MAT Freising (Schmidtsche) – 1739

zusammengestellt von Ulrich Bähr

Zusammenfassung

Signatur

?

Betreff

Parochia s. Viti in Gilching

 

Urkunde

Laufzeit: 1738 / 1740

Edition: siehe Edition

Übersetzung: –

Regesten: ?

Faksimile: https://dfg-viewer.de/show?id=9&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fdigitales-archiv.erzbistum-muenchen.de%2Factaproweb%2Fmets%3Fid%3DRep_cdd181f8-4377-48fe-9f00-e6b84658e610_mets_actapro.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=1

OCR / Transkription: siehe Edition

1738-1740 verfaßte Franz Joseph Anton Schmidt (*1688 in Freising, †16.04.1740) eine Matrikel des Bistums Freising. Martin v. Deutinger nennt sie in seiner Edition von 1849 „Schmidtische Matrikel“.

Für den Landkreis Fürstenfeldbruck und seine Nachbargemeinden sind diese Stellen bedeutsam:

Edition

Titel: Martin von Deutinger: Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing. 1; Verl. der Erzbischöfl. Ordinariats-Kanzley, 1849

Signatur: Bayerische Staatsbibliothek, Bavar. 1768 n-1

URN: urn:nbn:de:bvb:12-bsb10376400-8

Faksimile: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10376400?page=460,461

Faksimilie

Signatur: AA001/1, FS7 (Archiv des Erzbistums München und Freising)

Bestand: AA001/1 Realia – 1314-1933

URN: –

Faksimile: https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fdigitales-archiv.erzbistum-muenchen.de%2Factaproweb%2Fmets%3Fid%3DRep_cdd181f8-4377-48fe-9f00-e6b84658e610_mets_actapro.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=371&cHash=bb9ad71bd086d655244f65add70e27e2
(Seite 363

Transkription

Urkundentext

[…] § 130 ab Seite 415 (Band 1)

Transkription

Übersetzung

Parochia s. Viti in Gilching.

  1. De hac Parochia in veteri matricula legitur, eam pleno jure pertinere ad monasterium Fürstenfeldt. Hodie faeta inter Ordinariatum Frisingensem cum consensu Reverendissimi Capituli cathedralis et praedictum monasterium permuatione & regularisatione Parochiӕ Jesenwang, et sӕcularisatione hujus Parochiӕ Gilching de dato 18 Aug. 1704 Abbati & conventui Fürstenfeldensi competit jus prӕsentandi Parochum, qui sit sacerdos sӕcularis. Modernus Parochus est R. D. Balthasar Schwankart, ao. 1736 investitus. Dantur a monasterio memorato pro primis fructibus 20 floreni.

Pfarrei Sankt Vitus in Gilching


1) Von dieser Pfarrei ist in der alten Matrikel zu lesen, dass sie mit vollem Recht dem Kloster Fürstenfeld gehört.
Heute aber, nach einer Vereinbarung zwischen dem Freisinger Ordinariat – mit Zustimmung des hochwürdigen Domkapitels – und dem genannten Kloster, durch Tausch und Neuordnung der Pfarrei Jesenwang sowie durch die Säkularisierung dieser Pfarrei Gilching, datiert vom 18. August 1704, steht dem Abt und Konvent von Fürstenfeld das Recht der Präsentation des Pfarrers zu, welcher jedoch ein Weltpriester (also kein Ordenspriester) sein soll.
Der gegenwärtige Pfarrer ist der hochwürdige Herr Balthasar Schwankart, der im Jahr 1736 in sein Amt eingesetzt wurde.
Vom genannten Kloster werden 20 Gulden als einmalige Zuwendung bei Amtsantritt (primi fructus) gewährt.

2) De proventibus hujus Parochiӕ antiqua matricula ita habet : Item prӕdium dotale colit Abbas ex Fürstenfeldt, ex quo annuatim habet ad 18 flor. Deponens colit aliud prӕdiolum quondam a quodam Plebano emtum, quod si locaret, ex illo habere possit 2 flor. Item omnes majores decimas colligit depnens etc. Confessionalia ad 2 flor Panes primitiales & stolam ad 3 flor.

Hodie vi reversalium, quas sub dato 15 Maji 1704 dedit Abbas Balduinus & conventus Fürstenfeldensis pro sustentatione Parochi & exsolutione jurium episcopalium ac aliorum onerum sequentia assignata sunt:

2) Über die Einkünfte dieser Pfarrei lautet die alte Matrikel wie folgt:
Ebenso bewirtschaftet der Abt von Fürstenfeld das Dotationsgut (Stiftungsland), woraus er jährlich etwa 18 Gulden erhält.
Der Pfarrer selbst bewirtschaftet ein anderes kleines Gut, das einst von einem gewissen Pfarrer gekauft wurde; wenn er es verpachten würde, könnte er daraus 2 Gulden einnehmen.
Ebenso sammelt der Pfarrer alle großen Zehnten usw.
Für Beichtgebühren erhält er 2 Gulden, für Erstlingsbrote und Stolgebühren (also Gebühren für kirchliche Handlungen wie Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse) 3 Gulden.


Heute aber, kraft der Reversalien (gegenseitigen Verpflichtungserklärungen), die unter dem Datum 15. Mai 1704 vom Abt Balduin und dem Konvent von Fürstenfeld ausgestellt wurden – zur Unterhaltung des Pfarrers und zur Entrichtung der bischöflichen Abgaben und anderer Lasten –, sind dem Pfarrer folgende Einkünfte zugewiesen worden:

neben einem woneben einem wohlerbauten und durchgehents reparirten Pfarrhof und
neu angelegten Gartten
ain schöner Widen von ungefährlich 21 Juchart Ackhers und 23 Tagwerk Gartten, Anger und Wissgründt:
dazue aller klainer Zechent in
der ganzen Pfarr Gilching [82205 Gilching] neben yber hundert sich belauffenten Kirchtracht-Laiben.
Dann der grosse Zechent
auf der sogenannten Hill [82205 Gut Hüll (Krailling)]:
item bey der Ainödt Rotten-Ridt [82205 Rottenried (Gilching)] und
Schellenberg [ 82205 Schellenberg (Gilching)].
Item von dem Closter Fürstenfeldt jährlich 10 Schöffel Roggen, 1 Schöffel Kern und 1 Schöffel Gersten : dann alle Wochen 12 paar Herrn-Brod. Colligitur etiam ex aetis ad proventus parochiales pertinere[1]
ein Widumb-Guettl zu Biburg [82239 Biburg (Alling)].
Dahingegen die grosse Zechent
bey dem ganzen Dorff zu Gilching [82205 Gilching],
Holzhausen [82239 Holzhausen (Alling)],
Arglesriedt [82205 Argelsried (Gilching)],
Stainbach [82205 Steinlach (Gilching)][2],
Geisenbrun [82205 Geisenbrunn (Gilching)] und
bey der Ainödt Anger [82239 Angerhof (Alling)]
seint dem Closter Fürstenfeldt [82256 Fürstenfeld] reservieret.hlerbauten und durchgehents reparirten Pfarrhof und neu angelegten Gartten ain schöner Widen von ungefährlich 21 Juchart Ackhers und 23 Tagwerk Gartten, Anger und Wissgründt : dazue aller klainer Zechent in der ganzen Pfarr Gilching neben yber hundert sich belauffenten Kirchtracht-Laiben. Dann der grosse Zechent auf der sogenannten Hill : item bey der Ainödt Rotten-Riedt und Schellenberg. Item von dem Closter Fürstenfeldt jährlich 10 Schöffel Roggen, 1 Schöffel Kern und 1 Schöffel Gersten : dann alle Wochen 12 paar Herrn-Brod. Colligitur etiam ex aetis ad proventus parochiales pertinere ein Widumb-Güttl zu Biburg. Dahingegen die grosse Zechent bey dem ganzen Dorff zu Gilching, Holzhausen, Arglesriedt, Stainbach, Geisenbrun und bey der Ainödt Anger seint dem Closter Fürstenfeldt reservieret.


Neben einem gut gebauten und voll renovierten Pfarrhof und neu angelegtem Krautgarten
etwa 21 Tagwerk [12,5 ha] Acker
und 23 Tagwerk Krautgarten, Weide und Wiesen;
dazu der Zehent auf Obst, Kraut, Rüben, Hopfen, Flachs, Hanf, Hirse, Heu, Kartoffeln, etc. in
der gesamten Pfarrei Gilching; zusätzlich hundert Laib Brotabgaben.
Zusätzlich der Zehent auf Getreide in
82205 Gut Hüll (Krailling). Genauso von den Einöden
82205 Rottenried (Gilching) und
Schellenberg [Wüstung[1]].
Zusätzlich vom Kloster Fürstenfeld jährlich 10 Scheffel Roggen [etwa 30 Zentner], 1 Scheffel Dinkel [etwa 1 Zentner], 1 Scheffel Gerste [etwa 1 Zentner]. Dazu jede Woche 12 Paar feines weißes Brot.
Aus den Jahrhunderten geht auch hervor [Gewohnheitsrecht?], dass es sich um Pfarreinkommen handelt [beim Getreide-Zehent] von einem Hof in Biburg[2].
Wohingegen der Getreide-Zehent von
82205 Gilching,
82239 Holzhausen (Alling),
82205 Argelsried (Gilching),
82205 Steinlach (Gilching)][2],
82205 Geisenbrunn (Gilching) und von
der Einöde 82239 Angerhof (Alling)
dem Kloster Fürstenfeld gehört.
Cӕterum habetur ex historia Frisingensi, Albertum II Episcopum monasterio Campi Principum Parochiam Gilchingensem jure perpetuo possidendam tradidisse ea lege, ut monachi ibidem s. Corbiniani festum peculiari celebritate venerentur, et Episcopos Canonicosque Frisingenses bonorum suorum operum participes facerent. Integi proventus parochiales hoc tempore attingent 500 flurenos. Domus parochialis nunc satis honeste constituta est. Horreum cum stabulis novum est. Onera Parocho incumbunt : Widumb-Steyr nach Seefeldt 2 fl. 34 kr. 2 hl.,
Jägergelt 1 fl. 8 kr. 2 hl.,
ad seminarium episocpale 2 fl.,
cathedraticum 33 kr.,
ad fabricam ecclesiӕ cathed. Frising. 33 kr.

Communicantes hujus Parochiӕ novissime 850 fuere numerati.

Aus der Geschichte Freisings geht hervor, dass Bischof Albert II. die Pfarrei Gilching dem Kloster Fürstenfeld zum ewigen Besitz übergab, unter der Bedingung, dass die dortigen Mönche das Fest des Heiligen Korbinian mit besonderer Feierlichkeit begehen und die Bischöfe und Kanoniker von Freising an ihren guten Werken teilhaben lassen. Der gedeckte Erlös der Pfarrgemeinde wird diesmal 500 Gulden betragen. Das Pfarrhaus hat mittlerweile einen recht respektablen Status. Die Scheune mit Stallungen ist neu. Dem Pfarrer fallen die Lasten zu:
Steuer auf das Pfarrgut an [Schloß der Grafen Törring-Stein?] 82229 Seefeld: 2 Gulden 34 Kreuzer 2 Heller
Übernachtungsrecht-Ablöse: 1 Gulden 8 Kreuzer 2 Heller
für das bischöfliche Priesterseminar : 2 Gulden
für die Kathedrale: 33 Kreuzer
für den Bau der Kathedrale Freising: 33 Kreuzer.
Die Zahl der Kommunion-Empfänger dieser Pfarrei wurde zuletzt mit 850 gezählt.
  1. Ecclesia parochialis in Gilching habet alias tres filiale, nempe in Holzhausen, Argles-Riedt & Sparnfluckh.
3. Die Pfarrkirche in Gilching hat drei weitere Filialen, nämlich in
82239 Holzhausen (Alling),
82205 Argelsried (Gilching) und
82205 Sankt Gilgen (Gilching).
  1. Ecclesia parochialis, ex magnis ruinis nunc in recentem formam redacta, quatuor habet altaria:

….

4. Die Pfarrkirche, die aus großen Ruinen in ihrer heutigen Form wiederhergestellt wurde, hat vier Altäre:

….

Erläuterung

Die Lokalisierung von “Stainbach” ist fraglich, da 82272 Steinbach (Moorenweis) beachtliche 15 km von Gilching entfernt liegt. 84427 Steinbach (Sankt Wolfgang) liegt mit 69 km noch weiter entfernt.

Vermutlich hat sich Herr Schmidt hier verschrieben und er meinte eigentlich „82205 Steinlach (Gilching)“ oder meint “82205 Steinberg (Gilching)”.

matricula” = hier eine Pfarrmatrikel, also ein offizielles Register oder Verzeichnis über Besitz-, Einkommens- und Zuständigkeitsverhältnisse der Pfarrei.

“jus praesentandi” = das Präsentationsrecht: das Kloster durfte den Pfarrer vorschlagen, die bischöfliche Behörde musste ihn dann bestätigen.

“sacerdos saecularis” = ein Weltpriester, kein Ordensangehöriger.

“primi fructus” = „erste Früchte“, eine einmalige Abgabe oder Zuwendung bei Amtsantritt.

“reversalia” = kirchenrechtliche Vereinbarungen, meist Verpflichtungserklärungen über finanzielle und seelsorgerliche Pflichten zwischen Kloster und Ordinariat.


  1. „Aus den Jahrhunderten geht auch hervor, dass es sich um Pfarreinkommen handelt.“



  2. siehe die „Erläuterung“. Vermutlich ein Schreibfehler von Schmidt.


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