P0203) für einen Kurvenbeginn an. Sofern keine Grabungsergebnisse vom Hausbau der Siedlung dort vorliegen, muß das aber Spekulation bleiben.

Die Bodendenkmalskarte zeichnet die Römerstraße ähnlich ein; sie läßt sie aber etwas nördlicher durch das Haus Am Zahlberg 3 zu laufen. Die Luftbilder scheinen aber einen Verlauf zwischen den Häusern Am Zahlberg 3 und Am Zahlberg 5 anzudeuten. Allerdings treffen sich die linearen Fortsetzungen nicht am selben Punkt auf dem Kohlstattweg: Zwei parallele Linien verfehlen sich um 7 Meter. Womöglich vollführte die Römerstraße eine leichte S-Kurve durch das heutige Wohngebiet entlang der Straße „Am Buchteil“.

Abbildung Römerstraße südlich von Landsberied.
Gelbe Linien nur zur Verdeutlichung.
Quelle: GoogleEarth. Aufnahmedatum 04.08.2015

Abbildung 6 Drohnenbild von Stefan Kluthe (http://www.bewuchsmerkmale.de) vom 31.07.22

Im südöstlichen Eck des Ackers 563 fallen auf Luftbildern immer wieder streifige Strukturen im Luftbild auf:

Abbildung Quelle: GoogleEarth 08.04.2009. Flurstücke 45, 563 und 564

Womöglich sehen wir hier in der Mitte den kiesigen trockenen helleren Damm der Römerstraße. Darüber und darunter die ehemals tieferen und heute feuchteren dunkleren Entwässerungsgräben mit angrenzenden Materialentnahmegruben? Der helle Streifen ist etwa 14 Meter breit. Die angrenzenden dunklen Streifen messen etwa 10 Meter. In etwa entspricht das den üblichen Maßen der Römerstraße.

In Flurstück 563 zeichnet sich an wenigen Jahren 21 Meter südwestlich von der Römerstraße eine parallele Struktur im Luftbild ab, die wie ein Alternativweg wirkt. Sie paßt nicht zu einem alten Feldrain. Im nördlich angrenzenden Flurstück 45 scheint sie sich nicht fortzusetzen. Im Südosten von Flurstück 1120 („Dorfwirt“) sehen wir einen ähnlichen etwas trockeneren Streifen im Luftbild; das könnte eine Fortsetzung sein.

Abbildung GoogleEarth, 24.07.2012, Maxar Technologies

Der Damm der Römerstraße kann im Gelände beobachtet werden. Die abgeernteten Reihen dieses Maisfeldes zeigen deutlich die Erhöhung, die sich schräg durch den Acker zieht.

Abbildung Flurstück 45 südlich von Landsberied

Zwischen den Flurstücken 45 und 363 verläuft ein Feldweg (eher eine Fahrspur in der Wiese) die Römerstraße. Die beiden Radfahrer befinden sich exakt auf der Römerstraße, wo man den Damm gut erkennen kann:

Abbildung Feldweg (Flurstück 562) zwischen den Flurstücken 563 (lins) und 45 (rechts) mit quer verlaufendem Römerstraßendamm.
Von der Verbindungsstraße Schöngeising-Landsberied aus gen Westen photographiert am 03.10.2021.
[Lizenz „CC BY-NC-SA 3.0 DE“]

Endpunkte

Endpunkt P0102 ist der Schnittpunkt der Linie von Segment S02 im Luftbild und der Linie von Segment S01, das durch die Materialentnahmegruben definiert wird.

Funde aus der Römerzeit

Das Segment S02 durchschneidet ein Gebiet, das zur Römerzeit besiedelt war. Westlich der Römerstraße lag eine Villa Rustica mit Brandgräbern. Zudem lassen Grabhügel eine keltische Besiedelung in der Nähe vermuten.

Neuzeitliche Nutzung

Teile des Segments S02 sind offenbar bald nach der Römerzeit untergegangen – oder es wurde dort keine Landwirtschaft betrieben. Jedenfalls nehmen keine der Feldgrenzen Bezug auf die Römerstraße im unten grün hinterlegten Abschnitt. Das ist durchaus erstaunlich, da zur Gründungszeit von Landsberied womöglich noch halbwegs gerodetes Land der untergegangenen Villa Rustica zur Verfügung stand incl. eines als Feldweg tauglichen Damms. Der Ort Landsberied liegt aber ohnehin in einer Ecke seines Felderumkreises – man ist versucht, in Babenried den ursprünglichen Ort zu vermuten. An Babenried führte auch der „Fürstenweg“ von Bruck nach Jesenwang vorbei. Das könnte erklären, warum wir auf der Uraufnahme eine breite Straße von Babenried (durch Landsberied) zur Römerstraße und weiter nach Schöngeising sehen.

In der Uraufnahme sehen wir, dass die Enden des aufgelösten Abschnitts der Römerstraße trotzdem verbunden waren durch einen kurvigen Weg an den beiden Landsberieder Kohlenmeilern vorbei. Diese Trasse meidet die größten Anhöhen und ist etwas flacher. Somit korrigiert sie zum Teil das Problem der römischen Routenwahl. Auch diese Straße wird in der Uraufnahme „Roemer Strasse“ genannt.

Abbildung Der Verlauf der Römerstraße blau. Grün hinterlegt der Teil von Segment S02, auf den keine Feldgrenzen Bezug nahmen. Rot eingekreist der Bereich einer Villa Rustica und kaiserzeitlichen Siedlung.
[Quelle: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206]

2021 ist nur das Teilstück bis zum 575 Meter hohen Hügel noch als Teil der Ortsverbindung Schöngeising-Landsberied in Benutzung.

Längsprofil

Das Profil des Segmentes S02 zeigt zwei Hügel über die die Römerstraße ging. Tatsächlich wäre die Trasse 50 Meter weiter nordöstlich um einige Höhenmeter flacher gewesen. Für diese etwas brachiale Routenwahl sind die römischen Vermessungsingenieure ja gerade zu berüchtigt. Hier hat man ein gutes Beispiel für das römische Straßenbauprinzip: Lieber eine Steigung, als eine Kurve.

Zwischen den beiden Endpunkten gibt es keine Sichtverbindung. Da die Römerstraße in Punkt P0203 ohnehin abknickt: Warum nicht schon 300 Meter vorher auf dem 5 Meter hohen Höhenrücken (wenn man die Römerstraße schon unbedingt unnötigerweise darüber verlaufen lassen möchte)?

Das Segment S02 widerlegt recht deutlich die These, dass Römerstraßen immer schnurgerade zwischen Höhenrücken verliefen und nur an erhöhten Punkten die Richtung änderten. Klingt zwar plausibel – scheint hier aber nicht der Fall zu sein.

Querprofil

Auf diesem Segment haben wir nur sehr vage Luftaufnahmen vom Flurstück 363. Die deuten aber übliche Breite der Römerstraße von 6 Metern an.

Segment S03

Lage

Vom Westrand des Ackers mit Flurnummer 45 (Punkt P0203) bis in die Mitte der Sportplatz-Wiese mit Flurnummer 1119/1 (P0304)

Länge: 476 Meter (= 0,32 römische Meilen = 0,21 röm. Leuga)

Abbildung Segment S03. Der Verlauf der Römerstraße blau. Orange ein im Luftbild sichtbarer Streifen (heute unter der Gaststätte Dorfwirt).
[Quelle: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206]

Die Strecke wird definiert durch ein Luftbild, das noch vor dem Bau des Landsberieder Dorfwirts erstellt wurde: Unterhalb des Tennisplatzes sieht man deutlich eine helle Linie. Sie wird hier als der trockenere, kiesige Streifen der Römerstraße interpretiert.

11 Meter südlich des Dorfwirt-Grabens sieht man schwach eine weitere helle Linie. Das könnte der Rest einer älteren parallelen Route sein, die auch bei Segement S02 auftaucht.

Punkt P0304 ergibt sich dann als Schnittpunkt von Segment S04 (das sich sehr klar im Luftbild abzeichnet) und Segement S03.

Abbildung [Quelle GoogleEarth, 01.05.2001, Image 2021 GeoContent]

Neuzeitliche Nutzung

Ab der heutigen Grünbergstraße in Landsberied bildete die Römerstraße die Flurgrenze. Hier war die Römerstraße zur Zeit der Rodung zumindest noch als Damm erkennbar. Bis zur Flurbereinigung wurde die Römerstraße weiter als Weg genutzt.

Segment S04

Lage

Vom Landsberied/Sportplatz (Punkt P0305) bis Flurstück 1130 (Punkt P0405) zwischen zwei Kiesgruben westlich von Landsberied.

Länge: 619 Meter (= 0,42 römische Meilen = 0,28 röm. Leugae)

Das Segment wird definiert durch die im Luftbild gut erkennbaren Materialentnahmegruben in den Flurstücken 1112 und 1130.

In Flurstück 1130 dreht die Straße erkennbar nach Westen. Der Punkt P0405 ist ein fiktiver Punkt in der Kurve.

Abbildung Segment S04. Der Verlauf der Römerstraße blau.
Der Innenrand der Materialentnahmegruben rot.
Orange (im Segment S03) ein heller Streifen, der sich im Luftbild abzeichnete.
[Quelle: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206]

Die Kurve

Die Kurvensituation ist uneinheitlich:

Entweder sehen wir die Reste von mehreren überlagernden Wegverläufen, die über die Zeit entstanden sind. Oder die Römerstraße ist in der Kurve einem am Nordrand stehendem Hindernis ausgewichen (ein besonders großer Baum?).

Abbildung Kurve zwischen den Segmenten S04 udn S05.
Der Innenrand der Materialentnahmegruben rot. Blau der angenommene Damm der Römerstraße zwischen den Materialentnahmegrubenstreifen
[Quelle: Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206]

Die Römerstraße wendet sich in einer weiten Kurve nach Westen (Radius etwa 1 km). Der Endpunkt P0405 ist somit eher fiktiv.

Römerstraße kreuzt Weg

Östlich der Bauschuttdeponie Jesenwang verläuft ein Nord-Süd-Weg, den die Römerstraße kreuzt. Hier kann man den Damm noch gut erkennen. Die beiden Radfahrer auf dem Photo befinden sich genau auf dem Damm.

Abbildung Bodenwelle in einem modernen Weg, wo er den Damm der Römerstraße kreuzt. Photographiert am 03.10.2021 Richtung Nord.
[Lizenz „CC BY-NC-SA 3.0 DE“]

Materialent­nahmegruben

Auffallend an dieser Kurve ist, dass wir hier auf jeder Seite der Römerstraße zwei Reihen von Materialentnahmegruben sehen.

Abbildung Segment S04 im Luftbild mit Materialentnahmegruben in zwei Reihen. Innenrand der inneren Reihe rot. Innenrand der äußeren Reihe orange.
[Quelle: BayernAtlas, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. <das Aktenzeichen>]

Idealisiert kann man die Materialentnahmegruben so vervollständigen:

Abbildung Doppelreihige Materialentnahmegruben. Rechts die ermittelte Straßenbreite östlich von Schöngeising. [Lizenz „CC BY-NC-SA 3.0 DE“]

Der Abstand von rund 17,5 m zwischen den innersten Gruben entspricht der Straßenbreite incl. Grünstreifen östlich von Schöngeising. Dort folgte dann aber jeweils ein etwa 2 m breiter durchgehender Entwässerungsgraben. Hier sehen wir jedoch keinen Graben, sondern nur einzelne, eher kleine Gruben. Die Grubengrößen variieren stark.

Die Interpretation der zweireihigen Materialentnahmegruben fällt schwer. Womöglich war beabsichtigt, die innere Reihe zu einem durchgehenden Graben zu erweitern. Die vielen modernen Kiesgruben rundum zeigen bereits, dass Entwässerung auf diesem Boden nicht so nötig ist und so hat womöglich auf diese Gräben verzichtet. Aber eigentlich hätte man sich dann auch die äußere Reihe Materialentnahmegruben sparen können.

Neuzeitliche Nutzung

Die Straße von Landsberied zur Willibaldskirche entspricht frappierend exakt der Römerstraße. Alle Äcker in diesem Gebiet waren durch die Römerstraße begrenzt. Das lässt vermuten, dass die Römerstraße hier durchgehend intakt war.

Abbildung Uraufnahme von 1808-1864. Rot die Begrenzung der Römerstraße incl. Seitenstreifen. [Quelle: Uraufnahme, BayernAtlas. Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung Nr. 2111-016206]

Durch die Flurbereinigung wurde dieser Weg aufgelassen. Heute sind dort Äcker.

Neuzeitliche Markierung der Römerstraße

Karte

Moderne Meilensteine

Erst durch die Flurbereinigung verschwanden die alten Wege, die seit der Römerzeit durchgehend auf der Trasse der Römerstraße verliefen. In Landsberied wurde der Verlauf zur Erinnerung durch moderne Steine markiert, die sich am Aussehen römischer Meilensteine orientieren. Sie sind beschriftet mit:

Hier verlief

vor der Flur-

bereinigung

des Jahres 1950 die

Römerstraße von

Augsburg nach

Salzburg

Ausgebaut im

Jahrhundert

nach Christus

Leider ist die Beschriftung im Jahr 2021 nur noch teilweise lesbar, da der Stein stark verwittert.

Abbildung Moderner Meilenstein bei der Bauschuttdeponie Jesenwang mit St. Willibald im Hintergrund. Photographiert am 03.10.2021 Richtung Nordwest.
[Lizenz „CC BY-NC-SA 3.0 DE“]

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