Probennahme

Probennahme in “Celtic-Field”-Damm im Rothschwaiger Forst

(Artikel von Ulrich Bähr mit Carsten Driendl)

„Celtic Field“-Strukturen im Rothschwaiger Forst

LIDAR-Relief

Der Rothschwaiger Forst westlich von 82256 Fürstenfeldbruck war ursprünglich 8 Quadratkilometer groß. Auch wenn heute am nördlichen Ende zunehmend Flächen dem Kiesabbau zum Opfer fallen, so ist dieser Wald doch eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Umkreis. Und wie das LIDAR-Relief zeigt, ist der Waldboden fast komplett mit „Celtic-Field“-Strukturen bedeckt.

Abbildung “Celtic-Field”-Strukturen westlich von Fürstenfeldbruck im Rothschwaiger Forst.
[Karte: Volker Arnold basierend auf Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung. CC BY 4.0]

Am rechten Bildrand verläuft die B471 gesäumt von einem Streifen Hügelgräber.

Probenentnahme 05.02.22

Kiesabbau als Chance

Durch die Erweiterung der bestehenden Kiesgrube der Fa. KRO nach Süden gehen „Celtic-Fields“-Strukturen verloren. Gleichzeitig bietet sich so die Chance mit Hilfe des sehr kooperativen Kiesunternehmens die Dämme kurz vor ihrem Verschwinden genauer zu untersuchen. Da sie ohnehin bald weggebaggert werden, spielen Natur- oder Denkmalschutz bei Grabungen keine Rolle mehr.

Ort der
Grabung

Am 05.02.22 wurde ein Damm in der Nähe einer ehemaligen kleinen Kiesgrube aufgegraben und eine Probe entnommen (Stelle 01).

Ein anderer Damm (Stelle 02) war bereits mit dem Oberboden abgezogen worden. Die Stelle bot einen guten Einblick in den Bodenaufbau.

Abbildung Lage der beiden Proben in der Nähe einer alten Kiesgrube

Die neuzeitliche runde, ehemalige Kiesgrube[1] liegt zufälligerweise genau in einem „Celtic-Field“ ohne dessen Dämme zu berühren. Unsere untersuchten Stellen liegen auf dem Süddamm (Stelle 01) und Norddamm (Stelle 02) des „Celtic-Fields“.

Abbildung Die Lage der beiden Stellen auf Dämmen

Probenentnahme an Stelle 01

Damm

Der Damm bei Stelle 01 kreuzt einen Zufahrtsweg zur runden Kiesgrube. Deutlich kann man an dieser Stelle die leichte Erhöhung des Weges erkennen. Leider ist das – wie immer – auf einem Photo kaum zu erkennen.

Gewählt wurde eine Stelle zwischen Bäumen, bei denen ein Wildschwein bereits die oberste Schicht freigewühlt hatte. Mit einem georeferenzierten LIDAR-Bild (von Volker Arnold) wurde am Tablet (mit der App „Locus Map Classic“) kontrolliert, wo genau der Damm verläuft. Dann wurde mit einem Spaten in rund 20 Minuten ein 40 cm tiefes Loch gegraben.

Abbildung Loch bei Stelle 01

Daraufhin wurde die Sohle des Lochs sauber ausgekratzt. Spaten und Schaufel wurden gereinigt, um Kontaminationen von oberen Erdschichten zu vermeiden. Nun wurde am Grund des Loches in die Seitenwand eine Höhlung gegraben, um gezielt eine Erdprobe aus dieser Schicht zu entnehmen.

Abbildung Aushöhlung zur Probenentnahme an der tiefsten Stelle

Ergraben wurden 1,2 kg Erde.

Abbildung Probe von Stelle 01

Besichtigung von Stelle 02

Damm ist verschwunden

An dieser Stelle war einmal ein „Celtic-Field“-Damm:

Abbildung “Celtic-Field”-Damm an Stelle 02 (Aufnahme nach Westen am 05.02.23)

Sand

Erstaunlicherweise stößt man in der abgezogenen Fläche neben Kies auch auf feinen Sand:

Abbildung Feiner Sand an Stelle 02

Womöglich hat die späteiszeitliche Amper beim Graben ihres Terrassenbettes diesen Sand hinterlassen.

Erdschichten

Dünne Erdauflage

Bei Punkt 02 hat die Kiesfirma bereits den Boden für eine neue Kiesgrube abgezogen. So kann man die Bodenschichtung dort gut beobachten:

Wir sehen einen rund 10 cm dicken humusbraunen A-Horizont über einem knapp 30 cm dicken[2] graubraunen B-Horizont. Darunter beginnt bereits die Kiesschicht.

Abbildung Erdhorizonte bei Punkt 02

Landwirtschaftliche Eignung

Der Grundeigentümer (die Bayerischen Staatsforsten) sieht den dort vorherrschenden Fichtenwald bei zunehmender Trockenheit gefährdet[3].

Die geringe Erdschicht auf dem wasserdurchlässigen Kies war selbstverständlich auch für die frühen Bauern ein Thema. Selbst in der Expansionsphase des Mittelalters wurde der Rothschwaiger Forst von der Landwirtschaft gemieden und nie Wölbäcker angelegt[4].

Der Boden wird beschrieben als „fast ausschließlich Braunerde und Parabraunerde aus flachem kiesführendem Lehm (Deckschicht oder Verwitterungslehm) über Carbonat­sandkies bis -schluffkies (Schotter)“[5]

Damit hätte der Boden ein mittleres bis hohes Wasserspeichervermögen – aber auf sandigem und kiesigem Untergrund trocknet er doch rasch aus.

Falls in den „Celtic Fields“-Strukturen Ackerbau betrieben wurde, dann kann das nur in einer feuchten Gunstzeit geschehen sein. Klimageschichtlich kommt vor allem das Subboreal (~3.710 v. Chr. bis 450 v. Chr.) in Frage für die Nutzungszeit der „Celtic-Fields“. Damals war es in Südbaiern wärmer, als heute. Während des Subboreals kühlte es etwas ab und die Niederschläge nahmen zu. Buchen wurden die dominierende Baumart.

Trotzdem war das Boreal keineswegs konstant. Es werden darin 3 Warmzeiten gezählt.

Abbildung Graphik aus H. Kehl: Erläuterungen zur Vorlesung TWK an der TU-Berlin

Die Pollenuntersuchungen[6] vom Haspelmoor im gleichen Landkreis zeigt im 2. Viertel des Boreals ein verstärktes Auftreten der feuchteliebenden Weide und Hartriegel. Das könnte auf eine Feuchteperiode ab ~2.900 v. Chr. hindeuten.

Bodengüte

Für den Wald werden keine Bodenzahlen[7] genannt. Aber die westlich (38) und östlich anschließenden Wiesen (41) haben unterdurchschnittliche Bodenzahlen. Sie dürften also unterdurchschnittlich ertragreich sein.

  1. Auf Uraufnahme und auch auf der Karte des Deutschen Reiches 1:100.000 von 1890 (Blatt Landsberg a. Lech 637) ist sie nicht eingezeichnet. Auf dem Positionsblatt 1:25.000 von 1900 (Blatt 689) erscheint sie. Sie dürfte also kurz vor 1900 n. Chr. angelegt worden sein.

  2. Bei Punkt 01 ist der B-Horizont nur etwa 25 cm dick.

  3. Wiedergegeben vom Kiesgrubengeschäftsführer Herrn Ottl im Februar 2022

  4. Das kann aber auch damit zusammenhängen, daß der Rothschwaiger Forst „königlicher Wald“ war und keiner der angrenzenden Gemeinden zugeordnet war. Ohne herzogliche (oder später königliche) Anweisung hätte also ohnehin kein Bauer dort roden dürfen.

  5. Übersichtsbodenkarte von Bayern 1:25.000

  6. Michael Peters, „Pollenanalytische Untersuchungen im Haspelmoor“, in Am Wasser – Steinzeitmenschen am Haspelsee (Fürstenfeldbruck: Museum Fürstenfeldbruck, 2015).

  7. https://www.finanzamt.bayern.de/Informationen/Steuerinfos/Weitere_Themen/Bodenschaetzung/Merkblatt-ueber-den-Aufbau-der-Bodenschaetzung.pdf

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