Flurstück “Bierweg”
In den topographischen Karten ab 1928 taucht westlich von Brandenberg das Flurstück “Bierweg” auf:
Hat der Name etwas mit Bier zu tun? Eher nicht.
Straßenname “Bierweg”
Bierwege gibt es erstaunlich oft. Das Verzeichnis Maptier liefert alleine für Bayern:
- 84378 Baumgarten
- 85114 Buxheim
- 86453 Dasing
- 86492 Egling an der Paar
- 87634 Günzach
- 89250 Senden
- 89438 Fultenbach
- 90411 Ziegelstein
- 90530 Großschwarzenlohe
- 90537 Feucht
- 90607 Rückersdorf
- 91166 Georgensgmünd
- 91171 Greding
- 91236 Alfeld
- 92342 Burggriesbach
- 93128 Regenstauf
- 94036 Heining
Die Darstellung auf einer Karte zeigt eine breite Verteilung mit einer gewissen Häufung in Franken
Das sind nur die “Bierweg”-Straßen. Es gibt dazu noch diverse Bierlweg, Bierstraße, etc. Und die Flurnamen sind damit auch nicht erfaßt.
Das Biermoos
Es gibt auch (mindestens) zwei Moore namens “Biermoos”. Das weist schon darauf hin, daß es vermutlich nicht um Bier geht bei der Benennung.
- Den österreichischen “Bürmoos” führt eine Seite des ORF auf Birkmoos->Biermoos->Bürmoos zurück
Wikipedia nennt als Quellen für diese Etymologie- Ingo Reiffenstein und Thomas Lindner: Historisch-Etymologisches Lexikon der Salzburger Ortsnamen (HELSON). Band 1 – Stadt Salzburg und Flachgau, Edition Tandem, Salzburg 2015 [= 32. Ergänzungsband der Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde], ISBN 978-3-902932-30-3
- Franz Hörburger: Salzburger Ortsnamenbuch, bearbeitet von Ingo Reiffenstein und Leopold Ziller, hrsg. von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1982
Sollte es schriftliche Quellen geben mit der Schreibweise “Birkmoos” mit einem “k”, dann ist diese Herleitung zu rechtfertigen: ahd. birka (Birke) -> Mhd. birke und vor allem im Oberdeutschen birche. Aber das Verschwinden des “k” zu “Bier” ist schon auffällig. Die Birke ist ganz offensichtlich ein Baum, der in Mooren wächst; ein Birkenmoor ist durchaus plausibel.
- Das Biermösl, im Norden des Haspelmoors.
Toni Drexler führt den Namen zurück auf lat. pira (Birne) -> bira(ahd.) -> bir (Mhd.). Das “n” kam später aus dem Plural dazu. [nach Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache; deGruyter, Berlin, 1989] - Das Biermoor bei Armstorf (Laufen)
- etc.
Etymologie: Birke oder Birne?
Die umfangreiche Ortsnamensliste von Altötting leitet den Namen “Biering” (Gemeinde Halsbach) her von Birke: ahd. birih(h)a bzw. birka
Die erste urkundliche Erwähnung von 1334 war auch “Pirichach”.
Leider wird keine Quelle genannt für das althochdeutsche Wort biriha. [Kluge] erwähnt “biriha” nicht. E. G. Graff: Althochdeutscher Sprachschatz; Berlin, 1834 erwähnt es zumindest. Andere Herleitungen von Flurstücknamen erwähnen auch diese Herleitung von ahd. biriha (immer ohne Quelle). Vermutlich hieß “Birke” in einigen Regionen vor 1000 n. Chr. tatsächlich biriha (gesprochen wohl biricha). (Auf unseren Flurkarten tauchen die Birken oft als „Burchen“ auf, was ganz gut zu “biricha” passen würde.)
Tatsächlich schließt Bier besser an Birne an, als an Birke. Der Bierweg war demnach ein (Holz-)Birnenhain, durch den ein Weg ging.
Aber ganz offensichtlich gab es auch die lautliche Entwicklung von Birke zu Bier – so kann sie bei “unserem” Bierweg nicht ganz ausgeschlossen werden.