Brombeeren

Heute ist jede freie Fläche im Wald in Kürze unpassierbar vor lauter Brombeeren. Wenn die Waldbesitzer ihre Lichtungen und Forstwege nicht regelmäßig freischneiden würden, wären sie in wenigen Jahren zugewachsen mit einem dichten, stacheligen Gestrüpp.

Aber wie war das im Mittelalter? Da hätte es ja eine enorme Man-Power gebraucht, um die Rennwege, Mühlenwege etc. immer freizuschneiden. Natürlich waren Bauern zu Straßenreparaturen verpflichtet (also Frondienste bzw. Scharwerke) – doch das hat offenbar gerade mal so ausgereicht, die gröbsten Schlaglöcher auszubessern.

Doch vielleicht hatten die mittelalterlichen Straßenbenutzer dieses Brombeerproblem noch gar nicht. Womöglich blieben einmal freigerodete Reitwege über viele Jahre nutzbar.

Denn die Konzentration von Stickstoffverbindungen (Ammoniak, Ammonium etc., also NHx) in der Luft hat seit Beginn der Industrialisierung zugenommen. Laut Umweltbundesamt hat sich seit 150 Jahren die Menge „reaktiver Stickstoffverbindungen verzehnfacht“. Richtig stark hat das ab 1960 zugenommen. Es gibt in Wäldern eine „Eutrophierung durch Luftschadstoffe“. Aussagen über die mittelalterliche Luft findet man leider nicht. Womöglich ließe sich jedoch die Zunahme der Brombeerverbreitung durch Pollenzählungen in Mooren nachweisen.

Brombeere und Himbeere (und Brennnessel und Springkraut) sind Stickstoff-Zeigerpflanzen. Sie vermehren sich also dort stark, wo viel Stickstoff im Boden ist. Spiegel.de zitiert am 07.03.06 Jan-Peter Frahm, Botaniker vom Bonner Nees-Institut für Biodiversität: „Ammoniak verbindet sich mit Stickoxiden aus Dieselabgasen zu Ammoniumnitrat, das mit dem Regen in den Boden einsickert. Das ist reiner Dünger, wie er auch im Baumarkt zu kaufen ist“.

Glücklicherweise gehen die Stickoxid-Emissionen in Deutschland seit 1990 markant zurück. Vielleicht haben wir ja irgendwann mal wieder mittelalterliche Verhältnisse in unseren Wäldern und Altwegeforscher können dann auch mal in kurzen Hosen aufgelassene Wegetrassen suchen.

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