Brandenberger Mühlweg in der Uraufnahme (1808 – 1864)

König Max I. gründete 1808 die königliche Steuervermessungskommission (aus der die Landesvermessungsämter hervorgingen). In der Uraufnahme entstanden so Karten im Maßstab 1:5.000 bis 1864 ganz Bayern vollständig erfaßt war. Auf den Flurstücken ist schwarz notiert die Hausnummer des damaligen Besitzers. (Später hat man rot von Hand in manchen Drucken die Flurnummer eingetragen.). Weitere Informationen bietet das Landesamt für […] Vermessung.

In der Uraufnahme verläuft der Mühlweg im Osten ein wenig anders:

Uraufnahme (Mühlweg rot markiert)

Dort läuft er also nicht so gradlinig, wie heute. Er scheint da eher einem heute noch existierenden Waldweg nach nordost zu folgen – noch weiter weg vom Ortskern Schöngeisings.

Moderne Karte mit Wegeverlauf der Uraufnahme

Im Westen bei Brandenberg springt auch in der Uraufnahme kein Weg Richtung Schöngeising ins Auge. Zwischen Brandenberg und Reichenried lag ein “Roßkasten”. Der “Kasten” war früher das Finanzamt für Naturalabgaben. Vor allem Urbars-/Kastenbauern mußten diese Art Abgaben leisten (meist Getreide). Das wäre interessant zu erfahren, ob es früher auch Pferdeabgaben gab. Dann wäre dort die Koppel zum Einsammeln dieser Pferde gewesen. Heute ist das Grundstück teilweise bewaldet. Wenn es früher aber tatsächlich dem vermuteten Zweck diente, dann ging da sicher kein Weg durch. Das hätte der Kastner unterbunden.

Qualität der Karten

Warum der Mühlweg im Osten vor Schöngeising abschwenkt ist schleierhaft. In der Uraufnahme scheint der Weg schnurstracks auf einen Terrassenabfall zuzusteuern und weicht ihm aus. Heute ist dieser Hang aber ein Stück weiter südlich. Also: Entweder ist die Uraufnahme nicht sehr präzis oder der Mühlweg verlief damals tatsächlich ganz anders und heute trägt nur noch ein ganz anderer Weg den Namen eines früher in der Nähe verlaufenden Mühlwegs.

Weiter westlich läuft der Weg in der Uraufnahme ziemlich genau in west-ost-Richtung durch den “Alten Brunst” (da hat also irgendwann mal der Wald gebrannt). Heute verläuft der Weg jedenfalls leicht diagonal.

Die einzelnen Blattschnitte setzen sich teilweise überhaupt nicht fort. Auch unser Mühlweg endet an einer Blattkante. Die Karten sind wirklich von einer sehr wechselnden Qualität. Gerade das Mittelstück, bei dem wir gar nichts wissen über den Wegeverlauf unseres Mühlweges ist eher mittelmäßig.

Landnutzung

Der Mühlweg läuft nördlich des “Brunst-Einfangs”. Dort ist Wald in der Karte eingezeichnet. Aber eigentlich ist ein Einfang ein “Sondernutzungsgebiet; neue Feldrodung, ein zur landwirtschaftlichen Kultur eingezäuntes Land im oder am Wald, Allmendegebiet oder Brachland für private Nutzung” laut

R. Heydenreuter, W. Pledl, K. Ackermann: “Vom Abbrändler zum Zentgraf – Wörterbuch zur Landesgeschichte und Heimatforschung in Bayern”; Volk-Verlag, München, 2009

Klingt also, als ob dort der Wald abgebrannt wurde/ist. Dann hat man die Chance genutzt und gleich ein Feld angelegt. Daraufhin ist aber wieder Wald darauf gewachsen.

Der Weg läuft auch nördlich des “Oberen Lauberplatzes” von Schöngeising. Es gab früher Lauberhütten, in denen das Laub für die Vieheinstreu gelagert wurde. Womöglich war dort ein Laubwald und man hat das Laub im Herbst dort gelagert für den Winter. Andererseits gibt es soviele Lauberplätze in der Gegend, daß man eher vermuten kann, daß es schlicht Laubsammelwälder waren.

Es fällt auf, daß die Wälder, durch die unser Mühlweg laufen muß, alle “Königliche Wälder” sind. Dann konnten sie nicht dem Fürstenfelder Kloster gehört haben – falls das eine Bedeutung für Wegezölle hatte.

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