1.1       Die Ersterwähnung des Ortsnamens Schöngeising

Kelten und Römer

Schöngeising ist ein sehr altes Dorf. Kelten haben hier gesiedelt. Römer bewachten hier den Übergang der Via Julia über die Amper.

Der Flußname Amper ist keltischen Ursprungs. Wie die Kelten die Siedlung des heutigen Schöngeisings nannten, wissen wir nicht. Die Römer nannten  die Siedlung „ad ambrae“ – also „an der Amper“.

763 erstmalig erwähnt

2013 feierte das Dorf seine 1250-Jahr-Feier: Denn im Jahr 763 wurde der germanische Ortsname „Geising“ erstmals in einer Urkunde des Bistums Freising erwähnt.

In dieser Urkunde verschenken ein paar Adelige Grundbesitz in diversen Dörfern (darunter Schöngeising) an das neu zu errichtende Kloster Scharnitz, damit dieses Kloster ein Einkommen hat. Zudem wurde Schöngeising dabei noch enger in den transalpinen Verkehr eingebunden.

Diese Urkunde ist weltberühmt. Sie wurde in einer extrem spannenden weltpolitischen Situation geschrieben und die darin dokumentierte Klostergründung hatte zu ihrer Zeit durchaus einigen Einfluss.

1.2       Die Urkunden der Ersterwähnung

Die eigentliche Ersterwähnung fehlt

Die Originalurkunde von 763 ist nicht erhalten geblieben. Wir kennen nur die Abschrift des Kanzleileiters Cozroh des Bistums Freising aus den Jahren 824 bis 848 (Krah 2007, 407 ff.).

Diese Abschrift (eine „Tradition“) wurde im Bistum Freising verwahrt.

1.2.1    Die älteste erhaltene Abschrift

Die Urkunde

Abbildung 1 Cozroh-Codex – BayHStA HL Freising 3a, Freising, 824 der Bayerischen Staatsbibliothek[1]

Transskription

Theodor Bitterauf hat sich die Mühe gemacht, das gesamte Konvolut an Urkundenkopien erneut abzuschreiben und 1905 in einem Buch mit vielen wertvollen Kommentaren herauszubringen. Er liest die Handschrift (eine frühe Form der Karolingischen Minuskel) wie folgt: [Wiedergegeben wird nur der oben abgebildete Abschnitt]

… Humiste portionem meam, similiter foras montes
 in villa Slehdorf nuncupante et in Hofahaim
et in villa quae dicitur Sindoluesdorf, similiter
et in Kisingas omnem terminum nostrum ita in
augmentum iustitiae frugi adduxi in villa
Pasingas et Grefoluinga dicente et portio-
nem nostram in pago Rotahgauuue in villa
quae dicitur Curtana iuxta Fruen flumine …

Übersetzung von Pietschmann[2]

[in A-6460]] Imst [am Inn] mein Grundstück, ähnlich

vor den Bergen im unbewohnten Dorf [D-82444] Schlehdorf und in [D-82447] Hofheim [Gemeinde Spatzenhausen]

ferner im Dorf, das [82404] Sindelsdorf genannt wird, ähnlich

habe ich auch jede unserer Grenzen so zur ordentlichen Vermehrung der Gerechtigkeit nach [82296 Schön-]Geising hingeführt

Übersetzung von Zahler[3]

Der uneingeschränkte Besitz ist durch einen Kontrakt garantiert: Besondes mein Anteil am Wallgau, die genannten Hofmarken Polling und Flaurling, mein Anteil am Städtchen Imst, ebenso außerhalb der Berge
in der genannten Hofmark Schlehdorf und in Hofheim,
außerdem in der sogenannten Hofmark Sindelsdorf. Ferner
habe ich zur Mehrung der Gerechtigkeit unseren gesamten Besitz in Giesing, in den Hofmarken
Pasing und Gräfelfing, und unseren An-
teil im Rottachgau redlich hinzugefügt, sowie die Hofmark
Kurthambach am Pfriembach, die herkömmlich Hofmark (Pfriem) genannt wird. Dazu kommt in gleicher Weise der einsam gelegene Walchgau mit dem dahinter liegenden See und dem Fischereirecht, und die unterhalb fließende Isar, sofern sie alle vorgenannten Hofmarken deutlich in ihren Gebieten berührt.

1.2.2    Die zweitälteste Abschrift

Die Abschrift der Abschrift:

1187 hat Conradus Sacrista von Freising die Urkunden noch einmal abgeschrieben und dabei die Ortsnamen teilweise mit dem damaligen Sprachgebrauch aktualisiert. Diese Abschrift(Sacrista 1187) ist aber nicht so gut erschlossen. Auf Blatt 32 (Vorderseite) kommt die Stelle mit der Ersterwähnung Schöngeisings erneut vor:

Die Urkunde

Abbildung 2 „Sacrista, 1187 – Bayerische Staatsbibliothek, https://daten.digitale-sammlungen.de“

Transskription von Conradus` Text

In der rechten Spalte steht unter anderem:

[…] et in pollinga et in slehdorf et in hoiuhai[m] et in sindoluesdorf et in kisingas et in pasingas et in grefolunga […]

Wie man sieht, ist der Text hier eine kurze Zusammenfassung der Abschrift von Cozroh und Schöngeising heißt auch dort (noch) „kisingas“.

1.3       Wieso heißt Schöngeising in der Urkunde „kisingas“?

1.3.1    Der Ortsname

Kisingas

Der Ort Schöngeising wurde also als

Abbildung 3 „kisingas“

geschrieben, was als „kisingas“ gelesen wurde.

Endung „as“

Die Endung „as“ ist der lateinische Akkusativ.

Der Ort wurde damals also auf Altbairisch „kising“ genannt.

Die lateinisch sprechenden Mönche nannten den Ort im Nominativ „kisingae“.[4]

Endung „ing“

Die Endung „ing“ ist der Plural-Dativ im Mittelhochdeutschen. (Kluge, 1989) und war es wohl auch bereits im Altbairischen.

Man nennt dies einen patronymischen Ortsnamen. Auch in Ostbaiern gab es patronymische Ortsnamen – dort enden die Ortsnamen aber öfter mit “-heim”. Läge Schöngeising bei Salzburg, dann hieße es heute wohl Gisheim.[5]

„kising“ heißt also: Die vom Kis(o) bzw. Gis(o).[6]  [7]

(Störmer, 2007, S. 21) meint, dass “-inga” dem “-ingen” entspricht. Tatsächlich waren damals “-ing” und “-ingen” eins. Erst später hat man die “-inga”-Orte im Westen eher als “-ingen” bezeichnet und im Osten eher als “-ing”.

Es hat also einmal einen Herrn Giso gegeben, der während der Germanischen Landnahme im 6. Jahrhundert oder später das Dorf Schöngeising übernahm. Ab da nannte man die Siedlung nach ihm: „da wohnen die vom Giso“.

von Giesing zu Geising

Ein langgezogenes „i“, wie in Giesing, wurde

  • ab dem späten 13. Jh. diphthongiert [also: aus einem Laut wurde eine Folge von zwei Vokalen, wie z. B. mittelhochdeutsch “sniwen” wird zu “schneien”, “morinwihs” wird zu “Moorenweis” etc.] [8]
  • ab dem 14. Jh. schlägt sich das dann in der Schreibweise mit “ei” nieder. Aus Giesing wurde Geising. (Das Münchner Giesing hat diese neumodische Ausspracheänderung aus irgendeinem Grund verpaßt.)
War Giso der erste baiovarische Dorfadelige?

Es gibt vereinzelte Fälle, wo Orte nach neuen Herren umbenannt wurden[9]. Dann könnte Schöngeising im Jahr 2018 Thomasing heißen nach dem Bürgermeister Thomas Totzauer, der aber keine Frondienste auf seinem Hof verlangt. (Störmer 1973, 63)

Abbildung 4 Bürgermeister Thomas Totzauer

Gründer Giso hieß eigentlich anders

Germanen hatten üblicherweise zweigeteilte Namen. Beispiel: Uodal-rich („Ulrich“) mit der Bedeutung Heimat-mächtig. Im Prinzip hießen die Germanen also alle Wolf-reich, Bär-schnell, etc.

Giso war somit vermutlich die Abkürzung für einen Namen, der mit Gis- begann[10]. „Gis“ bedeutete vermutlich „Strahl“ oder „Pfeil“[11]  [12]. Der Gründer Giso hieß also in Wahrheit Gisulf (Pfeil-Wolf), Gisemar (Pfeil-Groß), Gisbert (Strahl-Glänzend) oder so ähnlich.

Wäre der heutige Bürgermeister Totzauer der Ortsgründer, dann würde Schöngeising also eigentlich Toming heißen.

Sowohl im alemannischen wie im bairischen Raum kommen Kurznamen in –ing oder –ingen-Ortsnamen öfter vor als im Norden. Das ist ein Hinweis auf die enge Verwandtschaft der Alemannen, Baiovaren und Langobarden.

Gibt es weitere Orte, die nach Giso benannt sind?

Weitere Orte, die nach Giso benannt sind

Es gibt mindestens diese Orte, die auch nach einem Giso benannt sind:

  • 01778 Geising
  • 07646 Geisenhain
  • 65366 Geisenheim
  • 65366 Gysenheim
  • 71691 Geisingen (Freiberg am Neckar)
  • 72539 Geisingen (Pfronstetten)
  • 78187 Geisingen-Baden
  • 81539 München-Giesing
  • 82296 Schöngeising
  • 84144 Geisenhausen
  • 85290 Geisenfeld
  • 85301 Geisenhausen (Schweitenkirchen)
  • 85402 Giesenbach (Kranzberg)
  • 86438 Kissing
  • 87616 Geisenried (Marktoberdorf)
  • 91171 Kaising (Greding)
  • 93102 Geisling (Pfatter)
  • 96160 Geiselwind (wobei strittig ist, ob es nicht doch nach der Kaisertochter Gisela benannt ist)
  • 98553 Geisenhöhn
Orte, die vielleicht nach Giso benannt sind

Bei diesen Orten läßt sich nichts über die Namensherkunft eruieren (mit Ausnahme von Geiselberg und Geisenhofen spricht aber viel für einen Giso als Namensgeber):

  • 06024 Geisenhofen (Königshofen)
  • 67715 Geiselberg
  • 72351 Geislingen (nennt den Gründer selbst „Gisilio“)
  • 73312 Geislingen an der Steige
  • 82281 Geisenhofen (Egenhofen-Aufkirchen)
  • 85435 Langengeisling (Erding)
  • 87674 Geisenhofen (Ruderatshofen)
  • 87675 Geisenhofen (Stötten am Auerberg)
  • 94374 Gaißing (Schwarzach)
  • 97688 Bad Kissingen
Fazit

Es kann durchaus mindestens 19 Orte gegeben haben, die man im 8. Jahrhundert als „kisingas“ in den Urkunden schrieb. Vielleicht waren es auch mindestens 5 weitere.

Orte, nicht nach Giso benannt sind

Aber nicht alles, was wie „Geising“ klingt, hat ein Giso gegründet. Einige Orte wurden benannt nach

  • einem sprudelndem Bach (der althochdeutsch „gizzan“ oder „gisan“ heißt)
  • einem Herrn Giselher (wobei auch dessen Kurzname vermutlich Giso war)
  • einem andersnamigen Gründer.
Dieser Ortwurde benannt nach
34369 HofgeismarBach. „gisan mari“, also „sprudelnde Quelle“
35390 GießenBach
36419 GeisaBach. Der Fluß dort heißt auch Geisa (und vermutlich früher „gisan“).
37308 GeisledenBach. Entweder einem „Ziegenbach“ oder dem dortigen Gieselbach.
37308 GeismarBach. „gisan mari“, also „sprudelnde Quelle“.
54413 GeisfeldHerrn Gaugerich (angeblich)
56357 GeisigBach. Der Ort hieß früher Geisaha, und bedeutet somit „sprudelnde Ache/Bach“.
63826 GeiselbachBach. Den Bach Geiselbach gibt es dort wirklich.
82140 Geiselbullach (Olching)Herrn Adam Geisler
82288 KottgeiseringHerrn Giselher (angeblich. Das ist strittig. Die Kurzform von Giselher wäre aber auch Giso.)
83674 Gaißachdem Geschlecht der Kaizahu
[obwohl die Nachsilbe –ach schon stark an einen sprudelnden Bach denken läßt. Vielleicht heißt das Geschlecht ja auch nach dem Ort?]
84416 Geislbach (Taufkirchen a. d. Vils)Bach. Den Bach Geislbach gibt es dort wirklich. Er mündet bei Esterndorf in die Isen.
94333 GeiselhöringHerrn Giselher. Die Kurzform von Giselher wäre aber auch Giso.
82205 Geisenbrunn (Gilching)Frau Kysla, der Schwester oder Tochter Karls des Großen, die den Grund an drei Klöster stiftete. „Giso“ ist aber weiterhin ein möglicher Kandidat für den Namen.
82405 Gaispoint (Wessobrunn)Geiß. (mittelhochdeutsch „geiz“ für Ziege und „biunde“ für Gehege)
88339 Gaisbeuren (Bad Waldsee)Herrn Gundlis. Der Ort hieß früher „Gundlisesburia“.
84435 Obergeislbach (Lengdorf)
84435 Niedergeislbach (Lengdorf)
Bach. Den Bach Geislbach gibt es dort wirklich. Er mündet bei Esterndorf in den Isen.
85235 Odelzhausen: Kapelle GeiselwiesHerrn Georg Seitzen[13]nach dem der Flurname Gaisiwiz benannt ist (oder vom „gegeißelten Heiland“)

1.1.1    Wo liegen diese ganzen Giso-Orte?

Giso-Orte gibt es in ganz Süddeutschland

Wenn man die in Frage kommenden Giso-Orte auf einer Karte einträgt, dann stellt man fest: In ganz Süddeutschland hat ein Giso Orte gegründet:

Abbildung 5 Von einem Giso gegründete Orte

War Giso ein Serien-Gründer?

Ist jetzt der Herr Giso durch ganz Germanien gezogen und hat Orte gegründet?

Nein. Giso war einfach ein gebräuchlicher Name. Unser Giso war höchstwahrscheinlich heilfroh, dass er den schönen Flecken in Besitz nehmen konnte und ist da nicht mehr weggezogen.

(In Nord-Germanien scheinen andere Vornamen beliebter gewesen zu sein – aber das ist ja auch heute noch so.)

1.3.4    Meint die Gründungsurkunde von Kloster Scharnitz wirklich das Schöngeising an der Amper?

Um welches Geising geht es dann eigentlich in der Urkunde?

In der Freisinger Urkunde steht nur das Wort „kisingas“. Woher weiß man eigentlich so sicher, dass damit ausgerechnet Schöngeising gemeint ist? Hat 2013 womöglich der falsche Ort eine 1250-Jahr-Feier ausgerichtet?

Die meisten Autoren beziehen sich auf das Buch von Theodor Bitterauf aus dem Jahr 1905. Der hat die in den Urkunden erwähnten Ortsnamen den heute üblichen Ortsnamen zugeordnet. Er schreibt, er habe das „mit ganz besonderer Sorgfalt vorgenommen mit eingehender Berücksichtigung der vorliegenden Vorarbeiten. Bei mehr als zweimal vorkommenden Ortsnamen wurde die einmal gefundene Interpretation unbedenklich in die Überschriften aufgenommen“.

Und „kisinga“ wies er dem „Pfarrdorf Schöngeising Bezirksamt Bruck“ zu. Als Quelle gibt er an:

A. Hundt: Abhandlungen XII, 197 (53) n. 23 R aus A (Hundt 1873)  [14]

Graf Hundt hat versucht, alle erwähnten Ortsnamen der Freisinger Traditionen zu identifizieren.

Die von Bitterauf angegebene Seite behandelt definitiv keine Ortsnamen. Aber man findet Schöngeising im Register der Ortsnamen[15]des Buches. Dort tauchen auf:

  • Giesing als „Kyesinga“ in Urkunde 218[16]
  • Schöngeising als „Kisinga“ in den Urkunden 23, 115, 242, 116, 117, 909, 920[17]
    Aber soweit erkennbar gibt Graf Hundt keine weitere Erklärung für diese Zuschreibungen. So richtig überzeugend ist die Quellenlage da wohl nicht.
    Graf Hundt schreibt selbst im Vorwort: „Nicht alle Räthsel vermochten wir zu lösen. So manches wird der Nachbesserung, der Berichtigung, der Ergänzung bedürfen.“
Der Zusammenhang bringt Klärung

Aus dem Ortsnamen alleine kann man also nicht ableiten, welches Kising/Geising denn gemeint war in der Urkunde.

Aber die diversen genannten Ortsnamen stehen nicht willkürlich hintereinander in der Urkunde. Genau betrachtet stellen sie eine Reihe von Orten dar, die entlang ehemaliger Römerstraßen vom Inn bis Freising liegen.

In diese Reihe könnte allenfalls noch München-Giesing passen, das damals tatsächlich ein mittelgroßer Ort war. Allerdings wird München-Giesing in einer anderen Freisinger Urkunde als Kyesing bezeichnet. Vielleicht wollte man es gezielt abgrenzen vom Kising an der Amper. Andererseits werden in der Urkunde die Orte „kisingas“, Gräfelfing und Pasing in einem Absatz genannt. Giesing läge schon etwas näher an Gräfelfing, als an Schöngeising.

Solange man nicht noch durch einen Flurnamen etc. auf ein weiteres mittlerweile untergegangenes Dorf Kising stößt, bleibt das Fazit:

Im Ausschlußverfahren gewinnt Schöngeising mit leichtem Punktsieg gegenüber München-Giesing als das Kising der Urkunde.[18]

1.4         Der Gründer Giso

Wann hat Giso gelebt?

Schöngeising war vermutlich durchgehend immer besiedelt. Auch wenn die Kelten 100 Jahre vor dem Auftreten der Römer eigenartigerweise ihre Städte auflösten und womöglich teilweise weiterzogen: Es blieben genug Kelten in der Gegend, um den Römern die keltischen Namen der Flüsse und Seen zu verraten. Die Römer sind 488 auch nicht vollständig abgezogen. An der Donau und nahe der Alpen gab es noch 763 weitgehend spätrömische Dörfer und auf dem einen oder andern Bauernhof hielt sich weiterhin eine ursprünglich römische Familie.

Später kamen Alamannen, Franken und diverse weitere germanische Völker in den bairischen Raum.

Also kam Herr Giso vermutlich nicht als Oberhaupt eines Trupps von 100 Germanen an die menschenleere Amper und stellte dort sein Giso-Ortschild auf. Vielmehr wurde er “Besitzer” eines schon bestehenden Dorfes. Den alten (keltisch-)römischen Ortsnamen Ambrae[19] wollte man aber nicht behalten und so wurde Schöngeising nach dem neuen Besitzer benannt. Aber wann war das? Es gab mehrere Phasen, in denen neue Herrschaften nach Schöngeising gekommen sein können.

  • ab 380: Die jüngste in Schöngeising gefundene römische Münze ist aus den 370er Jahren[20]. Die Römer haben in ihrer Abwehrschlacht sogar ein großes, kostbares Grabmal zur Befestigung genutzt. Wahrscheinlich übernahmen anschließend germanische Truppen den Ort.
  • ab 400: die ersten Ortsnamen mit -ing sind in Baiern und Alemannien bezeugt[21]
  • 493 übernahm der Ostgote Theoderich (auch ein Germane) das ehemalige Römische Reich und setzte 507/511 einen Herzog für den bairischen Raum ein. Dieser Herzog mußte dann natürlich – vermutlich ostgotische (aber womöglich auch einheimische) – Adelige für kleinere bairische Bezirke einsetzen. (Die extrem reich ausgestatteten Unterhachinger Gräber können von solchen ostgotischen Adeligen stammen[22].)
  • 506 eroberten die Franken das alamannische Reich. Hunderte alamannnische Adelige flohen in die Nachbarreiche – auch in das Ostgotenreich Baiern. (Wem die Flucht nicht gelang, der wurde ermordet[23]. Die Franken löschten die alamannische Oberschicht offenbar radikal aus.)
    Den Ostgoten standen also auch einige führungserfahrene Alamannen für ihre Spitzenpositionen zur Verfügung.
  • 536 war das Ostgotenreich am Ende und die Franken übernahmen das (zumindest west-)bairische Gebiet. Da sich gleichzeitig die Langobarden südlich der Alpen mächtig etablierten, mussten die Franken das neu erworbene Baiern rasch mit getreuen eigenen Adeligen bestücken, sonst hätten die Langobarden das führungslose Baiern überrannt und wären an der fränkischen Reichsgrenze gestanden. Irgendwann um 550 setzte der fränkische König den ersten bairischen Herzog ein (wobei nicht sicher ist, ob das wirklich schon ein Agilolfinger war). Auch dieser neue Herzog konnte/wollte neue Lokaladelige einsetzen.
    In der Urkunde von 763 gründen franken-treue Huosi-Adelige das Kloster Scharnitz und statten es mit Grund in Schöngeising aus. Das spricht für eine fränkische Inbesitznahme des Ortes. Herr Giso übernahm den Ort also vermutlich nach 536.

Fazit: Spätestens im Laufe des 6. Jahrhundert konnte sich ein Giso als adeliger Besitzer von Schöngeising etablieren. Im Jahr 763 kannte man diesen Giso wohl bestenfalls noch aus Erzählungen[24].

Namen durchgehend beliebt

Namen, die mit „Gis“ beginnen bzw. „Giso“ tauchen ab dem 4. Jahrhundert auf. Im 6. und 7. Jahrhundert sind sie am häufigsten.

In den Freisinger Traditionen gibt es etliche Urkunden, in denen Kisalperht, Kisalhart, Kislolt, Kisalfrid, Kisalmar, Kisalrich und auch der (vermutlich abgekürzte) Name Kiso auftauchen[25].

Da der Name über die Jahrhunderte so häufig vergeben wurde, hilft er uns bei der Datierung also leider nicht weiter.

Wie kam Herr Giso nach Schöngeising?

Über den Herrn Giso gibt es (natürlich) überhaupt keine Unterlagen. Die Zeit damals war weitgehend schriftlos und das wenige, das geschrieben wurde, ist größtenteils verloren.

Der Herr Giso hat vermutlich nicht schreiben können. Er war wahrscheinlich aus der (untersten) Adelsschicht, also ein germanischer Herrscher über womöglich 60 Personen. (Vielleicht waren es auch mehr und der Herr Giso war Chef von mehreren Dörfern.) Sehr gerne haben Verwandte gleich in der Nähe auch Dörfer gegründet.[26]

Wie also konnte Giso an den Ort gelangen? Da gibt es ein paar Möglichkeiten:

  • Er hat sich diesen Siedlungsplatz selbst ausgesucht. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass Schöngeising am wichtigen Amperübergang der Hauptstraße von Augsburg jemals unbesiedelt war.
    • Wenn Herr Giso unbesetztes Land gefunden hat, dann hat er vor Zeugen ein Beil[27] nach Süden, Osten und Westen geworfen und so seine Grundstücksgrenzen festgelegt. Seinen Acker musste er dann schnell durch einen Erdwall oder eingeritzte Grenzsteine markieren.
    • Wenn es nur Wald war, dann ließ er den Wald erst einmal brandroden.
  • Der Herzog (oder sein Adelssippen-Oberhaupt) hat ihn dort als Vasallen eingesetzt.
    In den Anfangsjahren Baierns bewährten sich auch Knechte in der Schlacht und konnten dann Vasallen eines Adeligen werden[28] – sie rückten durch Kriegsruhm in den Adelsstand auf. Auch das ist bei unserem Giso denkbar.

Und wer waren seine Untertanen – die Bauern im Dorf?

Die Chancen stehen bekanntlich gar nicht so schlecht, dass der Ort mindestens seit der Römerzeit durchgehend besiedelt war. Jedenfalls lag er wirklich günstig am Amperübergang der Römerstraße. In Schöngeising lebten dann also womöglich Nachkommen hängen gebliebener römischer Soldaten (die ja aus ganz Europa rekrutiert waren) und von Kelten sowie von germanischen Siedlern. Vermutlich hatte Giso mit den Multi-Kulti-Leuten im Dorf nicht viel am Hut[29] – womöglich hat er sie sogar mit Waffengewalt zu Arbeit und Abgaben gezwungen. Es kann sogar sein, dass Gisos Bauern ihn anfangs gar nicht verstanden, weil sie andere Sprachen sprachen.

Ob Herr Giso und seine Leute dort also verbliebene Römer verjagen mussten oder anderen Germanen den Ort streitig machten? Hat sich Giso friedlich mit den Einheimischen geeinigt? War der Ort doch verwaist? Das wird man nie feststellen können.

Was war Giso von Beruf?

Herr Giso war Adeliger und Oberhaupt einer Adelsfamilie. Aber angesichts der kargen Lebensumstände musste er womöglich gleichzeitig als Bauer arbeiten.

  • (Störmer 1973) zeigt, dass es zur Karolingerzeit undenkbar war, dass ein Adeliger ackert. Ob das auch schon zweihundert Jahre vorher so war, wissen wir nicht. Im Prinzip hatten die Bajuwaren ein Fronhofsystem (= Salhofsystem)(Störmer 1973, 155). Der adelige „Herr“ hatte einen großen Hof[30]aufgebaut und seine „Hubenbauern“ (= Hufner) ein paar Tage in der Woche auch für sich ackern und roden lassen. Vielleicht hatte er daher mehr Lager-Stadel auf seinem Hof, als die Nachbarn.
  • Aber ob das auch für die sicher schwierige Rodungszeit zur Zeit der Landnahme gilt, wissen wir nicht. So leicht war es damals nicht, satt zu werden. Herr Giso hat es sich also womöglich selten leisten können, einen Holzthron aufzustellen und seinen Nachbarn beim Ackern zuzusehen.

Wer auch immer auf seinen Feldern pflügte: Er tat es von Hand (der Schar- oder gar der Räderpflug waren noch nicht in Gebrauch; dafür brauchte man dann die Pferdestärken von Zugtieren). Er schnitt das Getreide mit Sicheln (Sensen kamen erst später). Kartoffeln (und Tomaten, Kürbisse, Mais etc.) gab es noch nicht. Vermutlich war es auch für Giso und seine Familie eine rechte Plackerei.

Der Herr Giso war wohl auch immer mal wieder auf Dienstreisen. Vermutlich hatte er ein oder zwei Streitrösser im Stall und sein Sax (das Schwert) war der schönste im Ort: Mit Mustern aus eingehämmerten Silberfäden und marmoriert schimmernder Damaszener­stahl-Klinge. Denn Gisos Beruf war primär Krieger. Eher im Nebenberuf sah er sich als Gutshofverwalter.

Wie hat Giso gewohnt?

Giso baute, soweit man das heute rekonstruieren kann, ein großes Holzhaus (20 mal 6 Meter). Von außen hat man fast nur das Dach gesehen, das beinahe bis auf die Erde heruntergezogen war. Das Haus stand in Ost-West-Richtung. In der nord-östlichen Ecke war vermutlich der Eingang. Vor der Westfassade war noch ein Vorraum. Die Balken hatten eine Fensterbreite Abstand (70 – 80 cm) und gründeten nur ein paar Zentimeter in der Erde. Die Wände waren mit Holzblöcken oder mit senkrechtem Flechtwerk ausgefacht und vermutlich bunt angestrichen.

Daneben gab es noch ein kleines Küchenhäuschen und diverse Schuppen und Scheunen. Im großen Langhaus lebte er mit seiner Familie und dem Vieh. (So hat man das jedenfalls aus Pfostenlöchern in der Erde anderer Orte und aus Gesetzestexten rekonstruiert. In Schöngeising selbst wurde kein Haus aus der Zeit ausgegraben.) Man kann sich Nachbauten aus dem 6./7. Jahrhundert in Kirchheim ansehen (www.bajuwarenhof.de).

Und nicht viel anders hat es wohl in Gisos Schöngeising auch ausgesehen.

Das Giso-Haus war vermutlich größer als das der Nachbarn[31]. Giso benötigte nämlich einen großen Speisesaal[32], um dort seine Verwandtschaft zu verköstigen. Der Hof war durch Palisaden umzäunt und konnte gegebenenfalls verteidigt werden. Auf den Hof ritten immer wieder mal Gesandte vom Herzog oder von anderen Adeligen. Gisos Hof war auch ein Gasthaus für die höhergestellten Adeligen seiner Sippe, die mit dem Herzog herumzogen und ihre Ziele und Wirkungsstätte in ganz Baiern oder gar Europa sahen[33].

Gisos Frau hatte eine besonders schöne Glasperlenkette, einen reich geschmückten Kamm aus Bein in einer Schatulle und dazu noch ein paar Preziosen aus fernen Ländern. Familie Giso musste ja schließlich repräsentieren.

Die Kinder Gisos wurden ausschließlich mit anderen Adeligen vermählt. Mischehen mit Freien oder gar Sklaven hatten bittere Konsequenzen.

Wo stand Gisos Haus?

Schöngeising besteht seit vielen Jahrhunderten. Dabei wurden ständig Häuser gebaut und die alten Baumaterialien wiederverwendet. Schon von den Häusern des 18. Jahrhunderts sind kaum noch Reste zu finden. Um so schwieriger ist es zu sagen, wo vor 1.500 Jahren Häuser standen. Aber es gibt Indizien:

  • Die Römerstraße zwischen Augsburg und Salzburg war damals sicher noch intakt und bedeutsam für den Ort. Also lag der Ort sicher an dieser Römerstraße.
  • Der alte Übergang über die Amper an der Turminsel war relevant. Übergeordnete Adelskreise sorgten sicher immer dafür, dass diese Brücke oder Furt gangbar war. Also wird das alte Dorf nicht weit davon entfernt gewesen sein.
  • Östlich der Brücke gab es eine kleine römische Siedlung. Baiovaren siedelten bevorzugt nahe an römischen Villen oder Siedlungen – aber praktisch nie direkt darin. So hatten sie Baumaterialen aus dem Abbruch in der Nähe und mussten trotzdem nicht in den Resten dieser städtischen Kultur siedeln – als Bauernkultur bevorzugten sie ländliche Dörfer.
  • Oft entwickelten sich Kirchen aus den hölzernen Kapellen der Ortsadeligen (den „Eigenkirchen“). Wir wissen es nicht – aber es ist nicht ausgeschlossen, dass dies auch in Schöngeising der Fall war.
  • Die Amper mäandrierte über die Jahrtausende stark, was man noch immer am Luftbild ablesen kann. Dieser überschwemmungsträchtige Bereich wurde für Siedlungen sicher gemieden.

Abbildung 6 Mäandrierende Amper [Google Earth, Aufnahmedatum 04.08.2015

  • Die Toten wurden vor dem 7. Jahrhundert in Reihengräberfeldern entlang der Straße außerhalb des Ortes begraben. Das kann aber auch ein Stück weit entfernt liegen und es gibt daher wenig Hinweise auf die Ortslage.
    Adelige wurden aber oft auch auf ihrem Hofgelände mit Waffen begraben.
    Östlich des Scherrerhauses wurden 1937 Baiovarengräber aus der Mitte des 7. Jahrhunderts ausgegraben.[34] Gisos Begräbnis ist deutlich früher zu vermuten, aber die Stelle könnte den westlichen Rand des damaligen Ortes markieren – oder die Stelle des damaligen Fürstensitzes.
Wo liegt Giso begraben?

Unweit von Schöngeising liegt das Reihengräberfeld. Wenn Giso nicht während einer Schlacht fern von Schöngeising fiel, dann liegt er vermutlich hier begraben. Würde man dort graben, könnte man vielleicht noch die Pfostenlöcher eines Daches über seinem Grab finden (Spuren solcher „Memoriale“ findet man immer wieder[35]). Er war schließlich der erste baiovarische Würdenträger des Ortes.

Hätte Giso eine eigene Kirche[36] besessen, dann hätte er sich dort an der Außenmauer begraben lassen. Die Schöngeisinger Kirche ist aber vermutlich deutlich jünger und bislang gibt es keine Hinweise auf Vorgängerbauten des 6. – 7. Jahrhunderts.

Literatur

Cozroh-Codex, Cozroh. o. J. „BayHStA HL Freising 3a, Freising, 824. Freisinger Handschriften (Traditionsbücher, Kopialbücher, Urbare und Rechnungsbücher“. http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00003037/images/index.html?id=00003037&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=288.

Denkmalpflege, Bayerisches Landesamt für. o. J. „Geoportal Bayern. Bayerischer Denkmal-Atlas“. http://geoportal.bayern.de/bayernatlas-klassik/denkmal?lon=4441197.5&lat=5333636.0&zoom=13&base=904&info=Sch%C3%B6ngeising&.

Deutinger, Roman. 2017. Lex Baioariorum – Das Recht der Bayern. Regensburg: Pustet-Verlag.

Förstemann, Ernst Wilhelm. 1856. Altdeutsches Namenbuch. Nordhausen: Förstemann.

Haas-Gebhard, Brigitte. 2013. Die Baiuvaren – Archäologie und Geschichte. Regensburg: Pustet Verlag.

Hundt, Friedrich Hector Graf. 1873. „Über die Bayerischen Urkunden aus der Zeit der Agilolfinger“. In München: Abhandlungen der k. b. Akademie der Wissenschaften III. C. http://bsb3.bsb.lrz.de/~db/1113/bsb11135248/images/.

Krah, Adelheid, Hrsg. 2007. „Die Handschrift des Cozroh. Einblicke in die kopiale Überlieferung der verlorenen ältesten Archivbestände des Hochstifts Freising“. Archivalische Zeitschrift Bd. 89: 407.

Pietschmann, Nico. 2013. Die Römer in Ambrae – Archäologische Siedlungsspuren im Landkreis Fürstenfeldbruck. Brucker Blätter. Fürstenfeldbruck: Historischer Verein Fürstenfeldbruck.

Sacrista, Conradus. 1187. Traditionscodex Des Conradus Sacrista. Freising: s.n.

Schorr, Andreas. 2014. „Frühmittelalterliche Namen an Iller, Donau und Lech“. In Hubert Fehr. Die Anfänge Bayerns – Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria. St, herausgegeben von Buchverf] Irmtraut Heitmeier. Ottilien: EOS-Verlag.

Störmer, Wilhelm. 1969. „Adelsgräber im frühmittelalterlichen Bayern und Ostfranken“. ZBLG, 32.

———. 1973. Früher Adel – Studien zur politischen Führungsschicht im fränkisch-deutschen Reich vom 8. Bis 11. Jahrhundert. Stuttgart: Anton Hiersemann.

———. 2007. Die Baiuwaren – Von der Völkerwanderung bis Tassilo III. München: Beck-Verlag.

Zahler, Josef. 2013. „Gündungsurkunde Kloster Scharnitz“. In 1250 Jahre Klais – Geschichte und Entwicklung des Ortes an der Römerstraße, 28–29. Krün: Gemeinde Krün.


[1] (Cozroh-Codex, o. J., Fol. 133, 133′, 134, 134′)

[2] Übersetzung von Nico Pietschmann. Seine Erläuterung:

„in Kisingas“ wird nicht mit „in Schöngeising“ übersetzt. Denn lateinisch „in“ wird nur mit dem deutschen „in“ übersetzt, wenn „kisingas“ im Ablativ stünde. Dann stünde dort aber „kisingis“.
Hier haben wir aber den Akkusativ-Plural und dann muß lateinisch „in“ mit dem deutschen “zu”, “nach” oder “gegen”übersetzt werden. [Das gilt natürlich nur, wenn der frühmittelalterliche Schreiber Cozroh hier die lateinische Grammatik korrekt angewandt hat.]

[3] (Zahler 2013, 28)

[4] Nico Pietschmann weist darauf hin, dass es in der Antike und im Frühmittelalter nicht unüblich war, Ortsnamen in einer Pluralform zu benennen. Diese Orte folgen oft der lateinischen a-Deklination. Berühmte Beispiele sind “Athenae” (Athen) und “Syracusae” (Syracus in Sizilien). Die Grundform (Nominativ Plural) Schöngeisings muß also lateinisch “Kisingae” heißen. So war es auch beim antiken Namen Schöngeisings, das unter den Römern “Ambrae” genannt wurde.

[5] Besonders früh gegründete Orte sind oft ing-Orte oder heim-Orte. Es gibt aber auch Orte, die nach 1000 n. Chr. gegründet wurden und mit „ing“ benannt wurden, die hatten dann aber meist keine Kirche und waren winzige Weiler. (Störmer, 1973 S. 65)

[6] Bis 788 werden in den Urkunden 580 Ortsnamen in Baiern erwähnt. 110 davon sind “ing”-Orte. (Störmer, 2007 S. 39)

[7] (Störmer 1973) hält –ing auch für einen Hinweis auf „Allodialbesitz“. Dann zählen diese Orte zum Eigenbesitz der Adelsfamilie und sind kein Herzogslehen, das der Herzog wieder entziehen könnte.

[8] Siehe dazu auch: https://wordpress.com/post/altwegeffb.home.blog/1222

[9] Das war aber sehr selten.(Schorr 2014, 232)

[10] Das „o“ am Namensende von Giso war im Althochdeutschen die übliche Endung von männlichen Substantiven im Nominativ-Singular. Der „Hahn“ hieß damals zum Beispiel „hano“. Deshalb taucht das “o” in den Doppelnamen nicht mehr auf. Der aktuelle Bürgermeister Thomas Totzauer hätte damals „Tomo“ geheißen.

[11] (Förstemann 1856) verwirft die Ethymologie von „Geisel“ (denn wer würde sein Kind „Geisel“ nennen und leitet ein althochdeutsches Wort „GIS“ vom altnordischen „gisli“ (Strahl, Pfeil) her, das er als Verkleinerungsform interpretiert, da auch Namen mit lateinisierter Verkleinerungsform auftreten (witigisclus etc.).

[12] (Schorr 2014) nennt noch das langobardische gīsil (Pfeil, Pfeilschaft) als möglichen Ursprung.

[13] Amperland, 1981, S. 230–231.

[14] Das Buch von Graf Hundt ist auch online einsehbar: http://bsb3.bsb.lrz.de/~db/1113/bsb11135248/images/index.html?id=11135248&fip=&no=2&seite=57

[15] http://bsb3.bsb.lrz.de/~db/1113/bsb11135248/images/index.html?id=11135248&fip=&no=48&seite=120

[16] (Zahler 2013, 29) vermutet zwar, dass mit „kisingas“ das heutige „Schöngeising“ gemeint ist. Er erwähnt aber, dass andere Übersetzungen hier vom Münchner Giesing ausgehen.

[17] Graf Hundt zählt die Urkunden offenbar anders. Denn die Ersterwähnung Schöngeisings hat bei Theodor Bitterauf die Urkundennummer 19.

[18] Es gäbe noch ein weiteres, aufwändiges Ausschlussverfahren: In der Urkunde der Erstwähnung wird ausschließlich Grundbesitz der Huosi-Adelsgruppe übertragen. Man kann die Grundübertragungen der anderen Giso-Orte daraufhin untersuchen, welche Adelsgruppen dort Grundbesitz hatten. Wenn kein Huosi-Mitglied dort jemals ein Grundstück übertragen hat, dann hat es vermutlich nichts mit der Urkunde von 763 zu tun. Soweit bekannt, gibt es so eine Untersuchung bislang nicht. Sie würde auch nur weiterhelfen, wenn die anderen Giso-Orte durch die Erwähnung eines Flusses etc. in der Nähe eindeutiger identifizierbar wären.

[19] Daß Schöngeising höchstwahrscheinlich identisch ist mit dem römischen Ambrae zeigt überzeugend (Pietschmann 2013, 30)

[20] (Pietschmann 2013, 40)

[21] (Störmer 2007, 40) leider ohne Nachweis oder Beispiel.

[22] (Haas-Gebhard 2013, 94)

[23] Ganz so radikal, wie es manchmal dargestellt wird, war es womöglich doch nicht. So kann es sein, daß die schwäbischen Zweige der agilolfinger Herzogssippe schon damals dort lebten.

[24] Vereinzelt wurden Orte mit –ing auch noch im 8. Jahrhundert nach Adeligen benannt. Das waren dann aber nur kleine Weiler ohne Kirche ( (Störmer, 1973 S. 65)). (Hundt, 1873 S. 81) hat keinen Giso mehr in den Traditionen von Freising gefunden. [Da hat er aber nicht gründlich gesucht. z. B. erwähnt Urkunde #636 vom 09.06.840 einen Kiso. Es gab also 763 vermutlich schon noch Baiovaren mit dem Namen Giso.]

[25] z. B. in Urkunde #636 vom 09.06.840

[26] (Störmer 1973, 63)Da denkt man natürlich gleich an Kottgeisering, das von einem Giselher gegründet wurde. Ähnlich klingende Namen verweisen oft auf Verwandtschaft.

[27] (Deutinger 2017) Paragraph XII.10 des Lex Baioariorum

[28] (Störmer 1973, 158)

[29](Störmer 1973, 155)

[30] „curtis dominica“ in den lateinischen Urkunden

[31] (Störmer 1973, 40) nennt es einen Herrenhof.

[32] (Störmer 1973, 142)

[33] (Störmer 1973, 155)

[34](Denkmalpflege, o. J.): Das Grab enthielt einen Sax (ein machetenartiges Schwert), zwei Pfeilspitzen und ein Messer – die aber mittlerweile zum Teil verschwunden sind. Auf der Karte von Weller (1996 S. 297) scheint das auf der Wiese vor dem Bürgerhaus gewesen zu sein. Der Bayerische Denkmalatlas zeigt als Stelle eher den Garten des Grundstücks Scherrerstraße 2d. Einen Kilometer weiter nördlich gab es noch ein weiteres Dorf, das aber – abgesehen von Gräbern mit Beigaben aus dem 8. Jahrhundert – spurlos untergegangen ist. Das hat mit unserem Giso nichts zu tun.

[35] Hans-Peter Volpert zeigte dies aus Kirchheim, Aschheim im Vortrag bei „Zeitreise-Gilching“ am 11.07.18

[36] Zumindest in Mühltal bei Schäftlarn ist eine adelige Eigenkirche über einem Ahnengrab belegt. (Störmer 1973, 142)

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