Römerstraßen zwischen Bregenz und Salzburg

Das Buch

Rosemarie Schwarz: Abenteuer Römerstraßen – Fernstraße Bregenz-Salzburg; Verlag GraficArt digital, Eching, 2000; ISBN 3-9806666-2-x

vermittelt viele historische Hintergründe und gibt einen lebendigen Eindruck von Römerstraßen während ihrer Betriebszeit und was heute noch übrig ist. Frau Schwarz hat dazu einen reichbebilderten Reiseführer geschrieben, der zum Ablaufen der Römerstraßen inspirieren soll. Allerdings werden mehrere Römerstraße behandelt und es ist nicht immer ganz leicht zu verfolgen, von welchem Teilstück jeweils die Rede ist. Eine Handvoll zusätzlicher Karten hätte dem Buch gut getan.

Im Buch erwähnte Römerstraßen. Quelle: Google Maps, GeoBasis-DE/BKG, 2020

Frau Schwarz hält

  • die Strecke Bregenz-Kempten (rot) /
    Kempten-Epfach-Gauting (schwarz) /
    Gauting-Salzburg (blau)
    für die Hauptstrecke.
  • Augsburg-Gauting (grün) wurde womöglich nachträglich gebaut.
  • Die VIA CLAUDIA (Augsburg-Geltendorf-Windach-Dießen-Raisting-Wielenbach-Murnau-Garmisch-Mittenwald-Inn (braun gestrichelt) wird nur kurz erwähnt.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalspflege listet im Dreieck Kempten-Augsburg-Gauting noch etliche weitere kleine Römerstraßen, die in dem Buch aber nicht erwähnt werden.

Kämpfe und Straßen

Raetien als Durchgangsstation

Gallien, Raetien, Noricum schematisch. Quelle: Google Maps, GeoBasis-DE/BKG, 2020

Man sieht an der schematischen Darstellung, daß Raetien (in dem der Landkreis FFB liegt) eine wichtige Verbindung zwischen der rohstoffreichen Rüstungsprovinz Noricum und dem großen Gallien war. Man ersparte sich hier Pässe. Wohl auch deshalb haben die Römer nach Gallien dieses Raetien (eher kampflos) erobert und die bestehende keltische Ost-West-Straße Salzburg-Bregenz ausgebaut. [S. 3] Zudem kam über Bregenz der Nachschub aus Italien für die Kämpfe an Rhein und Donau (über Mailand, Chur, Splügenpaß, St. Gotthard-Paß) [S. 6]

Anfangs bestand die Befestigung aus Holz-Erde-Kastellen. Bis ~50 n. Chr. wurden zivile Siedlungen mit Holz und Fachwerk erbaut. Später kamen noch Steinbauten hinzu. [S. 3]

Befestigte Straßen in Raetien

Friedliches Raetien nach 160 n. Chr.: Kurz nach der Eroberung sicherten die Römer die Straßen in Raetien durch Türme etc. Dann verlegte sich die Verteidigung an den Limes (~160 n. Chr.) und die Straße entlang des Limes übernahm die Rolle als wichtigste Ost-West-Verbindung. Die Route Bregenz-Gauting-Salzburg wurde unbedeutend.
Gleichzeitig wurde im Landesinneren abgerüstet. Die Garnison in Augsburg wurde aufgelöst. Windisch in der Schweiz (VINDONISSA) beblieb als einzige raetische Garnison – und die lag westlich des Bodensees. Das sicherte der Route Bregenz-Gauting-Salzburg eine Restbedeutung, da die Windisch-Truppen über sie zu Brennpunkten ausrücken konnten. [S. 4]

Kriegerisches Intermezzo ab 68 n. Chr. in Raetien: Es gab zwei Konkurrenten um das Kaisertum:

  • Aulus Vitellius (von den Raetiern unterstützt)
  • Vespasian (von den Norikern unterstützt)

Während der Vormachtskämpfe rissen die Noriker sogar die Innbrücke ein, um die Raetier am Einmarsch zu hindern. Für Raetien war das Pech, daß Vespasian siegte und anschließend Raetien verwüsten ließ. [S. 52]

Sehr friedliches Noricum schon immer: Der Keltenstamm der Noriker hat sich schon immer mit den Römern arrangiert. Sie pflegten weiter ihre keltische Kultur, waren aber fest eingebunden in die römische Welt. Dort waren keine Truppenstationierungen nötig. [S. 64].

Kriegerische Zeiten nach 254 n. Chr. in Raetien: Als der raetische Limes aufgegeben wurde (bald nach 254 n. Chr.) wurde die Straße entlang des Limes wohl eher nutzlos. Die südlicher gelegene Route Bregenz-Gauting-Salzburg gewann so wieder an Bedeutung. [S. 3] Gleichzeitig kam es zu vermehrten Plünderungen durch Alamannen und andere Germanenstämme. Die Römer zogen sich zunehmend in kleine Höhensiedlungen (Burgus) zurück.

Reisen

Alle 20 römische Meilen (millia passuum à 1,478 km), also alle 29,5 km, gab es ein Gasthaus. Dazwischen gab es öfter auch zusätzliche Pferdewechselstationen. So kam man zu Pferd auf Tagesetappen von 70 bis 100 km [mit dem Pferd war man also drei mal so schnell, wie zu Fuß.] [S. 21]

Orientieren konnte man sich mit einem ITINERARIUM, auf dem (die wichtigsten) Gasthäuser in ihrer Reihenfolge aufgezählt werden. Für unser Gebiet relevant sind

  • Tabula Peutingeriana, dort fehlt die Strecke Augsburg-Gauting [und noch weitere Routen]. Vielleicht weil sie erst nach der Ersterstellung 230 n. Chr. der Karte entstand. [S. 21] [Andere Quellen gehen von 375 n. Chr. als Erstellungsdatum aus. Zumindest die Brücke von Schöngeising wurde mit Holz aus den Jahren 0 n. Chr., sowie 46, 102, 120 n. Chr. gebaut – also muß diese Teilstrecke in jedem Fall zum Entstehungszeitpunkt der Karte bereits bestanden haben.]
  • [und außerdem das ITINERARIUM PROVINCIARUM ANTONINI AUGUSTI. “AUGUSTA VINDELICUM” (Augsburg) kommt dort vor bei den Strecken 232, 236 (mit AMBRE), 241, 250, 258 (mit AMBRE), 274]

Routen

Augsburg-Gauting

In Augsburg: Hoher Weg – Karolinenstraße, Maximilianstraße. St. Ulrich-und-Afra liegt knapp westlich und heute teilweise auf der Römerstraße. Laut Frau Schwarz gabelte sich bei St. Ulrich-Afra die Römerstraße: südwestlich nach Kempten und südlich nach Salzburg. [Aber wenn man die Kempten-Strecke (grob die Gögginger Str.) linear fortsetzt, trifft sie eher auf Höhe Karlstraße die Karolinenstr. – also deutlich weiter nördlich.]

Über den Lech ging es südlich der Eisenbahnbrücke bei der Friedberger Straße, wo ein Dr. Eberl ein 1920er-Jahren noch einen Damm sehen konnte. [S. 29]

Südlich von Mering sieht man noch einen Damm [der Beginn ist in Google-Maps als “Der steinerne Mehlsack” markiert] mit einem Meilensteinrest. [S. 29]

Nördlich von Heinrichshofen [vermutlich auf Höhe Plankmühle] verzweigt sich die Römerstraße:

  • Geradeaus die VIA CLAUDIA nach Egling-Hausen(Geltendorf)-Geltendorf-Eresing-Windach-Steinebach-Achselschwang-Rieden-Riederau-Dießen-Raisting-Wielenbach-(Weilheim-Garmisch) [Auf der Karte oben: braun gestrichelt]
  • Leicht nach Osten: Richtung Schöngeising-Gauting-Salzburg [Auf der Karte oben: grün]

Weiter zwischen Steinbach (Moorenweis) und Windach (Moorenweis) zum Burgstall Purk. Am Gailerholz (westlich vom Grunertshofener Holz) ein Linksknick Richtung Nord-Jesenwang, St. Wilibald, Süd-Landsberied, Schöngeising. [S. 31]

Die Autorin skizziert also exakt den Weg, wie er in er Bodendenkmalskarte eingezeichnet ist.

Augsburg-Epfach-etc.

ABODIACUM (Epfach) hat sich bis Anfang des 5. Jahrhunderts gehalten. Also eher lang.

Östlich von 82399 Stillern (Raisting) ist der Verlauf unklar. Die Autorin gibt an, daß 200 m südlich der Raistinger Kirche (am Weg nach Sölb) die Kreuzung mit der Straße Augsburg-Garmisch sein könnte. [Die Lage der Flurstücke der Uraufnahme kann aber auch eine Querung 420 m von der Kirche und insbesondere 620 m südlich der Raistinger Kirche nahelegen.] Bei Reisting könnte somit URUSA sein. [S. 43]

Epfach-Raisting-Gauting

Ab Raisting irgendwie durchs Moos nach Vorderfischen. Über Erling, Rothenfels, Essee, Landstetten, Königswiesen, Gauting-Reismühl nach Gauting. [S. 43]

1 Kommentar zu „Römerstraßen zwischen Bregenz und Salzburg“

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