Am Samstag, 08.11.25, ging es bei kühlen einstelligen Temperaturen ans Trocknen des Lehmofens. Da die Trocknung sicher lange dauern würde, hatte Gunter ein wenig Essen, Trinken und eine Feuerschale besorgt. Um 13:00 Uhr also erstmal ausladen, aufbauen:


Schon wurde es etwas gemütlicher und wir haben erstmal den Backofen inspiziert (einige Trocknungsrisse außen sichtbar, aber unauffällig), dann wurde das Feuer im Ofen entzündet:


Der Lehm war anfangs immer noch ziemlich nass! Mit dem Daumen konnte man ihn weiterhin leicht verformen (innen leichter als außen) und die Feuchtigkeit war auch deutlich tastbar (innen und außen). Das Feuer im Innenraum hat von der Luftzirkulation her recht gut gebrannt, durch die Feuchtigkeit war es aber eher eine unvollständige Verbrennung. Die Innenwand wurde in Kürze kohlrabenschwarz und der Lehm hat wegen der zugeführten Hitze innen angefangen zu glänzen und richtig zu “schwitzen”.
Leider sind dann nach ca. 1 Stunde Feuerung Lehmteile aufgrund von Rissbildung/ Schrumpfung innen abgebrochen und ins Feuer gefallen. Die feuer-zugewandte Seite war dann immer noch schwarz, aber trocken und hart, die andere Seite immer noch super-feucht und weich. Auch die Bruchstellen im Ofen (sofern man bei kleiner Flamme kurz hinfassen konnte) war noch sehr nass und weich. Ein wenig erstaunt waren wir schon, der Ofen hatte immerhin 3 Wochen Zeit abzutrocknen. Aber wegen der kühlen Temperaturen oder weil der Ofen einfach generell sehr feucht war, haben wir uns da wohl verschätzt.
Naja, die Alternative (Feuer aus und weiter trockenen lassen) in Kombination mit frostigen Temperaturen war auch nicht viel besser, also haben wir das Feuer auf minimaler Flamme am Brennen gehalten und gehofft, dass die Innenwand nicht peu-à-peu dahinbröckelt, sondern der Ofen trotz allem eine Chance bekam, durchzutrocknen. Vorweggenommen: mehr als diese Lehmstücke sind beim Trocknungsbrand nicht abgesprengt worden, puh!:

Im Inneren sind diese Stellen deutlich sichtbar, aber ich denke, dass wir sie mit frischem Lehm kitten können (siehe auch das herablaufende Schwitzwasser rechts am Ofenklappenrahmen):

Damit auch wir nicht frieren mussten, haben wir dann etwas später auch noch den Feuerkorb angezündet:

So ging es also den Tag über weiter: Holz nachlegen, Trocknung prüfen, Mandarinen essen, Feuer gucken, unterhalten, Erbsensuppe warmmachen und genießen, Tee trinken usw. usf.
Gegen 20:00 Uhr haben wir uns dann langsam getraut das Feuer etwas zu vergrößern. Die Außentemperatur konnten wir mit Jounis Temperaturmesslaser gut überwachen, zu diesem Zeitpunkt waren es an den wärmsten Stellen ca. 25°C, nach unten und seitlich nur bis ca. 10°C. Die Rissbildung im Inneren wurde stärker, aber wie gesagt ohne weitere Ausbrüche.

Ab 21:30 Uhr hatte der Ofen dann endlich eine Temperatur erreicht (außen maximal 35°C), die das Wasser aus dem Lehm sichtbar gegen das Licht verdampfen ließ:

Um23:00 Uhr: die Rissbildung setzt sich mit zunehmender Trocknung fort und wird stärker. Zum Schutz des Ofenbodens haben wir übrigens zwischendrin alte Dachziegel untergelegt, auf denen das Feuer den Rest der Session brannte.

Um kurz vor 5:00 Uhr morgens :das Feuer ist jetzt deutlich größer und heißer, der schwarze Kohlenstaub ist von der Oberfläche gebrannt. Überall dort, wo die Lehmkugeln aufeinandertreffen, haben sich Risse gebildet:

Die Verdampfung lief dafür auf Hochtouren, an der Außenseite konnten wir 40-45°C messen. Die hellen Stellen im Lehm zeigten an, dass wo der Lehm schon punktuell durchgetrocknet war:

Von der Seite sah der Ofen ähnlich aus. Im unteren Bereich, wo die Ofenkante in den Holzrahmen übergeht, hatte sich erstaunlicherweise so viel Feuchtigkeit gesammelt, dass hier sogar eine kleine Wasserrinne entstand! Der Sockel wird definitiv der allerletzte Teil des Ofens sein, der durchtrocknen wird.

Kurz danach waren die letzten Holzscheite so weit abgebrannt, dass Gunter den Ofen mit einem kleinem Restspalt schließen konnte, die Einhausung zuklappen und den Vorplatz wieder aufgeräumt hatte. Schnell aufs Rad und ab ins Bett war die Devise!
Am gleichen Tag, nach ein wenig Schlaf und Frühstück, ist Gunter mit Theresa nochmal kurz zum Ofen gefahren um nach dem Rechten zu sehen und um das schmutzige Geschirr abzuholen. Hier noch ein paar Bilder vom Ofen von Sonntag, 13:30 Uhr:



Der Ruß innen ist vollständig abgebrannt, die Wände haben eine orangene Farbe von der hohen Temperatur bekommen. Viele Risse sind sowohl innen als auch außen entstanden. Sowohl die Risse, als auch die größeren Abplatzer im Inneren sollten wir aber mit frischem Lehm wieder leicht kitten können. Außerdem sieht man, dass der Ofen noch nicht vollständig trocken ist (dunkle Flächen im Lehm außen). Die Backfläche ist ebenfalls gerissen, wie stark habe ich leider nicht genau geprüft.
Fazit: der Trocknungsbrand war aus meiner Sicht erfolgreich und hat echt Spaß gemacht! Das lag aber auch vor allem an den ganzen Mitmachern, die verteilt über die 17 Stunden am Start waren: Christina, Peter, Wolfram, Theresa, Edgar, Luzia, Mirko, Florian, Jouni und Bobin!
Erfahrungen, die ich anderen Backofenbauern mitgeben würde (oder uns, wenn wir irgendwann vielleicht doch eine Version 2.0 in Angriff nehmen sollten):
- Die Lehmkugeln sollten beim Bau gleichmäßiger verteilt und alle auf ähnliche Weise festgedrückt werden. Das könnte man durch eine bessere Absprache vor Start erreichen oder wenn nur eine Person die Kugeln platziert und die anderen sie anreichen.
- Die Kugeln sollten grundsätzliche ihre Form behalten und nicht zu flach gedrückt werden. Die Kugelform schützt den Lehm vor vor Ausbrüchen und gibt dem Gewölbe dadurch eine sehr gute Stabilität.
- Die festgedrückten Lehmkugeln im würde ich nicht nochmal verstreichen. Die meisten Fugen sind beim Trocknen eh wieder aufgerissen. Ich bin gespannt, wie gut sich diese Fugen wieder zukitten lassen, oder ob hier die Kanten bei Berührung weiter wegbrechen.
- Wenn man genug Zeit in der warmen Jahreszeit hat, sollte man die Lehmbasis erst ausreichend trockenen lassen, bevor man den Ofen aufsetzt.
- Das eingearbeitete Stroh braucht man nicht unbedingt längere Zeit zu wässern, in der Hoffnung dass es dadurch leichter zu verarbeiten ist. Auch trockenes Stroh, das wir vor dem Vermischen mit Lehm kurz ins Wasser getaucht hatten, war ok.
- Das Trocknen der Strohschicht (vor der letzten Lehm-Stroh-Schicht) war sehr sinnvoll! Das könnte man beim nächsten Mal noch etwas ausdehnen.
Wie dem auch sei, wir können mit dem ersten Lauf ganz zufrieden sein! Der Ofen steht noch und es ist eine beträchtliche Menge Wasser raus aus dem Lehm. Beim nächsten Mal werden wir den Großteil des verbleibenden Wassers aus den Wänden bekommen und sicher so viel aus der Grundfläche, dass wir am Ende der Feuerung die Hitze auch für ein erstes Anbacken nutzen können (Wolfram musste einen ersten Test-Flammkuchen am Samstag dann doch leider noch zuhause backen.)
Wie gehts also weiter?
Gunter wird die Aktion gerne am nächsten Samstag, 15.11.25. nochmal wiederholen. Dann vielleicht mit etwas weniger Aufwand (kein Feuerkorb), dafür mit schnellerem backbaren Ofenzustand und nicht unbedingt bis in die Morgenstunden. Wenn wir wieder am frühen Nachmittag (13:00 Uhr?) anfangen und noch die Risse mit frischem Lehm abdichten, könnten wir ein paar Pizzen/ Flammkuchen gegen Abend anpeilen, danach vielleicht auch ein paar Brote, wenn die Temperatur ausreicht. Währenddessen sollten wir noch die seitlichen Tischplatten ergänzen.
Gunter nochmal eine extra-Mail dafür rum, ihr könnt euch aber den Termin schonmal freihalten, wenn ihr Zeit, Lust und Motivation habt.

