Verstreutes aus 2025

Im Jahr 2025 wurden etliche Informationen in Rundmails an den Mailverteiler der Altwegegruppe ausgetauscht. Damit sie weiterhin recherchierbar bleiben, werden sie hier zusammengefaßt. Wer auch in den Mailverteiler aufgenommen werden möchte, kann unten das Feedback-Formular ausfüllen.

Vorträge

Forstlicher Versuchsgarten Grafrath

Gar nichts mit Altwegen zu tun hat der Forstliche Versuchsgarten in Grafrath. Aber der Exkursionsbericht des Vereins Kulturlandschaft-Ammersee-Lech.de ist so gut, man ihn gerne trotzdem weiterverlinkt.

Dieter Wieland

Es ging das Gerücht um, in der ARD-Mediathek könne man einen Beitrag von Dieter Wieland finden über der Brennerpaß. Ich habe da nichts gefunden. Aber immerhin einen Beitrag über den Fernpaß.

Vortrag über das Leben der Römer rund um den Ammersee

Am Do. 07.08.25, 19:00 Uhr im Bürgertreff Utting, Bahnhofstraße 17, 86919 Utting am Ammersee

Dr. Peter Kalus hat herrlich anschaulich referiert, das war wirklich kurzweilig. (Wenn jemand neben seiner Berufstätigkeit Geschichte studiert und darin promoviert, dann muß er wohl auch wirklich für Geschichte brennen!)

Veranstalter war der Verein https://www.kulturlandschaft-ammersee-lech.de/

Vor den Römern gab es vermutlich diese (keltischen) Vindeliker-Stämme in der Gegend (aber eigentlich zu wenige Quellen für Details):

  • Licates am Lech
  • Rucinates (zwischen Isar und Donau)
  • Cosuanetes (obere und mittlere Isar)
  • Catenates
  • Estiones bei Kempten
  • Brigantes bei Bregenz
  • und dann noch Räter und Noricer

[… und eigentlich weiß man gar nicht so recht, wieviele noch übrig waren. Ehe die Römer kamen, war deren Hochzeit irgendwie schon rum ….]

Das römische Standardverfahren bei Besetzungen war

  • Truppen herbringen
  • Festung/Lager bauen (die Festung vom Auerberg (10-40 n.Chr.) wurde bald wieder aufgegeben: zu kalt dort und die Kelten waren eh ungefährlich)
  • Straße bauen = Ausbau von keltischen Altwegen
    Dr. Kalus hat sich getraut klipp und klar zu sagen, daß alle Römerstraßen befestigte Vorgängerstraßen der Kelten sind.
  • örtliche Oberschicht einbinden / Oberschicht-Söhne als Geiseln in Rom erziehen
  • Ortskräfte als Auxiliarsoldaten beschäftigen
  • örtliche Oberschicht in die Verwaltung / römische Oberschicht einbinden

So lief das vermutlich auch bei uns ab.

Bedeutsam war wohl nur die Via Claudia Augusta

Die Via „Raetia“ (wenn sie so hieß) war jünger und weniger genutzt. Der Alpentransit war dort problematisch. Denn das Eisacktal ist erst seit dem Mittelalter passierbar gemacht worden. Die Römer mußten noch zu Pässen aufsteigen, um diese Engstelle zu überwinden.

Würde man eine keltisch Siedlung mal ausgraben: Sie wäre erkennbar an den fehlenden Hühnerknochen. Erst die Römer brachten Hühner und Katzen mit

Rund um Utting gibt es an Römischem nur das Badehaus der Villa Rustica in Schondorf und die Römerstraße. Mehr ist nicht gefunden worden.

Diese Villa Rustica muß ausnehmend groß und prächtig gewesen sein, was (auch hier) für das Landhaus eines Augsburger Beamten spricht.

Bekannte Villae Rusticae rund um dem Ammersee:

  • Schondorf
  • Herrsching
  • Ramsee
  • Leutstetten
  • Raisting (Ursua) zugleich Mansio und vielleicht auch Vicus
  • Epfach (Abodiacum) zugleich Mansio und Vicus
  • Peiting
  • Gilching
  • Schwangau und und und

Die Römer nannten die Villae Rusticae einfach nur: fundus, praedium, rus

Getreideproduktion war enorm wichtig.

Jeder der 11.000 römischen Soldaten in Raetien erhielt pro Monat 21 kg Getreide (2.000 kCal/Tag). Das sind 2.700 t Getreide/Jahr. Die Zivilgesellschaft verbrauchte vermutlich genausoviel.

Bei einem geschätzten Ertrag von 1 t/ha wurden dafür 5.400 ha Ackerland benötigt. Eine durchschnittliche Villa Rustica in Süddeutschland hatte zwischen 10 und 50 ha Ackerland. Also muß es rund 180 Villae Rusticae gegeben haben, um die Truppen und ihren Troß zu ernähren. Aber die Bauern verbrauchten selbst auch Getreide, also gab es sicher noch einige Villae mehr.

Es gibt ein Kochbuch von Marcus Cavius Aspicius: De re coquinaria, das immer noch bei Amazon erhältlich ist: 9 € (oder in einer schönen Edition von Edgar Comes für 25 €)

Ab 213 kamen die Alamannen und dann vor allem ab 260. Dann war es weitgehend vorbei mit dem ländlichen Leben am Ammersee und die römische Bevölkerung zog sich in befestigte Burgen, große Städte und Alpentäler zurück.

Germering

Der Stadtarchäologe von Germering Marcus Guckenbiehl hat im AK Vor- und Frühgeschichte des HVF einen Vortrag über die Geschichte Germerings gehalten. Dabei kamen auch einige interessante Details zu alten Straßen zur Sprache. Da müssen wir wirklich mal nachhaken und einen Termin ausmachen!

Spannend war, daß Unterpfaffenhofen aus einem römischen Gutshof (Villa Rustica) hervorging und sich das bis in der Uraufnahme erhalten hat. Ich habe mal geschaut, ob man im Umkreis klassische römische Vermessungsraster findet. Das Quadrat des alten Unterpfaffenhofen hat 1,5 römische Stadien Seitenlänge. Bei zwei Quadranten westlich und südwestlich von Unterpfaffenhofen könnte sich dieses Raster erhalten haben. Sonst eher nicht. [Der typische römische Acker „iugerum“ hatte wohl meist die Maße 35,6 m x 71,1 (1 x 2 actus à 35,6 m bzw. 120 x 240 pedes). Diese Maße finde ich eher nie bei uns. Sie sind im römischen Maßesystem auch quer zu den römischen Stadien (5,2 actus = 1 stadium). Ich werde zukünftig eher mehr nach Stadien Ausschau halten.]

Abbildung 1 Unterpfaffenhofen in der Uraufnahme. Grüne Linien gehen durch die Mitte der Villa Rustica, wo bei klassischer Vermessung Wege vermutet werden. Rot ist eine Fortsetzung des 1,5-Stadien-Rasters von Unterpfaffenhofen.

Aber es wäre spannend zu schauen, wie es rund um die anderen Villae Rusticae im Landkreis aussah!

Hat sich dort ggf. dieses Maß des römischen Stadiums (185 m) oder 1,5 römische Stadien (277,5 m) in den Flurgrenzen erhalten?

Mir scheint, daß man schon oft auf Ackerbreiten von 185 m stößt.

Wenn Du Lust, dann nutz doch mal die „Messen“-Funktion im BayernAtlas auf der Uraufnahme-Karte! Ich schick mal ein Excel-Sheet mit, mit dem man überprüfen kann, ob ein Maß ein Vielfaches eines alten Standardmaßes ist.

Kirchenbau im Mittelalter

Der Vortrag bei Zeitreise Gilching ist nun bei Youtube online.

Wir haben dazu diskutiert, daß frühe Kirchen oft am Ortsrand oder gar deutlich außerhalb des ursprünglichen Ortes lagen. Nassenhausen, Germering, Schöngeising, Gilching sind solche Beispiele.

Im Frühmittelalter haben die Baiuvaren offenbar anfangs keine Kirchen gebaut. (Christen waren sie aber trotzdem, da im ehemals römischen Staatsgebiet das Christum Staatsreligion war und offenbar auch die germanischen Neuankömmlinge das rasch übernommen haben.) Die christlichen Riten wurden scheinbar gerne im Freien (z. B. in römischen Ruinen) praktiziert. Wurden die frühen Kirchen dann an den etablierten Kultplätzen in der Natur außerhalb der Orte errichtet?

Oder gehen die Kirchen aus Eigenkirchen von einzelnen Höfen hervor (was z. B. in Gilching vermutet wird) und da nicht jeder Hof in der Ortsmitte liegen kann, sind statistisch viele Eigenkirchen am Ortsrand entstanden?

Es wäre jedenfalls eine spannende statistische Aufgabe, ein Excelsheet zu erstellen, wo die Lage der Kirche und das vermutete Entstehungsdatum der Kirchorte des Landkreises aufgelistet werden.

Kurzzusammenfassung:

Wolfgang Böhme, Anke Burzler haben die zeitgleichen Grabhügel und Kirchen so gelesen: Die Grabhügel waren eine Demonstration gegen die Franken, während die Kirchen pro-fränkisch gemeint seinen. Later hat gemeint, daß sich das so nicht durchgesetzt hat. Es gibt bei uns kaum Grabhügel aus dem 7. Jhr. und auch nur sehr wenige Gebäude, die man als Kirche ansprechen kann. Und westlich des Lechs (fränkisch) gibt es gleich gar keine Kirchennachweise.

Es gibt wohl nur Herrsching, Staubing, Aschheim als gut erkennbare Kirchen des 7. Jhr. (Merowingerzeit)

Die Bausubstanz von bair. Kirchen ist praktisch immer erst von nach 1200 n. Chr. (davor ist die Kirche einfach zerbröselt, weil zu alt. Oder die Ungarn haben sie niedergebrannt.)

Bis 739 war das weit verbreitete Christentum wohl eine private Versammlung ohne Pfarrer. Es gab keine Kirchenorganisation. Erst nach 739 (Bonifatius) kamen Kirchen, Pfarrer etc. In der Folge haben dann viele Adelige ihre Privatkirchen den neuen Kirchen/Bistümern überschrieben und die mußten sich dann darum kümmern.

Auch die frühmittelalterlichen Kirchen waren recht bunt.

Die Funde deuten an: Das frühe Gilching lag nördlich des heute besiedelten Bereichs.

Im 8. Jhr. ist dann die Rede vom Vicus publicus Kiltohainga = Herrenhof. Da gab es grundherrschaftlich organisierte Siedlungen, die man näher an die Römerstraße pflanzte (warum auch immer).

St. Vitus dürft ursprünglich eine (Adels-)Hofkirche gewesen sein (älteste Funde aber nur von ~1000 n. Chr.)

Der Kilti war ein Seperatfriedhof (außer außerhalb der Siedlung) an der Römerstraße (wie in Jesenwang).

Frühmittelalterliche Mühlen im Paartal

Kristina Seitz hat am 154.05.25 in Gilching über ihre Ausgrabung einer frühmittelalterlichen Mühle berichtet.

Der Vortrag war recht anschaulich. „Ihre“ Mühle in Aichach-Oberbernbach war rund 120 Jahr bis 783 n. Chr. in Betrieb.

Interessant fand ich, wie klein und schmal diese Mühlen waren. Und man konnte diese Mühlen an kleinen Bächlein betreiben, solange man oberhalb Platz hatte, um den Bach zu einem Weiher aufzustauen. Entsprechend gab es wohl sehr viele Mühle an der Paar (und wohl auch an den anderen Bächen), die aber weitgehend spurlos verschwunden sind. Kristinas Mühle wurde wohl durch einige Überschwemmungen meterdick unter Kies begraben.

Für unsere Altwege ist das natürlich problematisch. Denn zu jeder Mühle führte ein Weg. Und so gab es ein Netz an Wegen, die wohl jeweils nur 100 – 200 Jahre genutzt wurden.

(Wer 2023 in Friedberg in der Ausstellung war und den Katalog „Zwischen Baiern und Schwaben – Das Lechtal im frühen Mittelalter“ gelesen hat, der hat in diesem Vortrag wenig Neues entdeckt. Denn im Katalog gibt es einen Artikel
Kristina Seitz, Julia Weidemüller: „Frühmittelalterliche Wassermühlen im Paartal“)

Wer sich noch mehr für alte Mühlen interessiert: https://www.steinhauer-inntal.de/

Altwege

Moorenweis-Salzstraße

Frau Blaschke hat angefragt, ob wir etwas über die Salzstraße durch Moorenweis wüßten?

Der „Förderverein Unterpfaffenhofen-Germering“ erklärte in einen SZ-Interview (27.05.20): „Durch Unterpfaffenhofen führte einst der Weg, auf dem Salz von Bad Reichenhall nach Landsberg transportiert wurde.“

Herr Dr. Peter Pfister habe Frau Blaschke auf Anfrage mitgeteilt, es sei davon auszugehen, “dass die Salzstraße von München nach Landsberg am Lech durch das Herrschaftsgebiet des herzoglichen und landständischen Zisterzienserklosters Fürstenfeld verlief, was allerdings noch eingehender Forschung bedürfe”.

Gudrun fand heraus: Laut der Publikation über die “Wege des Salzes“, verlief der Salzhandelsweg nach Memmingen von München über Inning, Landsberg und Mindelheim, ging also ganz knapp an unserem Landkreis vorbei. In einer Karte im Historischen Lexikon Bayerns (Link: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Datei:Karte_Reichenhall_Salzwege.jpg ). findet sich in unserer Umgebung noch eine Salzstraße nach Dachau, die vermutlich auch an unserem Landkreis vorbeiführt [bei Jakob Groß „rechte Salzstraße“], und eine nach Augsburg, die wohl durch den Landkreis FFB verläuft [bei Jakob Groß „Hufschlag“]. Leider ist der Maßstab so grob, daß dort keine Details erkennbar sind. Es dürfte sich aber über die von Jakob Groß aufgezählten Fernstraßen handeln

Nein. Trotz einiger Recherchen konnten wir nicht aufklären, woher dieser Verdacht einer Salzstraße durch Moorenweis stammt.

Weiß jemand mehr über Salzhandel / Salztransport in Moorenweis?

Bergkirchenweg

Altweg 82287 Bergkirchen nach 82276 Adelshofen

Marion und Wolfgang haben mit der Besitzerin des Hauses gesprochen, das ursprünglich das einzige Haus im Ort Bergkirchen war (Mesnerhaus). Demnach kann man den ursprünglichen Fußweg zwischen Bergkirchen (in der Uraufnahme: „Bettkirch“) nach Adelshofen noch finden und begehen. Und wenn man sich auskennt, dann findet dort auch das Gedenkkreuz für die Stelle, an der die Einbrecher der Kirche von Grafrath die Knochen des St. Rasso verstreut haben.

Wolfgang hat versucht den Altweg von Bergkirchen nach Adelshofen zu rekonstruieren und im Wald zu suchen. Bislang ohne Ergebnis. Immerhin hat Wolfgang einen alten Briefkasten an einem Baum gefunden – mitten im Wald. Wie unerwartet 😊

Das Problem ist halt, daß es den Geodäten der Uraufnahme ziemlich wurscht war, wo genau ein Fußweg durch den Wald verlief. Die haben nur die grundsteuerpflichtigen Grundstücksgrenzen genau vermessen (und hatten im Wald auch dabei Probleme mit der damaligen Meßmethode).

Ein neuer Ansatz von Wolfgang ist es nun, die Stümpfe von sehr alten Eichen zu verfolgen. Vielleicht waren die früher mal wegbegleitend.

Wolfgang hat hier mal den Fußweg von Bettkirch (wie Bergkirchen damals hieß) nach Adelshofen der Uraufnahme grün nachgezeichnet und den Fußweg der topographischen Karte von 1899 („Zeitreise“ im Bayernatlas) rot nachgezeichneit. So ein Fußweg ist natürlich schnell mal verlegt. Oder man hat ihn einfach nie genau kartiert. Das bleibt also schwierig.

https://v.bayern.de/sNvBx

Da wird Wolfgang also doch mal die Bergkirchnerin befragen müssen, die ihm ursprünglich den Tipp gegeben hat.

Interims-„Grab“ von Graf Rasso

Die Diebe der Gebeine von Graf Rasso haben sie seinerzeit bei Bergkirchen im Wald verstreut, nachdem sie die spärlichen Spuren an Deko-Gold abgeklaubt hatten. Wolfang und Marion haben sich nun die versteckte Stelle und die Gedenktafel zeigen lassen. Die Gauner haben ihre Freveltat vermutlich abseits des damaligen Fußweges ein Stück weit im Wald vorgenommen. Im LIDAR-Bild sieht man in der Nähe einen Graben. Wolfgang tippt auf Hohlweg. (Es kann auch der mäandernde Verlauf des kleinen ehemaligen Baches sein.)

Die Diebe der Gebeine von Graf Rasso haben sie seinerzeit bei Bergkirchen im Wald verstreut. Diese spannende und eigentlich kaum glaubliche Geschichte ist noch viel größer, als dieses Detail.

Ich empfehle euch dazu den echt interessanten historischen Roman von Toni Drexler: „Vom Finsterbach zum Mississippi“. [Das hätte mir wirklich gleich einfallen können, aber es ist schon eine Weile her, daß ich ihn gelesen habe.]

Karten

Albin Schwaiger-Karte

1791 hat Albin Schwaiger die Karte Prospectus Peissenbergensis herausgebracht. Es könnte lohnenswert sein, diese Karte detailliert mit der Vorgängerkarte von Philpp Apian zu vergleichen.

Karte von Henri de Saint Michèl

Die De-St.-Michèl-Karte ist es wirklich wert, einmal genauer betrachtet zu werden. Es wäre spannend mehr darüber zu erfahren, wie die Karte hergestellt wurde.

Es wäre auch spannend, eine gute Reproduktion der Karte zu georeferenzieren und dann im BayernAtlas oder so über eine moderne Karte zu legen.

Man sieht schon, daß die B2 1768 noch über Alling geführt wurde.

Der korrekte Link wäre Weitere historische Karten und dort dann https://www.ldbv.bayern.de/mam/ldbv/bilder/destmichelkarte_preis.jpg

Viel schöner sieht man die Karte aber mit https://www.bavarikon.de/object/bav%3ABSB-MAP-000000MAPPXI1751?utm_source=chatgpt.com

De St. Michèl scheint sich als einer der ersten von den Apian-Karten zu lösen. Die Wälder sind größer. Die Sumpfgebiete präziser ausgewiesen.

Und vor allem scheint es mir die erste Karte des Gebiets, die alle überregionalen Straßen darstellen will.

Sehr schön ist dazu die Seite https://www.usm.uni-muenchen.de/Geschichte/Gruendung/04_Vermess/index.php?utm_source=chatgpt.com

Für die weitere Recherche vermutlich hilfreich: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/124505287?utm_source=chatgpt.com

ChatGPT schreibt:

Hier ist, was wir über den französischen Ingenieurgeographen Henri de Saint Michel (De St. Michèl) wissen – insbesondere im Kontext seiner Karte von München und Umgebung:

Wer war Henri de Saint Michel?

  • Henri de Saint Michel († 1793) war ein französischer Ingenieurgeograph, der ab 1767 für die Bayerische Akademie der Wissenschaften tätig war. Ursprünglich ein Assistent von César-François Cassini de Thury, übernahm er 1767 den Auftrag, die Vermessungsarbeiten in der Region München weiterzuführen (Bavarikon, Deutsche Digitale Bibliothek, usm.uni-muenchen.de).

Was ist über die Karte „München und Umgebung“ bekannt?

  • Im Rahmen seiner Tätigkeit fertigte de Saint Michel 1768 eine topographische Karte von München und Umgebung im Maßstab 1 : 86 400. Zusätzlich entstanden Karten der Region Pfaffenhofen (Bavarikon, eichstaett.bayernlab.bayern.de).
  • Diese Karten wurden in Kupfer gestochen und galten als die präzisesten Darstellungen Bayerns seit den Landtafeln von Philipp Apian (Bavarikon, eichstaett.bayernlab.bayern.de).
  • Gegenüber älteren Karten bot de Saint Michels Werk einen großen Fortschritt in Genauigkeit, auch wenn kleinere topografische Abweichungen bestanden (Bavarikon).

Wie erfolgte die Vermessung und Herstellung?

  • Die Bayerische Akademie nutzte eine von Cassini de Thury initiierte Vermessungsmethode: Zunächst wurde 1761 eine Basislinie am Nymphenburger Kanal nahe München exakt vermessen – sie gilt als erste nachgewiesene Basislinie in Bayern (usm.uni-muenchen.de, Bayerische Staatsbibliothek).
  • De Saint Michel übernahm diese Vorarbeiten ab 1767 und wurde mit zwei neu entwickelten Instrumenten des Augsburger Mechanikers Georg Friedrich Brander ausgestattet – was ihm erlaubte, die erforderlichen geometrischen und topographischen Messungen durchzuführen (Bavarikon, usm.uni-muenchen.de).
  • Zwar bestanden Sprachbarrieren (weder er noch Cassini beherrschten Deutsch ausreichend), was zu teils abweichenden Ortsnamen in seinen Karten führte, doch die methodisch-geodätische Grundlage war solide (usm.uni-muenchen.de, Bavarikon).
  • So entstand eine geometrisch fundierte und topographisch detaillierte Karte, die durch Kupferstich vervielfältigt wurde und als Grundlage für weitere Kartenproduktion diente (eichstaett.bayernlab.bayern.de, Bavarikon).

Kurzüberblick

Punkt

Details

Ingenieur

Henri de Saint Michel, französischer Ingenieurgeograph, † 1793

Auftrag

1767 – Fortführung von Cassinis Vermessung durch die Bayerische Akademie

Werk

Karte von München und Umgebung, 1768; Maßstab 1 : 86 400; Kupferstich

Methode

Aufbau auf Cassinis Basislinien, Einsatz von Branders Instrumenten

Bedeutung

Genaueste Karte seit Apians Tafeln, wichtige Grundlage für spätere Kartographie

[![usm.uni-muenchen.de/gesc…](https://images.openai.com/thumbnails/url/4N1RTnicu1mSUVJSUGylr5-al1xUWVCSmqJbkpRnoJdeXJJYkpmsl5yfq5-Zm5ieWmxfaAuUsXL0S7F0Tw6Md7V0CgkqiTIKzs0NMnd39_QuzPA3zHLxyyg3Cg7w8w0ODc0uK3LzNHKN8Cj0Kwlxca-wzHdL0dUtdVQrBgD-4SkF)](https://www.usm.uni-muenchen.de/Geschichte/Gruendung/04_Vermess/index.php)

Hier ist ein Ausschnitt der **Karte “München und Umgebung”** von **Henri de Saint Michel** (1768), wie sie in historischen Quellen gezeigt wird:

## Detailbeschreibung der Karte von Saint Michel

* **Maßstab**: circa **1 : 86 400** – das entspricht etwa **1 cm = 864 m** und ermöglicht sehr detaillierte Darstellung der Landschaft und Infrastruktur. ([Bavarikon][1], [LDBV][2])

* **Darstellungsstil**: Topographisch und geometrisch akkurat. Straßen, Gewässer, Siedlungsstrukturen und einzelne Baudenkmäler werden weit präziser erfasst als in früheren Karten. ([Bavarikon][1], [LDBV][2])

* **Methodik**: Basierte auf genau vermessenen Basislinien—z. B. am Nymphenburger Kanal—und wurde mit eigens entwickelten Instrumenten von Brander umgesetzt. ([Bavarikon][1], [usm.lmu.de][3])

* **Grenzen**: Kleinere fehlerhafte Ortsnamen aufgrund sprachlicher Barrieren (französisch ⇄ deutsch). ([Bavarikon][1])

Diese Karte galt als die präziseste topographische Darstellung Münchens seit den berühmten Landtafeln von Philipp Apian (1563) und legte einen entscheidenden Grundstein für die spätere “Carte de la Bavière”. ([Bavarikon][1], [Wikipedia][4])

## Vergleich mit Cuvilliés’ Karte (ca. 1770)

* **Maßstab**: Ebenfalls **ca. 1 : 86 400** – damit vergleichbar in der Grundskalierung. ([LDBV][2], [lvg.bayern.de][5])

* **Fokus**: Cuvilliés’ Karte legt **mehr Wert auf architektonische Details** – etwa Umrisse von Kirchen, den Hofgarten oder das Schloss Nymphenburg sind besonders prägnant dargestellt. ([LDBV][2], [lvg.bayern.de][5])

* **Hintergrund**: François de Cuvilliés der Jüngere war Hofbaumeister mit französischer Ausbildung, spezialisiert auf Architektur – das schlägt sich klar in der Darstellung nieder. ([Wikipedia][6])

## Weiterer Kontext & spätere Entwicklungen

* **Vorläufer**: Die Apian’schen Landtafeln (1563) waren großformatig, astronomisch und auf grafischer Triangulation basierend, aber weniger detailreich in topographischer Hinsicht. ([Wikipedia][4])

* **Nachfolgende Karten**: Im 19. Jahrhundert folgten sehr genaue städtische Katasterkarten (z. B. 1809 im Maßstab 1 : 2500), die noch detaillierter auf einzelne Grundstücke reagierten. ([bayerische-landesbibliothek-online.de][7], [Bayerische Staatsbibliothek][8])

## Zusammenfassung: Vergleich im Überblick

| Karte / Kartentyp         | Zeitraum | Maßstab      | Schwerpunkt                               | Besonderheiten                                              |

| ————————- | ——– | ———— | —————————————– | ———————————————————– |

| **Saint Michel**          | 1768     | ca. 1:86 400 | Exakte Topographie                        | Präziser regionaler Überblick, wissenschaftlich fundiert    |

| **Cuvilliés (Jüngere)**   | ca. 1770 | ca. 1:86 400 | Architektonische Details / Ästhetik       | Hervorgehobene Einzelbauwerke, Innenarchitektonischer Fokus |

| **Apian (Landtafeln)**    | 1563     | ca. 1:45 000 | Großer Maßstab, astronomisch trianguliert | Monumentale Darstellung, frühe Kartografie                  |

| **Kataster / Stadtpläne** | 19. Jh.  | ca. 1:2 500  | Grundstücke / einzelne Gebäude            | Sehr hohe Genauigkeit für urbane Entwicklung                |

[1]: https://www.bavarikon.de/object/bav%3ABSB-MAP-000000MAPPXI1751?utm_source=chatgpt.com “Saint Michel, Henri de: München und Umgebung | bavarikon”

[2]: https://www.ldbv.bayern.de/produkte/karten/weiter_karten.html?utm_source=chatgpt.com “Weitere historische Karten”

[3]: https://www.usm.lmu.de/Geschichte/Gruendung/04_Vermess/index.php?utm_source=chatgpt.com “USM Geschichte – Gründung – Landesvermessung”

[4]: https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Apian?utm_source=chatgpt.com “Philipp Apian”

[5]: https://www.lvg.bayern.de/produkte/historisch/weiter-karten.html?utm_source=chatgpt.com “Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung – Produkte – Historische Karten – Weitere historische Karten”

[6]: https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_de_Cuvilli%C3%A9s_der_%C3%84ltere?utm_source=chatgpt.com “François de Cuvilliés der Ältere”

[7]: https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/ortsblaetter/suche%3Fid%3D374.html?utm_source=chatgpt.com “Historische Karten von Bayern – Vorschau: München”

[8]: https://www.bsb-muenchen.de/sammlungen/bavarica/bestaende/bavarica-in-karten/?utm_source=chatgpt.com “Bavarica in Karten”

Römerstraßen­atlas

Mit Brughmans, T., de Soto, P., Pažout, A. and Bjerregaard Vahlstrup, P. (2024) Itiner-e: the digital atlas of ancient roads. https://itiner-e.org/
haben drei Wissenschaftler (mit Mitteln aus Dänemark, Spanien und der EU) einen Online-Atlas der römischen Straßen vorgelegt.

Das ist ein tolles Projekt, in dem sicher viel Arbeit steckt. Unseren Landkreis betreffen 4 Segmente:

Segment-URL

von – bis

Kommentar

https://itiner-e.org/route-segment/28595

von Schöngeising bis Grafrath

wird als „conjectured“ klassifiziert, also als gesichert, aber der genaue Verlauf ist unklar. Wir würden es als „hyothetical“ klassifizieren

Wir kennen aber keine gesicherten Beweise für dieses Segment.

https://itiner-e.org/route-segment/28596

Gut Hüll/Argelsried bis Inning

keine Angaben, wie gesichert dieses Segment ist. Wir würden es als „hyothetical“ klassifizieren

https://itiner-e.org/route-segment/28656

Inning bis Windach

keine Angaben, wie gesichert dieses Segment ist. Wir würden es als „hyothetical“ klassifizieren, obwohl ein römischer Brückenrest über die Amper bei Inning gefunden wurde.

https://itiner-e.org/route-segment/28262

Windach bis Heinrichshofen

Da sollten wir die Bodendenkmalskarte des BayernAtlas noch einmal darüberlegen. Über weite Strecken ist der Streckenlauf gesichert („certain“), obwohl ihn die Autoren nur als „conjectured“ klassifizieren.

Rathmann 2018, Löhberg 2010, CIL 17.4.2

Schöngeising bis Heinrichshofen

keine Angaben, wie gesichert dieses Segment ist. Wir würden es als „certain“ klassifizieren.

Der Verlauf wird teilweise falsch dargestellt.

Als Quelle wird genannt

  • Talbert, R. J. A. (2000) Barrington Atlas of the Greek and Roman World. Princeton: Princeton University Press. 12.
    Die Straßen und etliches mehr gibt es auch online im Projekt „Mapping Past Societies“ der Harvard-Universität
  • Rathmann 2018, [damit könnte gemeint sein: Michael Rathmann: ???]
  • Bernd Löhberg: Das “Itinerarium provinciarum Antonini Augusti”. Frank & Timme-Verlag, 2010.
  • CIL 17.4.2 [könnte verweisen auf Corpus Incriptionum Latinarum CIL XVII/4,2 Corpus Inscriptionum Latinarum, Volumen decimum septimum, Miliaria Imperii Romani / Ps. 4. Illyricum et Provinciae Europae Graecae / Fasc. 2. Miliaria Provinciae Dalmatiae 2012 ]

Leider fehlen auf der Webseite die Quellenangaben. Wir haben nur Kürzel, die nicht richtig aufgelöst werden. Auf Nachfrage teilte einer der Autoren aber die Biblioghraphie auf Zotero mit.

Zumindest den Barrington-Atlas sollten wir uns einmal ansehen.

Apian

Es wäre lehrreich, diese Tabelle auszufüllen:

Ort/Kirche rund um Mammendorf

wird in der Konradinischen Matrikel erwähnt

wird in der Sunderndorferschen Matrikel erwähnt

hat bei Apian ein Kirchensymbol

hat bei Apian nur ein Haussymbol

     
     

Recherchieren

Ortschronisten

Melde Dich an für das Treffen der Geschichtsinteressierten des Landkreises FFB und seiner Nachbargemeinden am

Donnerstag, 12.02.26 um 19:00 Uhr im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Fürstenfeldbruck.

Trag diesen Termin gleich in Deinen Kalender ein!

Trag Dich jetzt gleich in den zukünftigen Geschichts-E-Mail-Verteiler ein: https://geschichte-ffb.de/aktiv/geschichtsinteressierte-kennenlernen#Mailverteiler

(Alternativ kannst Du Dich auch beim Kulturreferat melden. Das Kulturreferat wird Dir zukünftig aber keine Infos über Ausstellungen, Führungen etc. schicken. Mit dem Geschichts-E-Mail-Verteiler meldest Du Dich gleichzeitig auch für das Ortschronistentreffen an. Zwei Fliegen mit einer Klappe!)

Du mußt von Dir aus ein Mail schicken oder Dich für den Verteiler eintragen. Sonst darf niemand Deine Adresse nutzen für Einladungen zu Ortschronistentreffen etc. So ist das Leben mit der DSGVO.

Webseite geschichte-ffb.de

Ferdinand hat eine sehr gute Lösung für die Kartendarstellung auf www.geschichte-ffb.de gefunden. Damit können wir dann auch die Münzfunde (in einem paßwort-geschützten Bereich) angehen.

Die Ortsseiten haben wir etwas umgebaut. Zukünftig sollen alle Ortsseiten nach dem Muster von https://geschichte-ffb.de/orte/82216-maisach erstellt werden.

Liquidations­protokolle im Archiv finden

Wenn man im Staatsarchiv nur nach „Liquidationsprotokolle“ frägt, erhält man – wie in unserem Fall – nur die Kapitel über „Renten“. Interessant, aber für unseren Zweck nicht weiterführend.

Man muß explizit nach „Repertorium (= Grundsteuerkataster)“ fragen. Zusätzlich sollte man noch nach dem „Rustikalsteuerkataster“ fragen. Vielleicht kommt dann beim nächsten Mal die richtige Akte auf den Tisch.

Bislang offen: Gibt es diese Listen nur von der ersten Erhebung ab 1815? Oder hat man die nach der Renovationsmessung ~1845 noch mal erfaßt?

Lexikon

Reinhard Riepl: „Wörterbuch zur Familien- und Heimatforschung“ ist die umfangreichere Alternative zu Reinhard Heydenreuter et al.: „Vom Abbrändler zum Zentgraf“.

Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising

So kommt man in diesem Archiv an Akten:

Zur Einsicht in den Lesesaal bestellen: unter https://digitales-archiv.erzbistum-muenchen.de/actaproweb/welcome.jsf  können Sie den Akt über die Suche finden und (nach Anlegung eines Accounts) bestellen. Da die Akten sich nicht in München befinden, kann es bis zu einer Woche dauern, bis der Akt in München vorliegt. Für den Besuch des Lesesaals ist eine Anmeldung notwendig, die Sie über das Kontaktformular auf unserer Homepage (https://www.erzbistum-muenchen.de/archiv-und-bibliothek/anmeldung/99955)  vornehmen können.

Archiv Türkenfeld

Das Gemeindearchiv Türkenfeld verwendet Signaturen nach dem Lagerort, die Stichwortsuche geht nach simplen Excel-Tabellen.

Angelehnt an die staatlichen Archive nennt das Archiv die Tabellen Findbücher, es gibt eines für die Gemeindeunterlagen und eines für das „gehostete“ Kirchenarchiv. (Siehe FB Gemeinde 250401.xlsx)

Beispiel Scharwerklisten: 

Signatur D4b 4

D             Regal

4              Ebene

b              Karton

4              Mappe

Eine Laufzeit gibt das Archiv nicht an, es sondert Akten nicht planmäßig nach ihrer Laufzeit aus.

Nachdem die Unterlagen bis zu 500 Jahre alt sind, haben sie teilweise schon mehrere Altsignaturen, die bewahrt werden.

Der Einheitsaktenplan gibt für das Beispiel Scharwerkslisten keine exakte Aktenplanziffer (APlZ) her, am ehesten würde passen:

Hauptgruppe   6              Bauen, Planen, Gewässer, Wohnen

APlZ:                      6316     Wegebau, Wegeunterhalt

Die üblichen Archiv-Datenbanken verwenden wieder andere Signatursysteme (wie z. B. „Faust“, das für Türkenfeld zu umständlich war).

Regesta Boica und Monumenta Boica

Wir stoßen in Büchern und Artikeln immer wieder auf Urkunden-Erwähnungen ohne nähere Quellenangabe. Bei einigen bin ich dahinter gekommen, daß sie aus den „Regesta Boica“ abgeschrieben wurden. Wenn Du eigene Erfahrungen hast mit diesen Sammlungen von Urkundenzusammenfassungen, oder auch mit den Urkunden-Editionen in Monumenta Boica, dann gib bitte Bescheid! Das wäre es wert, noch weiter ausgearbeitet zu werden.

Kein BayernAtlas-Plus mehr

Eine Zeitlang konnten wir Heimatforscher mit etwas Glück den BayernAtlas-Plus nutzen. Dieses Förderprogramm ist ausgelaufen und kommt nicht wieder. Wir haben also keinen Zugriff mehr auf Flurstücknummern und Bodengüte-Zahlen. (So hat es mir Frau Sabine Mayer geschrieben.)

Eine Anfrage beim Vermessungsamt, ob die uns nicht trotzdem einen Zugang geben können, blieb erfolglos.

Ortsakten des Landesdenkmalamtes

Stefan Later vom Denkmalamt hat mir mitgeteilt: Jeder von uns kann im Prinzip Einblick nehmen in die „Ortsakten“ eines Ortes mit allen Denkmal-Akten. Dazu muß man mit ihm einen Termin ausmachen und dann im Landesdenkmalamt mit ihm die Akten durchsehen. Online oder per Email geht da gar nichts.

Zusätzlich gibt es noch Grabungsberichte im Denkmalamt; die sind aber nicht zugänglich.

Zentrales Urkunden­register

Ein noch offenes Thema ist: Für verschiedene Altwege und Wüstungen stoßen wir immer wieder auf die selbe Quelle. Die wird dann beschrieben, transkribiert, übersetzt und bewertet. Aber da sie mehrfach verwendet wird, bräuchten wir eigentlich eine zentrale Ablage für alle derartigen Quellen.

Hierfür haben wir eingerichtet: https://geschichte-ffb.de/handwerkszeug/urkunden

Eduard Wallner

Weil immer wieder Eduard Wallner – “Altbairische Siedelungsgeschichte” als Quelle genannt wird, habe ich mir dieses Buch jetzt mal antiquarisch zugelegt. Ich schicke gerne gescannte Seiten. (Leider sind die vielen interessanten Hinweise darin letztlich ohne genaue Quellenangabe.)

Johann Franz Ernst Geiß

Jakob Groß hat als Quelle seiner „Chronik von Fürstenfeldbruck“ Unterlagen von einem “Geistlichen Rat Geiß” erwähnt. Das Archiv des Bistums München und Freising hat die Personalakte eines Johann Franz Ernst Geiß, *1810, + 1875. Dort kommen wir dieser Quelle vielleicht etwas näher. Aber ob noch irgendwo etwas von seinem Nachlaß erhalten ist? Die Chance ist nicht sehr hoch … vielleicht will es Marion trotzdem mal probieren …. sie würde sich aber sicher freuen, wenn ihr jemand anderes diese Aufgabe wegschnappt 😊

(Stadtarchiv Bruck hat nichts über ihn.)

Wichtige Mahnung: Wenn Du selber Material zur Ortsgeschichte gesammelt hast, dann veröffentliche es beizeiten! Nichts wird je perfekt sein. Und man kann immer noch einen weiteren Artikel nachschieben mit noch mehr Erkenntnissen. Und: Kläre rechtzeitig, was mit Deinem Archiv passieren soll! Wenn Du es nicht machst, wird irgendwann ein Enkel die Wohnung räumen und alles ins Altpapier werfen.

Jakob Groß

Hans hat sich mit Jakob Groß beschäftigt. Zusammengefaßt kann man sagen:

Ein Blogbeitrag dazu: https://geschichte-ffb.de/jakob-gross-alte-strassen

Als Faksimile gibt es die „Chronik von Fürstenfeldbruck“ hier: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB11355441?p=591&cq=Lang,%20Johann%20Jakob%20(1801-1862);%20Verfasser&lang=de

Otto Bauer hat das Buch 1984 neu herausgebracht und ergänzt durch hilfreiche Zusatzinfos. Hans und ich haben diese Ausgabe mit der Originalausgabe verglichen: Es fehlt leider das interessante 8. Kapitel „Einiges aus der Geschichte der Nachbarorte“ und da geht um mittelalterliche Urkunden zu Maisach, Aich etc. Dieses Kapitel ist also durchaus sehr interessant.

Der Jakob Groß ist leider nicht zitierbar, weil er keine Quellen angibt. Er hat sich sicherlich durch Urkunden des Staatsarchivs gewühlt und Interessantes rausgeschrieben – aber leider nie die Urkundennummer. ☹

Josef Scheidl hat in seinem Wüstungsverzeichnis keine Quellen angegeben (wobei man sagen muß: Es wurde posthum veröffentlicht. Er war wohl noch nicht fertig.) Aber bei einigen seiner Ortserwähnungen scheint er sich auf Jakob Groß bezogen zu haben.

Erwägenswert ist, ob man nicht die tausend Urkunden-Regesten der „Chronik von Fürstenfeldbruck“ herausschreiben sollte. Und wenn man doch mal ins Staatsarchiv geht, kann man sich Einzelne davon zeigen lassen. So kommt man vielleicht auf Groß‘ Originalquellen.

Bei ein paar Urkunden habe ich die Originalquelle schon in anderen Büchern gefunden – da hat alles gepaßt. Es könnte also die Mühe wert sein.

Die „Chronik von Fürstenfeldbruck“ ist halt 150 Jahre alt. Ich fürchte, damals waren die Standards noch nicht so weit.

Nachlaß Joseph Scheidl

falls Joseph Scheidl zusätzlich zum Wüstungs-Artikel noch weitere Notizen über Wüstungen hatte (wo ggf. die noch fehlenden Urkunden-Quellen stehen), dann finden wir die nur im Hauptstaatsarchiv. Und nicht in Dachau

Orte und Wüstungen

Definition Wüstung

Als Definition haben wir festgelegt: Ortswüstungen sind

  • alle ehemaligen Siedlungen, die vermutlich mit eigenen Namen angesprochen wurden (auch wenn wir den Ortsnamen nicht kennen). Das können also auch Einzelhöfe oder 2-Hof-Weiler sein.
  • Villae Rusticae sind somit auch Ortswüstungen – obwohl wir die in unserem Wüstungsverzeichnis erst einmal nicht aufnehmen

Keine Ortswüstungen sind nach Abriß der Häuser:

  • vom Dorf abgesetzte Häuser, die aber zum weiter bestehenden Ort zählten (Beispiel: Wasenmeisterhäuser).
  • abgebrochene oder versetzte Häuser im Ort oder am Ortsrand eines weiterhin bestehenden Dorfes.
  • ggf. frühmittelalterlich gewanderte Dörfer. Hier muß man von Fall zu Fall entscheiden, wie weit das Dorf gewandert ist.
  • ggf. Sondergebäude, wie Mühlen und Siechenhäuser. Hier muß man die Ortsanbindung von Fall zu Fall entscheiden.

Christa hat sehr detailliert den aufgelösten Pfeiferhof in Oberumbach recherchiert. Dieser eine Hof wurde aufgelöst, aber weil der Rest des Ortes weiterbestand, zählen wir ihn nicht als Wüstung. Wäre der gleiche Hof ein Einöd-Hof ein Kilometer außerhalb von Oberumbach gewesen, würde er als Wüstung zählen. Denn dann war eine Fläche auf einmal unbewohnt, die vorher bewohnt war.

Es zeigt, wie willkürlich so eine Abgrenzung ist. Aber irgendwo muß man einen Strich ziehen, wenn man sich nicht verzetteln will.

Ein Grund für diese Abgrenzung ist auch: Es gab von den Römern über das Früh- und Hochmittelalter bis heute immer schon eine Form von Raumplanung: Orte wurden von Machthabern (Adelsgruppen, Herzog, Bischof etc.) bewußt gegründet (oder ausgebaut) oder aufgelassen. In der aktuellen „Bayerischen Archäologie“ steht einiges über die Zentralisierungprozesse im Hoch- und Spätmittelalter. „Zentralisierung“ heißt halt immer auch, daß kleine Weiler und Dörfer absichtlich aufgegeben wurden und die Bewohner in nahen größeren Dörfern oder Städten neu angesiedelt wurden. (Das wäre einen Artikel wert, falls Du Lust hast!)

Um genau das demonstrieren können, werden wir den Pfeiferhof als Ausnahme aber gerne in unsere Wüstungs-Sammlung packen.

Burgen sind eher wie Einöd-Höfe. Die zählen bei ihrem Untergang auch als Wüstung.

Wir haben das diskutiert.

  1. Viereckschanzen: das wären auch Wüstungen. Aber wir werden nie einen Namen dazu erfahren. Daher nehmen wir sie nicht in die Liste der Wüstungen auf. Eine Wüstung muß also aus einer Zeit stammen, aus der es schriftliche Aufzeichnungen geben kann. Faktisch: Erst ab Römerzeit.
  2. Burgen: Eine Burg war zeitweise bewohnt, daher zählt sie schon zu den Wüstungen. Bei den vielen Burgen gab es ohnehin ein Dorf daneben und damit wären Burg und Dorf ohnehin in der Liste.
Steinbach in der Schmidtschen Matrikel

In der Schmidtschen Matrikel von 1739 ist die Rede von einem Stainbach bei Gilching:

„Dahingegen die grosse Zechent

bey dem ganzen Dorff zu Gilching [82205 Gilching],

Holzhausen [82239 Holzhausen (Alling)],

Arglesriedt [82205 Argelsried (Gilching)],

Stainbach [82272 Steinbach (Moorenweis)][84427 Steinbach (Sankt Wolfgang)],

Geisenbrun [82205 Geisenbrunn (Gilching)] und

bey der Ainödt Anger [82239 Angerhof (Alling)] seint dem Closter Fürstenfeldt reservieret.“

Das ist auch kein Schreibfehler der Transkription:

Manfred Gehrke tippt auf einen Lesefehler. Es müßte korrekterweise „Steinlach“ in der Matrikel heißen.

Egidius

In der Konradinischen Matrikel steht der ominöse Satz
“Mammendorf soluit x [lb], habet v filias: Pfaffenhouen. Naënnhauen. Pernshouen et Germswanch cum sepulturis et ad Egidium sine sepultura”

Die Standard-Übersetzung lautet
„[Die Kirche in] Mammendorf entrichtet 10 Pfund, sie hat 5 Filialkirchen: Pfaffenhofen, Nannhofen, Peretshofen und Germerswang mit Begräbnisrecht, und [???egidius???] ohne Begräbnisrecht.“

Marion forscht schon länger an diesem „ad Egidium“ und hat eine sehr interessante Theorie. Letztlich geht es um die Frage, was „ad“ bedeutet:

  • Die Kirche bei (also außerhalb) von Egidius oder
  • Die Kirche von (also zugehörig zu / innerhalb eines Ortes) Egidius.
  • (Wohl eher nicht bedeutete es: Die Kirche von Egidius. „Egidius“ scheint daher nicht der Kirchenname/Patrozinium gewesen zu sein.)

Angenommen „egidius“ ist ein Ort – heißt „ad egidium“ dann „zugehörig zu diesem Ort“ oder „in diesem Ort“?

Es geht letztlich darum:

  • Suchen wir eine Feldkirche abseits eines Ortes/Hofes?
  • Oder suchen wir eine Kirche in einem Ort? Und damit: Ist „Egidius“ ein [womöglich lateinisierter] Ortsname
    Zumindest in der Konradinischen Matrikel von 1315 wurden keine Ortsnamen des Dekanats Günzelhofen lateinisiert. Das kam erst später auf. Das macht dieses ganz offensichtlich lateinisch deklinierte „Egidium“ zu rätselhaft.

Wir suchen daher jetzt einen guten Lateiner!

War „ad Egidium“ eine Kapelle oder eine Kirche? Es dürfte sich am Ende schon um eine richtige Kirche handeln. Denn die kleinen Kapellen (meist in Burgen) wurden „Capellam in …“ bezeichnet.

Laut dem Erzbistum München ist als Kirchenname St. Agidius ohne Ort angegeben und steht unterhalb von Pfaffenhofen in der Konradinischen Matrikel von 1319. Als Fussnote steht noch drin das sich von dieser Ägidiuskapelle keine Spur mehr findet ‘Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing. 3’, Bild 240 von 664 | MDZ

Mammendorf als Kandidat: Anton Mayer transkribiert in der “Beschreibung des Erzbistums München-Freising” von 1874 den Text in der Konradinischen Matrikel die Konradinische Matrikel so wieder:

“Kapitel VII “Decanat oder Rural-Capitel Egenhofen”:

Interessanter ist sein Hinweis zur Sunderndorf’schen Matrikel (von 1525):

Ohne weitere Begründung lokalisiert Anton Mayer „ad Egidium“ also in Mammendorf. Und er geht von einer Kapelle – also keiner Kirche – aus.

In der Karte von Apian 1568 wiederum sind sowohl bei Egk und Eitelsried Kirchen eingezeichnet, während Pfaffenhofen gar nicht gelistet ist.

Es gab die Haldenburg bei Mammendorf, welche im Mittelalter von Grafen bewohnt war, die ja damals auch meistens eine Kapelle (oder sehr selten eine Kirche) unmittelbar in Ihren Mauern hatten, damit diese nicht zu weit gehen mussten. Die heutige Kirche Nikolaus und Sylvester gab es noch nicht. Somit ist eine Vermutung, dass die Ägiduskirche/-kapelle in oder vielleicht bei der Haldenburg lag. Dafür spricht auch, dass 1524 (also nach Zerstörung der Burg) Ägidius keine Erwähnung mehr findet.

Ein Hof mit Hofnamen „Egidius“ als Kandidat: Ein mittlerweile untergegangener Egidius-Hof kann überall gewesen sein und könnte eine ehemalige Eigenkirche als Feldkirche nahebei gehabt haben.

Egg als Kandidat: Anton Mayer behauptete bislang unbelegt, daß Pfarrer den Ort Egg gerne St Ägidius genannt hätten.
(Womöglich bezog sich Mayer dabei auf Bistums-Schreiben. Da wäre eine Anfrage beim Bistumsarchiv zu “Egg vor 1700” doch spannend!)

Egg ist klein. Was wissen wir denn über das Alter der paar Höfe? Vielleicht war Egg ja um 1500 ein Ein-Hof-Ort? Wer waren die Grundherren? Gibt es da Urkunden zu Besitzübertragungen etc.? Das wäre dann eher Staatsarchiv.
Egg besteht ja nur aus ein paar Höfen. Es wäre spannend da einfach zu klingeln und zu fragen, ob ihnen ein Flurname bekannt ist, der irgendwie „Kapellen“, „Kirch“ oder gar „Egidius“ enthält.

Wir wissen immerhin schon von drei Wüstungen bei Mammendorf: Peretsau (zu weit weg von Egg), Spitz und Tollenberg/Dullenberg.

Tollenberg/Dullenberg

Zum Tollenberg/Dullenberg wissen wir bereits:

Zwischen Mammendorf und Eitelried[1][1].

Angeblich 1450 abgegangen[2][2].

Es gibt in Mammendorf einen Hausnamen „Dullinger“ (Haus #34): ein 1/16 Hof mit nur 20 Tagwerk. Grundherr war am Ende der Kurfürstliche Lehenhof München. 1632 hat ein Georg Bayr auf diesem Hof in Mammendorf geheiratet[3][3] und später die „Brandstatt“ an den Sohn übergeben. Damals schon kurfürstliches „Beutellehen“ – die Lehendienste waren da also bereits durch Geldzahlungen ersetzt worden. Der Hof (heute Augsburger Straße 23, Ecke Friedensweg) lag mittig auf der Südseite des Ortes (und wirkt somit wie ein Hof aus der Frühzeit der Ortsentwicklung). Der Hof hatte die Wiese #660, den Acker #660 ½, den Acker #742 in Hofnähe. Dazu noch Acker #403 weiter südlich (der zumindest in der Nähe des Fuchsberges lag) [Hatte er noch weitere Äcker? Könnte da ein Ort gelegen haben?]

Und zum Spitz wissen wir:

Erstnennung 1362/63 als „Spicz“[4][4]

mhd. „spiz“ konnte „kleines Landstück“ bedeuten oder natürlich ein spitz zulaufendes oder lang-schmales Landstück.

Es gibt in Mammendorf den Hofnamen „Spitzer“ von Haus #59[5][5]: 1640 heiratet in Mammendorf ein Michael Spitzer. Der Hof ist am nordwestlichen Ortsrand an der Maisach. [Irgendwo in der Uraufnahme müßte man seine Äcker finden!]

Im „Birkert“ und „Fuchsberg“ östlich von Egg hätten wir Hügel für einen Tollenberg.

Wüstung Hausen

Laut Historischem Atlas (https://geschichte.digitale-sammlungen.de/hab/seite/bsb00007634_00191) entsprach die Nordostecke des Landgerichts Landsberg womöglich weitgehend den Wessobrunner Vogteigütern. Man sollte also im Wessobrunner Urbar nachsehen, ob dort ein „Hausen“ auftaucht!

Thurnholz und Reitersbergwald

Ein Verdacht: Es gab ursprünglich zwei große Wälder:

  • Reitersbergwald (von den heutigen Reitersbergwäldern bis zur Glonn. Benannt nach der Wüstung Reitersberg.)
  • Turnholz mit heutigem Dornholz, den beiden Thorhölzern, Hohenwarter Forst, Dürabucher Holz. Benannt nach der Burg (ahd. „Turn“) bei Fuchsberg. Die Burg war eine Burg der Rottbacher.

Scheidl lokalisiert diese Wüstung so: „westlich 82281 Dürabuch (Egenhofen). Teilweise in Dürabuch aufgegangen, teilweise Wald“


  1. [1] Joseph Scheidl, „Wüstungen im Gebiet des alten Landgerichts Dachau“, 44. Wo offenbleibt, wie Scheidel auf diese Lokalisierung kommt.



  2. [2] Joseph Scheidl, „Wüstungen im Gebiet des alten Landgerichts Dachau“, 44.



  3. [3] Genealogie Kiening



  4. [4] Busley, Der Landkreis Fürstenfeldbruck, 630. Zitiert dabei Dießener Tradition Urbar 203.



  5. [5] Genealogie Kiening


Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner