zusammengestellt von Ulrich Bähr
Zusammenfassung
Signatur
Betreff
Bertold von (Fürstenfeld-) Bruck und dessen Ehefrau Adelheid von (Ober-) Weikertshofen (LK Fürstenfeldbruck) übereignen an Schäftlarn einen Hof in Ruprechtsried (abgeg. bei Fürstenfeldbruck), den Wato von Gegenpeunt (abgeg. bei Fürstenfeldbruck) und dessen Leute ihrerseits am Todestage der genannten Adelheid gegen eine Auslösung mit 15 Pfund und Gewährung einer Begräbnisstätte durch Konrad von Holzkirchen (LK Fürstenfeldbruck) übereignen lassen. (1236-1239)
Urkunde
Laufzeit: 1236-1239
Signatur: Bayer. Hauptstaatsarchiv München, Kloster Schäftlarn Literale nr 3/I
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Edition
Titel: Alois Weissthanner: Die Traditionen des Klosters Schäftlarn – 760 – 1305; Beck-Verlg, München, 1953
Signatur: Universität Regensburg, 00/NS 1100 Q4-10,1+3
URN: urn:nbn:de:bvb:355-ubr05203-7
Transkription
Urkundentext
Notificamus tarn presenti quam future posteritati, quod qui- dam Berhtoldus de Prukke et uxor sua domna Adelhaidis de Wikkershouen pari consensu delegaverunt super altare sancti Dyonisii martiris in Scheftlarn curiam suam in Růtprehtesriet[1] a pro[2] remedio anime sue. Quam curiam ipsi obligaverant hominibus domni Watonis de Gekkenbiunte pro XII cim talentis; postea idem Wato vendicavit sibi eandem obligationem et addidit eis tria talenta Monacensis[3] monete sub tali condicionẹ, ut fratres ibidem deo famulantes eandem pecuniam, videlicet XV cim talenta, pro solutione darent et ut ipsi locum sepulture ibidem haberent. Quam traditionem fecerunt per manus salmanni[4] d sui domni Chůnradi de Holzchirchen in obitu dicte Adelhaidis. Huius rei testes sunt: Dictus Kůnradus de Holzchirchen, domnus Gerwicus de Phӕphingen plebanus, domnus Heinricus plebanus de Ehmaringen; de familia: Albertus ca- merarius, Heinricus pellifex; Vlricus, Fridricus, servi prepositi, et alii quam plures.
Grob übersetzt:
Wir geben kund – sowohl der gegenwärtigen als auch der künftigen Nachwelt –,
dass ein gewisser Berthold von Prügg [82256 Fürstenfeldbruck] und seine Gattin, die edle FrauAdelheid von Wickershofen [82281 Oberweikertshofen (Egenhofen)]
mit gegenseitigem Einverständnis ihren Hof inRůtprehtesriet [†Ruprechtsried] auf dem Altar des heiligen Dionysius, des Märtyrers, in Scheftlarn [82067 Schäftlarn] übergeben haben — zum Heil ihrer Seele.
Diesen Hof hatten sie zuvor den Leuten des Herrn Wato von Gekkenbiunte [82256 †Gegenpoint] für zwölf Talente (Silber) verpfändet.
Später beanspruchte derselbe Wato dieses Pfandrecht für sich
und fügte ihnen drei Talente der Münze von München hinzu,
unter der Bedingung, dass die Brüder, die dort Gott dienten (also die Mönche von Schäftlarn),
diese Summe – also fünfzehn Talente – zur Ablösung (des Pfandes) bezahlen sollten,
und dass Berthold und Adelheid dort ihre Grabstätte erhalten sollten.
Diese Übergabe (traditio) vollzogen sie durch die Hand des Salmanns [Notars] ihres Herrn Konrad von Holzkirchen [82239 Holzkirchen (Alling)],
am Todestag der genannten Adelheid.
Zeugen dieses Vorgangs sind:
der genannte Konrad von Holzkirchen [82239 Holzkirchen (Alling)],
Herr Gerwic von Pfäffingen [82256 Pfaffing], Pfarrer,
Herr Heinrich, Pfarrer von Ehamringen [82275 Emmering];
aus der Dienstmannschaft:
Albert, der Kämmerer,
Heinrich, der Kürschner,
Ulrich und Friedrich, Diener des Propstes,
sowie viele andere.
Erläuterungen
Zur Urkunde
Cf. 94. — Dr. MB 8 497 f. (ohne Zeugen) zu 1218-39. — Ausz. OA 20, 234 f. Eintrag durch SlOc in einem Zuge mit # 422 unter Tinten- und Federwechsel su nr. 420. Die öfteren Überschreibungen und Rasuren könnten für einen protokollarischen Eintrag sprechen. Die Übereignung durch Konrad von Holzkirchen erfolgte nach der Stellung der Traditio zwischen 1236 und 1239 (vgl. # 419 und # 425)
Zum Inhalt
Zur Bestimmung des abgegangenen
- Ruprechtsried s. Wallner , AS nr . 1223;
- zu Gegenpeunt ( abgeg . au/ der Nikolaileiten bei Fürstenfeldbruck) vgl. OA 21, 231 ff. und Wallner , AS nr. 801.
Zu Anfang des 14. Jh hatte Wato von Gegenpeunt Vogtei und Leibrecht über den Schäftlarner Hof in Ruprechtsried, die er 1322 an seinen Schwager Wichand von Eisenhofen verkaufte (vgl. Fürstenfeld Urk. nr. 168). 1389 vertauschte Schäftlarn u. a. auch seinen Hof zu Ruprechtsried an Kl. Fürstenfeld ( s. Ger. Starnberg Urk. nr. 135 und Kl. Fürstenfeld Urk. nr. 604), das daselbst schon vorher von den Eisenhofern Besitz erworben hatte (s. Kl. Fürstenfeld Urk. nr. 297, 299, 300 und 307).
Der Pfarrer Gerwich von „Phaephingen 44 (vgl. auch MB 8, 148 zu 1241 V 30) ist auf Pfaffing LK Fürstenfeldbruck, den alten Pfarrsitz von ( Fürstenfeld )- Bruck, zu beziehen (vgl. MW I, 248, 256, 259, 267 und III, 277 sowie Wallner, AS nr. 506). Die Kirche daselbst wurde 1271 Nov. 4 durch Vermittlung des Herzogs Ludwig II. von Bischof Konrad II. von Freising gegen Überlassung der Kirche in Straußdorf an Kl. Fürstenfeld abgetreten (vgl. Kl. Fürstenfeld Urk. nr. 8). Zu den 2 Sedelhöfen daselbst s. Ger. Starnberg Lit. 1 f. 182\
„Ehmaringen 44 , wonach sich der hier genannte Pfarrer Heinrich benennt, ist Emmering LK Fürstenfeldbruck; der sonst zwischen 1221 und 1244 bezeugte Pfarrer Heinrich von „Ehmaring 44 bzw. „Emmeringen 44 (s. MB 5, 462 — Meichelbeck , Hist. Fris. I, 1 S. 399; MB 1, 381 f. und 383; MB 3, 563 und MB 5, 464) gehört jedoch zu Emmering LK Ebersberg (vgl. auch MW III, 248).
Zur Übersetzung
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Lateinischer Begriff |
Bedeutung im Kontext | ||||
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Notificamus … posteritati |
Formel: „Wir machen bekannt“ – Beginn fast jeder Schenkungsurkunde. | ||||
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curia |
ein Hof oder Bauernhof mit Land, Gebäude und Abgabenrechten. | ||||
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super altare delegaverunt |
„auf dem Altar übergeben“ – symbolischer Akt der Schenkung an das Kloster oder die Kirche (durch Auflegen der Urkunde oder Handgabe). | ||||
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pro remedio animae suae |
„zum Heil ihrer Seele“ – typisch für fromme Stiftungen oder Schenkungen. | ||||
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obligaverant … pro XII talentis |
das Gut war als Pfand gegeben (Schuldverhältnis über 12 Talente Silber). | ||||
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vendicavit sibi eandem obligationem |
Wato übernahm das Pfandrecht selbst. | ||||
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salmannus |
Treuhänder oder Übertragungszeuge, der bei der Schenkung die rechtliche Übergabe vollzog. | ||||
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in obitu dicta Adelhaidis |
„am Todestag der genannten Adelheid“ – oft Zeitpunkt der feierlichen Stiftung. | ||||
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familia |
hier: die Dienstleute oder Ministerialen, also die „Hausleute“ des Klosters oder Grundherrn. | ||||
